Polizeiführung jagt Polizisten: Wehe, wer sich weiterbildet!

von Klaus Lelek

Die brutale Attacke auf zwei Polizisten vor einer Shischa-Bar in Essen hat gerade erneut bewiesen: Nordrhein-Westfalens Ordnungshüter kriegen kräftig was auf die Mütze. Aber wehe, wer sich weiterbildet, um für den Dienst – genauer gesagt: den Kampf – mit gut ausgebildeten und bewaffneten Tätern besser gewappnet zu sein. Der bekommt die volle Härte des Gesetzes zu spüren. Das hat jetzt ein junger Polizeibeamter in Bielefeld erfahren, der außerhalb der Dienstzeit bei einem privaten Sicherheits-Trainer Nachhilfestunden nahm.

Laut einem Bericht der Neuen Westfälischen wurde gegen ihn ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Denn trotz häufiger brutaler Attacken gegen die Ordnungshüter ist ein „außerdienstliches Einsatztraining“ streng verboten.

Das Pikante an dem Fall: Der angezeigte Polizist ist nur einer von vielen Beamten, die bei Christian Hjort, einem freiberuflichen Einsatztrainer für Polizei, Zoll und Justizbeamte ihre nach eigenen Aussagen „realitätsferne, unzureichende Ausbildung“ erweitern.

„Seine Spezialkurse, in denen Taktiken zur Eigensicherung, Zugriffstechniken und Kontrollgriffe gelehrt und trainiert werden, haben Zulauf aus dem gesamten Bundesgebiet“, schreibt die „Neue Westfälische“.

Polizeipräsidentin ist Angebot ein Dorn im Auge

Laut der Zeitung ist das Angebot des Trainers dem Bielefelder Polizeipräsidium ein Dorn im Auge. Deren Chefin Katharina Giere fürchtet augenscheinlich um ihre Autorität und weist ausdrücklich darauf hin

„dass polizeiliches Einsatztraining ausschließlich im Dienst durchgeführt werden darf und dessen Inhalte nicht an Außenstehende weitervermittelt werden dürfen“.

Ihre Sprecherin Sonja Rehmert versucht dies wie folgt zu erklären:

„Die Durchführung polizeilichen Einsatztrainings außerhalb des Dienstes können Pflichtverletzungen gegen die Gehorsams- und Verschwiegenheitspflicht darstellen.“

Nach Bespitzelung überführt

Das Ergebnis des „Lex Giere“ ist eine regelrechte interne Hexenjagd auf die mit ihrer Ausbildung unzufriedenen Polizisten. In deren Verlauf wurden die Trainingsvideos zu den Kursen – die ja eigentlich den Beamten bei privaten Freizeitaktivitäten zeigen – kriminaltechnisch ausgewertet. Die Vorgesetzten sollten die Beamten, die allerdings im Trainingsvideo mit Sturmhauben gezeigt wurden, identifizieren und somit überführen. Ein junger Polizist soll dabei an seiner Stimme erkannt und der Polizeipräsidentin gemeldet worden sein.

Diese Form von interner Denunziation stieß sogar bei der Polizeigewerkschaft auf Widerstand: Deutliche Worte kamen laut NW von Arnold Plickert, Bundesvorstand der GdP:

 „Wenn bei den Kollegen das Gefühl vorherrscht, dass sie nicht richtig ausgebildet werden, sollte die Behördenleitung nicht die Energie darauf verwenden, herauszukriegen, wer das gesagt hat. Sie sollte für sie lieber Lösungen finden.“

Nach dem Verbot durch das Polizeipräsidium hat der erfolgreiche und beliebte Trainer sein Angebot in Bielefeld derzeit eingestellt. Woanders finden die Einsatztrainings aber weiterhin statt. (KL)


Quelle und Kommentare hier:
https://www.journalistenwatch.com/2018/09/13/polizei-wehe-wer-sich-weiterbildet/