Vor dem Krieg und der Knopp`schen Erziehung

von Hagen Stein

Das kommende Jahr 2014 wird ein Jahr des Gedenkens sein. Es wird ein Jahr der stets beklagten deutschen Schuld sein, ein Jahr der Betroffenheitsrituale medialer Art über längst vergangene Katastrophen, nachbeurteilt aus heutiger, politisch korrekter Sicht, die immer das schale Gefühl hinterlässt, nicht die ganze Wahrheit erfahren zu haben.

Es ist die Wahrheit des Guido Friedrich Knopp, der Ober-Geschichtslehrer der Nation, das GEZ-finanzierte schlechte Volksgewissen, der fleischgewordene Backflash deutscher Schuldkomplexe, der offenbar die Aufgabe erfüllen soll, in freundlich verbindlicher Manier und unter ständigem Kopfnicken die politisch gewollte Sicht der Dinge unters Volk zu bringen.

Das Jahr 2014 bietet mehr als genug Gelegenheit, den in Fleisch und Blut übergegangenen Reflex deutscher Selbstkasteiung in vollen Zügen auszukosten. Es jährt sich nicht nur zum siebzigsten Male der leider erfolglose Widerstand deutscher Patrioten gegen das Nationalsozialistische Regime mittels erfolglosen Bombenattentats, sondern es ist dann auch hundert Jahre her, dass der Erste Weltkrieg entfesselt wurde und die Welt für immer veränderte.

Von Guido Knopp werden wir erfahren, dass es deutsche „Großmannssucht“, das vom Deutschen Reich ausgelöste „Flotten-Wettrüsten“, die unverhohlene „deutsche Gier“ nach Kolonien unter südlicher Sonne und vor allem „typisch deutsches Wesen“ die „Urkatastrophe“ ausgelöst hätten. Wir werden darüber belehrt werden, dass dies alles quasi im luftleeren Raume und maßgeblich durch angeborene deutsche Bosheit entstanden sei. Wir werden nicht erfahren, dass die wahren Kriegsgründe weit vor jenen Ereignissen ihren Ursprung hatten, die den Deutschen 1918 von den Siegermächten zur Last gelegt wurden.

Wie es zum Kriege kam

Wie kam es zu den Zerwürfnissen, die am Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Krieg mit vielen Millionen Opfern führten?

Mit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 änderte sich die politische Weltkarte nachhaltig und dauerhaft. Frankreich überfiel im 19. Jahrhundert nunmehr zum zweiten Mal deutsches Gebiet, einmal unter Napoleon I. und zuletzt unter Napoleon III. im Jahre 1870, um dem französischen Machtbereich nach Osten auszudehnen. Frankreich verlor beide Waffengänge und dazu den ewigen „Zankapfel“ Elsass-Lothringen, das damals noch überwiegend von Deutschen besiedelt war. In einer Volksabstimmung im Jahre 1872 votieren 10,3 % der elsässisch-lothringischen Bevölkerung für eine Zugehörigkeit zu Frankreich und etwa 85% für das Deutsche Reich. Der Begriff des französischen „Erbfeindes“ stammt, nebenbei bemerkt, aus noch älterer Zeit.

Als im Dreißigjährigen Krieg und im Pfälzischen Erbfolgekrieg französische Truppen weite Teile Badens und des Rheinlandes auf einer Länge von ca. 160 Kilometern und in etwa gleicher Breite verwüsteten, einige Städte völlig einäscherten und nahezu entvölkerten, darunter Speyer, Bingen, Mannheim, Worms und Heidelberg, hinterließen Franzosen in der deutschen Bevölkerung einen nachhaltig negativen Eindruck, der durch die napoleonische Besatzungszeit verstärkt, bis weit ins 20.Jahrhundert erhalten blieb. Man muss bedenken, dass unser Volk nicht zu allen Zeiten derart ungebildet und geschichts-unbewusst war, wie es heutzutage allgemein der Fall zu sein scheint. Aber dies nur am Rande.

Die Reichsgründung und das erste deutsche Wirtschaftswunder

Mit der Gründung des Deutschen Reiches im Spiegelsaal des Versailler Schlosses im Jahre 1871 beschlossen fast alle deutschen Stämme, von nun an zum Schutz und Trutze stets brüderlich zusammenzuhalten, gegen Alles und Jeden, der es fürderhin wagen sollte, uns anzugreifen. Nun ist es nicht nur die Schmach der Niederlage und des Landverlustes, die den Stolz der Grand Nation bis ins Mark erschütterte, sondern auch die erwachende teutonische Wirtschaftskraft, die nunmehr ungehemmt von kleinstaatlichen Hürden, im ständigem Wachstum begriffen, Neid und Unwillen der führenden Nationen Europas weckte – allen voran den des Britischen Imperiums.

Bisher wurde die Welt reichlich und hauptsächlich mit britischen Waren versorgt. Maschinen, aber auch Textilien, Gebrauchs- und Luxusgüter – die breite Palette gehobener Produkte, die von Geschmack und Wohlstand zeugten, wurden in England gefertigt und in aller Herren Länder exportiert.

Der Ausbau der Deutschen Handelsflotte und das wachsende Angebot deutscher Produkte in Folge des stattfindende Wirtschafts-Booms im jungen Reich gefährdete die britische Vormachtstellung im Welthandel zusehends. Das Britische Empire sah es jedoch als sein naturgegebenes Recht an, nicht nur die Wellen der Meere, sondern auch die globalen Warenflüsse zu dominieren. So wurden seit der Vernichtung der Spanischen Armada zahlreiche Kriege geführt, gegen Holländer, Spanier, Franzosen, gegen eigene Kolonien und viele Andere, um das einträgliche Handelsmonopol fest in englischen Händen zu behalten. Die englische Politik des „Balance of Power“ sollte nicht etwa für ein gerechtes Gleichgewicht der Kräfte sorgen, sondern lediglich die führende Position des Britischen Weltreiches zementieren. Indem von dieser Seite im Konfliktfall stets zu Gunsten des Schwächeren eingegriffen wurde, konnte gewährleistet werden, dass aus den Streitigkeiten sowohl geschwächte Gegner, als auch geschwächte Konkurrenten für England hervorgingen.

Gemeinsame Herkunft

Vor der deutschen Reichsgründung gab es kaum nachhaltige Feindseligkeiten von englischer Seite und umgekehrt – im Gegenteil wurde gerne die gemeinsame Herkunft von Deutschen und Angelsachsen betont, die geradezu im Widerspruch zur romanisch-keltischen Abstammung der Franzosen stünde – „zufälligerweise“ den damals stärksten Konkurrenten Englands.

Doch allmählich ab 1871 wurden antideutsche Ressentiments von Wirtschaft, Presse und Teilen der Politik in Großbritannien bewusst geschürt. Mit der Idee der „Merchandise marks act“ versuchte London ab 1887 den deutschen Außenhandel zu bremsen, indem deutsche Exportartikel mit dem Vermerk „MADE IN GERMANY“ versehen wurden. Dass sich dieser „Warnhinweis“ aber, entgegen der Absicht, schnell zu einem begehrten Gütesiegel entwickelte, dürfte die Gemüter der englischen Protektionisten noch zusätzlich in Wallung gebracht haben. Der deutsche Außenhandel wuchs in den zwanzig Jahren zwischen 1887 und 1907 um 250 Prozent, währender der englische „nur“ um etwa 80 Prozent anstieg.

Geschürtes Feindbild Deutschland

Von nun an wurde kein gutes Haar mehr am Deutschen Reich gelassen. Es wurde unterstellt, dass Deutschland mit seinem Flottenausbau die wirtschaftliche und militärische Weltherrschaft anstrebe, obwohl die Überlegenheit der englischen- gegenüber der deutschen Flotte in besagter Zeit noch enorm ausgebaut wurde. Die “hochgerüstete” Deutsche Flotte macht in etwa ein Fünftel der Englischen Flotte aus. Auch tätige das Deutsche Reich koloniale Erwerbungen, ohne sich dies vorher von England absegnen und genehmigen zu lassen, beklagte ein hoher Beamter des britischen Außenministeriums, namens Eyre Crowe. Er nannte Deutschland, das zur damaligen Zeit eine weitaus liberalere Verfassung hatte, als das Britische Empire, eine „Diktatur“ und es sei ein

„Naturgesetz, dass sich das Vereinigte Königreich gegen Diktaturen stellt“! So sei „Deutschland eine Gefahr für den Rest der Welt“ und ein bewaffneter Konflikt mit dem Reich könne „langfristig nicht verhindert werden“.

Das deutsche Feindbild wird zum Ende des 19. Jahrhunderts auch medial nach Kräften geschürt. So lässt der SATURDAY REVIEW am 24. August des Jahres 1895 verlautbaren:

„Wir Engländer haben bisher stets gegen unsere Wettbewerber bei Handel und Verkehr Krieg geführt. Unser Hauptwettbewerber ist heute nicht mehr Frankreich, sondern Deutschland. … Bei einem Krieg gegen Deutschland kämen wir in die Lage, viel zu gewinnen und nichts zu verlieren.”

  Am 1. Februar 1896 erscheint ebenfalls im “REVIEW”:

„Wäre morgen jeder Deutsche beseitigt, so gäbe es kein englisches Geschäft, noch irgendein englisches Unternehmen, das nicht zuwüchse. Verschwände jeder Engländer morgen, so hätten die Deutschen den Gewinn. … Einer von beiden muss das Feld räumen. … Macht Euch fertig zum Kampf mit Deutschland, denn Germaniam esse delendam.” (Deutschland muss vernichtet werden)”

Am 11. September 1897:

„Überall, wo die englische Flagge der Bibel und der Handel der Flagge gefolgt ist … bekämpft der deutsche Handelsmann den englischen. … Staaten haben jahrelang um eine Stadt oder ein Thronfolgerecht Krieg geführt; und da sollten wir nicht Krieg führen, wenn ein jährlicher Handel von fünf Milliarden auf dem Spiel steht?”

Der englische Botschafter Sir Francis Bertie schreibt am 11. Juni 1904 an einen Freund:

„Dein Brief von 2ten atmet Misstrauen gegen Deutschland und Du hast Recht. Deutschland hat nie etwas anderes getan, als zu schröpfen. Es ist falsch und habgierig. Deutschland ist in Wirklichkeit unser wirtschaftlicher und politischer Feind.”

Der oben bereits genannte Eyre Crowe behauptete am 1. Januar 1907 in einer Denkschrift:

„dass Deutschland trotz einer sehr entgegenkommenden Haltung Englands … vorsätzlich eine Politik verfolgt, die den vitalen englischen Interessen wesentlich zuwiderläuft, und dass ein Krieg langfristig unvermeidlich ist, es sei denn, England opfert seine Interessen.”

Der spätere amerikanische Generalkonsul in München, Gaffney erinnerte sich an seine Erfahrungen in England vor dem Ersten Weltkrieg folgendermaßen:

„Bei meinen jährlichen Besuchen stellte ich erstaunt fest, wie die Feindschaft gegen Deutschland wuchs. Meine englischen Freunde zögerten nicht, mir mit völliger Offenheit und der üblichen englischen Anmaßung zu erklären, dass es nötig sei, Deutschland zu zerstören oder Großbritannien würde seine wirtschaftliche Vormachtstellung auf den Weltmärkten verlieren.”

Der belgische Botschafter in Berlin, Baron Greindl in einem Brief vom 18. Februar 1905 nach Brüssel:

„… Die wahre Ursache des Hasses der Engländer gegen Deutschland ist die Eifersucht, hervorgerufen durch die außergewöhnlich rasche Entwicklung der deutschen Handelsflotte, des deutschen Handels und der deutschen Industrie. Dieser Hass wird solange fortbestehen, bis die Engländer sich mit dem Gedanken vertraut gemacht haben, dass der Welthandel kein Monopol ist, welches England von Rechts wegen zukommt. Außerdem wird dieser Hass von der TIMES und einer Anzahl anderer Zeitschriften sorgsam genährt, …”

Der belgische Botschafter in London, Graf Lalaing schreibt am 24. Mai 1907 an das Außenministerium in Brüssel:

„… Eine gewisse Kategorie der Presse, … trägt zum großen Teil die Verantwortung für die feindselige Stimmung zwischen den beiden Nationen. Was kann man auch von einem Pressemann wie Herrn Harmsworth, heute Lord Northcliffe, Herausgeber der DAILY MAIL, des DAILY MIRROR, des DAILY GRAPHIC, der EVENING NEWS und des DAILY DISPATCH, erwarten, der in einem Interview für den (französischen) MATIN sagte:

“Ja wir hassen die Deutschen und das von Herzen. … Ich werde nicht zulassen, dass meine Zeitungen auch nur das geringste drucken, was Frankreich verletzen könnte. Aber ich möchte nicht, dass sie irgendetwas aufnehmen, das den Deutschen angenehm sein könnte!…”

Der ehemalige US-Diplomat Henry White erinnerte sich an ein Gespräch mit dem ehemaligen Premierminister Lord Balfour im Jahre 1910:

Balfour: „Wir sind wahrscheinlich töricht, dass wir keinen Grund finden, um Deutschland den Krieg zu erklären, ehe es zu viele Schiffe baut und uns unseren Handel wegnimmt.”

White: „Sie sind im Privatleben ein hochherziger Mann. Wie können Sie etwas politisch so unmoralisches erwägen, wie einen Krieg gegen eine harmlose Nation zu provozieren, die genauso gut wie Sie das Recht hat, eine Flotte zu unterhalten? Wenn Sie mit dem deutschen Handel mithalten wollen, arbeiten Sie härter!”

Balfour: „Das würde bedeuten, dass wir unseren Lebensstandard senken müßten. Vielleicht wäre ein Krieg einfacher für uns.”

White: „Ich bin schockiert, dass Sie sich zu grundsätzlichen Fragen so äußern können.”

Balfour: „Ist das eine Frage von Recht und Unrecht? Vielleicht ist das aber eine Frage der Erhaltung unserer Vorherrschaft!”

Als Frankreich die „Madrider Verträge” von 1880 bricht und Marokko annektiert, verwehrt es Deutschland seine dortigen, verbrieften Handelsrechte. Es werden im Vorfeld Geheimverträge mit anderen europäischen Nationen geschlossen, die England Handlungsfreiheit in Ägypten und freien Handel in Marokko zusichern, Libyen an Italien verschachern und Spanien Anteile an Marokko versprechen. Der Deutsche Kaiser, Wilhelm II protestiert gegen diesen Vertragsbruch und besteht auf der Wahrung der Souveränität des Sultans von Marokko und die Einhaltung der in Madrid geschlossenen Verträge. Daraufhin verspricht England den Franzosen, im Falle eines Krieges mit Deutschland die Verlegung vier englischer Divisionen auf den Kontinent. Auch das neutrale Belgien soll nach Englands Willen in die Front gegen das Deutsche Reich einschwenken – was Brüssel ablehnt.

Bagdadbahn und Ölreserven

Das Deutsche Kaiserreich beschloss, den osmanischen Machtbereich als Wirtschaftsraum zu erschließen. Der vom Deutschen Reich realisierte Bau der „Bagdadbahn” im geschwächten Osmanischen Reich, einer Schienentrasse, die von Deutschland, über den Balkan bis in den heutigen Irak reichte und in mehreren Etappen verwirklicht wurde, wurde von den Türken letztendlich mit Ölförderrechten nahe der Stadt Mossul honoriert. Dies war für Großbritannien, das sich zehn Jahre später selbst umfangreiche Bohr- und Förderrechte in Persien, und Kuwait sicherte, ein gewichtiger Grund zu weiteren Aktivitäten gegen Deutschland, obwohl von diesem eine gemeinsame Finanzierung und Nutzung durch England und Frankreich angeboten wurde. Zur See hätte England die deutschen Versorgungswege mit seiner enormen Flotte blockieren können, aber der Rohstofftransport über Land bereitete London Kopfzerbrechen.

Man überlegte, wie man die Bahnlinie ins Deutsche Reich unterbrechen, Berlin im Falle des von England gewollten Krieges den Ölhahn zudrehen und dem weiteren deutschen Wirtschaftsboom einen Riegel vorschieben könnte. Dieser Riegel war das junge Serbien, seit Kurzem vom Osmanischen Reich unabhängig und seinerseits daran interessiert, den eigenen Machtbereich auszudehnen, war es in der Lage, den deutsch- osmanischen Warenfluss zu kappen – es benötigte nur Gelegenheit und Anlass.

Die Gelegenheit war der Besuch des Thronfolgers von Österreich- Ungarn, Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg und deren Ermordung durch den serbischen Nationalisten Gavrilo Princip, am 28. Juni 1914 in Sarajevo. Der Anlass war der Ausbruch des Ersten Weltkriegs, den der Deutsche Kaiser gerne verhindert hätte!

Guido Knopp wird von alledem nichts erwähnen,
sondern die deutsche Schuld am Kriege hervorheben.

Ebenso wenig wird Herr Knopp erzählen, dass die Deutsche Regierung im Jahre 1953 einen Vertrag unterschreiben musste, in dem Deutschland verpflichtet wurde, die „Siegergeschichtsschreibung“ zu übernehmen und diese in Schulen und Universitäten zu lehren.

Diese Vertragsklausel wurde 1990 im „Zwei plus Vier- Vertrag“ zu einer Bedingung für die Wiedervereinigung gemacht und erneuert. Diese Sicht der Sieger ernennt Deutschland zum Alleinschuldigen am Zweiten- UND am Ersten Weltkrieg. Wer sich jedoch eingehend mit der Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges befasst, der weiß, dass hier größtes Unrecht am Deutschen Volke begangen wurde und selbst beinahe Hundert Jahre danach sind die wahren Schuldigen moralisch nicht in der Lage ihre Schuld zuzugeben. Die letzte Rate der Geldleistungen, die der Versailler Vertrag von Deutschland forderte, wurde im Jahre 2010 bezahlt – auch dies wird Guido Knopp verschweigen!

Quelle:

Frank van Bebber: Aversionen gegen Herrn K.
Christopher Clark: Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog
Gerd Schultze-Rhondorf- 1939- Der Krieg, der viele Väter hatte


Quelle und Kommentare hier:
http://www.blu-news.org/2013/11/01/geschichtsklitterung/