Von Xantens Kolumne – IWNWSEB

Von Siegfried von Xanten

WWG1WGA.

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten? Heinrich Heine war schon vor beinahe 200 Jahren ratlos. WWG1WGA. Was soll das eigentlich heißen?

Ein Akronym. Ein Kurzwort, das aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter zusammengesetzt ist. So wie WYSIWYG. Man sieht, was man bekommt. „What You See Is What You Get“. Also nicht die Katze im Sack. Ein Begriff, der in den 80er-Jahren im Zusammenhang mit Computer-Drucksatz-Systemen und Textverarbeitungsprogrammen zuerst verwendet wurde. Nicht die Katze im Sack, sondern WYSIWIG. Man sieht, was man bekommt. Aber man kann nicht alles bekommen kann, was man will. „You can’t always get what you want.“ Eine triviale Wahrheit, die auch keinen Stein mehr ins Rollen bringt.

„Die Katze im Sack kaufen“ ist eine Redewendung, die im Mittelalter aufkam, als auf Jahrmärkten betrügerische Händler Ferkel oder Kaninchen im Sack feilboten. In Wirklichkeit aber befand sich im Sack eine Katze. Macht man aus der Katze kein Geheimnis mehr und lässt sie aus dem Sack, war’s das mit dem Ferkel oder dem Kaninchen. Und das Geheimnis ist gelüftet.

Möglich ist aber auch, dass ursprünglich die neunschwänzige Katze gemeint war. In der Zeit der Segelschiffe. Eine Peitsche, die der Zuchtmeister in einem ledernen Sack aufbewahrte und bei Bedarf zum Einsatz brachte. Nachdem der Kapitän das Strafmaß verkündet hatte.

Kapitän zur See – ein militärischer Dienstgrad der Marine. Als Akronym KptzS oder KZS.

Die Akronym-Familie ist groß. Auch Silbenkurzwörter, wie zum Beispiel Adidas – Adolf „Adi“ Dassler – oder Stasi dürfen sich zur Familie der Akronyme zählen.

Adolf. Nicht mit ph, sondern mit f. Seit den 50er-Jahren beinahe ausgestorben. Der Name. Ein schöner Name, mit dem etwas nicht stimmt. Wie die seltenen nachkriegsgeborenen Namensträger erfahren durften. Kein üblicher Name. Nicht mehr. Adolf ist althochdeutsch und bedeutet Edelwolf:

„2006 kamen in Deutschland über 672.720 Babys zur Welt, nur ein einziges wurde (allerdings mit zweitem Vornamen) Adolf genannt.“

Über 672.720? Wer so weit zählt, hätte es gefälligst auch genau machen können. Das war Ende des 19. Jahrhunderts noch ganz anders. Nicht mit dem Zählen, sondern mit Adolf. Damals dachte man vielleicht an den Adolph Freiherr von Knigge, Maurerbruder und Autor des berühmten Knigges. Mit ph. Oder an Adolph Kolping. Von Papst Johannes Paul II. 1991 seliggesprochen, trotz Adolph.

Der Name – ein Stigma. Allerdings in Italien erträglicher. Als Aldo. Oder Adolfo.

Ein unbestreitbarer Namensvorteil liegt darin, dass es in Deutschland keine Souvenirs mit Adolf gibt. In Tschechien dagegen gibt es sogar eine Tassen-Sammleredition mit den Konterfeis diverser nationalsozialistischer Größen. Allen voran der Führer und SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich.

Der Führer wünschte das nicht. Dass Eltern ihrem Spross den Namen Adolf verpassten. Als Adolf-Ersatz boten sich Horst und Hermann an.

Und Hitlerike oder Hitlerine gingen schon gar nicht. Das preußische Innenministerium machte diese Namen mit Beschluss vom 3. Juli 1933 wieder rückgängig. Volkes Stimme, Skepsis und Führervertrauen ließen sich an der Adolf-Kurve ablesen. So Oliver Lorenz.

Und WWG1WGA? Wie wäre gleich eine Wiederkehr Gustav Adolfs? Gustav II. Adolf? Der Schwedenkönig? Aber warum soll der zurückkehren? Ein schwedischer Barbarossa, der auch irgendwo im Berg schläft, um dann zurückzukommen? Soll es einen neuen 30-jährigen Krieg geben? Das kaiserliche Lager gibt’s nicht mehr und dem Protestantismus muss man auch nicht mehr den Rücken stärken.

Oder ist eine der Wunderwaffen gemeint?

Wunderwaffe. Grube 1. Waldgebiet Augsburg. Das Waldwerk Kuno. Mit der überdachten Montagegrube. Im Scheppacher Forst. Eine Rüstungsanlage, gebaut mit dem Ziel, möglichst schnell möglichst viele Flugzeuge zu bauen, die dann von der Reichsautobahn abheben sollten.

Vier Düsenjäger hoben ab. Und 75 standen zum Abflug bereit, als die Amerikaner anrückten. Entwickelt von Willy Messerschmitt.

Und nach dem Krieg recycelt. Aus Drähten wurden Bürsten, die Fahrwerke gingen in die Landwirtschaft, die Armaturen fanden sich in Spielzeug wieder und das Plexiglas der Pilotenkanzeln diente als Brennstoff. Die Halle über der Montagegrube wurde abgebaut und in Zusmarshausen wieder aufgebaut. Als Überdachung für ein Sägewerk.

Oder ist die Gustav-Kanone des Führers gemeint? Die 80-cm-Kanone. Die Mutter aller Kanonen. Ein vierstöckiges, fast 50 Meter langes Gerät, 1.350 Tonnen schwer, mit einem 30 Meter langen Kanonenrohr. Eingeschossen im September 1941 auf dem Schießplatz Hillersleben auf einer Behelfslafette. Hergestellt von den Krupp-Werken.

Das weltweit größte und aufwendigste mobile Geschütz, das jemals im Einsatz war. Der Schwere Gustav. Nicht zu verwechseln mit dem eisernen Gustav, einer Filmkomödie um den alternden Droschkenkutscher Gustav Hartmann in Berlin, zur Zeit der Weltwirtschaftskrise, mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Nach einem Roman von Hans Fallada.

Der Schwere Gustav hatte auch noch einen Bruder. Der hieß auch Gustav. Schwerer Gustav 2. Und dann gab es noch den Langen Gustav, der es aber nicht bis zur Fertigstellung schaffte.

WWG1WGA.

Manche meinen auch, es handle sich hier um ein englisches Akronym. Where we go one we go all. Wo wir eins gehen, gehen wir alle? Wo einer von uns hingeht, gehen wir alle hin. Aber da müsste schon das Alpha-Prinzip greifen. Wenn einer geht und alle folgen.

Und was ist das überhaupt für ein Englisch? Where we go one we go all. Und wenn alle nicht gehen, geht auch einer nicht. Und wenn einer geht, sind’s nicht mehr alle. Oder der, der geht, hat sie nicht alle.

Damit alle folgen, braucht es ein Alpha-Männchen oder -Weibchen. Einen Leitwolf. Wohin führt das? Genau. Zum Führer. Und zum Alpha-Prinzip gibt es auch einen Leitfaden. Die 14 goldenen Regeln:

„Es ist absolut wichtig, dass Sie als Rudelführer für eine gesunde Beziehung zwischen Ihrem Hund und Ihrer Familie sorgen und diese gedeihen lassen. Ihr Hund sollte sich selbst als untergeordnetes Mitglied Ihres Rudels sehen und wissen, welchen Platz er nach Ihnen und Ihrer Familie in der Rangordnung einnimmt. Wenn diese Rangordnung etabliert ist, dann wird Ihr Hund glücklich Ihren Befehlen gehorchen und viel aufmerksamer in Ihrem täglichen Training mit Ihnen sein.“

Der Hund. Was sagt der Führer?

„Ein Hund lebt die acht- bis zehnfache Zeit von dem, was er zum Wachsen braucht. Der Mensch müßte danach statt auf 40 bis 60 auf 140 bis 180 Jahre kommen. Beweisen können wir, daß in Gebieten wie Bulgarien, wo man Joghurt ißt und im übrigen Polenta und dergleichen, die Menschen älter werden als bei uns; dabei lebt der Bauer nicht gesund, er macht kein Fenster auf.

Alle Wesen der Welt leben vom Leben. Dadurch, daß der Mensch die Substanz seiner Ernährung erst einem chemischen Prozeß unterwirft, entstehen die Kulturkrankheiten, Krankheiten, die vom getöteten Leben kommen. Jetzt nimmt trotz unserer Kultur das Lebensdurchschnittsalter wieder zu. Wir haben die Rohkost wieder eingeführt. Die Rohkost war eine Revolution!

Daß ein aus Kohle gewonnenes Fett gleich gut ist wie eines aus Olivenöl, glaube ich nicht; besser wird sein, das künstlich gewonnene für unsere Schönheitspflege zu verwenden, als Seife und so fort.“

Gut. Aber zurück zum Hund. Es gibt die unterschiedlichsten Rassen. Und manche Hunde können sogar ganz stramm grüßen. So zum Beispiel die Faschistenhunde. Mit deutschem Gruß. Was sagt der Führer?

„Ich habe den deutschen Gruß deswegen bei mir eingeführt, weil sich folgendes abgespielt hat. Ich hatte den Befehl gegeben, mich nicht mit dem Deutschen Gruß zu grüßen. Aber viele vergaßen das. Fritsch zog die Konsequenz, er gab 14 Tage Mittelarrest dem, der mich mit dem Deutschen Gruß gegrüßt hatte. Darauf habe ich den Deutschen Gruß eingeführt.

Bei Paraden, wenn die Offiziere, die vorbeireiten, den alten Gruß anwenden: wie schlecht sieht das aus, und wie wirklich schön, wie wunderbar ist es, wenn der Deutsche Gruß angewendet wird! Ich habe ihn zum Parteigruß gemacht, nachdem der Duce längst ihn hatte. Ich hatte die Beschreibung vom Reichstag in Worms gelesen:

Luther wurde mit dem alten Deutschen Gruß begrüßt, der zeigen sollte, daß sie ihm nicht mit der Waffe, sondern in Frieden gegenüberstehen. Der friderizianische Gruß war noch, den Hut herauszuhalten. Im Mittelalter mußten die Unfreien die Kopfbedeckung herunternehmen, während die Edlen mit dem Deutschen Gruß gegrüßt haben.

Im Ratskeller in Bremen habe ich 1921/22 die Leute sich so grüßen sehen. Da ist es mir zum ersten Mal aufgefallen. Es ist das alte Überbleibsel: Ich habe keine Waffe in der Hand! Am ersten Parteitag in Weimar habe ich dann so grüßen lassen. Die SS hat es ganz stramm gemacht. Die anderen haben uns von da an Faschistenhunde genannt.“

Und Luther? Julius Streicher meinte in Nürnberg, dass der „heute sicher an meiner Stelle auf der Anklagebank säße“. Ein geistiger Brandstifter im deutsch-protestantischen Gewand. Im 16. Jahrhundert. Der ewige Deutsche. Ein Alpha-Rüde.

Nicht Alpha-Rüde, sondern ARD-alpha heißt der Bildungskanal des Ersten Deutschen Fernsehens. Und der Führer ist regelmäßig Hauptdarsteller. Im Bildungskanal. Auch als er noch gar nicht Führer hieß. Zum Beispiel in „Hitler vor Gericht“:

„Am 1. April 1924, wird der vorbestrafte, nationalsozialistische Propagandist Adolf Hitler wegen Hochverrats zu fünf Jahren ‚Festungshaft‘ (Ehrenhaft) verurteilt.“

Die Angeklagten seien „bei ihrem Tun von rein vaterländischem Geiste und dem edelsten selbstlosen Willen geleitet“ gewesen. Ein Skandalurteil, wie der Bildungskanal findet. Denn der Führer, der noch gar nicht Führer hieß, sei bereits 1922 einmal wegen Landfriedensbruchs verurteilt worden und hätte gar keine Bewährungsfrist mehr bekommen dürfen. Und als Ausländer hätte er sogar abgeschoben werden müssen.

Das Urteil eine klare Rechtsbeugung mit dramatischer Tragweite. Vor dem Hintergrund der weiteren Geschichte. Aber angesichts der Einsetzung des rechtskonservativen Richters Georg Neithardt sei auch kaum etwas anderes zu erwarten gewesen. Der Richter habe es zugelassen, dass der Führer den Gerichtssaal „zum öffentlichen Forum für mehrstündige Propagandareden gegen die ‚Novemberverbrecher‘ in Berlin, die parlamentarische Demokratie und die Weimarer Verfassung“ gemacht habe.

Der Führer habe seine Haftzeit in Landsberg am Lech als Pensionsgast verlebt, seine Post unzensiert empfangen und verschicken und ungehindert Besuch empfangen dürfen. Wie im Urlaub. Und dann habe er auch noch die Zeit genutzt, seinem Sekretär Rudolf Heß das erste Kapitel von „Mein Kampf“ zu diktieren. Um seinen Pensionsaufenthalt 3 Jahre, 333 Tage, 21 Stunden und 50 Minuten vor Ablauf der Strafe zu beenden. Ein historisch folgenreicher Rechtsbruch. Von Bernd Fischerauer in szenisch-dramatisierte Form gebracht. Auf ARD-alpha. Mit Johannes Zirner als Führer und General Erich Ludendorff als Peter Fricke. Oder umgekehrt.

Nicht Peter Fricke, sondern Goethe schuf mit dem Faust das Alpha-Stück der deutschen Literatur. Womit Wolfgang Goethe eine wahre Geschichte anbietet? Nein. Aber die Nationalbibel der Deutschen. Deutungsoffen:

„Jede Zeit macht sich ihren Faust. Denn das Klassische am klassischen Helden ist, dass er sich immer neu deuten lässt. Heute könnte man Goethes Drama als Absage an die Utopien lesen, als erste deutsche Tragödie vom notwendigen Scheitern des Fortschritts und als Vorgriff auf das Jahrhundert der Diktaturen. Denn hier wird Zukunft um den Preis der Gewalt erkauft, Freiheit in Tyrannei umgemünzt. Faust als die Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft?“

Gott und Teufel wetten um die Seele eines Menschen. Und der folgt seinem Welteroberungsdrang. Obwohl er nicht Adolf heißt.

Goethe hieß auch nicht Adolf. Er sei aber „der Deutschen böser Genius, der seine Leser über den Verlust der Religion, des Vaterlandes und der Ehre täusche.“ So Wolfgang Menzel. Was ihm vor allem gegen den Strich geht ist, dass die üble Gretchen-Geschichte für den Doktor auch noch gut endet:

„Wenn Faust dafür, dass er Gretchen verführte und verließ, den Himmel verdient, so verdient jedes Schwein, das sich in einem Blumenbeet wälzt, Gärtner zu sein.“

Gretchen scheint übrigens gar nicht tot zu sein, wenn man Karl Lagerfeld glauben darf:

„Gretchen, wie sie genannt wird, sitzt im kleinen Garten ihrer Mutter mit Blick über Monte Carlo.“

Und was sagt der Führer? Nicht über Monte Carlo, sondern zu Goethe:

„Ich liebe Goethe überhaupt nicht, aber ich bin geneigt, ihm viel zu verzeihen für das einzige Wort: ‚Am Anfang war die Tat‘.“

Gut. Womöglich hat auch das Goethe-Haus seinen Anteil am negativen Führer-Urteil über den deutschen Überdichter gehabt. Im Vergleich zu Wagners Domizil:

„Das Haus Wahnfried strahlt Leben aus und wirkt wie ein Magnet für Bayreuth. Im Goethe-Haus hat man den Eindruck einer maßlos toten Sache, im Todeszimmer wundert man sich gar nicht, daß Goethe da gesagt hat: Mehr Licht!“

Und mehr Licht soll ja nun auch in die Geschichte mit dem fiesen Memo kommen. 20 schwarze Seiten sollen weiß werden. Und ganz weiß, kann es dann seine ganze Fiesheit entfalten.

Und ganz weiß ist rassistisch. Ein Fall für die Amadeu Antonio Stiftung. Rassismus sei immer weiß. Und wenn man als Deutscher Kartoffel oder Nazi genannt werde, habe das nichts mit Rassismus zu tun. Das sei eine situative Beleidigung. Und dahinter stehe eine jahrhundertealte Geschichte von Kolonialismus, Sklaverei und Eroberung.

Und Weiße befänden sich sowohl in Deutschland, als auch global gesehen, in einer Machtposition. Rassismus basiere auf Überlegenheit und Macht. Weiße hätten Rassismus erfunden, um zu unterdrücken und diese Struktur sei auch heute noch wirkmächtig. Gut. Und weiße Deutsche sind vor allem zunächst einmal Nazis, also rassistisch. Und die befinden sich nun laut Stiftung global gesehen in einer Machtposition. Und damit ist man bei der Dritten Macht.

Der Wille zur Macht ist ein Gedanke, der sich bei Friedrich Nietzsche vor allem in der „fröhlichen Wissenschaft“ und im „Zarathustra“ findet. Und Nietzsche hielt ja mit seinem Widerwillen gegenüber Faust auch nicht hinter dem Berg:

„Man muss den Deutschen ihren Mephistopheles ausreden: und ihren Faust dazu. Es sind zwei moralische Vorurteile gegen den Wert der Erkenntnis.“

Und ein moralisches Vorurteil ist auch, dass ein „Schwein, das sich in einem Blumenbeet wälzt, Gärtner zu sein“ verdient.

Vielleicht resultiert des Führers Abneigung gegenüber Faust im Besonderen und Goethe im Allgemeinen aber auch daher, dass es ein gewisser Dr. Faust Jossifowitsch Schkarawski war, der seine Autopsie im Leichenhaus in Berlin-Buch leitete, während der Führer selbst schon unterwegs nach Übersee war.

Und Elena Kagan, die ihren Namen in Rzhevskaya umänderte, bekam am 8. Mai 1945 die Zähne des Führers. In einer roten Schmuckschatulle. Und mit der Schmuckschatulle und den Zähnen machte sie sich auf den Weg durch Berlin, um unterwegs …:

„… Waisen und Kühen [zu begegnen], die durch die zerbombten Straßen wanderten, Soldaten, die sich mit teuren Weinen betranken, die die Nazis bei der Flucht zurückgelassen hatten, [und] einem russischen Telegrafisten, der Eva Brauns langes weißes Abendkleid anprobierte“.

Nun fehlte zu den Zähnen nur noch der Zahnarzt. Über einen bulgarischen Studenten, der bei dem bekannten Laryngologen Carl von Eicken arbeitete, konnte auch der ermittelt werden. Professor Blaschke. Doch der Professor war bereits, genau wie der Führer, auf Reisen. Nur die Zahnarzthelferin Käthe Hausermann war noch greifbar. Und die bestätigte zusammen mit dem Zahntechniker Fritz Echtmann, dass es sich bei den weiblichen Zähnen in der Schmuckschatulle um die echten Führer-Zähne handele.

Was aber sagt der Führer zu den Zähnen?

„Im Gegensatz zu den Polenta essenden Völkern haben wir schlechte Zähne. Ich glaube, das hängt zusammen mit dem Pilz, der aus der Hefe kommt. Neun Zehntel unserer Nahrung nehmen wir in einem Zustand zu uns, in welchem das Leben abgetötet ist!“

Und skurril wird es, wenn ein Skorpion mit markanten Eckzähnen sich in eine Bergziege verwandelt. So wie die Baronin v. Abegg:

„Sie ist die gescheiteste Frau! Wenn diese Gescheitheit nicht mit einer ebenso großen Fülle von Bosheit verbunden gewesen wäre, wäre mir das recht gewesen. Die rannte den Berg hinauf, es ist unbeschreiblich! Ein Skorpion war das: flachsblondes Haar, blaue Augen, Eckzähne mindestens eineinhalbmal so lang wie normale Zähne, ein englischer Typ!

Dietrich Eckart war froh, wenn er zu Hause bleiben konnte. Allein wäre ich vermutlich auf den Jenner nicht hinaufgekommen, aber wie eine Bergziege ist die Baronin herumgesaust. Ich gebe zu, sie war sehr gescheit: eine Frau von der Bildung der Frau Bruckmann! Sie hatte die ganze Welt bereist.

Sie kannte nur zwei Stadien: den Zustand totaler Aufgelöstheit: wie eine Kreuzspinne lag sie oben auf der Veranda, und alles eilte, sie zu bedienen; dann plötzlich saust dasselbe Wesen, das hier den Eindruck der Gebrechlichkeit machte, herauf und herunter mit beängstigender Schnelligkeit!

Das Verlockende war der Donatello-Kopf. Für die Partei sollte ich fünfzig Prozent des Erlöses bekommen, das konnte hundert- oder hundertfünfzigtausend Goldmark ausmachen; wir wären über alle Schwierigkeiten der Inflation hinweggekommen! Aber kein Mensch hat an diesen falschen Kopf geglaubt!

Wie ich ihn das erste Mal gesehen habe – ich habe da einen Instinkt, wenn ich auch manche Sache nicht zu begründen vermag, wie das zum Beispiel Posse kann -, wie er herausgezogen wurde aus diesem Korb, war mein erstes Gefühl: Wenn das ein Donatello ist!

Sie meinte, der Stuccatore, bei dem sie ihn erworben hatte, habe den Wert der Büste nicht erkannt; ich glaube das nicht; es war eine ganz gemeine Kopie. Ihr Mann ist in den Königssee gesprungen, es ist das nicht verwunderlich. Ich hätte das auch gemacht! Sie hat nur zwei Kavaliere gehabt, der eine ist gestorben, und der zweite ist wahnsinnig geworden!

Nicht bekannt ist, ob Q, das Akronym-Orakel, jemals in den Königssee gesprungen ist. Und dass er wahnsinnig ist, möchten ihm vielleicht die Propaganda-Dogmatiker unter den Nicht-Aluhutträgern unterstellen. Aber bei manchen Akronymen sollte man auf jeden Fall genauer hinschauen, so Marle Liebelt von der SHZ.

Viele Rechtsextreme gäben sich durch das Tragen dieser verschiedenen Symbole, der Kleidungsmarken und der Codes auf eine mittlerweile gar nicht mehr sublime Art zu erkennen. Aber ein Autokennzeichen mit AH und 88 könne auch bedeuten, dass kein Rechtsextremer im Auto sitzt, sondern Anton Hermes, geboren 1988 oder 1888, der sich nichts dabei gedacht habe.

Da ist es gut, dass es „Belltower“ gibt, das Netz für digitale Zivilgesellschaft. Eine „Plattform der Amadeu-Antonio-Stiftung, deren Ziel es ist, die demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet.“ Klingelturm.

Nicht um die Restaurierung des Klingel-, sondern um die des Klingenturms ging es beim „Hilfswerk Alt-Rothenburg“ 1939. Denn der Nationalsozialismus versuchte, an die kulturgeschichtliche Tradition des Mittelalters anzuknüpfen. Ludwig Siebert habe sich, so das Geleitwort der Schrift „Von deutscher Art“ …:

„… als alter Mitkämpfer des Führers, als Chef der bayerischen Landesregierung und als Staatsminister für Finanzen und für die Wirtschaft immer in vorderster Front für die deutsche Wiederaufrichtung, für die völkische und wirtschaftliche Erstarkung Deutschlands eingesetzt.“

Und sein besonderes Augenmerk widme er nun der Erhaltung sinnvoller Zeugen deutschen Wesens.

Die Erhaltung sinnvoller Zeugen deutschen Wesens. Auch an der Definition der Teilmenge „sinnvoller Zeugen“ sind die Zeiten nach 45 nicht spurlos vorbeigegangen.

Ob Heine spurlos an Q vorbeigegangen ist, oder ob er seine Bekanntschaft gemacht hat, ist eigentlich belanglos. Aber passen würde das Heinesche Akronym in Qs Arsenal:

DIADIDNDBIUDSG. Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.

Auch wenn der Führer sowohl mit Heine, als auch mit seinen Nachtgedanken wenig anzufangen weiß.

Der Führer blickt optimistisch in die Zukunft:

„Wir werden, einschließlich Baumwolle, der autarkste Staat, den es gibt. Das einzige, was wir nicht haben werden, wird der Kaffee sein, aber eine Kaffeekolonie werden wir schon irgendwo zusammenkratzen! Holz haben wir genügend, Eisen unbegrenzt, die größten Manganerz-Vorkommen der Welt, Öl, da schwimmt alles!

Die deutsche Arbeitskraft hier angesetzt, ach, du lieber Gott! Der Bauer sieht doch letzten Endes im Boden alles. Landschaftliche Schönheit? Wenn es aus der Erde wie Fett quillt! Es muß ja eine Freude sein, in der Zukunft überhaupt zu arbeiten!“

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Quelle und Kommentare hier:
http://n8waechter.info/2018/09/tut-sich-was-eine-kurzmeldung/