Die Mythen und Lügen in der Gegenwart: Deutsche Rüstung 1933-45

von UBasser

Heute wird jedem Schulkind beigebracht, das Deutsche Reich – unser Land – hätte zwei Weltkriege angezettelt, Millionen Menschen gemordet und Länder Europas überfallen. Diese Artikelserie beschäftigt sich mit den Ereignissen mit und um den letzten großen Waffengang, dem zweiten Weltkrieg.

Bis an die Zähne bewaffnet und hochgerüstet für den Krieg und die Übernahme der Weltherrschaft; so oder so ähnlich sind heute die Aussagen und Meinungen über das Deutsche Reich in der offiziellen Geschichtsschreibung. In diesem Artikel wollen wir die Fiktion von heute mit der Realität von damals vergleichen. Bereits der Autor Generalmajor a.D. Gerd Schulze-Ronhof berichtete in verschiedenen Vorträgen zu seinem Buch „Der Krieg der viele Väter hatte“ darüber, daß es sehr mühselig und zeitaufwendig war, Daten über die Rüstung des Deutschen Reiches zu finden. Solche Unterlagen wurden mit absoluter Sicherheit gleich nach der Kapitulation der Wehrmacht gesucht, eingezogen und/oder vernichtet. Oder zu deutschen Ungunsten modifiziert und gefälscht. Denn wäre sie leicht zu finden gewesen, könnte man die unterstellte Absicht einen geplanten Krieg zu organisieren, mit den Fakten vollends widerlegen. Und das wollen die Siegermächte keinesfalls, in welchem Lichte würden sie dann stehen?

Die Wiederaufrüstung der Reichswehr nach Hitlers Amtsantritt in den Jahren 1933 bis 1939 gilt landläufig als der schlagende Beweis für dessen Kriegsabsichten und Eroberungspläne. Wer allerdings aus der Rüstung eines Staates auf dessen außenpolitische Ambitionen schließen will, muß die Menge und die Qualität der Streitkräfte dieses Staates mit denen seiner Nachbar- oder Gegnerstaaten vergleichen. Einer Regierung – so eine einfache Faustformel – , die anstrebt, etwa dreimal so viele Truppen aufzustellen, wie ihre Nachbarstaaten, kann man unterstellen, daß sie Angriffsabsichten hegt. Von einer Regierung, die sich mit etwa einem Drittel der Truppen ihrer Nachbarstaaten begnügt, oder mit einem Drittel der Streitkräfte ihres stärksten Nachbarstaates, kann man annehmen, daß sie nur rüstet, um sich notfalls mit Aussicht auf Erfolg gegen Angriffe anderer Staaten zu verteidigen.

Abrüstungsvorschläge und Abrüstungskonferenzen

Im März 1933 unterbreitete die britische Regierung in der Genfer Abrüstungskonferenz der Reichsregierung den Vorschlag, das Landheer auf 200.000 Mann aufzustocken. Der Reichskanzler Adolf Hitler war nicht abgeneigt, sondern erklärte am 17. März 1933 vor dem Reichstag:

„Deutschland ist ferner ohne weiteres bereit, auf Angriffswaffen überhaupt Verzicht zu leisten, wenn innerhalb eines bestimmten Zeitraumes die gerüsteten Nationen diese Angriffswaffen vernichten und durch eine internationale Konvention ihre Anwendung verboten wird.“[8]

Dieser Erklärung wurde auch mit den Stimmen der SPD im Reichstag zugestimmt. Durch Frankreichs ablehnende Haltung wurde die Abrüstungskonferenz verschoben. Nachdem Italien den Vorschlag unterbreitet hatte, einen Viererpakt zu beschließen, um über Abrüstung und Revision des Versailler Diktates unter sich – und nicht wie bisher über den Völkerbund – zu beraten, und dieser zwar unterschrieben, aber nicht mehr ratifiziert sowie ein darauffolgendes englisches Angebot, welches für die Reichsregierung unannehmbar war, abgelehnt worden war, trat das Dritte Reich am 19. Oktober 1933 aus dem Völkerbund aus. Bereits fünf Tage zuvor hatte die deutsche Delegation die Genfer Abrüstungskonferenz aufgrund der Erfolglosigkeit, der fehlenden Gleichberechtigung und der offensichtlichen Diskriminierung sowie Hetze, die dort gegen das Deutsche Reich betrieben wurde, verlassen.

Am 18. Dezember 1933 versuchte das Dritte Reich wiederholt, eine Lösung zu finden und leitete eine weitere Konferenz ein. 300.000 Mann sollte das deutsche Landheer nun groß sein. Aber auch diese Forderung lehnte die französische Regierung ab. Auch englische Bemühungen scheiterten am Widerstand Frankreichs. Am 17. April 1934 scheiterte die Konferenz endgültig, da eine französische Note bekräftigte, einer deutschen Wiederbewaffnung nicht zuzustimmen. Das Scheitern der Abrüstungskonferenz hatte zur Folge, daß in den VSA sofort die Flotte um 360.000 BRT vergrößert wurde, England 42 neue Luftgeschwader aufbaute und in Polen die Wehrdienstpflicht wiedereingeführt und in der Tschechoslowakei die Wehrdienstpflicht auf zwei Jahre erhöht wurde.

Am 14. Februar 1935 schlug Hitler vor, die Verhandlungen über Sicherheits- und Rüstungsfragen fortzusetzen. Die englische Regierung antwortete am 1. März 1935 mit einem weiteren Aufrüstungsprogramm und die französische Regierung reagierte am 6. März 1935 mit der Erhöhung der Wehrpflicht von ein auf zwei Jahre. Dies war in Deutschland am 16. März 1935 Anlaß zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht mit einjähriger Dienstzeit.

Genfer Abrüstungskonferenz

In der Genfer Abrüstungskonferenz verhandelten die Staaten des Völkerbundes über Aspekte der Kriegsführung und den Umfang von Armeen. Die Konferenz begann am 2. Februar 1932 und zog sich bis zum 1. Juni 1934 hin, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Vor allem Frankreich blockierte die Verhandlungen.

Von nun an stehen wir vor folgendem Dilemma: Entweder müssen die anderen Mächte ihre Armeen im Verhältnis zur deutschen Reichswehr vermindern, oder der Friedensvertrag wird hinfällig und Deutschland nimmt für sich das Recht in Anspruch, Streitkräfte zu besitzen, die in der Lage sind, die Unverletzbarkeit seines Gebietes zu verteidigen. (Emile Vandervelde, Genfer Konferenz, 27. Februar 1927)

Da das Deutsche Reich gemäß des Versailler Diktates abgerüstet hatte, eröffnete der Völkerbund am 18. Mai 1926 in Genf eine Vorkonferenz. Denn die Siegermächte des Ersten Weltkriegs verpflichteten sich ebenfalls im Diktat von Versailles abzurüsten. Da die Sieger aber nicht abrüsteten und damit ihren eigenen diktierten Vertrag gebrochen hatten, versuchte Deutschland dies auf dem Verhandlungswege zu erreichen.

Die Rüstung 1933

Wie sah denn das Stärkeverhältnis der Reichswehr im Vergleich zu den Streitkräften Frankreichs und der mit Frankreich gegen Deutschland verbündeten Nachbarstaaten aus? Wenn man diese Rechnung für 1933 aufmacht und dabei Großbritannien und die Sowjetunion nicht mit einbezieht,  – weil sie keine unmittelbaren Nachbarn sind-  ergibt der Vergleich der Landstreitkräfte eine Überlegenheit des Auslands gegenüber Deutschland an aktiven Friedens-Heeresdivisionen von 1:12.

Den 100.000 Mann im deutschen Heer stehen gegenüber:

655.000  Franzosen

66.000  Belgier

298.000  Polen

140.000  Tschechen und

32.000  Litauer

Hinzu kommen als weiteres Risiko für Deutschland – wenn auch erst in der zweiten Reihe – 885.000 sowjetische Soldaten.

Erschwerend kommt aus deutscher Sicht hinzu, daß Deutschland infolge des Versailler Verbots seit 15 Jahren ohne Wehrpflicht keine Reservekräfte unterhält. Die Nachbarstaaten verfügen allesamt über Waffen und Reservisten, mit denen bei Mobilmachung die Heere für den Kriegsfall vergrößert werden können.

Den deutschen 100.000 Mann stünden im „K-Fall“ gegenüber

4,5   Millionen Franzosen

3,2   Millionen Polen

1,3   Millionen Tschechen

0,6   Millionen Belgier

0,15 Millionen Litauer.

So ergibt sich für den Kriegsfall eine Überlegenheit der Nachbarstaaten gegenüber Deutschland von 1:97.

Nicht mit eingerechnet:

7 Millionen russische/sowjetische Reserve-Soldaten

Ein Vergleich der Luftstreitkräfte führt noch in ganz andere Dimensionen. Alle Nachbarn haben ihre Luftwaffen nach dem Ersten Weltkrieg weiter beibehalten. Nur Deutschland darf keine Luftstreitkräfte unterhalten und besitzt außer wenigen Schul- und Kurierflugzeugen nichts. Zum Jahreswechsel 1932 – 33, ehe Hitler deutscher Kanzler ist, wird die Aufrüstung der vielen Luftarmeen in Europa noch von der französische-italienischen Rivalität rund um das Mittelmeer, von Frankreichs allgemeiner Furcht vor Deutschland und von Englands Angst vor Frankreichs Bomberflotte angetrieben. Die Flugzeugbestände der Luftarmeen zu der Zeit betragen etwa:

Militärflugzeuge – Stückzahl in den Ländern:

in den USA 3.100
in Frankreich 3.000
in Großbritannien 1.800
in Italien 1.700
in der Sowjetunion 1.700
in Polen 700
in der Tschechoslowakei 670
in Belgien 350
in Deutschland 0  (70)

In Deutschland gab es 70 Kurierflugzeuge, welche auch zivil genutzt wurden! Damit ergibt sich ein Verhältnis von 1 : 186fache, welches das Deutsche Reich unterlegen ist.

Der Vergleich der Kriegsmarinen muß  – der Natur der Seestreitkräfte folgend –  alle verbündeten und gegnerischen Seestreitkräfte einbeziehen, also nicht nur die der Nachbarstaaten. Hier zeigt sich, daß die Reichsmarine 1933 den Kriegsmarinen der Staaten, die den Versailler Vertrag als Gegner Deutschlands unterschreiben, 1:30 unterlegen ist.

Die wehrpsychologische Lage ist in Deutschland bei Hitlers Amtsantritt noch immer von zwei Erfahrungen der jüngsten Nachkriegszeit geprägt. Zum ersten ist noch nicht vergessen, daß in den 20er Jahren französische, belgische und litauische Truppen und auch polnische Truppen und Milizen trotz des in Versailles geschlossenen Friedens wiederholte Male in Deutschland eingefallen sind und zeitweise oder auf Dauer deutsche Grenzregionen annektiert haben, ohne daß die kleine Reichswehr mit ihren nur 100.000 Soldaten dieses hat verhindern können. Zum zweiten ist allen politisch interessierten Deutschen noch präsent, daß die Siegermächte von 1918 ihre eigenen Verpflichtungen aus dem Versailler Vertrag nicht eingehalten haben.

Das Abrüstungsgebot von Versailles

In Versailles ist im Vertrag vereinbart worden, daß sowohl die Sieger als auch die Besiegten ihre Truppen auf das erforderliche Mindestmaß zu reduzieren hätten. Der Vertrag sieht vor, daß Deutschland als erster Staat abrüstet, und daß die anderen Staaten danach folgen werden. Deutschland erfüllt seine Pflicht bis 1927 und baut die Reichswehr auf 100.000 Mann im Heer und 15.000 Mann in der Marine ab. Die Luftstreitkräfte werden gänzlich aufgelöst. Nun wären die Sieger an der Reihe gewesen, ihre, im Versailler Vertrag festgeschriebenen Abrüstungszusagen gleichfalls einzulösen. Der Völkerbund stellt 1927 zwar formal den Vollzug der deutschen Truppen- und Waffenreduzierung fest, aber die darauf folgende Genfer Abrüstungskonferenz von 1932-1934 führt zu keiner nennenswerten Abrüstung der Siegerstaaten aus dem Ersten Weltkrieg.

In Wahrheit denken England, Frankreich und die USA nicht daran  – wie vereinbart –  abzurüsten. Sie behalten umfangreiche Streitkräfte bei: Frankreich besonders Land- und Luftstreitkräfte, und die USA und England besonders Seestreitkräfte. Und sie investieren erhebliche Finanzen in die Modernisierung ihrer Waffenarsenale. Anfragen aus Deutschland, das eigene Heer wenigstens in einen verteidigungsfähigen Zustand versetzen zu dürfen, hingegen werden von den Siegerstaaten abgewiesen. So wird die Wiederaufrüstung in Deutschland ab 1933 für die deutschen Bürger durch die jüngsten Angriffe von vier Nachbarländern, durch die offenkundig fehlende Fähigkeit zur Selbstverteidigung und durch die Vertragsbrüche der Siegermächte augenfällig legitimiert.

Schon die letzten zwei Regierungen vor Hitler beschließen, die Rüstungsbegrenzungen von Versailles zu umgehen, und Deutschland mit Maßen wieder aufzurüsten. Als Hitler an die Macht kommt, zeigt sich sofort die Notwendigkeit der Wiederaufrüstung. Der polnische Regierungschef schlägt der französischen Regierung 1933 vor, Deutschland von zwei Seiten anzugreifen, was Frankreich ablehnt, doch was die Reichsregierung bald erfährt. Polen besitzt zu dieser Zeit mit seinem 298.000-Mann-Heer immerhin noch dreimal so viel Soldaten wie Deutschland mit seinem 100.000-Mann-Heer

Der Rüstungswettlauf der Seestreitkräfte ab 1933

Zunächst der Blick auf das, was sich weltweit bewegt.

1932 ist der im Washingtoner-Flottenabkommen festgelegte 10-Jahres-Baustopp für Großkampfschiffe abgelaufen, in dem sich das Schwergewicht des Marinerüstens aller Staaten auf die Modernisierung der leichten Seestreitkräfte umgeschichtet hatte. Ab 1932 beginnen die großen Seemächte, wieder Schlachtschiffe, Flugzeugträger und Kreuzer auf Kiel zu legen und zu bauen. 1933 legt der neu ins Amt gekommene US-Präsident Roosevelt ein großes Kriegsflotten-Bauprogramm auf. Schon 1931 beginnen Frankreich und England neue Großkampfschiffe und Flugzeugträger auf Kiel zu legen. Deutschland erweitert und erneuert seine Flotte nach dem „1. Umbauplan“ vom Oktober 1932. Nach der Konferenz von München und dem Anschluß der Sudetenlande an das Deutsche Reich verschlechtert sich die deutsch-englische Verhältnis, und beide Staaten treten in einen neuen Rüstungswettlauf der Marinen ein. So entsteht auf deutscher Seite im Winter 1938-39 unter dem Großadmiral Raeder der sogenannte Z-Plan, der die Endausbau-Planung für die deutsche Kriegsmarine für das Zieljahr 1945 um den Faktor 3 vergrößert. Doch es fehlt dem Deutschen Reich an Werften, Stahl und Geld. Anfang 1939 steht das  Stärkeverhältnis zwischen der deutschen Flotte und denen Frankreichs und Englands ist damit noch immer bei 1 zu 2  und 1 zu 6.

Die Zahl der großen Kampfschiffe beträgt am 1. September 1939

Schiffsklasse   GB   USA     F    DR
Schlachtschiff    15     15      7      5
Flugzeugträger      7       5      1     
schwere Kreuzer    17     18      7      1
leichte Kreuzer    48     18    12      6
Zerstörer   183   214    58    21
Summe pro Flotte   270    270    85    33

Auch bei der Kriegsmarine ist das Kräfteverhältnis der 3 alliierten Mächte 1:19 gegenüber Deutschland!

Nur an Zahl der Untersee-Boote hat die deutsche Kriegsmarine zur Royal Navy aufgeschlossen.

Zahl der Untersee-Boote am 1. September 1939

Schiffsklasse   SowjU   USA     F    GB      D
U-Boote 165 95 77 57 57

Das Deutsche Reich steht bei den Ubooten einer Übermacht von 1 : 8 gegenüber.

Der Rüstungswettlauf der Luftwaffen ab 1933

In Deutschland, das zu der Zeit weder mit Heeres- noch mit Marinekräften in der Lage wäre, sich notfalls selbst zu schützen, wächst die Erkenntnis, daß Luftstreitkräfte und vor allem Bomber ein probates Mittel wären, fremde Staaten von Übergriffen abzuschrecken, wie sie Deutschland in den letzten 15 Jahren mehrfach wehrlos hat erdulden müssen. Bomber sind – anders als Jagdflugzeuge – das offensive Luftkriegsmittel, den Feind im eigenen Lande zu bedrohen. Und Flugzeuge – so eine weitere Überlegung – lassen sich als Abschreckungswaffen gegenüber den zwei potentiellen Gegnern Frankreich und Polen schneller und mit erheblich weniger Rohstoffaufwand bauen als Schlachtschiffe für die Flotte oder schwere Artillerie und Panzer für das Heer. So gewinnt der Aufbau von Luftstreitkräften vorübergehend eine besondere Bedeutung für die Sicherheit des Reichs. So wird zügig und mit Nachdruck die neue Luftwaffe für die Wehrmacht aufgebaut.

Fast zeitgleich läuft die Luftrüstung anderer Länder in Europa. Seit 1930 werden in der Sowjetunion jährlich etwa 860 Militärflugzeuge gebaut und ab 1935 3.500. Frankreich und England rüsten ihre Luftwaffen seit den 20er Jahren gegeneinander. 1932 und 34 erweitert England seine Royal Air Force. 1935 bauen die USA ihre ersten viermotorigen Langstreckenbomber.

Bei Kriegsausbruch ist Deutschland zwar schon zweite Luftmacht hinter Rußland, doch es ist den drei Gegnern England, Frankreich, Polen zusammen noch erheblich unterlegen. Am 1. September 1939 verfügen die europäischen Staaten über die folgende Zahlen an sogenannten Frontflugzeugen

Sowjetunion über         5.000

Deutschland                 4.033

England                        3.600

Frankreich                    2.550

Polen                               800

Auch in der Luftflotte gestaltet sich das Verhältnis 1 : 3 zu Ungunsten Deutschlands.

Rüstungswettlauf der Landstreitkräfte ab 1933

Um an die Vorgeschichte anzuschließen sei erwähnt, daß Reichskanzler von Papen im Oktober 1932 nach sechs ergebnislosen Jahren bei den Genfer Abrüstungsverhandlungen beschließt, die Reichswehr notfalls ohne Einigung mit den Siegermächten zu vergrößern und daß im November 1932 der 2. Rüstungsplan der Reichswehr bereits vorsieht, das deutsche Friedensheer auf 175.000 Soldaten zu erweitern und daß im Dezember 1932 die Siegermächte im Völkerbund beschließen, dem Deutschen Reich in Rüstungsfragen die prinzipielle Gleichheit einzuräumen. Kurz darauf treten mit Adolf Hitler und Franklin Delano Roosevelt zwei Politiker ins Rampenlicht der Weltgeschichte, die sich in zwei Punkten gleichen: beide müssen die hohe Arbeitslosigkeit in ihren Ländern beseitigen, und beide sind gewillt, ihre außenpolitischen Vorstellungen – wenn es denn sein muß – mit Kriegen durchzusetzen. Beide haben einen Hang zu Waffen. Beide Politiker beginnen sofort nach Amtsantritt damit, ihre Länder aufzurüsten: Adolf Hitler landmachtorientiert mit Vorrang für das deutsche Heer, und Roosevelt seemachtorientiert – wie schon erwähnt – die amerikanische Marine.

Und trotz der Aufrüstung sei ein Zitat genannt:

„Eine mittlere Granate kostet 3.500 Mark. Ein kleines Eigenheim für eine Arbeiterfamilie kostet auch 3.500 Mark. Wenn ich aufrüste, brauche ich mindestens 10 Millionen Granaten. Sie werden dann in den Arsenalen liegen und niemand wird mir dafür dankbar sein. Wenn ich aber 10 Millionen Arbeiterwohnungen bauen lasse, werde ich mir den Dank des Großteils meines Volkes sichern. Wie sollte ich da nicht wünschen, dass die anderen abrüsten, um mir die Aufrüstung zu ersparen? Aber inmitten eines bis an die Zähne bewaffnetes Europa kann Deutschland nicht unbewaffnet bleiben.“ — Adolf Hitler im Jahr 1935

Deutschland ist 1933 noch immer von Militärbündnissen Frankreichs, Polens, Belgiens und der Tschechoslowakei eingekreist. Die Deutsche Reichsregierung versucht deshalb noch ein paar mal sich gemeinsam mit Frankreich und England auf dem Verhandlungswege auf Heeresstärken-Obergrenzen zu einigen. Doch die französische Regierung lehnt das ab. So beginnt Deutschland im Alleingang, seine Reichswehr erst auf 36, dann auf 40 und schließlich auf 51 aktive Heeresdivisionen aufzurüsten. Daneben entsteht  – wie in allen Nachbarstaaten –  ein Reserveheer. Für die Wehrmacht sind das 51 Landwehr-, Sicherungs-, Ersatz- und Reserve-Infanteriedivisionen

Der rasante Aufbau des 102-Divisionen-Heeres läßt sich in zwei Phasen unterteilen. Zuerst entsteht bis 1936 unter dem enormen Rüstungsvorsprung aller Nachbarländer und bei dem Eindruck der Bedrohung, die die französisch-belgisch-polnisch-tschechische Umklammerung im deutschen Volk erweckt, ein aktives Heer mit 40 Divisionen, das in der Lage ist, das Reich mit einiger Aussicht auf Erfolg zu schützen. Ab 1937 wird das aktive Heer in den drei Jahren bis zum Krieg nur noch durch 5 weitere deutsche und sudetendeutsche sowie 6 österreichischen Divisionen aufgestockt.

Mit einer Streitmacht von 51 aktiven Divisionen und 51 Reservedivisionen, wenn sie voll ausgerüstet und mobilgemacht sind, hat Deutschland eine Angriffsfähigkeit erlangt, der kein Nachbarstaat allein- ausgenommen Frankreich – widerstehen kann. Andererseits sind diese 102 Divisionen auch nur die Truppenstärke, die Deutschland notfalls bräuchte, um sich gegen eine gegnerische Allianz wie im Ersten Weltkrieg zu verteidigen.

Fazit: Trotz später und überschneller Aufrüstung bleibt das Deutsche Reich bis zum Ende des Krieges weit unterlegen. Bis 1939 kann man eine allgemeine Unterlegenheit von 1: 63 Deutschlands gegenüber hier genannter Feindstaaten erkennen.

Wer anhand dieser massiven Unterlegenheit einen Angriffskrieg planen würde, könnte bei den Militärs nur als verrückt eingestuft werden. Und dieser Verrücktheit hätte kaum der deutsche Militärstab zugestimmt, wenn es sich um eine längerfristige Planung, wie die Unterstellungen heute lauten, gehandelt hätte.

Urteil: Während Deutschland bis 1940/41 mit Anpassungsrüstung beschäftigt war, rüsteten die Alliierten im Eiltempo weiter, so daß die deutsche Rüstung nach wie vor doppelte Anstrengungen unternehmen mußte um den Abstand zu verkleinern. Das belegen auch die Rüstungsausgaben Deutschlands gegenüber der Feindstaaten. Aus dem Artikel geht auch hervor, daß das Deutsche Reich in der Rüstung nachzog und damit das Wettrüsten nicht anspornte oder gar anführte!

Einen geplanten Angriffskrieg durchs Deutsche Reich unter der Führung Adolf Hitlers ist anhand aller Rüstungsdaten im Vergleich zu den anderen Kriegsteilnehmenden Staaten vollkommen unlogisch und von vornherein zum Scheitern verurteilt. Es ist nichts weiter als eine große Lüge, wie viele andere auch!

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Ubasser


Quelle und Kommentare hier:
https://morbusignorantia.wordpress.com/2017/10/19/die-mythen-und-luegen-in-der-gegenwart-deutsche-ruestung-1933-45/