Die Lage in Chemnitz vor der tödlichen Messerattacke

von FW

Rückblick: Fast jeden Tag ein neuer Fall

Aus Fortsetzungsromanen kennen wir die Formel »Was bisher geschah …«. Bei der Aufregung um die Ereignisse in Chemnitz lohnt sich ein kleiner Rückblick. Was geschah bisher? Was geschah vor der tragischen Messerattacke, die Chemnitz in den Fokus der Öffentlichkeit – ja, man kann fast sagen: in den Fokus der Weltöffentlichkeit – stellte? Was ist das Besondere an Chemnitz?

In der Mainstream-Presse wird es gerne so dargestellt, als gäbe es in Sachsen – und speziell in Chemnitz – ein ganz eigentümliches Problem in der Bevölkerung, als gäbe es da eine unverhältnismäßig starke rechte Szene, die in der Lage wäre, die Polizei in Atem zu halten und die durch ihr Auftreten die Sicherheitslage gefährdet und das Ansehen der Deutschen schädigt. Doch wie sieht es wirklich aus? Wie war die Lage in Chemnitz kurz vorher?

Aufschlussreich ist eine Meldung der Freien Presse vom 1. Juni, als noch niemand ahnen konnte, dass sich die Lage dermaßen zuspitzen würde.

Doch. Man konnte etwas ahnen. Jedenfalls ahnten einige Leute etwas. Die Polizeibeamten hatten schon Erfahrungen machen müssen und ahnten nichts Gutes, als Wetterprognosen hochsommerliche Temperaturen ankündigten. Sie sollten recht behalten: »Die Anzahl sexuell motivierter Straftaten im öffentlichen Bereich schnellte prompt in die Höhe. Nahezu jeden Tag meldet die Polizei derzeit einen Vorfall aus dem Stadtgebiet«, so berichtet es die Freie Presse.

»Wir beobachten das seit Jahren: Mit dem Sommerwetter nimmt die Häufigkeit dieser Delikte zu«, sagt eine Polizeisprecherin. Die Mehrzahl dieser Taten ereignete sich keineswegs zu später Stunde oder in den dunkelsten Winkeln der Stadt, sondern zwischen Mittag und 20Uhr, an mehr oder weniger belebten Plätzen, oft im Umfeld von Grünanlagen.

Der Verein Wildwasser Chemnitz, der Opfer sexueller Gewalt berät und Präventionsveranstaltungen und Selbstbehauptungskurse anbietet, ist ratlos. Auf die Frage von Eltern, was sie angesichts der Häufung entsprechender Vorfälle tun können, um ihre Kinder vor ähnlichen Übergriffen zu schützen, heißt es nur: »Eine Möglichkeit, solchen Angriffen generell vorzubeugen, gibt es nicht. Das ist utopisch«.

Jacky Paul, eine Sozialpädagogin vom Verein Wildwasser, ergänzt: »Wichtig ist, den Kindern in der Erziehung Selbstbewusstsein mitzugeben«. Kinder, die vermittelt bekommen, sie hätten Erwachsenen keine Widerworte zu geben, sondern zu tun, was man ihnen sagt, falle es schwerer, bei Angriffen selbstbewusst aufzutreten. »Unsere Botschaft ist: Man darf laut werden, wenn es die Situation erfordert, sich wehren, zur Not auch mal unhöflich sein.« Und nein, nicht der kurze Rock, den ein Mädchen oder eine Frau trägt, sei schuld, sondern einzig und allein der Täter.

So also war die Situation. Man muss bedenken: Ein Opfer steht nicht isoliert da. Es hat Familie, Freunde, Klassenkameraden. Sie alle wissen Bescheid. Die ganze Stadt steht unter Spannung. Niemand sollte sich überrascht zeigen und so tun, als wäre ein Chemnitz ein Ausbruch von Zorn und Verzweiflung aus dem Nichts gekommen.

***

Ihnen hat der Artikel gefallen?
Bitte unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.


Quelle und Kommentare hier:
http://www.freiewelt.net/nachricht/die-lage-in-chemnitz-vor-der-toedlichen-messerattacke-10075532/