Von Xantens Kolumne – Gesslers Hut

Von Siegfried von Xanten

Hut und Mütze gehören zur Familie der Kopfbedeckungen. Im Unterschied zur Mütze eignet dem Hut eine festere Form und eine umlaufende Krempe. Ist der Umlauf der Krempe nicht vollendet, spricht man von einer Kappe. Manche Kopfbedeckungen werden als Schmuckstück getragen, andere dienen vornehmlich dem Schutz.

Darüber hinaus haben Kopfbedeckungen eine sozialpsychologische und semiotische Bedeutung. Eine zeichentheoretische Bedeutung. Der Hut als Zeichen. Er kann die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht oder Gruppe anzeigen. Welcher Gruppe ein Hut zuneigen wird, lässt sich erst mit größerer Gewissheit sagen, wenn dieser aus dem Stadium des Hutstumpens hinausgetreten ist. Hier hilft der Hutmacher. Durch Appretieren, das heißt durch Aufbringen eines flüssigen Steifungsmittels, und durch Plattieren mittels eines Hutblocks.

Solcherart plattiert und versteift hat es der Hut sogar zu Redensarten gebracht. So kann man etwa den Hut in den Ring werfen. Das heißt, man kandidiert und positioniert sich. Man macht Ansprüche geltend. Eine Lehnübersetzung aus dem Amerikanischen. Wer an Schauboxwettkämpfen teilnehmen wollte, musste auch einen Hut haben. Und den musste er dann in den Ring werfen, wenn er kämpfen wollte.

Theodore „Teddy“ Roosevelt war kein Boxer, sondern amerikanischer Präsident. Für seine Kandidatur 1912 warf er, bildlich gesprochen, nicht nur seinen Hut in den Ring, sondern machte den Ausdruck auch noch populär:

„My hat’s in the ring.“

Roosevelts Hut. Der hatte 1901 gar nicht erst im Ring gelegen. Er musste ihn nicht werfen. Nach dem Attentat auf Präsident William McKinley wurde er – zuvor Vizepräsident – als Präsident vereidigt. Im Alter von 42 Jahren. Nicht der Hut, sondern Roosevelt. 1904 lag Roosevelts Hut dann im Ring. Der Hut eines erfolgreich bestätigten Präsidenten.

1908 hatte Roosevelt mit einer erneuten Kandidatur nichts am Hut. Er verzichtete, um dann noch einmal 1912 seinen Hut in den Ring zu werfen. Ein „geradezu lehrbuchhaftes Beispiel für Machtpolitik und Wählertäuschung“. Und ein alter Hut für Intriganten.

Howard Taft, der amtierende Präsident, war nicht der Mann, den die Verschwörer von Jekyll Island sich im Weißen Haus wünschten. Taft hatte sich geweigert, den Aldrich Plan zu unterstützen. Die Schaffung einer privaten Zentralbank. Taft war beliebt. Seine Wiederwahl wahrscheinlich. Zumal Wilson auf das Wahlvolk blutleer und gespreizt wirkte. Und so blieb es Theodore Roosevelt vorbehalten, Taft um die entscheidenden Wählerstimmen zu erleichtern.

George Perkins und Frank Munsey von J.P. Morgan überredeten Roosevelt, als Kandidat einer dritten Partei gegen Taft anzutreten. Die Progressive Party. Auch Bull Moose Party genannt. Elchbullenpartei. Roosevelt hatte nach einem Attentat auf ihn, trotz Kugel in der Brust, eine Wahlkampfrede halten wollen:

„It takes more than one bullet to bring down a Bull Moose.“

Man braucht mehr als eine Kugel, um einen Elchbullen umzulegen. Und für ein paar zusätzliche Stimmen war die Kugel allemal gut. Und den Hut herumgehen lassen musste Roosevelt für seine Kampagne auch nicht. Dank großzügiger Unterstützung J.P. Morgans.

„Tu, was du kannst, mit dem was du hast, wo immer du bist.“

Das Credo Roosevelts. Und J.P. Morgan hatte viel und konnte damit an entscheidender Stelle eine ganze Menge anstellen.

Wilson gewann die Wahl mit nur 42 Prozent aller Stimmen. Gewählt von Roosevelt. Wie es Colonel House später formulierte. Und über den, der das Ergebnis vor Roosevelts Kandidatur so vorausgesagt hätte, hätte man vermutlich gesagt: Dem brennt wohl der Hut.

Ob Taft angesichts des Wahlergebnisses der Hut hochging, ist nicht bekannt, aber es war das schlechteste Ergebnis eines amtierenden Präsidenten, der sich jemals zur Wiederwahl gestellt hatte. Taft musste seinen Hut nehmen. Und: „Die Kreatur von Jekyll Island“ konnte am 23.12.1913 Gestalt annehmen und hörte fortan auf den Namen FED.

Und Gestalt annehmen konnten nun auch der Erste Weltkrieg und die kreative Landkartenumgestaltung. Und um die Bereitstellung der notwendigen Gelder musste man sich auch keine Sorgen mehr machen. Dank Roosevelts Hut. Den Hut hatten nun J.P. Morgan, Kuhn, Loeb & Co., die National City Bank, Paul Warburg, Jakob Schiff, John D. Rockefeller und andere auf.

Und der Führer? Trug nach Kriegsende einen großen Schlapphut. Man müsse zwischen verschiedenen Phasen unterscheiden, so Esther Sophia Sünderhauf, Kunsthistorikerin und Leiterin der „Von Parish Kostümbibliothek“ München. Der Führer habe in der ersten Phase von 1919 bis 1933 nach seiner Identität gesucht und verschiedenste Kleidungsstile ausprobiert. In der Schlapphutzeit habe er sich noch als Künstler begriffen.

Seine Mäzeninnen aus besseren Kreisen hätten ihm dann 1923 einen Anzug anempfohlen. Für seine Reden. Lederhosen habe er während seiner Haftzeit in Landsberg getragen. Und darüber hinaus noch bis 1927. Und in den ersten Monaten nach Übernahme der Regierungsgeschäfte seien es dann zunächst Stresemannhosen, Weste, Cut und Zylinder gewesen. So Esther Sophia Sünderhauf.

Hermann Gessler trug keine Stresemannhosen und hatte auch mit der FED nichts am Hut. Er ließ seinen Hut auf einer Stange in Altdorf platzieren. Nicht einfach nur ein Hut, sondern ein Kurhut. Zeichen der Hausmacht des Kurfürsten und des Königs von Böhmen. Um den Stolz und Widerstand des Schweizer Volkes endgültig zu brechen.

Durch einen Ausrufer ließ er verkünden, „dass jeder, der den Platz passiert, dem Hut die ‚gleiche Ehre wie ihm selbst‘ zu erweisen habe: ‚Man soll ihn mit gebognem Knie und mit entblößtem Haupt verehren‘“. Und Wilhelm Tell zeigte dem Landvogt deutlich, dass er sich das mit dem gebognen Knie und der Verehrung an den Hut stecken könne.

Wilhelm Tell galt bekanntlich als des Führers „Leib- und Magendrama“. Tell als Helfer in der Not. Tell als mutiger und tatkräftiger Charakter. „Ohne Überlegung fühlt sich Tell zum Retter berufen. Er vertraut in die Natur und in Gott“. Er steht als Antwort auf die Frage bereit:

„Wann wird der Retter kommen diesem Lande?“

Bis zum 3. Juni 1941. Dann wurde er vom Spielplan genommen. Der Tell. Eine streng vertrauliche Anweisung. Von Reichsleiter Martin Bormann unterzeichnet. Kein kleines Kunststück bei einem …:

„… Schauspiel, das seit Jahren zu allen festlichen Anlässen aufgeführt, zitiert („Ans Vaterland, ans treue schließ dich an“ oder „Unser ist durch tausendjährigen Besitz der Boden“) und in allen Schulen gelehrt und gelesen wurde“.

Was den Führer in Zeiten des Zweiten Weltkriegs störte, war die Verherrlichung eines „Schweizer Heckenschützen“. Tell als Retter und Tell als Heckenschütze – das ließ sich in diesen Zeiten nicht mehr unter einen Hut bringen.

Gesslers Hut schaffte es in die Riege berühmter redensartlicher Einrichtungen. Der Gesslerhut als Symbol für die öffentliche Erzwingung untertänigen Verhaltens. Heute werden Gesslerhüte gern von erfundenen Schreckgespenstern aufgestellt. Oder stehen für Hirngespinste.

In den 70er Jahren kam die Ölkrise mit Gesslerhut daher. Spannungen in Nahost. Im Herbst 1973 drosselten die arabischen Ölstaaten die Förderung und verhängten ein Embargo. Der Ölpreis vervierfachte sich. Und in Deutschland huldigte man dem Hut mit vier autofreien Sonntagen. Geisterstimmung in der Bundesrepublik. Der Bürger machte mit, überzeugt, etwas Gutes zu tun.

Die in der Schweiz geläufige Redewendung, dass jemand Öl am Hut hat, hat zwar auch im weitesten Sinn etwas mit Tanken zu tun, ist aber unabhängig von Gesslers Hut und Ölembargo unterwegs. In der Schweiz hat jemand Öl am Hut, wenn er leicht oder auch etwas mehr betrunken ist.

Trunken waren wenig später auch die Grünen, die mit der Angst vor dem großen Waldsterben auf die Politbühne gespült wurden. Eine öko-sozialistische Wahnvorstellung, die man über die Jahrzehnte dann perfektionierte und modifizierte. Und in die Köpfe der ahnungslosen bürgerlichen Öffentlichkeit pflanzte.

Der menschengemachte Klimawandel. Und CO2 ein Giftgas. Laut US-Umweltbehörde. Es gebe, so die EPA, hinreichende wissenschaftliche Beweise dafür, dass Treibhausgase giftig seien. Der Mensch als CO2 Schädling. Er atmet ständig aus. Und in Holland werden die Tomaten mit einer erhöhten CO2-Dosis „begast“. Zwecks Wachstumsförderung.

Der mittelalterliche Ablasshandel neu geladen. Reloaded. Ein Muster, das nicht aus der Mode kommt. Das Grundmuster der Mächtigen. Der Weltuntergang wird an die Wand geschrieben. Aber es gibt Erlösung. Und die kostet.

In Deutschland wachsen auch Tomaten. Aber Gesslerhüte gedeihen besonders gut. Dank des Nach-45-Belastungssyndroms. Minderheitenschutz, Rettungsschirme, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Energiewende, bunte Gesellschaft, Willkommenskultur, Kampf gegen rechts, der Islam gehört zu Deutschland. Und und und. Gesslerhüte lassen sich heute leicht für alle möglichen Zwecke reproduzieren und modifizieren.

Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Ist der Gesslerhut ein Kunstwerk? Sicher nicht. Aber ein künstliches Auftragswerk. In Szene gesetzt von der Politriege und ihren Zuarbeitern. Zur öffentlichen Erzwingung untertänigen Verhaltens. Der Hut macht den Mann. Eine kleinformatige Arbeit in Collage- und Mischtechnik. Auf Papier und Karton. Von Max Ernst.

Und der Hut gibt das Thema vor und macht die Interpretation. Vorbildlich zu sehen am Chemnitzer-Stadtfest-Hut. Hut ab! Das Fehlverhalten der Zivilgesellschaft – das angebliche – wird thematisiert. Ein Hut, der auf keinen Mord passt. Ein Hut, der hilft, Begriffe und Bedeutungen zu verschieben. Stellt Roger Letsch fest.

Seit dem Mord in Chemnitz würden Ursache und Wirkung offenkundig verdreht. „Da gebe es neuerdings ‚No-Go-Areas‘ für Migranten und Schulen, an denen man seine Kinder vor den ‚Rechten‘ schützen müsse.“ Den Regierigen laufe wohl die Zeit davon. Deshalb schalte man den „aktuell auf molekularer Ebene stattfindenden Bürgerkrieg jetzt gleich mal ein paar Gänge höher“.

Und die Medien könnten sich nur mühsam ein „Kreuziget ihn“ verkneifen. So Roger Letsch. Und das ist bemerkenswert, weil Maaßen keine Blinden sehend, keine Tauben hörend, keine Stummen sprechend gemacht hat und auch nicht dafür gesorgt hat, dass wenigstens einer nicht tot geblieben ist.

Die radikale Rechte war zwar nicht lahm, aber der Verfassungsschutzchef habe, so SPON, die radikale Rechte noch mehr ans Laufen gebracht. Eine Ermutigung für die neue rassistische Front von AfD bis Neonazis. Die „Aussage eines Leichtmatrosen auf der sinkenden MS ‚Sturmgeschütz‘“. Zum Genießen.

Und eine Ermutigung für die Tagesthemen, auch einen Kreativbeitrag zu leisten. Die radikale Rechte lief nicht nur, sie skandierte auch: „Wir sind die Fans! Adolf Hitler Hooligans!“. Untergemischt aus dem Archiv. „Die Verwendung von Bildern, die nicht vom gleichen Tag stammen“, sei an sich nichts Ungewöhnliches. Aber es gehöre zu den Standards von ARD-aktuell, dass stets kenntlich gemacht werde, woher und von welchem Datum das Video stamme. Das habe man hier wohl vergessen. So die ARD auf Nachfrage eines Zuschauers.“ Gut. Chemnitz als mediales Initial zum Austausch von Ursache und Wirkung.

Und Michael Wildt singt für die Bordkapelle der sinkenden Titanic:

„Rassistische Übergriffe, Hitlergrüße und offene Naziparolen: Die Bilder und Berichte aus Chemnitz verleiten dazu, die letzte Phase der Weimarer Republik zu erwähnen.“

Aber es gebe keinen Grund für Fatalismus. Und es drohe kein neues 1933. Die Zeichen stünden auf Entschlossenheit. Und Helene Fischer habe sich ja auch gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit ausgesprochen. Und in Chemnitz sei ja auch groß konzertiert worden. Mit Herz statt Hetze und schönen Texten. Zum Beispiel über Eva Herman. Oder über die Polizei. Sehr poetische Zeilen, für die eine so prosaische Kolumne wie diese unmöglich das rechte Forum sein will. Herz statt Hetze. Und mit dem Bundespräsidenten war man sogar noch einer mehr.

Und damit die Botschaften nicht missverstanden werden, bringt der Merkur auch noch das Stilmittel der Satire ins Spiel. Die Hip-Hop-Formation K.I.Z. arbeite damit seit vielen Jahren: „Ich ramm die Messerklinge in die Journalisten-Fresse“. Geistreiche Satire in „Ein Affe und ein Pferd“. Und intelligente Texte.

Und intelligente Menschen? Die braucht man, um erfolgreich zu sein. Und wie findet man die? Der amerikanische Präsident hat ein spezielles Rezept, das er der Bundeskanzlerin verraten hat und das auch der Terra-Kurier kennt. Dazu sei nur eine Frage nötig. Der präsidiale Intelligenztest. Er ruft seinen Vizepräsidenten Mike Pence an:

„Hi Mike, sag mal, wer es ist? Es ist der Sohn deines Vaters, es ist aber nicht dein Bruder.“

Und der Vizepräsident antwortet sofort:

„Ganz einfach, das bin ich!“

Merkel ist begeistert. Zurück in Deutschland, ruft sie Olaf Scholz an und stellt ihm dieselbe Frage:

„Es ist der Sohn deines Vaters, es ist aber nicht dein Bruder. Wer ist es?“

Der kommt einfach nicht drauf und sucht sich Rat beim Bundespräsidenten:

„Sag mal Frank Walter, wer ist es? Es ist der Sohn deines Vaters und nicht dein Bruder.“

Und der Bundespräsident antwortet:

„Ganz einfach, das bin ich.“

Olaf Scholz ruft sofort bei der Bundeskanzlerin an und teilt ihr glücklich mit:

„Ich habe die Antwort, es ist Frank Walter Steinmeier!“

Doch die Bundeskanzlerin tobt vor Wut:

„Nein du Idiot, es ist Mike Pence!“

Und fehlt es an Intelligenz, dann tun es auch ein paar Anleihen:

„Ich hab‘ ein Haus, ein kunterbuntes Haus, ein Äffchen und ein Pferd, die schauen dort zum Fenster raus. Ich hab‘ ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd, und jeder, der uns mag, kriegt unser 1×1 gelehrt.“

Pippi Langstrumpf. Wunderbar. Die kunterbunte Gesellschaft. Und für das 1×1 sind die Bordkapelle der sinkenden Titanic und diverse Coverbands zuständig. Nachspiel-Musikgruppen.

Und der Führer? Hielt am 7. Juni 1931 auf der Südkampfbahn in Chemnitz eine Rede. Nicht vor 18.000, sondern vor 16.000 Menschen. Und 1933 wurde er Ehrenbürger von Chemnitz. Bis zum 26. September 1990.

Der „Führerturm“ war zwar nie Ehrenbürger, aber er könne weg, da funktionslos mit zweifelhafter Geschichte. So OB Barbara Ludwig. In Chemnitz. Und er sei auch nicht Teil der ursprünglichen Sportstätte gewesen. Erst mit dem Ausbau der Anlage zur Aufmarschstätte sei der Befehlsturm dazugekommen.

„Dass es möglich ist, dass sich Leute verabreden, ansammeln […] – das ist schlimm.“ „Quatsch“, meint Sandro Schmalfuß. Stadthistoriker. „Denkmalschutz funktioniere nicht nach politischer Ideologie.“ Was Barbara Ludwig nicht anficht. Sie will abreißen lassen. Und ist entsetzt: „Wenn ich sehe, was sich in den Stunden am Sonntag hier entwickelt hat […].“

Der moralische Zeigefinger. Nicht selten gehört er zu einer Hand, die sich zuvor schmutzig gemacht hat.

„Geschichtsbereinigung mit der Abrissbirne“. Und die Charta von Venedig? Hatte eigentlich den „Anstoß für einen differenzierten Umgang mit dem baulichen Erbe“ gegeben und „ihm historischen Zeugnischarakter“ zugewiesen. Historischer Zeugnischarakter, den man im keine 18.000 Einwohner zählenden Braunau unbedingt loswerden möchte.

Den Tourismus der Ewiggestrigen wolle man in Zukunft nicht mehr haben. Es sei sogar schon ein Bus aus Ungarn vor dem Führer-Geburtshaus vorgefahren. Deshalb solle es weg. So der österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka. Eine Art Weisenrat aus zwölf Mitgliedern aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft solle Vorschläge machen, was danach auf dem Grundstück passieren soll. Jahrelang war in dem Haus eine Behindertenwerkstatt untergebracht. Bis 2011. Die Besitzerin verweigerte Umbauarbeiten. Die Miete zahlte der Staat weiter. Etwa 300.000 Euro. Um „der Gefahr einer nicht adäquaten Nutzung vorzubeugen“.

Das Führerhaus solle keinesfalls in obskure Hände gelangen. Die Abrissbirne sei trotz Denkmalschutz möglich. Dank eines Gesetzentwurfs. Seit vielen Jahren diskutiere man das Modell eines „Hauses der Verantwortung“. So Wolfgang Sobotka.

Ein anderes Führerhaus ist beinahe vergessen. Das Führerhauptquartier Adlerhorst im Taunus. Von 1939-40 in Ziegenberg unter strengster Geheimhaltung errichtet. Als „Bauvorhaben Mühle“. Von der Organisation Todt ausgeführt. Und als Hauptquartier für die Oberste Heeresleitung geplant. Operation Seelöwe. Der Seelöwe kam über das Planungsstadium nicht hinaus und der Adlerhorst wurde zum Genesungsheim, um erst gegen Ende des Krieges wieder als Hauptquartier genutzt zu werden.

Henry Picker war kein Seelöwe, sondern der Sohn von Senator Daniel Picker. Und der hatte bereits 1929 in Wilhelmshaven die NSDAP gefördert und den Führer in Verbindung mit Repräsentanten der Werftindustrie und der Kriegsmarine gebracht. Der Führer war bei seinen Besuchen in der Hafenstadt wiederholt Gast im Hause Picker gewesen.

Henry Picker tat vertretungsweise im Führerhauptquartier Dienst. Im Auftrag der Parteikanzlei. Als Adjutant Bormanns. Zu seinen Aufgaben gehörte die Aufzeichnung der Gespräche des Führers an der Mittags- und Abendtafel. Die Tischgespräche. Ein kleiner Ersatz für Volkes Stimme, deren Resonanz der Führer für seine Entscheidungen nicht missen wollte.

Des Volkes Stimme. Korrupte, unverantwortliche Politiker und die mit ihnen verquickten, einflussreichen Konzerne und Banken hätten die Welt an den Rand des wirtschaftlichen Kollapses getrieben. Und mit „einer Mixtur aus Unfähigkeit, Korruption, sowie weitreichender Bevormundung und ständiger Gängelung der Bürger“ würde für die Zerstörung der großen wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Potenziale“ gesorgt. Sagt Pro Chemnitz.

„Widerlich“, sagt die Politik. Und dass „es möglich ist, dass sich Leute verabreden, ansammeln“ und dass das Volk eine Stimme hat – „das ist schlimm.“

„Aktuelle Springer-Umfrage: ‚Die Deutschen sind stolz auf ihre Politiker‘“

Gut. Recht gesprochen: „Acht Jahre Haft für Mord, zehn Jahre für eine verschmutzte Fassade.“ Oder einvernehmlicher Sex und Freispruch statt Vergewaltigung. Objektivierten Beweisergebnissen zum Trotz. „O’grabscht is‘!“ Und die „Flüchtlings-Kriminalität [ist] in ‚fast allen Bereichen rückläufig‘“.

Sine dubium pro reo. Semper. Ohne Zweifel für den Angeklagten. Immer. Wenn es sich nicht um Biodeutsche handelt. Ein Determinativkompositum. Bio – ein durch EU-Recht europaweit geschützter Begriff. Bio-Produkte „müssen den Kriterien des Bio-Siegels entsprechen, das Siegel-Logo selber aber nicht zwingend tragen.“ Sehr schön. Die Biodeutschen. Ein auf den Kopf gestellter Gesslerhut. Ein Spucknapf. Aber kein Grund zur Besorgnis.

Machen sie sich keine Sorgen. Ich habe gelogen. Muss man, wenn es ernst wird. Frei nach Harald Juncker. Und sonst? Was empfiehlt der Präsident der Europäischen Kommission noch? Brehms Tierleben, …:

„… weil in Brehms Tierleben ist nachzulesen, dass große und kleine Tiere gemeinsam atmen, leben und sich bewegen müssen. Zum Beispiel weiß jeder, auch der in Brehms Tierleben weniger Kundige, dass ein Floh einen Löwen zum Wahnsinn treiben kann, ein Löwe einen Floh aber nie zum Wahnsinn treiben wird.“

Das muss man wissen.

Und was verraten solche Urteile und Aussagen über die Befähigung der Politiker und der Richter? Was sagt der Führer?

„Die Befähigung zeigt sich darin, daß ein Führer es versteht, die ihm unterstellten Männer nach ihrer Individualität zu nehmen und den Willen zum Mittun in ihnen zu wecken. Es ist das genau das Gegenteil von der Behandlung, die unsere Verwaltung den Staatsbürgern zuteil werden läßt, sowohl was die Gesetzgebung wie was die Ausführung der Gesetze angeht.

Wie im alten Polizeistaat die Obrigkeit, sieht heute noch unsere Verwaltung im Staatsbürger nur den Untertan, der, politisch unmündig, steter Gängelung bedarf. Für den Bereich der Justiz scheint mir die dringlichste Aufgabe die zu sein, eine Richterschaft von möglichst weitgehender Homogenität zu erhalten. Nehme ich das Beispiel der Verdunkelungsverbrechen:

Der […] nordische Richter sieht und ahndet darin die dem Fortbestand des Volkes drohende Gefahr […]. Es hilft uns nichts, in der Gesetzgebung noch eingehender, als das heute ohnedies der Fall ist, die Tatbestände zu umreißen. Das, worauf es ankommt, kann begrifflich doch nicht so dargelegt werden, daß damit eine einheitlich sinnvolle Anwendung des Gesetzes gewährleistet ist.

Führen wir für das Richtertum aber streng die […] Auslese durch, so können wir umgekehrt an die Stelle unserer heutigen Gesetzeskodifikation Richtlinien treten lassen, und jeder Richter wird damit das Rechte treffen.“

Es gilt, den gesunden Menschenverstand wieder zu verlebendigen. Ein ungeschriebenes Gesetz, das keiner Aufzeichnung bedarf:

„Und an diesem ungeschriebenen Gesetz teilzuhaben, das ist es, was dem Einzelmenschen jene stolze Haltung gibt in allen Fragen der Nation.“

Und:

„Es wäre lächerlich, wenn wir diesen Kontinent nicht in Ordnung brächten!“

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Quelle und Kommentare hier:
http://n8waechter.info/2018/09/von-xantens-kolumne-dietrich-und-peterchen/