Finanz-Exzesse wie im Jahr 2000

von Claus Vogt

An der Wall Street sind die Alarmsignale nicht zu übersehen. Insider verkaufen in großen Mengen, denn sie kennen den wahren Zustand ihrer Konzerne nur zu gut.

In den vergangenen Monaten wurden an der Wall Street jede Menge neuer Rekorde aufgestellt. Deshalb wird 2018 wohl als das Jahr der Rekordstände in die Geschichtsbücher eingehen. So stiegen nahezu alle bewährten Kennzahlen der fundamentalen Bewertung auf neue Hochs, darüber hinaus auch Sentimentindikatoren und Konjunktureinschätzungen, die Höhe ausstehender Wertpapierkredite und andere Verschuldungskennzahlen sowie die Zahl der Aktienrückkäufe von Unternehmen.

Pikanterweise wurden gerade auch von den Insider-Aktienverkäufen neue Rekorde gemeldet. Stellen Sie sich vor, dieselben Manager, die mit dem Geld der Aktiengesellschaft, für die sie arbeiten, in großem Stil Anteile dieser Gesellschaft zurückkaufen, stoßen gleichzeitig ebendiese Aktien in ihren Privatdepots in großem Umfang ab.

Endphase einer Hausse

Mit dem Geld des Unternehmens treiben sie die Aktienkurse kurzfristig in die Höhe, um sich privat zu bereichern. Darüber hinaus erhöhen sie damit ihre Bonuszahlungen, die an den Aktienkurs gekoppelt sind. Unabhängig von der ethischen Beurteilung dieser Vorgehensweise, sind hohe Insider-Verkäufe eine sehr bearishe Kennzahl. Denn niemand weiß besser über den Zustand eines Unternehmens Bescheid, als dessen Topmanagement.

Obwohl die oben genannten Rekorde aus den unterschiedlichsten Bereichen stammen, haben sie doch eine verbindende Gemeinsamkeit: Sie treten gewöhnlich in der Endphase einer Hausse auf! Der kanadische Analyst David Rosenberg, den ich in meiner Zeit bei Merrill Lynch als klugen und kritischen Kopf schätzen gelernt habe, hat diese illustre Reihe um einen weiteren sehr interessanten Rekord erweitert, den ich Ihnen heute vorstellen möchte.

Sechs Triebkräfte

Die Marktkapitalisierung der sechs populärsten Indexschwergewichte Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google und Microsoft ist auf 17 Prozent des S&P 500 gestiegen, eine Verdreifachung. Diese sechs Werte treiben den Index aufgrund ihrer hohen Gewichtung noch nach oben. Andernfalls wäre der Index schon gefallen.

Die Marke von 17 Prozent wurde im Jahr 2000 schon einmal erreicht, und zwar von den damaligen sechs Börsenlieblingen Intel, Cisco, Lucent, Microsoft, Oracle und Dell. Danach ging es sowohl an der NASDAQ als auch mit dem DAX um mehr als 70 Prozent bergab. Das sollte Anlegern, aber auch der Politik eine Warnung sein.


Quelle und Kommentare hier:
https://www.geolitico.de/2018/09/30/finanz-exzesse-wie-im-jahr-2000/