Umgekehrter Rassismus: Wie Weiße in Südafrika um ihre Existenz kämpfen

von Sputnik

Kleinfontein, eine Afrikaaner-Siedlung unweit der Stadt Pretoria in der Republik Südafrika, wurde im Jahr 1992, zwei Jahre vor dem Sturz des Apartheidregimes, gegründet.

Die Gemeinde, der heute 1500 Personen angehören, versorgt sich selbst mit Strom, Wasser und Internet und träumt davon, einmal einen „Volkstaat“einen unabhängigen Staat innerhalb der Republik Südafrika – zu gründen.

Beim Besuch in Kleinfontein erfuhr ein Sputnik-Korrespondent von Dannie de Beer, Mitglied des Direktorenrates der Ortschaft, wie die weißen Farmer in der Republik Südafrika in der Nach-Apartheid-Zeit leben, warum sie in geschlossenen Gemeinden vereint sind und wie sie ihren Alltag gestalten.

Die Siedlung Kleinfontein, die fast 70 Kilometer von Pretoria, der administrativen Hauptstadt der Republik, entfernt liegt, wird oft von internationalen Medien des „weißen Rassismus“ und des „Rückfalls in die Apartheid“ beschuldigt. Doch bei einem aufmerksamen Einblick in die Existenz der Gemeinde offenbaren sich noch unbekannte Lebensseiten der Buren im „Neuen Südafrika“ von Nelson Mandela.

Anfänge von Kleinfontein

Die Einfahrt in die Siedlung ist gekennzeichnet mit einem Denkmal mit der Aufschrift in Afrikaans „Ons God Ons Volk Ons Eie“ („Unser Gott, unser Volk, unser Eigentum“).

Hinter dem zentralen Tor sind kleinere Geschäftsstellen zu sehen, die von den Ortsansässigen gegründet wurden. Das sind eine Bank, Dienstleistungsbetriebe im Unterhaltungsbereich (darunter für CD-Verleih), eine Kaffeestube und ein Burger-Restaurant.

Dannie de Beer zeigt auf den Plan von Kleinfontein

Nach Meinung von Dennie Beer hat Kleinfontein, der Ort von Buren, von Afrikaanern, wegen Massenmedien keinen gebührenden Erfolg. Die sagten einfach: „Das ist ein rassistisches Thema.“ Die Presse widmet dem kulturellen Aspekt keine Aufmerksamkeit. „Ich habe hier viele Journalisten empfangen und jedes Mal einen ganzen Tag mit ihnen verbracht und über alles erzählt. Gleich am nächsten Tag ließ jeder von ihnen einen Artikel mit der Überschrift wie ‚Enklave weißer Rassisten‘ veröffentlichen…“

Dannie hatte 1992, zwei Jahre vor dem Ende des Apartheidregimes, im ersten Gründungsjahr der Siedlung, an deren Aufbau teilgenommen. Er hat ein eigenes Haus und kennt jeden Passanten beim Namen.

„Wir sind ein Territorium mit Gemeinschaftseigentum. Das bedeutet, dass das gesamte Vermögen einer Firma gehört. Wenn man hier eine Immobilie kauft, wird man Aktionär der Firma“, erläutert er.

Kleinfontein hat heute eine Fläche von 800 Hektar. Laut Dannie seien die örtlichen Behörden ständig darum bemüht, das Territorium zu erweitern, indem sie zum Verkauf stehende, in der Nähe gelegene Grundstücke  erwerben.

Kleinfontein betrachtet sich als „Partnerort“ einer anderen Buren-Siedlung – Orania -, die ebenfalls eine eigene Flagge und eine eigene Währung hat. Doch es gibt gewisse Unterschiede zwischen Kleinfontein und Orania.

„Unsere Existenz hat ganz anders begonnen. Zu jener Zeit musste Mandela erst aus dem Gefängnis entlassen werden, das war kein geeigneter Moment für die Afrikaaner, eine eigene Siedlung außerhalb Pretorias zu gründen. Wir haben also diese Idee vorübergehend fallen lassen, und alles blieb ruhig. Wir entwickelten uns nur schrittweise, unser Marketing war sehr milde. Wir bemühten uns nicht sonderlich um unser Marketing, um keine Beunruhigung zu provozieren“, so Dannie.

Warum brauchen die Afrikaaner geschlossene Siedlungen?

Laut Dannie stützt sich seine Gemeinde auf mehrere Prinzipien. Eines davon sei das Beibehalten der Muttersprache – Afrikaans. Trotz der Tatsache, dass Afrikaans eine der elf Amtssprachen in der Republik Südafrika ist, wird es aus den Staatlichen Institutionen und Bildungsstätten immer mehr verdrängt.

„Die Grundpfeiler von Kleinfontein sind Kultur, geistiges Erbe, Geschichte und Afrikaaner-Sprache … 100 Prozent unserer Bevölkerung sind Christen, die sich voneinander nur durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Unterarten dieser Religion unterscheiden. Unter uns gibt es möglicherweise zwei bis drei Katholiken“, so Dannie.

Die zweite Hauptkomponente ist die Arbeit nur für sich selbst

„Die ganze Apartheid-Epoche kann auf folgende Weise beschrieben werden: Die Afrikaaner und andere Angehörige der weißen Rasse nutzten Schwarzhäutige, damit diese ihre Arbeit verrichteten. Sie gaben ihnen dabei kein Land, kein Stimmrecht etc. Hier bei uns herrscht das Gegenteil: Wir behalten die ganze Arbeit für die Afrikaaner. Die Idee besteht darin, dass die Menschen, die Land bebauen, es auch besitzen“, sagte der Gesprächspartner von Sputnik.

Denkmal des südafrikanischen Ex-Premiers Hendrik Frensch Verwoerd in Kleinfontein

Auf die gegen die Buren erhobenen Vorwürfe wegen Rassismus und  Landbesetzung reagiert Dannie wie folgt:

„Unser Ziel hat sich nicht verändert. Das ist ein gefahrloser Landungshafen für die Afrikaaner. Denn das geistige Erbe von Nelson Mandela im Neuen Südafrika dient dem Wohlergehen der Afrikaaner in keiner Weise. Wir fühlen uns sehr weit entfernt, ja abgeschnitten von der Neuen Republik Südafrika. D

ie Gesetze sind gegen uns gerichtet“, so Dannie. „Ich bin ein weißer Mann, und wenn ich auf der Suche nach Arbeit eine südafrikanische Zeitung lese, werde ich höchstwahrscheinlich Anzeigen finden, die einer Politik der so genannten positiven Diskriminierung entsprechen. Das heißt, wenn ich weiß bin, kann ich keinen Job bekommen.“

Laut Dannie werden Afrikaans heute immer noch als eine „Usurpatorsprache“ und die Afrikaaner als Usurpatoren, Aggressoren und Menschen betrachtet, die die Apartheid erfunden hätten. „Eben deshalb gibt es solche Orte wie Kleinfontein und Orania.“

Leben in Kleinfontein

Es sei kein Leichtes, in Kleinfontein eine selbständige Wirtschaftsstruktur aufzubauen, so Dannie. Daher leisteten die Einwohner von Kleinfontein im Unterschied zu Orania mehr in den Bereichen Dienstleistungen und intellektuelles Eigentum als im Agrarbereich.

„Es geht dabei eher um intellektuelles Eigentum als um Produkte der körperlichen Arbeit. Wir haben viele Ingenieure, viele Ärzte, auch gibt es Chirurgen. Wir haben auch viele Professoren“, sagt Dannie.

Ihm zufolge gibt es sogar vier Neurochirurgen in der Siedlung. Sie seien ebenso wie die meisten Erwerbstätigen in Einrichtungen tätig, die in der nächsten Nachbarschaft gelegen seien.

Zugleich würden die Ortsbewohner ihr Möglichstes tun, um bei der Strom- und Wasserversorgung und in der Bautätigkeit nur minimal auf die Außenwelt angewiesen zu sein.

„Wir haben eine Schule und einen Stadtrat. Alles, was Sie hier sehen können, wurde von Afrikaanern gebaut. Die Bautätigkeit ist unsere starke Seite“, so Dannie.

Während das ganze Land, vor allem Kapstadt und Johannesburg, eine nationale Wasserkrise erleben (…), gibt es in Kleinfontein, wie es scheint, keine solchen Probleme.

„Im Monatsdurchschnitt gibt es rund 17 Kiloliter Wasser pro Person“, so Dannie. Der Wasserverbrauch sei sehr groß, und man hänge von der Niederschlagshöhe sehr ab und müsse gewisse Einschränkungen beim Wasserverbrauch befolgen.

„Aber die Wasserzufuhr wurde bei uns nie abgeschaltet“, sagt Dannie stolz. „Jetzt ist es Hochwinter bei uns, eine Dürrezeit. Dabei gibt es keine Einschränkungen. Ich kann mein Rugby-Feld begießen, mein Pool mit Wasser füllen. In dieser Hinsicht sind wir weniger gefährdet.“

Die Masten zur Übertragung von Internetsignalen an die Ortsbewohner  seien leistungsstark genug, um die nächstgelegenen Ortschaften im Rundkreis von 80 bis 100 Kilometern abzudecken.

„Unsere Idee besteht darin, als ein unabhängiger Staat zu funktionieren. (…) Wir machen das, was wir selbständig leisten können.“

„Diebstahl“ von Grundstücken in der Republik Südafrika

Das südafrikanische Parlament hat im Februar dieses Jahres für die Resolution gestimmt, die die Enteignung von Grundstücken bei den weißen Farmern ohne jeglichen Schadenersatz vorsieht. Dieses Dokument war von der radikalen linken Partei EFF vorgeschlagen und von der regierenden Partei – dem Afrikanischen Nationalkongress – unterstützt worden.

Sollte das Dokument von Präsident Cyril Ramaphosa unterzeichnet werden, werden entsprechende Änderungen an der Verfassung vorgenommen.

Zebras im Naturpark Kleinfontein

Nach Dannies Meinung ist die zukünftige Gesetzesänderung für Einzelfarmer gefährlicher als für Kleinfontein. „Wie ich glaube, gibt es mehr Risiken außerhalb von Kleinfontein. Denn wir halten zusammen. Unsere Siedlung zählt 1500 Einwohner, gerade mit so vielen Menschen wird man konfrontiert sein, wenn man uns diese Grundstücke wegnehmen will.“

„Die Gefahr ist real“, aber die Politiker würden es höchstwahrscheinlich „zweimal überdenken“, bevor sie dieses Gesetz gegen Kleinfontein anwenden würden, so Dannie.

Projekt für „Neues Südafrika“ gescheitert?

Da es eine der Schüsselaufgabe sei, die einheimische Kultur und Sprache zu erhalten, werde in Kleinfontein die Ausbildung der jüngeren Generation vollständig sichergestellt. Hier gebe es eine Schule, an der mindestens 40 Kinder im Alter von vier bis 15 Jahren lernen.

Kinder in der Primärschule von Kleinfontein

„Wir Afrikaaner wurden von Schulen und Universitäten sowie von der Arbeit entfernt … Afrikaaner werden vor die Wahl gestellt: emigrieren oder sich zusammenschließen“, so Dannie.

„Wir haben nicht mehr eine Regierung, die uns vertreten würde. Meine Muttersprache wird nicht mehr im Parlament gebraucht. Niemand vertritt mich dort. Es gibt freilich eine kleinere Partei mit dem Namen ‚Freedom Front‘, die sozusagen die echten Afrikaaner schützt. Aber sie hat nicht einmal ein Prozent der Stimmen, sie hat keinen politischen Einfluss. Das Einzige, was sie tun können, ist eine Erklärung abzugeben“, so Dannie.

Wenn man alle Probleme unter die Lupe nehme, mit denen die Buren in der Republik Südafrika konfrontiert seien, werde klar, dass die Politik der Apartheid-Epoche teilweise zurückgekehrt sei – diesmal sei sie gegen die Weißen gerichtet, sagt der Gesprächspartner der Agentur.

Eben deshalb sei das von Nelson Mandela erarbeitete Projekt in der heutigen Republik Südafrika nicht realisierbar.

„…Mandelas Auffassung von einem gedeihenden und einheitlichen Südafrika, wo alle Kulturen nebeneinander friedlich existieren (…) ist ein Mythos. (…) Daraus ist nichts geworden“, so Dannie. „Der umgekehrte Rassismus in der Republik Südafrika hat monströse Ausmaße angenommen.“

Ermordung weißer Farmer

Nach einigen Angaben ist die Zahl der weißen Farmer in der Republik Südafrika seit 1997 um ein Drittel zurückgegangen. Oft seien Stacheldraht und Kettenhunde nicht imstande, Landbesitzer gegen Angriffe von Schwarzhäutigen zu schützen. Auch wenn die südafrikanische Regierung den systematischen Charakter dieser Verbrechen nicht anerkennen will, werden diese von vielen Journalisten und gesellschaftlichen Organisationen als Genozid eingestuft. Laut Dannie hat Kleinfontein keine eigenen bewaffneten Schutzformationen.

„Ja, wir sind durch Stacheldraht und Zäune von der Außenwelt isoliert. Aber die Beamten, die Sie an der Einfahrt gesehen haben, sorgen eher für Grenzkontrolle. Sie sind nicht bewaffnet. Wir haben hier keine bewaffneten Sicherheitskräfte“, erläutert Dannie.

Laut dem Gesprächspartner von Sputnik sucht die Regierung jedes Mal nach einem Vorwand, um den Mord an einem Einzelfarmer zu rechtfertigen.

„Die Behörden behaupten, es handele sich dabei um vereinzelte Verbrechen. Sie erläutern diese Verbrechen damit, dass die Farmer leicht erreichbare Zielscheiben seien, die keine Zäune unter Strom und keine Wächter hätten.“ 

Globalismus versus Nationalismus

Dass diese Ereignisse und die Lage der Afrikaaner im Großen und Ganzen faktisch kein Echo in internationalen Massenmedien finden würden, sei auf deren liberale, globalistische Ausrichtung zurückzuführen, so Dannie.

„Es ist schwierig, gegen die liberale Welt zu kämpfen, die andere Kulturen und die ethnischen Afrikaaner nicht mag sowie jegliche Erscheinungsform von Nationalismus ablehnt.“ Einem werde eingeflößt, er solle ein Weltbürger sein.

„Das war früher unwirksam und ist es auch heute“, ein Beispiel dafür seien Krisenerscheinungen in der Europäischen Union, sagt Dannie.

Er ist davon überzeugt, dass ein Land bzw. ein Volk langsam seine nationale Identität einbüße, wenn fremde Arbeitskräfte importiert würden. Aus diesem Grund hätten auch die Afrikaaner damit begonnen, ihren Staat zu verlieren. Jetzt drohe Europa die gleiche Gefahr.

Wie er glaube, hätten die Deutschen von Anfang an einen Fehler begangen, indem sie Arbeitskräfte zu importieren begonnen hätten.

„Das ist der erste Schritt zum Verlust des eigenen Landes“, so Dannie.


Quelle und Kommentare hier:
https://de.sputniknews.com/politik/20180803321826875-suedafrika-weisse-farmer-unterdrueckung/