Strompreis: Der Weltrekord, den niemand erwähnt

von PPQ

Es ist der Preis für die Rettung der Welt, den die Deutschen mit dem Strompreis zahlen. Deshalb wohl war es keiner Zeitung, keinem Nachrichtenmagazin und keinem Fernsehsender eine Erwähnung wert, als das einzig moralische Regime des Globus zu Jahresbeginn daran ging, den bis dahin führenden Dänen den Titel als Strompreisweltmeister wegzunehmen.

Einzig der Umstand, dass selbst emsigste Faktenfinder nicht mehr behaupteten, es sei nicht so, bewies, dass es so ist – doch wo entsprechende Medienberichte jeden Stromkunden, jede kleine Familie und jeden Mindestrentner hätten stolz machen können, weil der Durchschnittsdeutsche immerhin mehr als das Doppelte jedes kalifornischen Dotcom-Millionärs für seine Kilowattstunde zahlt, herrschte Schweigen.

Bis die Süddeutsche Zeitung nun mit Verspätung am Thema vorbeischreibt. Strom sei „so teuer wie nie zuvor“, denn die „Strompreise in Deutschland sind auf ein Rekordhoch gestiegen“, zitiert das von Feinden unserer Gesellschaft häufig „Prantl-Prawda“ genannte Münchner Blatt eine Untersuchung des Internetportals Verivox.

Eine Kilowattstunde Strom koste in Deutschland inzwischen im Durchschitt 29,42 Cent – das ist nun mehr als das Doppelte dessen, was im Silicon Valley bezahlt werden muss, es ist das Dreifache dessen, was in Kansas oder Arizona oder Seattle/Washington fällig wird und würde die EU entsprechende Statistiken noch anbieten, was sie seit zwei Jahren nicht mehr tut, wären auch die Dänen mittlerweile abgeschlagen.

So teuer wie nie ist Strom deshalb natürlich nicht. Er ist, das zeigen die Preisbeispiele, nur in Deutschland so teuer wie nie.  Die Ursachen dafür sind bekannt, nicht aber den Premienredakteuren in München: Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung sind nur „die gestiegenen Großhandelspreise für Strom“ verantwortlich – der Weltrekord verdankt sich also keineswegs der von der Bundespolitik beschlossenen Ökostromumlage oder der Umlage für den Ausbau der mythischen „Stromautobahnen“ (BWHF). Sondern verbrecherischen Machenschaften namenloser Strommanager und Strombörsenspekulanten, deren dunkles Treiben dafür sorgte, dass der Strompreis den siebten Monat in Folge gestiegen ist. In Deutschland. Während er in den benachbarten Niederlanden und beim großen Bruder in Frankjreich weiterhin ein Drittel niedriger liegt.

Dass er nun weltweit der höchste ist und damit ein selbstbewusstes Signal an die Völker der Erde sendet, dass der Ausstieg aus dem Energieverbrauch überhaupt und grundsätzlich möglich ist, verschweigt die Süddeutsche Zeitung merkwürdigerweise ebenso wie den Umstand, dass offenbar jeder Cent Preiserhöhung zu einem weiteren Abrücken von den erklärten Klimazielen der Bundesregierung geführt hat. Ein Ende dieses Trends sei Experten zufolge vorerst wohl auch nicht in Sicht, heißt es, denn das Verbraucherportal Check24 gehe

„zunächst von weiter steigenden Strompreisen aus“.

Trost kommt aus der Hoffnung, dass sich „der Preisanstieg in den vergangenen Monaten bereits ein wenig verlangsamt“ hat. Auch hier wieder zeigt die Süddeutsche wahre Meisterschaft im Umgang mit Sprache: Der Anstieg hat sich zwar nur verlangsamt, es geht also weiter nach oben. Doch so, wie es da steht, klingt es, als würden deutsche Stromkunden demnächst einen dicken Scheck ihres Energieversorgers im Briefkasten finden.

Und ja, das könnte sein, heißt es weiter: Die Bundesregierung plane schließlich „künftig eine Entlastung der Haushalte bei weiter steigenden Strompreisen“. Der clevere Weg: Von 2023 an werde der Bund Privatleuten und Unternehmen einen Zuschuss zu den Netzentgelten zahlen.

Den die Stromkunden, sofern sie Steuerzahler sind, zuvor an den Bund überwiesen haben. Aber das schreibt die SZ selbstverständlich nicht.

 


Quelle und Kommentare hier:
https://www.politplatschquatsch.com/2019/04/strompreis-der-weltrekord-den-niemand.html