Ökostrom verbrauchen oder sparen – ja was denn nun?

von Roger

Für alle Stromkunden, die nicht wissen, ob sich nach der nächsten Preiserhöhung die Zähler bei ihnen noch weiterdrehen werden oder ob sie zu der wachsenden Zahl derjenigen gehören, denen der Versorger den Saft abdreht, hat der Spiegel heute eine Ursachenforschung à la Nahles parat:

und zwar gibt es richtig auf die Fresse.

Die Verbraucher sind nämlich das Problem, nicht die Stromkosten, die aufgrund zahlreicher staatlicher Eingriffe infolge des EEG immer weiter steigen.

„Verbraucher verschwenden neun Milliarden Euro pro Jahr“

ohrfeigt der Spiegel und der so erschreckte Stromverschwender möchte am liebsten sofort seinen Toaster dimmen.

„Private Haushalte vergeuden laut einer Erhebung der Bundesregierung massenhaft Strom und zahlen jährlich Milliarden drauf“

aber nicht etwa aufgrund der Subventionsmilliarden, die die Verbraucher zahlen, sondern weil sie Energie verschwenden, indem sie etwa nicht die neuesten Geräte einsetzen, sich die Hände mit warmem Wasser waschen, Geräte im Stand-by-Modus laufen lassen oder den Backofen wie vom Rezept gefordert vorheizen.

All diese kleinen Alltagshacks hat der Autor Stefan Schultz bereits 2015 in einem „großen Stromspar-Spiel“ zusammengefasst, welches er für seinen aktuellen Artikel nochmal aus der Mottenkiste infantiler Bürger-Erziehung holt.

Dass all die goldigen Tipps unter dem Strich an der Höhe der Stromrechnung kaum etwas ändern, dass auch noch die letzte rausgedrehte Lampe kaum Auswirkungen auf die Stromrechnung hat und dass der Autor so rein gar nichts darüber wissen kann, welche Geräte tatsächlich in jedem einzelnen Haushalt sowohl unverzichtbar, als auch mangels Geld nicht so ohne weiteres durch verbrauchsgünstigere zu ersetzen sind, wird dem Leser schnell klar.

Deshalb prügelt Schultz mit dem allerneusten deutschen Gewissensknüppel auf die Leser ein: dem CO2-Ausstoß. Unter der Parole „Was würde Greta dazu sagen“ rechnet der Autor uns vor, dass schon bei einer jährlichen Einsparung von 400 Euro bei den Stromkosten ganze 880 Kilogramm CO2 vermieden werden könnten.

Das ist über den Daumen übrigens so viel, wie ein Bundesbürger durch seine Atemluft an CO2 erzeugt – ebenso natürlich ein sich hier aufhaltender straffällig gewordener nicht Asylberechtigter, der sich mit Hilfe ebenfalls CO2 erzeugender Anwälte seiner Abschiebung entzieht. Wer seinen Mitbürgern hammerblöde Stromspartipps auf die To-Do-Liste schreibt, sollte auch Kompensation anbieten.

Schließlich machen das Grüne Politiker mit ihren Flügen auch so, indem sie Ablassbriefe bei Baumpflanzern kaufen. Für jeden rechtzeitig abgeschobenen Anis Amri könnte folglich eine Oma in Oberhausen ihren energetisch bedenklichen Treppenlift behalten. Deal, Herr Schultz?

Doch mir gehen angesichts des Spiegel-Angriffs auf das Gewissen der Bürger noch einige weitere Fragen nicht aus dem Kopf:

Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass es jedem selbst überlassen sein muss, ob er sein üppig vorhandenes Geld – denn Deutschland ist bekanntlich das Land der Reichen, oder so ähnlich – für überflüssigen Strom, trittinsche Eiskugeln oder SPD-Mitgliedsbeiträge ausgibt, wie kann es sein, dass im 19. Jahr der Energiewende überhaupt CO2 eingespart werden kann, wenn man den ach so tollen Ökostrom aus Sonne und Wind verbraucht?

  • Diente der ganze Aufwand und all die Milliarden, die der Verbraucher nun schon als EEG-Umlage auf den Tisch des Hauses gelegt hat, nicht gerade dazu, das Gewissen beim Stromverbrauchen zu entlasten?
  • Bringt nicht jede verbrauchte Kilowattstunde, der wir die EEG-Umlage, die §19-Umlage, die Offshore-Haftungsumlage und weiß der Beelzebub was noch alles hinterherwerfen, gerade dazu, unser Stromnetz ökologisch unbedenklicher zu machen?
  • Wettern unsere Medien nicht seit Jahren über die „Solidaritätsverweigerer“ in der Industrie, die durch die Befreiung vom EEG den wunderbaren Wandel aufhalten?
  • Müssen nicht folglich die vorgeblich verschwenderischen Haushalte, die durch ihre aufopfernden Zahlungen das EEG am Laufen halten, mit dem „Eisernen Stromkreuz“ ausgezeichnet und in Bestenlisten vermerkt werden?
  • Käme die Energiewende nicht ins Stocken, wenn wir alle tatsächlich so viel Strom einsparen würden, wie EEG-Ministranten wie Schultz glauben, dass wir es könnten, wenn wir nur wirklich wollten und von der lieb gewordenen Verschwendung ließen?
  • Dürfen wir, wenn erst der letzte Kohlemeiler vom Netz ist und der Stromgenuss im deutschen Solarwindparadies das Gewissen nicht mehr belastet, wieder ohne CO2-Angst zum Lichtschalter greifen, oder bereitet man uns vielmehr auf einen Mangelzustand volatiler Angebotslage vor, dem wir (freiwillig natürlich) unseren Bedarf anpassen werden, indem wir Techniken wie „Sromsparschlaf“ für den Winter entwickeln?
  • Verbraucht nicht sogar die nun großzügig angeschobene Digitalisierungsinitiative unserer Schulen auch nur wieder Strom und erzeugt böses CO2 und müsste man den Schülern folglich statt Tablets nicht lieber Schiefertafeln in die Hände drücken?

Fragen über Fragen, auf die nicht einmal der Wind eine Antwort weiß, weil der nämlich grad nicht da ist, wie mein Blick aus dem Fenster auf die stillstehenden Windräder zeigt.

Aber vielleicht kann uns Stefan Schultz vom Spiegel mit einem neuen Energiesparspiel helfen.


Quelle und Kommentare hier:
https://unbesorgt.de/oekostrom-verbrauchen-oder-sparen-ja-was-denn-nun/