Mediale Räuberpistole um Jamal Khashoggi: Wurde der saudische Ex-Hofberichterstatter überhaupt ermordet?

von presselügenclub

Geheimdienste und Medien tischen uns seit einigen Tagen eine blutrünstige Räuberpistole um den Ex-Hofberichterstatter des saudi-arabischen Königshauses, Jamal Khashoggi, auf. Ausgerechnet ein anderer Vertrauter des Königshauses soll ihn in der saudischen Botschaft in Instanbul bei lebendigem Leibe fachmännisch zersägt haben.

Solche grausamen Storys liebt die Presse und darum weiden sich unzählige Schmierenjournalisten an dem vermeintlichen Schicksal des Sprößlings einer sehr einflussreichen saudischen Familie. Nicht, dass Khashoggi eine sonderlich wichtige Figur wäre, aber es passt den Medien ganz gut in ihr verlogenes Gejammer von bedrohter Pressefreiheit und in ihre inszenierte Anti-Erdogan-Kampagne.

Falsche Frage. Richtige Frage: Wurde er überhaupt zerstückelt?

Offizielle Version klingt abwegig

Bewiesen ist bislang nichts. Nicht einmal ernsthafte Indizien gibt es dafür, dass Khashoggi überhaupt umgebracht wurde, geschweige denn wie und wo. Die offizielle Version klingt höchst unglaubwürdig und die geht so: Khashoggi soll am 2. Oktober die saudische Botschaft in Istanbul aufgesucht haben, um seine bestellten Personaldokumente abzuholen, die er angeblich für seine Hochzeit mit einer türkischen Verlobten bräuchte.

Die Verlobte wartete draußen vergeblich, denn ihr künftiger Ehegatte sei nicht mehr wieder aus der Botschaft heraus gekommen. Stattdessen soll er von einem 15-köpfigen Killerkommando in der Botschaft erwartet worden und bei lebendigem Leibe auf dem Konferenztisch der Botschaft unter den Augen des Botschafters zersägt worden sein. Hernach seien die Leichenteile fein säuberlich zusammengekehrt und mit einem schwarzen Van abtransportiert worden.

Zu viele Täter, aber noch keine Leiche

Führende Medien lassen daher keinen Zweifel daran, dass der Neffe des CIA-Agenten und Waffenhändlers Adnan Khashoggi auf solche Weise dort ermordet wurde. Dumm nur, dass es weder Beweise noch eine Leiche oder wenigstens ein paar Fleischfetzen davon gibt. Dafür kennt man aber schon die Täter, die man der Öffentlichkeit nun Stück für Stück vorstellt wie im Theater die Darsteller.

Ein 15-köpfiges Killerkommando aus saudischen Agenten soll eigens für den brutalen Mord in 2 Flugzeugen aus Riad nach Istanbul angereist und danach sofort wieder abgeflogen sein. Schon diese Aussage lässt Zweifel aufkommen, denn Geheimdienstmorde lassen sich in Wirklichkeit fast nie aufklären. Sie führen die Ermittler in alle Richtungen, aber sicher niemals in die der Agenten.

Fragwürdige Spuren als Köder?

Zum Glück haben (angeblich türkische) Geheimdienstler schon ein paar Spuren vorbereitet, denen die Journaille ohne Fragen zu stellen artig folgt: Da wäre zum Beispiel die Aufnahme einer Überwachungskamera, die zufällig aufnahm, wie Khashoggi Richtung Botschaft geht. Sicher identifizieren lässt sich der Mann auf dem Bild keineswegs, aber immerhin sagten die Saudis später, er sei wieder aus der Botschaft weggegangen, also bestätigen sie gewissermaßen, dass er drinnen war. Aber wann, das geht aus der Aussage nicht hervor. Eine weitere Überwachungskamera nahm rein zufällig einen schwarzen Van auf, der zu einem späteren Zeitpunkt auf der Rückseite des Botschaftsgeländes vorgefahren war. Warum und wieso, lässt sich nicht erkennen, aber der Van ohne jedes Indiz einfach zum Leichenwagen erklärt.

Für Ihre Karrieren gehen Journalisten offenbar auch über Leichen…

Dr. Grausam und die übersehene Smart Watch

Aber gibt es überhaupt eine Leiche? Aber ja, es gibt sogar rein zufällig eine Tonaufnahme des Mordes. Angeblich, so die offizielle Version, soll Khashoggis Smart Watch die ganze Zerstückelungsprozedur live aufgezeichnet und auf ein externes Handy übertragen haben. Sieben Minuten soll die Aufnahme lang sein, die Schreie des vermeintlichen Opfers seien darauf genauso gut zu hören wie die Stimme des „Sägemeisters Dr. Grausam“, wie ihn die Schweizer Gossenzeitung „Blick“ getauft hat. Angeblich handele es sich um Dr. Salah Muhammed Al-Tubaigy, den Chef-Forensiker des saudischen Innenministeriums. Aber kann man das alles wirklich aus einer Audiodatei heraushören? Der „Blick“ behauptet:

„Auf Tonaufnahmen kann man offenbar erkennen, dass ihm die Folterknechte zuerst die Finger abschnitten, bevor sie ihm eine Spritze verpassten und ihn zersägten.“

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich: Wie kann man aus einer Tonaufnahme etwas „erkennen“? Das grenzt ja an wahren Sinneszauber – oder schlicht Einbildung…

Tatsache ist, dass alles, was uns die Medien über diese Tonaufnahme erzählen, reines Hörensagen aus Geheimdienstkreisen ist. Niemand außer dem türkischen oder anderen Geheimdiensten hat diese Aufnahme bislang zu hören bekommen, geschweige denn ernsthaft untersuchen können. Wahrscheinlich basteln gewisse Kreise schon an einer Tonaufnahme, die sie bald der Öffentlichkeit vorführen können, aber ob wir darauf ein echtes Geschehen hören oder nur ein inszeniertes Hörspiel, das wäre dann die Frage. Zu vermuten ist letzteres – und zwar deshalb schon, weil echte Profikiller ihrem Opfer die Smart Watch vor der Mordtat abgenommen hätten.

Die bisher erzählte Räuberpistole hört sich aber nicht nach Profikillern an, sondern nach einer lustigen Truppe von Amateuren, was so gar nicht zu einem staatlichen Auftragsmord passen will. Vielmehr scheint es so, als würden hier totale Stümper vorgeschoben, um etwas ganz anderes zu verdecken. Denn anders als stümperhaft kann man es nicht bezeichnen, was sich offiziell abgespielt haben soll:

Warum soll das „Killerkommando“ eine unglaubliche Zahl von 15 Mann umfasst haben? Um eine einzelne Zielperson, die sowieso freiwillig zum „Tatort“ kommt, umzulegen, braucht es doch keine ganze Truppe. Viel zu viele Mitwisser, ein viel zu großes Risiko. Ein Profi macht das ganz alleine, vielleicht noch zu zweit.

Warum reiste das „Killerkommando“ dermaßen auffällig in nur zwei Flugzeugen direkt aus Riad an, ohne auch nur den Versuch zu machen, Spuren zu verschleiern?

Warum eine blutrünstige, aufwändige Zerstückelungsprozedur, die üblicherweise unnötig viele Spuren und Zeugen hinterlässt? Immerhin wird der Botschafter dadurch ganz ohne Not in ernste Verlegenheit gebracht. Profikiller brauchen keine Knochensäge, sondern nur einen gezielten Schuss mit Schalldämpfer und fertig ist die Laube. Profis hätten auch sicher nicht die Botschaft als Tatort gewählt, schließlich bewegte sich das vermeintliche Opfer ganz unbefangen in der Stadt und hätte an vielen Orten viel risikoloser erledigt werden können.

Kein Geheimdienst und keine Profikiller würden so arbeiten, wie es hier „unter den Ohren der Öffentlichkeit“ geschehen sein soll. Diese Stümpernummer kann nur vorgeschoben sein, belegt ist sie ohnehin durch nichts, auch wenn der „Blick“ orakelt, dass Dr. Al-Tubaigy „Spezialist für das Zerlegen von menschlichen Körpern“ sei. Zum einen ist seine Anwesenheit nicht belegt und zum anderen trifft diese Aussage auf fast jeden Gerichtsmediziner auf der Welt zu, der seinen Beruf richtig erlernt hat.

Killerkommando in Auflösung?

Vermutlich musste Al-Tubaigys Name fallen, um die blutrünstige Version vom Killerkommando zu stützen. Ebenso wie der Name eines weiteren angeblichen Mittäters: Meshal Saad M. Albostani. Wie aus dem Nichts erscheinen Name und Fotos des Mannes in den Medien, gestreut von dubiosen Presseorganen und Geheimdiensten.

Pech, dass der Mann sich nicht mehr dagegen wehren kann, denn er soll angeblich nach seiner Rückkehr nach Riad bei einem „mysteriösen Autounfall“ ums Leben gekommen sein. Aber auch dafür gibt es keinerlei Belege. Der Unfall ist weder offiziell bestätigt noch gibt es Berichte oder Bilder davon. Die Zeitung „Yenisafak“, die die Unfallversion in die Welt gesetzt hat, gibt selber zu, dass es keine Details dazu gibt. Das macht auch nichts, denn es soll ja nur hängen bleiben, dass es ein Killerkommando gab und einer von denen schon tot ist.

Ohne jegliche Belege und ohne Leiche gehen etablierte Medien freudig erregt auf Mörderjagd oder besser gesagt: Sie lassen sich bei der Jagd nach vermeintlichen Mördern dorthin führen, wo man sie haben will. Ob Khashoggi wirklich tot ist, das ist derzeit ebenso wenig klar wie das Motiv, der oder die Täter sowie der Tatort. Für die BILD-Zeitung ist die Story trotzdem ein gefundenes Fressen, mit dem sich fette Schlagzeilen produzieren lassen. Stark erregt fragte das Blatt am 18.10.18:

„Wurde Khashoggi für DIESE Texte zerstückelt?“

– Falsche Frage. Seine „Regime-Kritik“ war nicht anders, als die vieler anderer Regimekritiker und sonderliches Gewicht hatte sie auch nicht. Die richtige Frage wäre gewesen: Wurde er überhaupt zerstückelt?

Niemand stellt bislang die Frage, warum Khashoggi, wenn er sich schon länger verfolgt und bedroht fühlte, ausgerechnet in der Türkei die saudische Botschaft aufsuchte und nicht in den USA, wohin er angeblich ins Exil geflohen war?

Wäre ein Besuch in der Botschaft in Washington nicht deutlich sicherer gewesen, als ausgerechnet in einer Stadt wie Istanbul? Oder beißt sich hier nicht die Katze in den Schwanz, weil die USA als enge Freunde des saudischen Königshauses ohnehin ein mehr als fragwürdiges „Exil“ sind, wenn man vor dem saudischen Prinzen fliehen will?

In der Türkei soll sich Khashoggi nach Medienberichten seit dem Sommer aufgehalten haben. Angeblich hing das

„mit seiner Nähe zu den von der AKP-Regierung protegierten Muslimbrüdern zusammen“, wie das Tagblatt berichtete.

Und dann soll der Geheimdienst der Regierung nicht in der Lage gewesen sein, den Mann vor einem offenkundig frühzeitig enttarnten 15-köpfigen Killerkommando zu schützen? Oder wenigstens nach seinem Verschwinden schleunigst zu handeln? Immerhin dauerte es nach dem 2. Oktober noch zwei Wochen bis zur ersten Razzia in der Botschaft.

Warum war Khashoggi wirklich so lange in einem unsicheren Land wie der Türkei und warum soll er so naiv gewesen sein, ausgerechnet dort mit vorheriger Terminvereinbarung ein zweites Mal die Botschaft aufzusuchen, obwohl er als ehemaliger Mitarbeiter des saudischen Geheimdienstes doch am besten weiß, was das bedeuten kann und wie mit Abtrünnigen umgegangen wird?


Quelle und Kommentare hier:
https://presseluegenclub.blogspot.com/2018/10/mediale-rauberpistole-um-jamal.html