Gesang und Volkstanz – Heilsame Wirkung traditioneller Großrituale

von Kurzer

Durch einen Kameraden aus dem Trutzgau wurde ich auf dieses ergreifende Lied aufmerksam gemacht. Unglaublich, diese Kraft und Schönheit:

Eine grosse Hoffnung für die Welt.
Schaut in diese Gesichter – es gibt sie noch, die schönen reinen Menschen.
Alle 5 Jahre wieder. 2018 schon alle Tickets innerhalb von Minuten weg.

Er hatte es mit dem obigen Kommentar HIER gefunden.

Desweiteren sendete er mir diesen Verweis.

Eine Leserin, welcher, so wie mir, die Erhaltung unseres Volks- und Brauchtums besonders am Herzen liegen, übersandte mir dazu den folgenden Beitrag.

Schon sehr häufig wurde auf der Heimkehr die „Gemeinschaft“ und das „Gemeinschaftsgefühl“ als notwendiges Hilfsmittel zur Überwindung von Unterdrückung und fehlgeleiteten Denkschablonen angesprochen, wie HIER, HIER und HIER.

Gibt es eine bessere Möglichkeit, Gemeinschaft wirklich zu spüren, als über den Tanz und das Singen?

Tänze kultischen Ursprungs waren es auch, an denen das Volk für die heiligen Zeiten und die heiligen Orte zäh fest hielt, selbst als es das Christentum längst angenommen hatte. Die Kirche hat diese Bräuche aufs schärfste bekämpft bis hin zur Erfindung von Verwünschungsgeschichten, die frevelnde Tänzer treffen würde (vgl. die Geschichte von den Tänzern zu Kölbick)

Auch wurden in den Tanzliedern die alten Überlieferungen bewahrt, zumal sie im Kreis und Gemeinschaftserlebnis der Tanzenden besser behalten werden konnten.

Der Paartanz soll erst „kurz vor der jüngsten Fehde 1559“ eingeführt worden sein und sei “vormals ganz unbewußt gewesen, alhs von fremdden Orden eingeföhret“ (Chronik des Landes Dithmarschen von Johann Adolfi Köster, genannt Neocorus, 1827, S. 177  HIER oder HIER) In seiner Chronik beschreibt Neocorus auch den sogenannten „Langen Tanz“, bei dem bis zu 200 Personen in „der alten Langen Reihe“ von einem Vortänzer geführt werden können. Neocorus nennt neben dem Vortänzer auch einen Vorsänger, der einen Vers vorsingt, den alle wiederholen (vermutlich den Kehrreim). Er unterscheidet ferner den geschrittenen Tanz (Vortrab oder „Trymmeken-Danz“) und den gehüpften Tanz oder „Sprung“.

In den drei baltischen Ländern Lettland, Estland und Litauen sind Volkstanzgroßaufführungen heute zu einer beliebten Attraktion sowohl für Esten, Letten und Litauer als auch Touristen geworden. Diese „Liederfeste“ oder „Sängerfeste“, die estnisch laulupidu, lettisch dziesmu svētki und litauisch dainų šventė genannt werden, sind tief verwurzelt in den Kulturen der drei Länder.

Beim letzten Liederfest in Tallinn (Estland) im Jahr 2014 traten 33.000 Sänger vor mehr als 150.000 Zuschauern auf. Der traditionelle gemeinsame Chor bestand sage und schreibe aus 22.000 Sängern.

Beim letzten Liederfest in Riga (Lettland) vereinten sich mehr als 15.000 Tänzer, alle in Volkstracht. Die großen Sängerfeste im Baltikum finden alle 5 Jahre statt.

Erste Gesangsvereine gehen auf die Tradition deutschbaltischen Liedertafeln zurück, erster 1849 registrierter Gesangsverein war der „Revaler Verein für Männergesang“. Im Jahr 1863 folgte der erste in estnischer Sprache singende Gesangsverein „Revalia“, der anfangs noch das Problem hatte, dass für Chöre zu wenig Liedgut in estnischer Sprache zur Verfügung stand.

Gesungen wurde in Estland schon, als man noch keine Schrift hatte, um die Lieder aufzuzeichnen, sie wurden mündlich überliefert. Es handelte sich meisten um die „Regilaulud“, die traditionellen estnischen Reigenlieder, was an die „Lange Reihe“ erinnert, über die Neocorus berichtete.

„In der lettischen Geschichte waren die mündlich überlieferten Lieder immer Trost und Halt für die Letten, auch in schweren Zeiten. Sie waren identitätsstiftend und hielten die lettische Kultur und Sprache auch in Zeiten staatlicher Nichtexistenz und Unterdrückung am Leben. In den Liedern wurden die Geschichte Lettlands, seine Traditionen und Bräuche weitergegeben. Eine besondere Rolle spielten die Lieder im Widerstand gegen die Sowjetunion während der „Singenden Revolution“. Jedes neue Liederfest spiegelt das wieder und die Freude darüber, die lettischen Traditionen wieder frei leben zu können. So sind die lettischen Lieder- und Tanzfeste die größten Festtage des Jahres in Lettland, für die man sich als Lette selbstverständlich in Tracht und als lettische Frau dazu mit einem Blumenkranz zeigt.“

Quelle HIER

Hier ein Mitschnitt des lettischen Liederfestes von 2013:

Dziesmu un deju svētki 2013 – Deju lieluzvedums „Tēvu laipas“

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Quelle und Kommentare hier:
http://die-heimkehr.info/kultur/gesang-und-volkstanz-heilsame-wirkung-traditioneller-grossrituale/