Geldschöpfung: Die verborgene Macht der Banken

Von Horst Seiffert

Banken schöpfen Geld aus ihrer Sicht wie aus dem Nichts, um es für eigene Zwecke zu verwenden. Das bedeutet, Banken können, wenn sie sich ein Gebäude kaufen oder Boni an Mitarbeiter und Vorstände auszahlen wollen, das Geld dafür leistungslos aus dem „Nichts“ schöpfen.

Es ist traurige Realität. In dem vorherrschenden Geldsystem ist es den Wirtschaftsteilnehmern mit Banklizenz (Banken) möglich, unbemerkt Leistungen zu beziehen, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Wir werden über die wahre Geschäftstätigkeit von Banken getäuscht.

Der überwiegende Teil allen Geldes ist auf Bankkonten registriert. Geld und Bankkonten hängen in der heutigen Zeit eng miteinander zusammen. Nur ein kleiner Teil der verwendeten Zahlungsmittel ist Bargeld.

Was bedeutet es, dass Geld auf Bankkonten registriert ist? Das Geld ist dort nicht physisch in Form von Geldscheinen oder Münzen vorhanden, sondern es wird dort angeschrieben. Dieses auf Bankkonten angeschriebene Geld nennt man Buchgeld oder als Fachbegriff auch Giralgeld. Die Bankkonten werden von Banken verwaltet.

Was wissen wir im Allgemeinen über Banken? Den ersten Kontakt zu einer Bank hatten die meisten Menschen bereits als Kind oder Jugendlicher, wenn zu besonderen Anlässen von Verwandten und Bekannten Geldgeschenke kamen, die die Sparbüchse nicht mehr aufnehmen konnte oder der Lohn für die Ferienarbeit gespart werden sollte. Das Bargeld wurde gemeinsam mit den Eltern zur Bank gebracht und das erste Bankkonto auf eigenen Namen eröffnet.

Dabei lernten wir die erste Funktion von Banken kennen. Die Bank wurde zur sicheren Verwahrung von Geld benutzt und obendrauf konnte man noch Zinsen erhalten. Diese Dienstleistung der Banken wird in der Bankbetriebswirtschaftslehre unter der Rubrik Geldanlageleistungen aufgeführt. Der Bankkunde bringt das Geld zur Bank und erhält dafür Zinsen.

Die zweite wichtige Gruppe der Bankdienstleistungen sind die Zahlungsverkehrsleistungen. Das betrifft den Transfer von Geld in Form von Bargeld oder Giralgeld. Der Bankkunde kann Bargeld auf sein Bankkonto einzahlen, es wieder in bar abheben oder es zu einem anderen Bankkonto eines anderen Bankkunden überweisen. Dieser kann das Geld sparen, es in bar abheben oder wiederum auf ein anderes Bankkonto überweisen. Die Banken gewährleisten mit dieser zweiten Bankdienstleistung den reibungslosen Geldtransfer.

Als Bankdienstleistungen sind im Allgemeinen noch die Finanzierungsleistungen bekannt. Man kann sich bei Banken Geld ausleihen. Privatpersonen, Betriebe oder die Öffentliche Hand können einen Kredit erhalten um z.B. ein Haus zu finanzieren, eine neue Maschine zu kaufen oder eine Straße zu bauen. Der Kredit muss nach einiger Zeit natürlich zurückgezahlt werden, nebst Zinsen und Gebühren.

Weiterhin ist bekannt, dass Banken mit Wertpapieren handeln. Man kann über sie Wertpapiere aller Art kaufen und verkaufen. Soweit unser gängiges Allgemeinwissen über Banken. Was wissen wir nicht über Banken? Wir wissen nicht, wie Banken wirtschaften und wie sie ihre Gewinne erzielen.

Beschäftigt man sich mit diesem Thema, so stößt man schnell auf unterschiedliche Sichtweisen über Geld. Banken haben eine völlig andere Sicht auf Geld als die anderen Wirtschaftsteilnehmer, die keine Banklizenz besitzen. Die Wirtschaftsteilnehmer ohne Banklizenz nennt man Nichtbanken.

Für Nichtbanken ist Geld ein Maß für Leistungsversprechen. Will z.B. ein Betrieb eine Leistung für andere bereitstellen, so erstellt er ein Profil von der zu erbringenden Leistung (ein Leistungsversprechen), geht damit zu einer Bank und erhält bei positiver Bewertung von der Bank Geld (einen Kredit). Mit dem Geld bezieht er seinerseits Leistungen aus der Gesellschaft, um sein Leistungsversprechen realisieren zu können. Er muss sich streng daran orientieren hauptsächlich die Leistungen anzubieten, für die er Geld von den Leistungsempfängern erhält. Mit diesem Geld kann er den Kredit zurückzahlen und darüber hinaus das Geld für eigene Zwecke verwenden.

Für Banken dagegen ist das Erbringen von Leistungen nur nebensächlich. Das, was Nichtbanken als Geld angesehen, ist für Banken eine Methode zur Ausstellung von Geschenkgutscheinen an sich selbst. Wie ist das zu verstehen? Wie macht man das: Geschenkgutscheine an sich selbst ausstellen? Von wem kann man dann dafür ein Geschenk einfordern? Wer ist bereit, gegen diesen Schein eine Leistung zu erbringen?

Derjenige, der die Leistung für die Bank erbringt, weiß nicht, dass er der Schenkende ist. Das ist das Geheimnis dieser Methode. Will eine Bank eine Leistung beziehen, so gibt sie dem Leistungserbringer (der Nichtbank) einen Gutschein auf Bargeld (Giralgeld). Aber der Leistungserbringer fordert das Bargeld von der Bank nicht ab. Er verwendet stattdessen den Gutschein als Geld. Das machen alle Nichtbanken so. Weil auf ewige Zeiten niemand das Bargeld beansprucht, wird der Gutschein auf Bargeld, gegeben von der Bank an die Nichtbank, zum Geschenkgutschein für die Bank.

Es ist ein Geschenkgutschein, weil die Bank das Bargeld nicht auszahlen muss. Die Nichtbanken, die anstelle des Bargeldes Giralgeld verwenden, sind damit zufrieden. Sie können ihre Leistungsversprechen auch ohne Bargeld untereinander tauschen. So merken sie bei ihrem emsigen Wirtschaften nicht, dass sie dem Aussteller des Giralgeldes laufend Geschenke machen. Der Geschenkgutschein ist hier das Symbol für den Bezug von Leistungen ohne Gegenleistung.

Banken können Geschenkgutscheine an sich selbst ausstellen, weil sie die Möglichkeit haben, Geld zu schöpfen. Es ist ihnen nicht verboten, Gutscheine auf Bargeld (Giralgeld) auszustellen, von denen die Nichtbanken annehmen, es wäre Geld. So werden die Nichtbanken getäuscht. Eine zweite Täuschung wird vollzogen, indem die Banken nicht nur Leistungen von Nichtbanken beziehen, sondern auch Leistungen erbringen, wie z.B. dem Angebot von Geldanlageleistungen, Zahlungsverkehrsleistungen oder Finanzierungsleistungen. Die Nichtbanken werten diese als Gegenleistung für ihre erbrachte Leistung. Für die Banken ist die Erbringung von Leistungen aber nur Teil der Inszenierung. Mit diesen werden die Nichtbanken animiert den Geldersatz als Geld zu verwenden, im Sinne eines Katalysators, der sie in Bewegung hält, um die Geschenke produzieren zu können.

Die Banken sind daran interessiert, diese Art der Vorteilsnahme vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Deshalb erstellen sie mittels einer weiteren Täuschung ihre Geschäftsberichte mittels einer Bilanz, als wären sie Betriebe der Realwirtschaft. Sie deklarieren das Geld ihrer Kunden in ihrer Bilanz zum Schein als Verbindlichkeiten, und zur Legalisierung ihrer hohen Ausgaben (erhaltenen Geschenke) stellen sie scheinbar erwirtschaftete Erträge dar. Da die Öffentlichkeit nur in einem begrenzten Umfang Erträge als erwirtschaftet akzeptiert, ist es den unter Aufsicht stehenden Banken nur zu einem Teil möglich, ihre Geschenkgutscheine bei Nichtbanken einzulösen. Die Vorteilsnahme wird dadurch in einem gewissen Grad begrenzt. Die Begrenzung wird aber wieder aufgehoben, wenn sie außerhalb der Bilanz auf Offshore-Finanzplätzen Geschäfte machen. Dort werden Banken nur in einem geringen Maße beauf- sichtigt. Mittels Giralgeldschöpfung können Banken große Macht ausüben und ganze Volkswirtschaften in ihrem Sinne beeinflussen.

Wir werden über die wahre Geschäftstätigkeit von Banken getäuscht. Die Banken präsentieren das uns aus der Realwirtschaft bekannte Prinzip „Leistung gegen Gegenleistung“ im Vordergrund, erzielen aber ihr wahres Einkommen mittels Geldschöpfung im Hintergrund.

Um diese Aussagen verständlich darzulegen, wurde dieses Buch geschrieben.

„Wir sind vollständig abhängig von den Banken. Jemand muss jeden einzelnen Dollar, der im Umlauf ist, leihen. Wenn die Banken ausreichend künstliches Geld herstellen, dann sind wir reich, wenn nicht, verhungern wir. Wir haben kein stabiles Geldsystem. Wenn man das Bild im Ganzen erfasst, ist die tragische Absurdität unserer hoffnungslosen Position regelrecht unglaublich, aber sie ist wahr. Das ist das allerwichtigste Thema, dem sich intelligente Menschen überhaupt widmen können. Es ist derart wichtig, dass unsere ganze Zivilisation zusammenbrechen könnte, wenn die Wahrheit nicht allgemein bekannt wird und die Missstände nicht wirklich schnell angegangen werden.“

Robert H. Hamphill, Kredit-Manager, Atlanta Federal Reserve Bank (1935)

buch3Bei der Beschäftigung mit dem Thema hat sich herausgestellt, dass gerade im Bankensystem eine sehr große Differenz zwischen dem realen Geschäftserfolg und dem gegenüber der Öffentlichkeit dargestellten Geschäftserfolg besteht. Für den Leser wird es eine spannende Herausforderung sein, die realen Abläufe von den scheinbaren zu unterscheiden.

Ich habe ganz bewusst versucht, die Fachbegriffe der Finanzwirtschaft weitgehend zu vermeiden. Diese Begriffe beinhalten häufig eine Verschleierung des tatsächlichen Geschehens.


Quelle und Kommentare hier:
http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/22194--geldschoepfung-die-verborgene-macht-der-banken