Auf Spurensuche in Schlesien (Teil 1-3)

Ein Aufenthalt in Niederschlesien und die Suche nach dortigen deutschen Spuren brachte Entdeckungen, Enttäuschungen, Erkenntnisse, lösten in mir viele Gefühle aus und viele, viele Fragen. Ich verspürte das Verlangen, dies mit Euch zu teilen und vielleicht etwas anzustoßen, was uns helfen kann, mehr über unser Land, unsere Vergangenheit, die wahre Geschichte besonders auch in diesen Gebieten zu erfahren.

Wir haben es mit einem großen Reich und ausgedehnten verlorenen Gebieten zu tun, über die man eigentlich nur etwas erfährt, wenn man sich richtig reinkniet und viel Zeit und Kraft aufwendet. Durch die neuen Sprachen und die komplette Umbenennung von allem, was mal deutsch war, wurden die Spuren der deutschen Geschichte so gut wie unkenntlich gemacht.

Ich würde mich freuen, wenn Interessierte Ihr Wissen um die Menschen, die Kultur und Vergangenheit in diesen Gebieten hier teilen würden, um uns einen Zugang zu diesen verloren gegangenen Welten zu verschaffen.

Wie sind die Menschen damals miteinander umgegangen? Über Jahrhunderte haben ja verschiedenste Völker in diesen Gebieten unter z.B. preußischer oder Habsburger Herrschaft gelebt. Gab es sprachliche und kulturelle Unterdrückung von Minderheiten oder zeigt nicht z.B. der Erhalt der polnischen Kultur über die Jahrhunderte der Teilung, dass man sie gewähren ließ?


Die Vertreibung der Deutschen aus der Grafschaft Glatz

„Ankum. Auch 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung gibt es noch viele Dinge aufzuarbeiten, sagt Peter Großpietsch. Die Traumata der Kriegskinder seien eines davon. Ein Symposium widmet sich dem Thema beim Glatzer Treffen, das am Samstag, 4. Juni 2016, und Sonntag, 5. Juni 2016, in Ankum stattfindet.

Herr Großpietsch, was ist die Grafschaft Glatz?

Ein wesentlicher,1600 Quadratkilometer großer, zum Teil alpiner Bereich Schlesiens. Konkret: Die Fortsetzung der Kette der Sudeten. Ausgestattet mit einer hervorragenden Bäderlandschaft, mit Sommerfrischen, Wallfahrts- und Wintersportorten. Ein altes deutsches Kulturland. Apropos Bäderlandschaft: Bereits Friedrich der Große suchte 1765 Heilung seiner Gichtbeschwerden in Bad Landeck und fand sie. 1939 ca. 182.000 Einwohner; 1946/47 wurden davon 181.000 vertrieben…

…Nach der auch für uns Kinder schrecklichen Russen- und Polenzeit, nach Vertreibung und Finden eines Daches über dem Kopf und eines Bettes,…

Die allerwenigsten von uns, die wir Kinder der Vertreibung waren und sind, haben sich bisher gegenüber den eigenen Familien und der Öffentlichkeit in aller Brutalität des Erlebten mitgeteilt.

Bis zum heutigen Tage hat sich niemand in unserem Land offiziell für unsere Traumata interessiert. Wir hörten Frauen um Hilfe schreien. Mitunter auch unsere Mütter. Und keiner durfte helfen. Wir haben bis heute geschwiegen.

Unser Vertreibungselend und die Zeit danach fällt auch gelegentlich heute noch unter die politische Korrektheit. Mein Empfinden dazu: Hier herrscht angeordneter deutscher Gedächtnisverlust. Deshalb will ich nicht mehr schweigen.“

Quelle HIER

70 Jahre Traumata der Kinder der deutschen Vertriebenen nicht thematisiert, totgeschwiegen. Zynisch könnte man meinen, dass das natürlich planmäßig geschehen ist und dass mit ein bisschen mehr Schweigen sich das Thema von selbst erledigt und mit diesen Kindern mit ins Grab genommen wird.

Das darf nicht passieren, das furchtbare Leiden und Verlust der Vertriebenen aus den alten deutschen Gebieten muss öffentlich bzw. bekannt gemacht werden.

Auf einer Vertriebenenseite las ich, dass in den Orten, an denen die Vertriebenen in Niedersachsen angesiedelt wurden das Thema der Vertreibung u.a. in den Schulen behandelt wurde, aber nur bis die Politik Willi Brandts das als reaktionär abtat. Erst 2015 kehrte das Thema wieder in die Schule, aber nur ins Abitur zurück und da vermutlich nur für die, die Geschichte wählen. Wenn das stimmt, würde das bedeuten, dass selbst im Westen kein Wissen und damit auch kein Bewusstsein über dieses furchtbare an einem großen Teil unseres Volkes begangenen Verbrechens vorhanden ist. In der DDR war es ja sowieso kein Thema.

„Nahezu die gesamte Bevölkerung wurde oft unter unvorstellbaren Voraussetzungen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben.“ (Das Glatzer Land, Peter Güttler, S. 140 Herausgeber Junge Grafschaft)

Schade, mit dieser Umschreibung bleibt es dann leider auch unvorstellbar!!!

Leider haben es auch die meisten Betroffenen bei dieser Umschreibung belassen oder gleich ganz darüber geschwiegen. Während andere drastische, zum Teil bewiesenermaßen falsche und ausschließlich ihrer Phantasie entstammende schreckliche Geschichten in aller Welt verbreiten und sich nicht scheuen, ihre eigenen Kinder und den Rest der Weltbevölkerung zu traumatisieren, haben die Deutschen still vor sich hin gelitten und ihr tatsächlich durchlittenes Leiden wird planmäßig vergessen.

Die, die das damals erlebt haben, haben oft nicht einmal mit ihrer Familie darüber gesprochen. Wahrscheinlich wollten sie ihre Lieben schonen, in der Öffentlichkeit war es sowieso unerwünscht.

Aber damit wurde nur erreicht, dass eben keiner weiß, was damals abgelaufen ist. Die, die überhaupt wissen, dass es Vertreibungen (die ja auch als Umsiedlungen bezeichnet wurden) gegeben hat, denken vielleicht, dass da eben Menschen aus ihren Wohnungen raus mussten und woanders in Deutschland weiterlebten. Schlimm, aber war halt so. Gerechte Strafe für deutsche Verfehlungen, das denken nach 12 Jahre Schule vielleicht etliche. Ist jetzt halt Polen, wird gesagt.

Bei einem Besuch der Stadt Glatz fanden sich Informationen überraschenderweise verkürzt auch in anderen Sprachen, u.a. Deutsch. Wirklich bitter stieß die Umschreibung der Ereignisse 1945-47 auf. Da steht doch tatsächlich „Umsiedlungswellen“ statt die Vertreibung beim Namen zu nennen. Auf dem Plakat ist auch eine deutsche Zeitungsseite und Fotos, die an die Vertreibungen erinnert, aber die große Überschrift bleibt.

Während die Polen, die in die Grafschaft Glatz kamen, tatsächlich umgesiedelt wurden, da sie aus den östlichen polnischen Gebieten kamen, die an die SU gingen – sie also ihre Heimat verloren, aber danach in gute, große, von Generationen für Generationen gebaute Höfe und Häuser und Villen einzogen, mit (bestellten) Gärten und Feldern, großen Wäldern mit viel Holz für den Winter und Stadthäuser, Kirchen mit ihren kunsthandwerklichen Schätzen, Kurhäuser, Unterbringungshäuser für die Kurgäste, Schlösschen, Handwerksbetriebe, Werkstätten und Fabriken, etliches vermutlich gerade erst fertiggestellt, übernahmen, verloren die Grafschafter alles (bis auf die 20kg, die sie mitnehmen durften, wenn sie denn konnten und von dem auch nochmals alles weggenommen wurde, was den kontrollierenden Polen gefiel, ganz wenig Geld und etwas Essen) – ihre Heimat, ihre Wurzeln, die Früchte ihrer Arbeit und der Arbeit ihrer Vorfahren, ihre Existenzgrundlage und gingen mit großen Familien und oft vielen Kindern Trümmern, Elend, Hunger, Krankheit, Leben auf engstem Raum, fürchterlichen Wintern ohne ausreichend Nahrung und Heizung entgegen. Es blieb ihnen buchstäblich nichts – nicht einmal Geld.

Damit waren sie in Westdeutschland komplett abhängig von dem was ihnen gegeben wurde oder auch nicht. Wie viele von denen, die in Westdeutschland ankamen, starben in den nächsten Monaten und Jahren an gebrochenem Herzen, wie viele Kinder und ältere Menschen an Krankheiten, Hunger und Kälte?

Die Menschen dort haben nicht Wohnungen aufgegeben, sie sind nicht mit Möbelwagen umgezogen und sie konnten auch nicht mal zum Urlaub wieder hin. Sie wurden mit barbarischsten Methoden so grausam wie möglich vertrieben. So unvorstellbar und unzumutbar selbst in der Erzählung, dass es mit „schreckliche Zeit“ umschrieben wird.

Auch wenn ich mir manchmal wünsche, dass ich die Augenzeugenberichte der Dresdner Überlebenden, die mir im Februar als Verknüpfung unter die Finger kamen, nicht gelesen hätte, (weil ich die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekomme), bin ich doch froh und dankbar, dass es diese Aufzeichnungen gibt, da sie das wirkliche Geschehen zeigen, welches wirklich so unvorstellbar ist, dass wir es uns eben nicht vorstellen könnten. Genauso wird es mit der Vertreibung sein.

Die einzigen beiden Berichte über die Vertreibung und die Zustände in Schlesien nach dem 2.Wk, die damals verfasst wurden, die also nicht durch jahrzehntelange Verdrängung verwässert wurden, lesen sich ähnlich schrecklich. Ich habe sie unten verlinkt.

Die Vertreibung

Es gab mehrere Vertreibungswellen von 1945-47. Im Sommer 1945 erhielten die Einwohner den Befehl, am nächsten Tag ihre Häuser und die Grafschaft und „Polen“ auf vorgeschriebenem Wege zu verlassen, wohl zu Fuß. (Befehl vom Juni 1945)

Vom Februar 46 als Beginn der Vertreibung spricht der Bericht der Vertriebenenzeitung von der Informationstafel in Glatz (übrigens der Einzigen, die ich gefunden habe, die die Vertreibung überhaupt thematisiert, auch im Museum von Breslau bis auf 3 alte Befehlsplakate und ein paar Zeilen – ich glaube, da spricht man von Bevölkerungsaustausch – nichts.)

Im Oktober 46 begann die zweite Vertreibungswelle, die dann im eiskalten Winter bis Januar 47 anhielt (siehe Bericht unten).

Mitten im Winter. Wir reden hier von einem Mittelgebirge, weit verstreuten Höfen, Dörfern, Glatz weit weg. Aber selbst wenn es ab anderen Bahnhöfen Züge gab, musste man erst mal die vielen Kilometer dahin kommen. Bergauf, bergab, Frauen, viele Kinder, alte Leute, vielleicht ein paar Männer, die schon nach Hause gekommen waren. Tag und Nacht im Schnee(matsch) unterwegs, eiskalter Wind von den Bergen, weite Strecken zu Fuß, (der eine Bericht spricht von offenen Wägen, in denen die Menschen nach Glatz gebracht wurden und in denen in Glatz immer wieder erfrorene Kinder ankamen), mit gebrochenen Herzen, verzweifelt.

Wie viele Kinder kann eine Mutter tragen, wieviel Kälte und Nässe Kinder, Frauen und alte und geschwächte Menschen aushalten? Was macht man, wenn die alte Mutter, der Vater oder das eigene Kind liegenbleibt, entkräftet, erfroren? Legt man sich daneben? Geht man weiter? Hält man sich am Leben für die anderen Kinder, die möglicherweise noch da sind? Wo bleibt die eigene Menschlichkeit? Wie in aller Welt sind da überhaupt Menschen angekommen?

In Glatz mussten diese Menschen nach diesem Bericht dann im Hof des Finanzamtes die erste Nacht auf ihren Sachen kampieren, bei -25–30 Grad, um dann unter unwürdigen Bedingungen im Haus selber … (nachfolgend der Anfang des Berichts– sehr lesenswert!)

„Man wird das Leid nicht mehr vergessen“ von Vera Gottschlich

„Glatz, 3. Januar 1947

Seitdem im Oktober 1946 die zweite Welle der Evakuierung in Glatz begann, ist jedem Deutschen klar geworden, dass diese nach viel härteren Prinzipien durchgeführt wird als die erste Welle im Frühjahr.

Die Polen geben als Erklärung an, dass die PPR die Evakuierung dieses Mal in der Hand habe und eine Einmischung von anderer Seite ohne Erfolg sei. Zum Abfahren des „beschlagnahmten“ Gepäcks wurden bald Möbelwagen notwendig, und außerdem zog noch jeder Milizer täglich mit einem Privatpaket los. Reiselebensmittel wurden vielfach weggenommen, und besonders fertig zurechtgemachte Schnitten verfielen der „Beschlagnahme“.

Mit größter Brutalität aber wird seit Beginn der kalten Jahreszeit verfahren. Am 17. November herrschte starke Kälte und nasses Regen-Schnee-Treiben.

Die Evakuierten, die früh gegen 9 Uhr auf dem Hauptbahnhof eintrafen, haben bis Nachts um 1 Uhr auf das Vorfahren des Zuges warten müssen. Menschen und Gepäck lagen also 15 bis 16 Stunden im nassen Schmutz des Bahnhofsgeländes, darunter in großer Zahl Schwerkranke, Alte und Kinder, da bei der jetzigen Räumung der Ortschaften diejenigen mit fortkommen, die bisher als „nicht transportfähig“ in der Heimat belassen worden waren.

In verhältnismäßig kurzer Zeit mussten dann in fast Dunkeln das Einladen besorgt werden, und der ungeheizte Zug verließ gegen 2.30 Uhr den Bahnhof. Nach einem Bericht der Transportschwester sollen die Strapazen (in nasser Kleidung auf nassem Gepäck in eiskalten Viehwagen) unbeschreiblich gewesen sein, und viele Menschen haben buchstäblich den Verstand verloren. (Dies die Worte der DRK-Schwester) …“

Quelle und komplett HIER

Ein anderer Zeitzeugenbericht als Zeitungsartikel HIER.

Und HIER gibt es weitere Berichte, Befehle und Anordnungen, wie z.B.:

Dann mussten sie bei teilweise extremen Minustemperaturen in unbeheizten Viehwaggons, man wusste nicht wohin, ohne Toilette weiterfahren (die manchmal aber stunden- bzw. tagelang in der Gegend rumstanden und dann Sonntags nicht abgefertigt wurden, weil bei den Alliierten Sonntags nicht gearbeitet wurde). Mit einer sehr dürftigen Essensration für 4 Tage, wenn man die denn hatte. Mehr durfte man laut Plakat im Breslauer Museum nicht mitnehmen, weil „die bösen verantwortungslosen Deutschen den armen Polen“ das Essen wegnahmen. Ankunft an einem unbekannten Ort, wo es oft nichts gab und man komplett von vorn anfing.

HIER der Bericht eines Vertriebenenkindes.

Und HIER eine andere Seite eines Glatzer Vertriebenen.

Eine Vertreibung ist für sich allein genommen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie zerstört auf allen Ebenen die über Generationen gewachsene Verbindung zum Land, nimmt den Menschen alles, zerstört ihre Würde.

Eine Vertreibung mitten im kalten Winter ist an Grausamkeit nicht zu überbieten, war vollkommen unnötig und geht auf das Schuldkonto der Polen, egal was die Alliierten erlaubt und beschlossen hatten. Das war ein Verbrechen, das war blanker Mord, millionenfacher Mord.

Allen Verantwortlichen und allen, die dabei mitgeholfen haben, war vollkommen klar, dass ein großer Teil der vertriebenen Deutschen diese Tortur nicht überleben würden.

Wir hören von Reparationsforderungen der Polen! Nach allem was sie getan haben, nach allem was sie bekommen haben an Land, Städten, Industrie, Bodenschätzen … und immer noch bekommen: Sei es z.B. für die Restaurierung der Uni in Breslau oder die der kleinen Kapelle in Bad Landeck – alles von Deutschland und den Geldern der Menschen hier finanziert. Man könnte auch sagen, alles uns erneut weggenommen.

Wir zahlen seit Jahrzehnten, an wen auch immer. Wo ist die Entschuldigung, die Bitte um Vergebung für die unsäglichen Leiden, die dem deutschen Volk hier im Osten, in den Sudeten und anderswo angetan wurden? Wo ist auch nur eine öffentliche Aufarbeitung?

Ich gehe davon aus, dass in polnischen Schulen die Schüler nichts von diesen Geschehnissen erfahren und bei uns auch nicht, dass wie bei uns entgegen allen dokumentierten FaktenSchultze- Rhonhof  – vermittelt wird, dass die Deutschen Schuld am 2. Wk sind und die armen unschuldigen Polen überfallen haben. Hier wie da und in der ganzen Welt wird medial und in der Schule die ewige Schuld der Deutschen zementiert.

Frieden und Völkerverständigung kann es aber nicht geben, solange nicht die Geschehnisse beim Namen genannt werden. Vergebung kann es nur geben, wenn darum gebeten wird. Dafür muss aber erst einmal auf allen Seiten das Wissen über das Geschehene vorhanden sein.

Wenn man die von Alexander Wagandt erwähnte Energieabschöpfung (wenn was da ist, wird abgeschöpft) und die von Axel Burkhard/Rudolf Steiner ins Gedächtnis gerufene Vernichtungsfeldzug gegen den deutschen Geist hinzuzieht: Die haben uns alles genommen, Generationen gebrochen, mit Wiederaufbau beschäftigt, unsere Kultur, unseren Stolz auf diese Kultur, die Jungen von den Alten entfremdet.

Ich sehe hier in Deutschland viele alte gebückte Menschen im Alter meiner Mutter, die den Bombenkrieg, die Besatzung mit ihren Schrecken und/oder die Vertreibung in voller Stärke und Bewusstheit mitbekommen haben und danach der Umerziehung und Schuldauferlegung schutzlos ausgesetzt waren. Die ihr Leben lang gearbeitet haben. Über die „schreckliche Zeit“ wird nicht oder nur geschönt geredet. Aus Selbstschutz oder um vermeintlich uns zu schützen, aus Scham über die vermeintliche Schuld? Oder aber dieselbe Altersstufe ist in Aktion, um die Welt zu retten, für Flüchtlinge, Klima oder eben auch, um dem „armen geschundenen Polen nach seiner langen Leidenszeit“ etwas zurückzugeben.

Man stelle sich vor: Da gehen ein ausgebombtes Kriegskind und ein als Junge vertriebener Schlesier am Anfang der 90 Jahre zurück und bauen einen eingefallenen Hof wieder auf, um den Polen (!) was Gutes zu tun. Das in einer Gegend, in der die wehrlose deutsche Zivilbevölkerung so furchtbar von den Polen behandelt wurde und durch das Totschweigen der 700jährigen deutschen Geschichte hier immer noch behandelt wird.

Ich habe jeden Tag mehr erfahren, was mich belastet hat und worüber ich gern geredet hätte. War aber nicht möglich. Das wäre hier halt jetzt Polen. Punkt.

Es ist ja alles da, für diejenigen, die Internet haben und noch dazu Augen, hinzusehen und sich trauen, viele, viele Dinge in Frage zu stellen, die uns als selbstverständlich präsentiert wurden und werden. Da ist natürlich ein Riesenproblem, wenn das gesamte Leben und alles, was man geglaubt, wofür man gearbeitet hat, das gesamte Selbstverständnis betroffen ist.

Was mir in der Nähe von solchen alten deutschen Höfen, die ich in meinem ersten Artikel beschrieben habe, oft passiert, ist dass mir unglaublich schwer ums Herz wird. Der unfassbare Schmerz ist noch da. Er will und muss geheilt werden.

Frieden und Völkerverständigung kann es aber nicht geben, solange nicht die Geschehnisse beim Namen genannt werden, Vergebung kann es nur geben, wenn darum gebeten wird. Dafür muss aber erst einmal auf allen Seiten das Wissen über das Geschehene vorhanden sein.

Fortsetzung folgt


Quelle und Kommentare hier:
http://die-heimkehr.info/berichte-aus-den-deutschen-ostgebieten/auf-spurensuche-in-schlesien/