Wir sind verloren, da ist nix mehr zu retten.

von frank jordan

Ein Freund berichtet via E-Mail von der ITB, der grössten europäischen Tourismusmesse in Berlin, in deren Rahmen er als Selbständiger ein paar Aufträge an Land gezogen hatte. Ich publiziere sein kurzes Statement hier unbearbeitet um nicht Gefahr zu laufen, Intensität oder Direktheit abzuschleifen.

„Am Dienstag Abend war da eine Eröffnungsveranstaltung. Etwa 3000 Menschen, die sich wichtig vorkommen, versammeln sich in einer grossen Halle und lauschen ein paar Rednern.

Dazu einige Anmerkungen:

1) Ich mach das hier jetzt schon ein paar Jahre. So, wie sich die „normalen“
Menschen geben, die Ausstrahlung, das Verhalten, usw. hat sich seit letztem Jahr einiges SEHR stark negativ und ins Überhebliche driftend verändert. Natürlich nicht bei allen, aber merkbar bei vielen. Und die Veränderung steht in krassem Widerspruch zu sämtlichen politischen Statements. Angereist wird grösstenteils in fetten Autos. Die Headsets für die Translation sind in Plastiktüten eingeschweisst. Getränke werden in Plastikbechern gereicht. Und so weiter.

2) Zu den Rednern gehörten neben den üblichen Grössen der Branche
diesmal der regierende Bürgermeister von Berlin und Merkels Adlatus Altmeier. War früher die allgemeine Wirtschaftsentwicklung der Branche und sowas das Thema, ging es diesmal ausschliesslich um „Gegen rechts“, Weltoffenheit usw. Als ob wir wirklich alle ein Haufen Fremdenfeinde wären und nur durch Reisen tolerant werden könnten. Was für ein Schwachsinn.

Ich habe es kaum geglaubt: Vom „Tourismus“ haben sie (Müller und
Altmeier) geschmeidig und problemlos den Dreh zu „weniger Fremdenfeindlichkeit“ gekriegt und diese beiden Dinge total miteinander verworren. So nach dem Motto: weniger Fremdenfeindlichkeit gibt’s nur durch „bewussten Tourismus“, nur das würde uns weltoffen machen. Mir wurde echt übel: Der Saal hat vor Klatschen getobt. Ich musste an die bekannte Szene aus dem Berliner Sportpalast denken: „Wollt ihr den totalen Krieg?“

Altmeier hat in Halbsätzen krasse Dinge angedeutet: Auffällig oft fiel
das Wort „overtourism“, welchen man ökologisch in den Griff kriegen
müsse, wozu man auch manche Freiheiten einzuschränken seien.
SIC. Mehrfach gingen solche Andeutungen ins Mikro. Die Klatscher haben es entweder nicht kapiert oder den Inhalt der Worte im Gin-Tonic im Plastikbesser ersäuft.

Wenn Du dann noch siehst, wie auf solchen Messen gleichzeitig und vollkommen sinnlos Material verbraten und weggeworfen wird, wird dir die irre kognitive Dissonanz der ganzen Kamarilla so richtig bewusst.

Dann überfliege ich abends die Headlines der Newsseiten und frage mich
was da los ist und komme zum Schluss: Wir sind verloren, da ist nix mehr zu retten.

Diese aktuelle Eröffnungsveranstaltung der ITB hätte 1938 nicht besser passen können.

 


Quelle und Kommentare hier:
https://frankjordanblog.wordpress.com/2019/03/09/es-ist-vorbei/