Weltbürgerkrieg 2012? Oder eigentlich schon jetzt …

Von Eifelphilosoph

Mistwetter. Schweinegrippe. Weltkrieg. So kurz kann man die aktuelle Lage charakterisieren — obwohl wir ja von dem Weltkrieg gar nichts mitbekommen. Ist doch alles in Ordnung da draussen, die Medien unterhalten uns vorzüglich und berichten uns alles, was für uns wichtig ist: wer beim Fussball gewonnen hat, wer bei “Wetten-Das” den Moderator ersetzt oder was Politiker für die Zeit nach der Wahl versprechen wie zum Beispiel dieser Obama, der jetzt mehr Gerechtigkeit möchte, siehe Spiegel:

“Jene ganz oben werden immer reicher; aber alle anderen haben mit wachsenden Kosten und sinkenden Löhnen zu kämpfen.” Die zunehmende Ungleichheit strafe das Versprechen des amerikanischen Traums Lügen, dass es jeder schaffen könne, wenn er nur wolle. Es gehe hier nicht um irgendeine politische Debatte, sondern um “die entscheidende Frage unserer Zeit”.

Das Volk habe jetzt die Wahl, wie damals, zu Teddys Zeiten: Sollten die Eisenbahnen nur ein paar Monopolisten gehören? Sollte Bildung nur den Reichen vorbehalten sein? 

Es stellt sich natürlich gleich die Frage, ob diese Positionen dann auch für Deutschland gelten sollen, das sich gerade in einen Vorgarten der US-Superklasse verwandelt — immerhin soll auch hier Bildung nur für Reiche sein und die Eisenbahn bald ein paar Kapitaleignern gehören.

Ganz unvermutet und offiziell stolpert man in der deutschen Presselandschaft über einen Artikel, der Obamas Sicht unterstützt und vertieft, sie FAZ:

Der Krieg der Banken gegen das Volk

Das Problem ist, dass Griechenland seine Schulden nicht zurückzahlen kann. Die EZB verlangt den Verkauf von Staatsbesitz — Land, Wasser, Häfen — sowie eine Kürzung von Renten und anderen Sozialleistungen. Die „untersten 99 Prozent“ sind verständlicherweise empört, wenn sie hören, dass die Spitzenverdiener 45 Milliarden Euro allein in Schweizer Banken geparkt haben sollen und damit weitgehend für das Haushaltsdefizit verantwortlich sind.

Man merkt: Haushaltsdefizite sind künstliche herbeigeführte Tatsachen — keine Naturereignisse. Ganz konkret benennbare Menschen haben — gegen geltendes Recht — ihre Stellung dazu missbraucht, die Volkswirtschaft auszuplündern. Und weil ein fauler Apfel einen ganzen Korb verderben kann, hatten wir gleich einen neue politische Bewegung, getragen von den Finanzverbrechern aller politischen Ausprägungen: Raubritter aller Länder, vereinigt euch!

Es ist bestürzend zu lesen, wie offensichtlich dieser Krieg abläuft, wie gezielt die Schachzüge geplant und wie konsequent sie durchgesetzt werden:

Es besteht keine technische oder ökonomische Notwendigkeit, dass die europäischen Finanzmanager weite Teile der Bevölkerung unter Druck setzen. Aber es gibt erhebliche Gewinnchancen für die Banken, die Einfluss auf die Wirtschaftspolitik der EZB erlangt haben. Seit den sechziger Jahren sind Haushaltskrisen eine gute Gelegenheit für Banken und Investoren, Kontrolle über die Fiskalpolitik zu erlangen — die Steuerlast wird auf die Arbeitnehmer abgewälzt, und die Sozialausgaben werden gekürzt, alles zum Vorteil ausländischer Investoren und der Finanzwirtschaft. Diese gewinnt durch Sparmaßnahmen, die den Lebensstandard verringern und Sozialausgaben einschränken. Eine Schuldenkrise ermöglicht es der lokalen Finanzelite und ausländischen Banken, den Rest der Gesellschaft zu verschulden, indem sie ihr Kreditprivileg nutzen, um sich Vermögen anzueignen und die Bevölkerung in Schuldenabhängigkeit zu bringen.

Dieser Krieg, der in Europa inzwischen ausgetragen wird, hat nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen. Es besteht die Gefahr, dass die hoffnungsvolle Epoche der letzten fünfzig Jahre zu Ende geht und ein neues Zeitalter der Polarisierung beginnt, wenn eine Finanzoligarchie demokratische Regierungen verdrängt und ganze Bevölkerungen in Schuldenabhängigkeit stürzt. 

Am Ende steht ein System, das aus 99 % der Menschheit Schuldsklaven macht, damit das vergoldete obere Prozent Wasserski fahren kann.

Es ist erschrecken zu lesen, das wir uns in einem Krieg befinden, der sich im Prinzip von keinem anderen Krieg unterscheidet — wenn man bedenkt, das es im Prinzip immer darum geht, sich die Ressourcen des Opferlandes einzuverleiben — wir aber so wenig davon hören. Gut — in den USA selbst — dem Vorreiterland dieser Raubritterbewegung — wird schon mit härteren Bandagen gekämpft, siehe Mittelstandsnachrichten:

Das harte Vorgehen der US-Polizei gegen die Occupy Wall Street Demonstranten war wohl erst der Anfang: Nun verschenkt das Verteidigungsministerium gepanzerte Fahrzeuge, Granatwerfer und Hubschrauber selbst an die kleinsten Polizeiwachen.

Kein Wunder, das man bei der aktuellen Politik seitens der Regierung Vorsorge trifft, siehe Seite3:

Der US-Senat hat anfangs Dezember beschlossen, dass das US-Militär nun das Recht bekommt, jeden amerikanischen Bürger ohne Anklage oder Gerichtsverhandlung zu verhaften und auf unbestimmte Zeit zu inhaftieren. So könnte in Zukunft also auch US-Bürgern dasselbe Schicksal drohen wie Guantanamo-Häftlingen.

Der Abschnitt 1867 des National Defense Authorization Acts, der im Senat mit 93 zu 3 Stimmen angenommen wurde, legitimiert das US-Militär jeden US-Bürger zu verfolgen und zu inhaftieren. Damit das Militär nicht durch die Städte kurvt und willkürlich Leute aufgabelt, sieht keiner der Senatoren ein Problem und lehnte einen entsprechenden Nachtrag fast einstimmig ab. Wird schon nicht soweit kommen, oder?

Das hört sich schon nicht mehr so nach einem theoretischem Krieg an, oder? Das riecht schon nach Militärjunta, Bürgerkrieg und “besetzem Land”.

Das ist der Unterschied zu früher, als Hunnen, Mongolen und Wikinger noch ganz offen in die Länder einfielen: heute sind sie schon lange mitten unter uns, waren früher mal angesehene Mitbürger — bis die Zeit reif war, die Maske fallen zu lassen und ganz offen einen “Putsch von oben” im Namen der neuen, neoliberalen Religion zu starten.

Man hatte nicht das Land angegriffen, sondern einfach den König gekauft. Dauert dann ewig, bis das Volk merkt, das wirklich ein anderer Wind weht, denn von außen sieht ja immer noch alles ganz putzig aus.

Schaut man jedoch näher in — wie just in Großbritannien — merkt man, das schon längst andere bestimmen, was geschieht — uns was wir davon erfahren dürfen, siehe Netzpolitik:

Cameron soll auf Betreiben der Lobbyisten hin mit Chinas Premierminister telefoniert haben, um die Fälschung von Produkten eines Bell-Pottinger-Kunden zu unterbinden. Investigativen Journalisten, die sich als Vertreter Usbekistans ausgaben, soll angeboten worden sein, Google so zu manipulieren, dass unliebsame Berichte über Menschenrechtsverletzungen aus den Trefferlisten verschwänden. Und sogar die Manipulation von Wikipedia-Inhalten soll für Bell Pottinger kein Ding der Unmöglichkeit sein.

Damit jedoch nicht genug. Die mundgerechte Positionierung von Nachrichten hat in Europa schon lange Tradition: Natowahrheit wird inzwischen für uns eine akzeptierte Alternative zur Wirklichkeit, Ein Beispiel dafür liefert das Netzwerk Voltaire mit einem Beispiel über die aktuelle Lügenflut bezüglich Syrien, wo der Krieg eigentlich schon in vollem Gange ist — ohne das es jemand merkt.

Nun — der Krieg gegen den Iran ist ja möglicherweise auch schon voll entbrannt, ohne das man uns das offiziell gesagt hat. Aber die Russen reden darüber:

Das iranische Raketenprogramm hat offenbar einen herben Rückschlag erhalten, schreibt die Zeitung “Nesawissimaja Gaseta” am Dienstag. 

Das fanden US-amerikanische und israelische Experten nach einer Analyse von Satellitenfotos des größten iranischen Raketenforschungszentrums heraus. Sie sprechen sogar von einem verdeckten Krieg gegen die Islamische Republik.

Und die guten alten US-Drohnen sind wie zufällig direkt vor Ort:

Auffallend ist, dass nicht zum ersten Mal über den Abschuss einer Drohne und einem Zwischenfall im Iran berichtet wird. In der vorigen Woche hatte sich eine Explosion neben einem Urananreicherungszentrum in Isfahan ereignet. Insgesamt gab es in den letzten zwei Jahren etwa zwei Dutzende kaum erklärbare Vorfälle in Iran, die zum geheimen Kampf gegen das iranische Atom- und Raketenprogramm gehören könnten. 

Im vorigen Jahr waren zwei bekannte iranische Atomphysiker bei Attentaten getötet worden; ein weiterer Experte wurde schwer verletzt. Offenbar ein Signal für andere Wissenschaftler, dass sie aus den iranischen Forschungsprogrammen aussteigen sollten. 

Insofern ist es wohl nicht zu weit hergeholt, auch mal darauf hinzuweisen, wie genau das “Neue amerikanischen Jahrhundert” auch bei uns aufschlägt, zumal es zu den jetzt bekannt gewordenen, weltweiten Abhörmassnahmen passt. Der kommende “Globale Kapitalkrieg” der USA in 2012 wird dann wohl auch bei uns die letzten Reste des Sozialstaates tilgen — und dann wird der Moment gekommen sein, wo auch der deutsche Michel wach wird.

Einmal abgesehen von einigen zwecks Förderung des Aufschwungs noch zu führenden heißen Kriegen im Ausland wird der kommende Weltbürgerkrieg hauptsächlich im Inland ablaufen — konkret zwischen Menschen, die sich dem Kapital ausliefern und jenen, die ihm widerstehen wollen. Die bisher gemütliche Aufteilung in Deutschland, in der zwei Drittel relativ geborgen vor sich hin vegetieren, aber ein Drittel erstmal “ausgehartzt” wurde, wird sich auf Dauer nicht durchhalten lassen — aber bei fünf Millionen Millionären in Zukunft wird das Kapital hier eine ordentliche Hausmacht haben, um soziale Unruhen im Keim zu ersticken oder daraus eine Reality-Show auf RTL zu machen.

Nicht umsonst sehen manche schon die komplette Enteignung Deutschlands zu Eurorettung voraus.

Merkt man jetzt, das Obama Recht hat?

Das es wirklich um die “entscheidende Frage unserer Zeit” geht? Das es im Prinzip sogar um eine Frage mit größter kulturgeschichtlicher Relevanz geht?

Die Märkte sind überhaupt keine Subjekte, welche Entscheidungen treffen oder Gefühle haben. Märkte als Subjekte wahrzunehmen ist Teil der neoliberalen Umnachtung, gewissermaßen der Globalisierung der Köpfe mit einer marktreligiösen Theorie. Die wahren Subjekte sind Akteure welche jeweils Irrationalität folgen, seien es Hedgefonds oder Ratingagenturen. Die Interaktion ihres Verhaltens verursachte und vertieft die Krise, gewissermaßen eine “unsichtbare Hand” der Unordnung. Es gilt daher, die “Spielanordnung” so zu ändern, dass sich das Gewinnstreben wieder auf realwirtschaftliche Aktivitäten konzentriert. Sündenböcke benennen lenkt davon ab.

So der Ökonom Stephan Schulmeister im Standard.

Während sich alle Welt über den Papst lustig macht, stolpert man glubschäugig und mit offenem Mund einer neuen Religion hinterher, einer Religion, die Tod, Armut, Krankheit und Verderben bringt, aber den skrupellosesten Anbetern ein Leben auf Halbgottniveau verspricht … und dieses Versprechen auch einhält. Schon längst werden die Hohepriester dieser Religion zu politischen Gegenspielern des gesamten EU-Raums und erreichen eine Macht wie Päpste über die Mittelalterliche Gesellschaft.

Und Religionen — das wissen wir — geben immer eine gute Grundlage für einen zünftigen Bürgerkrieg ab.

Die Agenten der “Märkte” haben in Italien einen ersten Schlag gegen das Volk geführt, siehe Spiegel:

Barzahlungen über 1000 Euro sind künftig verboten, um die Steuerhinterziehung einzudämmen.

Barzahlungen über 1000 Euro verboten — und — nebenbei gefragt — ab wann ganz?

So wird auf jeden Fall sichergestellt, das die Sparer nicht — wie in Griechenland — ihr Geld einfach abheben und sich damit was Schönes kaufen.

Das Geld gehört “den Märkten” — und die reagieren nicht gut darauf, wenn man es für sich selber ausgeben will. Die … wollen nämlich was Anderes:

Eine Schuldenkrise ermöglicht es der lokalen Finanzelite und ausländischen Banken, den Rest der Gesellschaft zu verschulden, indem sie ihr Kreditprivileg nutzen, um sich Vermögen anzueignen und die Bevölkerung in Schuldenabhängigkeit zu bringen

Das wollten Hunnen, Goten und Wikinger im Prinzip auch. Vermögen aneignen und Volk versklaven. Und in diesem Prozess stecken wir gerade mittendrin.

 


Quelle und Kommentare hier:
http://www.nachrichtenspiegel-online.de/2011/12/07/weltburgerkrieg-2012-oder-eigentlich-schon-jetzt