Von Xantens Kolumne – Stolz und Vorurteil

Von Siegfried von Xanten

Die Deutschen können stolz sein. Und sie sind es auch. Nicht auf die Welt am Sonntag, sondern auf ihre Politiker.

Die Welt am Sonntag hat beim Meinungsforschungsinstitut infratest dimap eine Umfrage in Auftrag gegeben. Repräsentativ. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen:

„Wenn es um Persönlichkeiten in Geschichte und Gegenwart geht, sind die Deutschen besonders stolz auf ihre Politiker – wobei Kanzlerin Merkel an der Spitze liegt.“

Wunderbar. Befragt wurden 10,47 Personen, von denen sich 16 für die Bundeskanzlerin entschieden haben. Durch Permutation, also durch Vertauschen der Buchstaben, gelangt man zum Bankzinsenluder.

Das lässt sich aus Konrad Adenauer nicht machen. Auch kein Bankzinsenlude. Dem Altkanzler fehlt die weibliche Endung. Und so ist es wohl auch kein Wunder, dass lediglich 4 der 10,47 repräsentativ Befragten für den ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gestimmt haben.

Unmittelbar vor und hinter Konrad Adenauer rangieren Frank Walter Steinmeier und Jogi Löw. Wobei man fairerweise sagen muss, dass Frank Walter Steinmeier nie Bundeskanzler war. Außerdem hat er im Intelligenztest des amerikanischen Präsidenten exzellent abgeschnitten.

Aber was ist Stolz überhaupt? Und wo kommt das Wort her? Oder muss es heißen: Wer ist Stolz? Robert Elisabeth Stolz, österreichischer Komponist und Dirigent, „der letzte Meister der Wiener Operette“.

Dr. med. Karl Haedenkamp war kein Meister der Wiener Operette, aber stolz präsentierte er sich den Lesern des „Deutschen Ärzteblattes“. In SA-Uniform. Mit einer Danksagung an den Führer:

„Niemals hätte der überwundene Parteienstaat dem Arzt gegeben, was des Arztes ist.“

Dr. med. Karl Haedenkamp, NSDAP-Mann und Militärarzt. Und in den dreißiger Jahren Hauptgeschäftsführer der Reichsärztekammer. Eintretend für „strenge Ordnung und Standeszucht“.

„Nach seinem Tode wurde, auf Wunsch der Ärzteführung, eine Kölner Straße nach dem alten Kämpfer benannt.“

Bis zum Dezember 1985. Dann wurde die Haedenkampstraße, gegen den erbitterten Widerstand von Kollegen, in Herbert Levin Straße umbenannt.

Umbenannt werden soll nun auch die Lent-Kaserne:

„An vielen Kriegsabenden, nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, stieg Helmut Lent in sein Flugzeug und ging auf die Jagd. Kaum jemand war geschickter darin, im Dunkeln Bomber abzufangen, als dieser deutsche Pilot. Über 100 britische und amerikanische Flugzeuge schoss er während des Zweiten Weltkriegs ab, bevor er selbst 1944 mit seiner Maschine tödlich verunglückte.“

Entsprechend stolz war man auf den Piloten. Die Totenrede hielt kein Geringerer als Luftwaffenchef Hermann Göring. Und stolz war man auch noch bei der Bundeswehr:

„1964 wurde eine Kaserne im niedersächsischen Rotenburg an der Wümme nach Lent benannt.“

Und nun verkündete der Kasernenälteteste, Oberstleutnant York Buchholtz, dass die Militäranlage umbenannt werde. Ob sie in Zukunft Herbert Levin Kaserne heißen wird, ist nicht bekannt. Eine Ankündigung, die über Rotenburg an der Wümme hinaus Bedeutung hat. Die namentliche Nähe vieler Kasernen zu ehemaligen Wehrmachtsgrößen irritiert. Zumal Bundeswehrsoldaten selbst immer wieder durch rechtes Gedankengut auffallen. Stolz sei da nicht angebracht. So die taz.

Und problematisch wird es auch, wenn Opa nicht zur Wümme, sondern zur Wumme greift. Götz George in „Zivilcourage“. Als Alt-68er in Kreuzberg. Zwecks Missionierung. Zuerst mit schöner Literatur, dann mit der Wumme – „grandios gespielt, aber auch grandios polemisch.“

Was ist denn nun Stolz? Stolz ist eine elementare Emotion. So wie Ärger, Furcht, Traurigkeit, Überraschung, Ekel oder Freude. Was sagt Wikipedia?

„Der Stolz ist die Freude, die der Gewissheit entspringt, etwas Besonderes, Anerkennenswertes oder Zukunftsträchtiges geleistet zu haben. Dabei kann der Maßstab, aus dem sich diese Gewissheit ableitet, sowohl innerhalb eines eigenen differenzierten Wertehorizonts herausgebildet als auch gesellschaftlich tradiert sein.“

Eine gewisse Freude, etwas Besonderes geleistet zu haben. Die Welt hat sich mit ihren 10,47 repräsentativ Befragten tatsächlich etwas Besonderes geleistet. Innerhalb des eigenen differenzierten Wertehorizonts. Darauf kann sie stolz sein.

Die Etymologie führt ins Mittelniederdeutsche. „Stolt“ bedeutet ursprünglich prächtig oder stattlich. Im Mittelniederdeutschen.

Und jedes Mittel ist recht. Nieder mit den Deutschen: „zerschlagen“, „zermalmen“, „kastrieren“. Die Welt darf stolz sein auf Politiker wie Franklin Delano Roosevelt und Winston Churchill.

Und stolz darf der englische Premierminister auch darauf sein, dass er einen Tag nach Amtsantritt am 11. Mai 1940 entschied, dem Bomber-Kommando der Royal Air Force die Bombardierung des deutschen Hinterlandes und der deutschen Zivilbevölkerung freizugeben. Der Beginn der Luftoffensive gegen Deutschland. Ein Bruch der geltenden Bestimmungen des Völkerrechts. Die Luftangriffe gegen die Bevölkerung von Dortmund, Essen, Hamm, Aachen und Hannover am 16. und 17. Mai 1940.

„Fitness-Muffel zitieren gern Winston Churchill. ‚No Sports‘ soll er auf die Frage nach dem Grund für seinen guten Gesundheitszustand geantwortet haben. Ob das Zitat wirklich von Churchill stammt, ist zweifelhaft.“

Unzweifelhaft aber ist, dass Churchill ein sportlicher Trinker war und sich sportlich darum bemühte, Vorurteile gegenüber den Deutschen in der eigenen Bevölkerung zu schüren:

„[Churchill] sah […] ein, daß die Möglichkeit, Großbritannien gegen Hitler aufzuwiegeln, der einzige Weg sei, auf dem er erneut eine wichtige Stellung im öffentlichen Leben erringen könnte. […] Ohne Hitler und den Hintergrund der Ereignisse, die ihn zum Handeln trieben, hätte Churchill wahrscheinlich niemals mehr eine politische Rolle gespielt.“

„Wie die Engländer in den Krieg hineingeschlittert sind, ist eine eigenartige Geschichte. Der Mann, der es gemixt hat, ist Churchill; der geldhungrige und eitle Geck Eden, der […] Kriegsminister Hore-Belisha gehörten dazu; dann die graue Eminenz des englischen Auswärtigen Amts […] und Geschäftsleute; es ist ja oft so, daß der Umfang des Geldbesitzes und die Höhe der Vernunft im Gegensatz zueinander stehen. Daher von vornherein die Versicherung der Staatsführung, der Krieg werde drei Jahre dauern. Da kann man sein Geld anlegen!“

Sagt der Führer. Und dem Volk schenkt man dann noch ein paar Vorurteile, damit es der Regierung folgt.

Stolz und Vorurteil. Ein Entwicklungsroman von Jane Austen. Von 1813. Eine Liebesgeschichte und eine zeitgenössische Gesellschaftsstudie.

Und von Stolz und Vorurteil ist auch die Faszination der Briten für die Führer-Zeit geprägt. Monat für Monat stehen Sach- und belletristische Bücher in der Liste der Neuerscheinungen. Und mit den Vorurteilen ist das so eine Sache. Ein Darmproblem:

„Alle Vorurteile kommen aus den Eingeweiden.“

Sagt Nietzsche.

Es ist nie zu spät, sich Vorurteile zuzulegen. Henry David Thoreau. Hat das natürlich nicht gesagt. Sondern:

„Es ist nie zu spät, Vorurteile abzulegen.“

Nur tragisch für das Schwein, wenn der Schlachter nach dem Schlachten zu der Erkenntnis gelangt:

„Wir haben das falsche Schwein geschlachtet.“

Beim Schwein lohnt es sich also genauer hinzuschauen. Ebenso beim Stolz. Meint die Huffingtonpost. Und fragt, ob es legitim sei, Stolz und Deutschsein zusammenzubringen. Laurenz Meyer, ehemaliger CDU-Generalsekretär, ist „stolz ein Deutscher zu sein.“ Deutschsein sei noch keine eigene Leistung. Sagt dagegen Johannes Rau:

„Man kann nicht stolz sein auf etwas, was man selber gar nicht zu Stande gebracht hat, sondern man kann froh sein oder dankbar dafür, dass man Deutscher ist. Aber stolz kann man darauf nicht sein, nach meiner Überlegung. Stolz ist man auf das, was man selber zu Wege gebracht hat.“

Die Offenbarung des Johannes. Nicht Johannes Rau, sondern Johannes der Apostel. Die Offenbarung des Johannes ist eine Trostschrift. Für Christen. Johannes der Apostel ist trivialerweise auch Gründungsvater des berühmten Johannes-Nasen-Mythologems:

„Wie die Nase eines Mannes, so sein Johannes.“

Humboldt war dagegen „der Gründungsvater der Infografiken“. Und stolz auf das Vaterland. Und Annette von Droste-Hülshoff auf ihren Urgroßvater. Und Maler Müller auf die Seinigen. Während man bei Maler Müller noch sagen kann, dass er zumindest die ihm nachfolgenden Seinigen direkt oder indirekt zuwege gebracht hat, lässt sich das bei Annette von Droste-Hülshoff und ihrem Urgroßvater so nicht sagen.

Und was sagen die Schwaben?

„Der Schiller und der Hegel, der Schelling und der Hauff, das ist bei uns die Regel, das fallt bei uns nicht auf.“

Der Schwabe. Nichts von dem gemacht, aber stolz darauf. Und der Saarländer?

„Un do druff, do druff sin mir e bissche stolz.“

Woruff? Do druff. Der Refrain der inoffiziellen Saarlandhymne.

Es sei alles sehr schlimm, aber man dürfe den Kopf nicht hängen lassen. Sein Erfolgsrezept sei: „Maxe, immer druff!“ Max Schmeling zur politischen Situation 1930. Anlässlich der Wahl vom 14. September 1930 zum 5. Deutschen Reichstag der Weimarer Republik.

Und wenn man ins Alemannische wechselt, dann „kummt ma druf“, dass der Führer unkonventionell, revolutionär und originell denken konnte:

„Dr Seligmann wiist druf ani, ass dr Hitler nit an d Macht kumme wär, wänn er nit bsunderi Fähigkeite un Begabige ka hätt. Är heb kenne unkonventionell, revolutionär, orginäll dänke. Sini Ideal seige zwar viilfach griminäll gsii, dr heb si aber mit dr notwändige syschtematische Dänkfähigkeit umgsetzt. Si Barteiadminischtration seig (abgsähne vu dr Sowjetunion) diä wirksamscht in ganz Ejropa gsii. Dr Hitler seig e ‚begnadete Mänschekänner‘ gsii – mit däm het er kenne anderi bherrsche – innerhalb un üsserhalb vu dr Bartei.“

Und „griminäll“ gerierten sich der englische Grillmeister und der amerikanische Kaminplauderer. Unter anderem.

Alemannisch oder westoberdeutsch werden verschiedene im Südwesten des deutschen Sprachraums gesprochene Dialekte bezeichnet.

Und Sächsisch? Auch sehr schön. Der „Ballast der Republik“ soll 800 Millionen bis eine Milliarde Mark gekostet haben. Und das „Gunstgewerbemuseum“ in Leipzig ist das zweitälteste in Europa. Und die Augustusbrücke in Dresden wurde 1945 zur Dimitroff-Brücke. Zu Ehren August des Starken. Der fuhr im Sommer gern im offenen Wagen über die Brücke, auf der ansprechend dekolletierte Frauen flanierten. Bei Gefallen soll der Kurfürst ausgerufen haben:

„Die mit droff und die mit droff und die mit droff.“

Allerdings macht der Artikel die sächsische Musik, wie der folgende Dialog beweist:

„Babba, was for ä Ardiggl sedzd mor denn vor Lehm? Das gommd druff an, mei Sohn. Der Lehm is das, womidd dor Dischler de Dische lehm duhd, die Lehm sin wilde Diere un das Lehm is das Gechndeil von Dohd.“

Wobei Sächsisch ja nicht gleich Sächsisch ist. Das Leipziger Sächsisch und das Dresdner Sächsisch lassen sich nicht einfach in einen Topf werfen. Ganz zu schweigen vom Sächsischen im Vogtland.

Nicht Ohrdroff, sondern Ohrdruf ist eine Kleinstadt im thüringischen Landkreis Gotha. Bekannt nicht zuletzt als Wohnort Johann Sebastian Bachs und des größten Truppenübungsplatzes von Thüringen. Bach, Händel, Mozart und Beethoven. Schiller und Goethe.

Und die größten deutschen Feldherrn? In Amerika will man das wissen. Und gibt auch gleich die Antwort. Nicht Tilly oder Wallenstein. Die Liste reicht nur bis zum Großen Kurfürsten. Und sie führt keine Österreicher. Aber zwei preußische Herrscher und fünf Generäle:

Friedrich den Großen, den Großen Kurfürsten und Moltke, Blücher, Prinz Friedrich Karl, Seydlitz, und Derfflinger. Manstein, Mackensen und Guderian.

„Manstein, der den ‚Sichelschnitt‘-Plan von Hitlers Feldzug entwarf und später weite Teile der Ostfront befehligte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wegen Kriegsverbrechen zu 18 Jahren, Mackensen gar zum Tode verurteilt (beide wurden nach wenigen Jahren begnadigt). Guderian gehörte dem ‚Ehrenhof‘ an, der nach dem 20. Juli 1944 zahlreiche Offiziere nicht vor ein militärisches Gericht stellte, sondern aus der Wehrmacht …“

… entfernte und dem Volksgerichtshof zuführte. Ein Gremium aus Feldmarschällen und Generälen der Wehrmachtswaffengattung Heer. Durch Führererlass vom 2. August 1944 gebildet.

Und bei Mackensen muss man noch einmal zwischen Vater und Sohn unterscheiden. Der Vater, August von Mackensen, …:

„… war ein kaiserlicher Feldmarschall, dem im Ersten Weltkrieg nicht nur der größte operative Durchbruch gelang, als er die russische Front bei Gorlice-Tarnów 1915 durchbrach. Sondern ihm gelang es auch, 1916 Rumänien binnen weniger Wochen zu erobern.“

Der Sohn dagegen – Eberhard von Mackensen – stellte in der Kesselschlacht von Charkow im Mai 1942 einen „Geschwindigkeitsrekord“ auf:

„Den Zeitgenossen hatte die Rückeroberung Charkows und die Rückgewinnung der Donez-Linie kurz nach der Katastrophe von Stalingrad einmal mehr bewiesen, dass die ‚Deutschen zwar eine Schlacht, aber noch längst nicht den Krieg verloren hatten‘, wie der britische Historiker Richard Overy schreibt. Noch immer war die Rote Armee mit der ‚leistungsfähigsten Armee der Welt‘ konfrontiert und hatte kein Konzept gefunden, der ‚deutschen Art der wohlorganisierten, konzentrierten und hochbeweglichen Kriegführung‘ (Overy) zu begegnen, wie sie Manstein noch einmal vor Charkow so eindrucksvoll bewiesen hatte.“

Bach, Händel, Mozart und Beethoven. Schiller und Goethe. Manstein und die Mackensens. Wer darauf stolz ist, bekommt gleich eins auf die Zwölf. Die zwölf Jahre. Der Strich durch Deutschlands Glorie.

Und der Führer? Ist stolz darauf, dass er mit dem Presseapparat das Steuer auch schon mal um 180 Grad herumreißen kann:

„Unser Presseapparat ist schon etwas Wunderbares. Das Pressegesetz hat dafür gesorgt, daß Meinungsverschiedenheiten zwischen Männern der Regierung nicht vor dem Volk mehr ausgekämpft werden. Dazu ist die Presse nicht da! Wir haben aufgeräumt mit der Vorstellung, als gehörte es zur staatspolitischen Freiheit, daß jeder aussprechen kann, was er Lust hat. Mehr als die Hälfte der deutschen Blätter hat Amann in der Hand.

Wenn ich jetzt Lorenz zu mir rufe und ihm in einigen Sätzen meine Einstellung gebe, so findet man das morgen um ein Uhr in jedem deutschen Blatt. Der kleine Mann, der Doktor Dietrich, ist doch ein hervorragend geschickter Fachmann. Er schreibt nicht gut, aber seine Reden sind oft ganz ausgezeichnet. Ich bin stolz darauf, daß es mit diesen paar Mann in meinem Hauptquartier möglich ist, auch einmal, wie es am 22. Juni geschah, das Steuer um einhundertachtzig Grad herumzuwerfen; das macht uns kein Land nach!“

Ausgezeichnet ist auch die Arbeit des Historikers und Führer-Experten Eberhard Jaeckel:

„1980 veröffentlichte Eberhard Jäckel zusammen mit Axel Kuhn ein Werk über die Frühschriften Adolf Hitlers von 1905 bis 1924. Unter den für das Buch verwendeten Quellen befanden sich insgesamt 76 aus der Sammlung Stiefel, die alle von Konrad Kujau gefälscht worden waren. Im Vorwort des Werkes ist von „besonders wertvollen Schriftstücken“ und von 50 „teils besonders aufschlußreichen“ Dokumenten aus Privatbesitz die Rede.

Im Oktober des Jahres veröffentlichte der Stern Teile des Buches von Jäckel und Kuhn. Das angeblich 1916 von Hitler verfasste Gedicht Der Kamerad, das vom Stern unter der Überschrift ‚Gereimtes vom Gefreiten H.‘ veröffentlicht wurde, wurde von Anton Hoch als ein Werk von Herybert Menzel erkannt.“

Gereimtes vom Gefreiten H. Der Kamerad. „Ich hatt‘ einen Kameraden, ein knackigeren findst du nicht.“ Der richtige Kamerad und der falsche Autor. „Verschwiemelt.“ Und homoerotisch:

„Diese Entdeckung verdankt die Germanistik dem Berliner Literaturwissenschaftler Christian Klein, und seinem Buch ‚Schreiben im Schatten‘.“

Eine steile These. Vorgetragen in der schwulen Buchhandlung ‚Prinz Eisenherz‘ in Charlottenburg:

„Wenn ein Gedicht des NS-Hofdichters Herybert Menzel (‚Wenn einer von uns müde wird,/ Der andre für ihn wacht.// Wenn einer von uns zweifeln will,/der andre gläubig lacht.‘) über die Kameradschaft im Krieg, die in der frauenlosen Wehrmacht zwangsläufig zwischen Männern bestehen musste, zur homoerotischen Literatur erklärt wird, dann wirkt dies zu weit hergeholt. Daran kann auch die Tatsache, dass die Schweizer Schwulenzeitschrift ‚Der Kreis‘ Menzels Gedicht abdruckte, nicht viel ändern.“

Prinz Eisenherz und der schwule Kamerad. Was sagt der Schwabe?

„S’geit scho bruddal viel Leit dia fließend Scheißdregg schwätzad!“

Nicht Prinz Eisenherz, sondern Alexander Gauland meint:

„Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren.“

Eine erinnerungspolitische Wende. Um 180 Grad. Der Vogelschiss. Und ein Phrase:

„Nur wer sich zur Geschichte bekennt, hat die Kraft, die Zukunft zu gestalten“.

Und Gott mit uns. Aber in welcher Gestalt?

„Wenn die christliche Gottesvorstellung richtig wäre, dann müßten sich die Ameisen Gott als Ameise vorstellen, wie überhaupt jedes Her dann Gott, das heißt die Vorsehung, das Naturgesetz, in seiner Gestalt!“

Sagt der Führer.

Nur wer die wahre Geschichte kennt, kann die Zukunft ehrlich gestalten. Und wahr ist: „Wir haben eine ruhmreiche Geschichte“. Und die Schwaben sind sowieso immer der Knaller:

„Als Schwob brauchsch koine Böller. Wir send sowieso s’ganze Johr d’r Knaller“

Der Knaller. Wenn der Führerbunker noch wäre. Meint die Welt:

„Zu dumm, dass es den Führerbunker nicht mehr gibt. Wie glorreich hätte man daraus touristisch Kapitel schlagen können. Der Ort, an dem Hitler sich das Leben nahm, möglichst in der Originalmöblierung oder doch zumindest unter Heranziehung der Ausstattung von Hirschbiegels „Untergangs“-Film: Das wäre doch der Knaller! Selbstverständlich mit didaktischem Vorprogramm, mit Tafeln, Fotos, Merksätzen aller Art. Nach dem Motto: Kinder, genießt es, aber denkt dabei immer, das ist alles ganz, ganz schlimm.“

Und zum Schluss die Stimme des Führers aus dem Off:

„Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon vorbei? Stimmt es, dass es sein muss: ist für heute wirklich Schluss? Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder keine Frage!“

Wenn die Pflicht ruft. Eine deutsche Tugend. Was sagt der Führer?

„Wir Deutschen haben den Gedanken der Pflichterfüllung, der anderen Völkern fehlt! Keine andere Nation kennt unser Pflichtgefühl und unser Pflichtbewußtsein, diesen wunderbaren Kraftquell. Das Bewußtsein, daß jede Pflichterfüllung zur Erhaltung der Art dient, hilft über die schwersten Entschlüsse hinweg.“

Und:

„Und an diesem ungeschriebenen Gesetz teilzuhaben, das ist es, was dem Einzelmenschen jene stolze Haltung gibt in allen Fragen der Nation.“

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Quelle und Kommentare hier:
http://n8waechter.info/2018/11/von-xantens-kolumne-stolz-und-vorurteil/