„Unabhängige“ Patientenberatung in der Hand von Pharmakonzernen?

von Watergate

Die unabhängige Patientenberatung sollte für die Interessen von Patienten einstehen und der „Anwalt“ der Patienten sein. Anscheinend ist die Patientenberatung aber weder unabhängig, noch wird sie ihrer Aufgabe gerecht. Jetzt erhielt die Bundesregierung vom Patientenbeauftragten einen Brandbrief. Es müsse umgehend gehandelt werden, denn es gehe um „gravierende Mängel“ bei der Patientenberatung.

Demnach sollen Patienten sachlich falsche Gesundheitsinformationen weitergegeben werden. Patienten sollen auf der Homepage bewusst „in die Irre geführt“ werden, so der Vorwurf des Patientenbeauftragten. Zudem entspreche die Homepage weder sprachlich noch inhaltlich den Anforderungen an gute medizinische Informationen. Auch die Qualität der Beratungsgespräche lasse stark zu wünschen übrig.

Der Brandbrief wurde zudem von sechs Professoren und Doktoren aus dem Gesundheitsbereich unterzeichnet. Diese hatten immer wieder versucht, auf die UPD (Unabhängige Patientenberatung Deutschlands) einzuwirken. Jedoch vergeblich. Deswegen wurde nun an die Bundesregierung geschrieben. Der Brief liegt der „Süddeutschen Zeitung“ vor. Die UPD ist die einzige Anlaufstelle für Patienten, die per Gesetz beauftragt wurde. Sie wurde 2006 ins Leben gerufen und wird mit neun Millionen Euro von den Gesetzlichen Krankenkassen finanziert.

In letzter Zeit kamen jedoch vermehrt Zweifel auf, ob die UPD ihren Auftrag erfüllt. Denn die Eigentümer der UPD sind die Sanvartis GmbH und die dahinterstehende Sanvartis Group GmbH mit Sitz in der Schweiz. Die Sanvartis Group wiederum hat alle Anteile der Careforce-Gruppe, Teil eines Hedgefonds, übernommen und einen neuen Sitz in Duisburg gegründet. Die Careforce Unternehmensgruppe rekrutiert zum großen Teil Pharmareferenten und bildet sie fort. Careforce und Sanvartis Group schließen sich zudem zum größten Vertriebs- und Multichannel-Kommunikationsanbieter im deutschen Gesundheitswesen zusammen. Ob das der Qualität der UPD nützt?

Bei der Ausschreibung hinsichtlich der unabhängigen Patientenberatung müssten jedoch gesetzliche Mindestanforderungen der Anbieter erfüllt werden. Das war aber schon bei der Sanvartis GmbH umstritten und ist bei dem neuen Careforce Gesellschafter nun noch mehr der Fall. Eignung und Gemeinnützigkeit stehen in Frage. Offensichtliche Interessenskonflikte können sich zu Lasten der ratsuchenden Patienten auswirken.

Der Patientenbeauftragte der UPD forderte daher in dem Schreiben an die Bundesregierung, dass man jetzt eine schnelle Aufklärung durch das Parlament und eine gesetzliche Neuregelung erwarte, die eine zuverlässige, vertrauenswürdige und unabhängige Patientenberatung vorsieht.

Die Bundesregierung wollte sich bislang zu den Vorwürfen nicht äußern.


Quelle und Kommentare hier:
https://www.watergate.tv/unabhaengige-patientenberatung-in-der-hand-von-pharmakonzernen/