ttt – trommeln, trollen, tourettesyndrom

Von roger

Es kann nur eine geben, meint Max Moor in der Sendung ttt und meint damit die Freiheit. In der Sendung vom 8.4.2018 jedoch meinte er damit wohl doch nur die Freiheit, wie er sie versteht – die Meinungsfreiheit kann damit nicht eingeschlossen sein, denn von der gibt es auch nur eine: die uneingeschränkte.

Doch Moor glaubt genau zu wissen, dass die Unterzeichner der „Erklärung 2018“ die Meinung, die sie da vertreten, gar nicht haben können! Die wüsste natürlich alle, dass das was sie da fordern, Blödsinn sei. Es ist ein Jammer, was man neuerdings so alles aus dem Mann mit dem kantigen Kinn und dem markanten Bass an Wortwirrwar hervorquellen lässt.

Ja, lässt! Denn er selbst weiß ja sicher, dass er Unsinn redet, das kann ja gar nicht anders sein. „Die Leute“, also die Unterzeichner der Erklärung, subsummiert Moor übrigens zu jenen, denen Deniz Yücel auf den Zeiger geht. Wäre das ein geeignetes Kriterium, zählte die Liste jedoch bereits Millionen Unterschriften und auch Erdogan wäre mit von der Partie – dessen Namen sucht man dort allerdings vergeblich. Mit dabei sind aber Menschen wie ich, die der Meinung sind, Yücel könne und dürfe an jedem Zeiger zerren, der ihm die Uhrzeit beschattet. Ganz gleich, wessen Nerven er damit strapaziert.

Und wie Yücel darf natürlich auch Max Moor die eigenartigsten Zusammenhänge zwischen der „Erklärung 2018“ und „Nationalismus, Herrenmenschentum und Rassismus“ zusammenphantasieren und versuchen, den Unterzeichnern zu unterstellen, sie wüssten ja selber, dass es ihnen nicht um Fakten gehe, sondern um Suggestion. Er darf dies sogar öffentlich tun. Es wäre nur schön, wenn ich, statt ihn nur auszulachen und den Kopf über so viel gequirlten Blödsinn zu schütteln, nicht auch noch mit meinen Gebühren dafür bezahlen müsste!

Unterstellt man den Unterzeichnern mal, dass sie meist einen Haushalt repräsentieren, besteht die Liste nämlich auch aus 111.817 Beitragszahlern, die pro Monat 1.956.797 Euro an ARD und ZDF überweisen (Barzahlung geht ja nicht). Das Mindeste, was sie für diese Summe erwarten können, ist, ernst genommen zu werden.

Stattdessen bekommen sie bei ttt eine einseitige Propagandashow unter anderem mit Extremismusforscherin Ebner, die umso mehr zu forschen hat, je mehr sie zu Extremismus erklärt, mit dem Sozialpsychologen Welzer, der durch Bücher wie „Selbst denken“ in diesem Bashing seltsam deplatziert wirkt, spricht er den Unterzeichnern doch ziemlich direkt eben diese Fähigkeit ab.

Wenn Ebner jedoch einerseits von „legitimen Ängsten vor Migration“ spricht und im gleichen Satz davor warnt, diese Ängste zu artikulieren, ist sie wohl die einzige, die über diesen Witz nicht lachen kann.

Michel Friedmann indes, ein ausgewiesener Experte für Polizeiarbeit, Grenzsicherheit und Statistik, geht meiner Meinung nach argumentativ den seltsamsten Weg. Denn er definiert das nicht mehr steigerbare Superlativ für „Masseneinwanderung“. Dieser Peak wurde für Friedmann nämlich bereits 2015/16 gemessen und alles darunter ist wohl nur ein „tröpfeln“, wie Ernst Elitz im Cicero dies nannte.

Es tröpfelt übrigens gerade überall in der Welt. In Afrin, in Ost-Ghuta, den türkischen Kurdengebieten, der Ost-Ukraine, Afghanistan, Afrika und unsere offenen Wasserleitungen werden tausende Kilometer entfernt von Recep Tayyip „the Plummer“ Erdogan und anderen uneigennützigen Heimwerkern geschützt. Wozu sollte man also die eigenen Ventile überprüfen! Aber wenigstens Friedmann kriegte dann doch noch die Kurve zur Comedy, als er den Unterzeichnern pauschal geistige Fehlleistung unterstellte, nachdem er sie ob ihrer Intelligenz gelobt hatte.

Ich mag die Aussagen gar nicht im Einzelnen bewerten, weil sie in meinen Augen allesamt nicht zutreffen und am Thema meilenweit vorbei gehen. Denn spätestens als ttt auch noch versuchte, mir meinen türkischen Gemüsehändler als mutmaßlichen „Beweis der Umvolkung“ madig zu machen, hatte die Redaktion offenbar gänzlich den Verstand verloren.

„Jeder ist jemand und niemand ist niemand“, sagt Michel Friedmann zum Abschluss und meint, darüber sollten die Unterzeichner der „Erklärung 2018“ doch mal nachdenken. Für dieses Bonmot danke ich sehr, könnte man es doch auch gut als Leitspruch der Erklärung verwenden. Dieser Satz gilt ja nicht nur für aktuelles Tröpfeln und schon länger hier Nässende, sondern auch für die Tröpfchen, die auf der Reise ins Aqua-Paradies Deutschland zugrunde gehen und die vergangene, bislang unbewältigte Flut, die Friedmann korrekt als Masseneinwanderung bezeichnet hat.

Vielleicht sollten wir ja erst mal mit dieser fertig werden und wie Henryk M. Broder es anregte, ein Moratorium der Einwanderung verkünden. Mit Moratorien kennt sich die Ewige doch aus, denn als auf der anderen Seite der Erde ein Tsunami ein japanisches Atomkraftwerk zerstörte, verhängte sie eines über die Kernkraft in Deutschland, dafür bedurfte es lediglich eines „nochmaligen Nachdenkens“. Doch während unsere Kernkraftwerke dank Abschaltung heute vor pazifischen Tsunamis weitgehend sicher sind, schwappt die Flut von 2015/16 immer noch durchs Land und ttt wundert sich, dass es besorgte Bürger gibt, die das Tröpfeln an den Rissen des Staudamms kritisch sehen.

Und die Erklärung? Die erfreut sich dank der ttt-Sendung wachsender Beliebtheit, wie man an den Zahlen der Unterzeichner und den Zuschauerredaktionen auf der Webseite zur Sendung sehen kann. Dafür, lieber Max Moor, sei Ihnen Dank und Anerkennung gezollt. Ihre Zuschauer jedenfalls sind schlauer als Sie das wohl wahrhaben wollten, wenn die sich sogar nach Ihrer Darlegung „alternativer Fakten“ dazu entschließen, die Erklärung, von der viele noch nie etwas gehört hatten, zu unterzeichnen, statt wie Sie und die „Experten“ ihrer Sendung „Isch nix…isch nix“ zu rufen.


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