Teufelsaustreibung

Von Siegfried von Xanten

Zuerst Amerika und dann in aller Welt. Die Reinigungszeremonien scheinen in vollem Gange zu sein. Mit dem Auskehren von Schmutz und Dreck allein ist es allerdings nicht getan. Man muss sich auch um Geister und Dämonen kümmern. Und um den Teufel.

Es braucht auch ein Guantanamo für Geister, Dämonen und den Teufel. Es müsste allerdings anders beschaffen sein, als die Büchse der Pandora. Die ließ sich bekanntlich wieder öffnen. Vielleicht könnte man ja die Geister und Dämonen und den Teufel in Tesla-Cabrios setzen und dann mit Spaß-X Raketen in ein schwarzes Loch befördern. Elon Musk dürfte auch mitfliegen.

Aber eins nach dem anderen. Melania Trump ließ das Weiße Haus von 40 Pastoren exorzieren. Ein Befreiungsdienst, die Hinausbeschwörung von Dämonen. Dämonen können in Menschen, in Tieren oder an bestimmten Orten wohnen. Wohnten im Weißen Haus Dämonen? Oder gar der Teufel höchstpersönlich? Das Weiße Haus ein Horrorhaus?

Horrorhäuser sind in den USA nichts Ungewöhnliches. In Indiana gibt es ein weißes Haus, in dem neben einer Mutter und ihren drei Kindern 200 Dämonen und der Teufel wohnen. 40 Autominuten von Chicago entfernt.

Das Repertoire ist reichhaltig. Unerklärliche Schritte, quietschende Türen, schwebende Mädchen, ein schwebender Junge, der auch noch wie ein Wolf knurren und die Wand rückwärts hochlaufen und einen Salto an der Decke machen kann und Geister, die sich gerne fotografieren lassen. Immer neue Videos tauchen auf.

Wird es auch entsprechende Videos zum Weißen Haus geben? Im Kreis Columbia? Mit einem [sic!] schwebenden Michelle oder einem die Wände hoch laufenden Barry?

40 Pastoren im Dienste des Herrn. Aber welche Schuhe trägt der Herr? „Gott geht in den Schuhen des Teufels“, sagt Karlheinz Deschner. Teufelsaustreibung durch den Beelzebub? Hauptsache der Teufel hat im Weißen Haus nicht mehr den Hut auf.

Aber welche Schuhe trägt der Teufel jetzt? Vielleicht sollte man ihm welche schenken. Eine Nummer zu klein. Eingedenk Mark Twains Rat. Dann hat er keine anderen Sorgen mehr.

Dämonen kann man nicht einfach mit der Kettensäge drohen. Das geht eher bei Bäumen. Zum Beispiel bei der gut 180 Jahre alten Magnolie vor dem Weißen Haus. Sie schwächelt altersbedingt und droht umzustürzen. Präsident Andrew Jackson hatte sie bei seinem Einzug gepflanzt. „Experten hatten die Magnolie in den vergangenen Monaten wiederholt untersucht und nach möglichen Wegen zur Rettung des riesigen Baumes gesucht.“ Vergebens, sagen die Experten.

Und Experten sind ja bekanntlich Spezialisten, die in fünf von vier Fällen glauben richtig zu liegen, wenn sie sich irren. Und das auf hohem Niveau.

Stören sich die Experten an den 180 Jahren? Der Führer. Was sagt der Führer dazu? Hat er sich auch zu Magnolien geäußert? Der Führer hielt es vor allem mit der Eiche. Symbol für Treue, Stärke, Kraft und Standfestigkeit.

Die First Lady hat sich eingeschaltet. Die Magnolie soll zurückgeschnitten werden und in kleinen Teilen erhalten bleiben.

Erhalten und von der Kettensäge verschont bleiben soll auch die „letzte sogenannte Hitler-Eiche in Großbritannien […]. Ein englischer Goldmedaillen-Gewinner hatte den Baum bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 als Setzling geschenkt bekommen. Die seit einem Sturmschaden drohende Fällung der Eiche sei nun abgewendet, berichtete der britische Sender BBC.“

Der Setzling stammte aus Braunau am Inn. Der ausgewachsene Baum wird heute von der Organisation How Hill Trust verwaltet. Die Eiche ist „historisch bedeutsam“, sagt Simon Partridge von der Organisation How Hill Trust.

Nicht erhalten bleiben soll dagegen auch ein norddeutsches Kinderkarussell, das erst 60 Jahre auf dem Buckel hat. Wegen nationalsozialistischer Propaganda. Auf einem Feuerwehrauto prangt der Führer-Code: HH – 88.

Peter Gutzeit von den Eimsbütteler Linken hat die Verschwörung aufgedeckt. Das Karussell gehört Hans-Heinrich Dieckmann aus Handorf bei Lüneburg, Schausteller in vierter Generation. Und bei vier Generationen soll es auch bleiben.

Denn nun soll Hans-Heinrich Dieckmann die Schausteller-Konzession entzogen werden. Obwohl das Feuerwehrauto mittlerweile ohne Nummernschilder unterwegs ist. Und obwohl da „noch weitgehend die erste Farbe drauf“ ist und „alles aus Holz“ ist.

Unsensibel. Wie auch eine Edeka-Weihnachtswerbung, in der ein Auto mit dem Kennzeichen „MU–SS 420“ zu sehen war. Muss man verstehen?!

Alles aus Holz war auch bei einer Gruppe von 140 Lerchen in der Uckermark. In der Kutzerower Heide bei Zernikow. Ein gepflanztes Hakenkreuz. Volksverhetzung auf botanisch. Man reagierte international sensibel. Das 1992 entdeckte Lerchen-Ensemble sorgte für internationale Verstimmungen, sodass François Mitterand mit Roman Herzog Kontakt aufnahm und dieser dem Lerchen-Ensemble den Garaus machen ließ.

Inmitten eines immergrünen Kiefernwaldes verfärbten sich die Lärchen im Herbst erst gelb, dann braun und im Frühling hellgrün. Jahrzehntelang und unbemerkt. Ein Praktikant eines Landschaftsbauunternehmens hatte die Lerchen-Verschwörung zufällig entdeckt, als er Luftaufnahmen nach Bewässerungslinien absuchen sollte.

Die Gerüchte, wie und warum die Lerchen sich verschworen hatten, sprossen in den Jahren reichlich:

„Ein Bauer erklärte, er habe die Bäume als Kind gepflanzt – für den Förster, der ihm für jeden Sprössling ein paar Pfennig gezahlt habe. Andere berichteten, das Hakenkreuz sei als Zeichen der Linientreue gepflanzt worden, nachdem ein Ortsbewohner ins KZ Sachsenhausen geschafft worden sei, weil er heimlich BBC gehört habe. Eine andere Version lautete, der Kreisleiter der NSDAP habe die Pflanzung des Hakenkreuzwaldes zu Ehren von Hitlers Geburtstag angeordnet. Und die „Berliner Zeitung“ berichtete, das Symbol sei als Danksagung für den NS-Arbeitsdienst angelegt worden, nachdem der die Dorfstraße gebaut hatte.“

Wie auch immer, die Verschwörer-Lerchen wurden dem Wald in der Kutzerower Heide bei Zernikow in der Uckermark ausgetrieben. Und dem botanischen Synkretismus der Garaus gemacht.

Im religiösen Bereich dagegen erfreut sich der Synkretismus an bestimmten Orten großer Beliebtheit. Voodoo ist eine synkretistische Religion. Aus Westafrika. Heute vor allem in Haiti beheimatet und dort, wie auch in Benin, offiziell anerkannte Religion. Synkretistisch.

Voodoo vermischt die Elemente verschiedener Religionen. Alle sexuellen Orientierungen sind erlaubt. Ganz auf der Höhe der Zeit:

„Machen wir uns nichts vor: Schwul sein ist out und Lesben waren noch nie wirklich in. Mittlerweile ist beides überholt worden, von links, rechts, oben und unten. Trans* ist das Thema der vergangen Jahre.“

Sagt Tania Witte. In der Zeit. Gender. Postgender.

Der Voodoo-Gott heißt „Guter Gott“. Bondieu. Man kann mit Bondieu nicht direkt sprechen. Man braucht die Loa. Vermittler. Und die haben die Macht, Dinge zu verändern.

Bei den Loas unterscheidet man Rada, Ghede und Petro. Der Petrokult entstand in den haitianischen Befreiungskriegen. Im 18 Jahrhundert.

Aus dem Petrokult wurde dann im 20. Jahrhundert im Verbund mit dem US-Dollar und ganz im Sinne des Synkretismus der Petro-Dollar-Kult. Erdöl ist der Schmierstoff der Weltwirtschaft. Und der Schmierstoff wird in US-Dollar fakturiert. Und nun kämpfen der Petro-Dollar und die Zombie-Weltwirtschaft gegen ihr Ende. Es wird neue Spielregeln geben. Geben müssen. Aber das ist ein anderes Thema.

Die Clintons waren bereits 1975 auf Haiti, um dort ihre Flitterwochen zu verbringen. Dort nahmen sie an einer Voodoo-Zeremonie teil. Mit dabei war auch ein Geist. Und ein abgebissener Hühnerkopf. Sagt Bill Clinton in seinem Buch „My Life“.

Immer wieder zog es die Clintons nach Haiti. Von dort brachten sie allerlei haitianisches Kunsthandwerk mit und hängten es bei sich zu Hause auf. So auch im Weißen Haus. Und über die Clinton Stiftung sammelte man jede Menge Geld ein. Für die Haiti-Erdbebenhilfe. Und die Hochzeit ihrer Tochter Chelsea. Unter anderem. Was der Ex-Präsident als persönliche Beleidigung verstand. Muss man das verstehen?

Haiti. Eine persönliche Obsession der Clintons. “They flew back again and again. Hillary Clinton once said that theirs was a ‚Haiti-obsessed family.’” Besessen. HRC ein Zombie. Eine Untote. Schauergeschichten.

Eine Untote, die als seelenloser Zombie Angst und Schrecken verbreitet. Für 39,90 als „Vollkopfmaske aus Latex.“ Die Zombiemaske ist von Hand bemalt und besitzt zwei Öffnungen, aus denen man bequem heraussehen kann. Sagt der Anbieter.

In Haiti gehören Zombies zum Alltag. Es gibt etwa 1000 Zombie-Fälle im Jahr. Dafür braucht es einen Bokor, einen Schwarzmagier. Und sogenanntes Zombie-Pulver. Aus Knochen, Kröten, Stechapfel und Kugelfisch. Das Ganze ist eine Wissenschaft für sich.

Der Kugelfisch. Er nimmt mit seiner Nahrung Bakterien auf. Und daraus wird ein Nervengift. Und das Nervengift gibt der Kugelfisch gerne weiter, wenn man ihn falsch zubereitet und dann isst. Das Gift lähmt die Muskeln. Da kann schnell mal das Herz stehen bleiben.

Die Dosis macht’s. Bei geringer Dosierung sinken Herzfrequenz und Puls nur so weit, dass sie kaum mehr wahrnehmbar sind. Der Konsument scheint tot zu sein. Die Toten werden bestattet und anschließend vom Bokor wieder zurückgeholt. Als Untote. Und so gibt es auf Haiti immer wieder leere Gräber. Weil die Toten die Miete nicht zahlen können.

Der Führer wählte bekanntlich einen eleganteren Weg. Er beging zunächst Selbstmord. Ohne Kugelfisch und Stechapfel. Um sich anschließend Richtung Übersee einzuschiffen. Während andere mit anderem beschäftigt waren:

„Wir machten aus Hitler ein Monstrum, einen Teufel. Deshalb konnten wir nach dem Krieg auch nicht mehr davon abrücken. Hatten wir doch die Massen gegen den Teufel persönlich mobilisiert. Also waren wir nach dem Krieg gezwungen, in diesem Teufelsszenario mitzuspielen. Wir hätten unmöglich unseren Menschen klarmachen können, dass der Krieg eigentlich nur eine wirtschaftliche Präventivmaßnahme war!“

Soll James Baker gesagt haben. Ehemaliger US-Außenminister.

Und den gemachten Teufel wollte Papst Pius XII austreiben. Via Fernexorzismus: „Im Namen Jesu, Satan, weiche!“

Nicht gewichen, sondern breit gemacht hat sich Satan innerhalb des Vatikans. Richtig breit nach dem 29. Juni 1963. Sagt Malachi Martin.

Es gibt also noch viel zu tun. Es braucht, wie gesagt, auch ein pandorasicheres Guantanamo für Dämonen und den Teufel. Mit dem Tesla-Cabrio ins schwarze Loch. Und für den Teufel am besten noch ein Paar Schuhe. Eine Nummer zu klein. Und Gott sollte die Schuhe wechseln. Zum Beispiel.

Schauen wir also auch, was sich beim Schuhwerk demnächst tut.


Quelle und Kommentare hier:
http://n8waechter.info/2018/02/von-xantens-kolumne-teufelsaustreibung/


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