Technisch gerüstet, sprachlich flankiert: Polen stimmt sich auf Russland-Krieg ein

von fondsk.ru

Die polnische Führung feiert Waffenkäufe aus den USA, führt Rekrutierungskampagnen im ganzen Land durch – und beschwört eine Bedrohung aus Russland. Ehemalige polnische Generäle schüchtern derweil die Bevölkerung mit Horrorszenarien ein und fordern die allgemeine Militärpflicht. Das Portal „fondsk.ru“ berichtet.

Hoher Besuch in Warschau: Auf einem Luftwaffenstützpunkt in der polnischen Hauptstadt fanden sich am 13. Februar der US-Vizepräsident Mike Pence, der polnische Präsident Andrzej Duda und der Verteidigungsminister des Landes Mariusz Blaszczak ein.

„Die Ostflanke der Nato wird geschützt sein“,

verkündete der Minister. Das HIMARS-System werde dazu beitragen.

HIMARS steht für High Mobility Artillery Rocket System, ein hochmobiles Artillerieraketensystem, dessen Kauf die polnischen Politiker und der US-Vizepräsident auf dem Luftwaffenstützpunkt besiegelt haben. Das Waffensystem soll eine Antwort sein auf die Stationierung russischer Iskander-Raketen in Kaliningrad, heißt es offiziell.

Erstmals wurde HIMARS in Afghanistan eingesetzt, im Jahr 2001. Damals töteten amerikanische Artillerieraketen zwölf Zivilsten. Es folgten Einsätze im Irak und kürzlich in Syrien. Jetzt beschafft Polen das HIMARS, was erst der Anfang einer verstärkten Militarisierung des Landes sein soll. Wie der polnische Präsident erklärt hat, wird sein Land auch Kampfjets, Transportflugzeuge und Hubschrauber in den USA kaufen.

Vier amerikanische Black Hawk-Hubschrauber sind Ende vergangenen Januars bereits an polnische Spezialkräfte ausgeliefert worden. Weitere Helikopter sollen bis Ende dieses Jahres folgen. Auch haben Polen und die USA einen Vertrag über die Lieferung von Patriot-Systemen geschlossen. Ende 2022 soll die Stationierung dieser Flugabwehrraketen auf polnischem Gebiet beginnen. Zudem plant Warschau, zusammen mit Kiew eine Flugabwehrwaffe zu entwickeln.

Viel Aufwand setzt die polnische Führung auch dafür ein, neues Personal für den Dienst an der Waffe zu verpflichten. Kampfverbände, die es zu Sowjetzeiten gab, werden jetzt wieder gegründet: „Truppen der Gebietsverteidigung“ heißen sie – und sollen für Partisanenkriege auf eigenem, vom Feind besetzten Territorium trainiert werden.

Diese Truppe ist ein Liebling der polnischen Führung. Der Verteidigungsminister persönlich nahm einer weiteren Einheit der „Gebietsverteidigung“ den Eid ab. Und der polnische Regierungschef stand am 27. September letzten Jahres persönlich an der Spitze einer Feier anlässlich des Gründungstags der neuen Truppe.

Neben den Partisanen verstärkt Polen auch seine regulären Kräfte: Gemäß einem Plan, den das polnische Verteidigungsministerium im Herbst letzten Jahres veröffentlicht hat, soll an der Grenze zu Weißrussland ein neuer motorisierter Kampfverband stationiert werden. Sein Auftrag ist es, die Truppen des Gegners durch einen Verzögerungskampf aufzuhalten, wenn Polen überfallen werden sollte.

Wie so ein Krieg aussehen könnte, hat das polnische Verteidigungsministerium in einer Präsentation auf einer internationalen Rüstungsmesse im Herbst letzten Jahres demonstriert. Demnach würde Russland zunächst einen Raketenangriff starten, dann würden Bodentruppen vom weißrussischen Gebiet aus mit der Invasion Polens beginnen.

Der motorisierte Kampfverband wird bereits formiert, auch er hat einen stolzen Namen: „Eiserne Division“. Landesweit rekrutiert das polnische Verteidigungsministerium Zeitsoldaten für die „Ehrentruppe“. Und nicht nur dafür.

„Werde Soldat im Dienste Polens“ heißt eine Rekrutierungskampagne des Verteidigungsministeriums. Aktive Militärs touren durch Polen und erklären jungen Leuten, wie cool es sei, eine Uniform zu tragen und seinem Land zu dienen. Angeworben wird in Schulen, in Einkaufszentren, auf offener Straße. Ein Highlight: Wer will, kann mit polnischen Gebirgsjägern eine Skitour unternehmen – auch das hat das Verteidigungsministerium im Angebot.

Eine der Hauptrollen in dieser Stimmungsmache spielen ehemalige polnische Generäle. „Wir sind am Rande des Krieges“ titelt etwa General Waldemar Skrzypczak sein neuestes Buch, in dem er erklärt, dass Polen auf einen Krieg gegen Russland gar nicht vorbereitet sei.

Untergangsstimmung verbreitet auch General Miroslaw Rozanski, ehemaliger Befehlshaber der polnischen Streitkräfte: „Warum wir den Krieg gegen Russland verlieren“ heißt ein Buch, in dem der General fordert, die allgemeine Wehrpflicht und Militärübungen an Schulen einzuführen, damit Polen für den Krieg fit werde.

Außer „Sachbüchern“, wie die beiden genannten, erscheinen in Polen auch Kriegsromane, die dieselbe Wirkung erzielen sollen. „Zeit der Verlierer“ heißt so eine Veröffentlichung des renommierten polnischen Journalisten Marek Meissner. Darin geht es um einen „Überfall Russlands auf Polen“ und die Zerschlagung von Polen-Litauen.

Auffällig ist, dass diese Bücher zeitgleich erschienen sind. Seit letztem Herbst sind sie in polnischen Buchhandlungen zu haben. Von ungefähr kommen solcherart literarische Abhandlungen über die „Bedrohung aus Russland“ natürlich nicht. Ihre Autoren folgen der offiziellen Linie der polnischen Führung, die da lautet: „Zu sagen, Russland sei kein Aggressor, das kann heute nicht seriös sein“, so der polnische Präsident Andrzej Duda.

Derweil behauptet Verteidigungsminister Blaszczak, es entstehe ein neues Russisches Reich. Und der polnische Premierminister schwadroniert in der französischen Zeitung „Le Figaro“ über eine „Versklavung Polens durch die Rote Armee“. Im selben Artikel behauptet er, es sei „Moskaus aggressive Politik“, die eine „existenzielle Krise der EU“ ausgelöst habe.

Währenddessen steigen die USA aus dem INF-Vertrag aus: Es entsteht die Gefahr, dass in Polen amerikanische Raketen mit Atomsprengköpfen stationiert werden… Diese Gefahr ist echt.

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Quelle und Kommentare hier:
https://de.sputniknews.com/zeitungen/20190221324059395-polen-kriegsvorbereitung-gegen-russland/