Milosevic posthum freigesprochen

von Einar Schlereth

Nun, habt ihr mitgezählt, die wievielte Konspirationstheorie dies ist, mit der wir mundtot gemacht werden sollten? Ich habs aufgegeben. Und es könnten jetzt mal alle vortreten und zugeben, dass sie uns nicht so recht oder nur ein bisschen oder gar nicht geglaubt haben.

Sie waren alle große Männer, die da verurteilt oder ermordet wurden, der Milosevic, der Saddam Hussein, der Oberst Gaddafi, der Oberst Sankara usw. usw. Und auch Bashar al-Assad ist an seiner Aufgabe der Verteidigung seines Landes enorm gewachsen. Er hat im kleinen Finger mehr Anstand und Verstand als unsere gesamte Politiker-Kaste von Washington bis London und Berlin bis Tokio.


von Stefan Lindgren

Wieviele Journalisten haben wirklich die Urteile des Internationalen Jugoslawien-Tribunals gelesen? Äußerst wenige.

Wieviele haben der felsenfesten Meinung Ausdruck gegeben, dass Slobodan Milosevic ein Kriegsverbrecher ist? Tausende.

Aber das neueste Urteil aus Den Haag spricht Milosevics erstaunlicherweise von Kriegsverbrechen frei, die im Krieg in Bosnien 1992-95 begangen wurden.

Der Artikel von Andy Wilcoxson (veröffentlicht u. a. auf Counterpunch.org) über das Urteil vom 24. März enthält sensationella Angaben. Dass niemand darüber vorher geschrieben hat, zeigt, dass die Westmedien das Gericht in Den Haag als eine Formalität ansehen. Die waren so sicher, dass Milosevic schuldig war, dass sie nicht einmal das Urteil durchgeblättert haben.

Das Internationale Kriegsverbrechergericht für das ehemalige Jugoslawien sagt im Urteil über den bosnienserbischen Präsidenten Radovan Karadzic, der wegen Kriegsverbrechen zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, dass Slobodan Milosevic nicht an dem „gemeinsamen verbrecherischen Unternehmen“ der Vertreibung der Moslems und Kroaten im Bosnienkrieg beteiligt war. Dieser Schlusssatz wurde einstimmig getroffen.

Die Richter im Karadyic-Prozess fanden heraus, dass das Verhältnis zwischen Milosevic und der bosnienserbischen Führung sich schrittweise verschlechterte.

Von Mitte 1990 bis Mitte 1991 hatten sie zusammengearbeitet, um Jugoslawien zu erhalten und zu verhindern, dass Bosnien und die Herzogowina (BiH) sich abtrennten.

Aber als das Parlament der BiH in Abwesenheit der bosnienserbischen Delegierten am 15. Oktober 1991 dennoch ihre Selbständigkeit erklärte, unterstützte Milosevic nicht die Unabhängigkeitserklärung der Republika Srpska als Antwort, das heißt einen Ausbruch aus dem Ausbruch. Das Urteil sagt, dass

„Slobodan Milosevic versuchte, eine vorsichtigere Strategie zu wählen“.

Das Urteil stützt sich u. a. auf abgehörte Kommunikation zwischen Milosevic und Karadzic. „Milosevic bezweifelte, ob es klug wäre“ eine ungesetzliche Handlung als Antwort auf eine andere zu geben

„und bezweifelte das Recht, eine bosnienserbische Versammlung zu bilden“.

Das Urteil konstatiert, dass beim Treffen mit serbischen und bosnienserbischen Beamten

„Slobodan Milosevic (betonte), dass alle Mitglieder anderer Nationen und Ethnien geschützt werden müssten“ und dass „Diskriminierung nicht im nationalen Interesse der Serben liegt“. Außerdem „erklärte Milosevic, dass Verbrechen entschieden bekämpft werden müssen.“ Milosevic verordnete eine politische Entscheidung.

Bei anderen Treffen mit serbischen und bosnienserbischen Beamten erklärte Milosevic

„dass der Krieg aufhören muss und dass der größte Fehler der Bosnienserben war, eine vollständige Niederlage der bosnischen Moslems zu wünschen.“

Das Urteil legte fest, dass Slobodan Milosevic nicht an dem verbrecherischen Unternehmen beteiligt war, sondern im Gegenteil „die ethnische Säuberung verurteilte“.

Dieser Schlusssatz ist von enormer Bedeutung, da Milosevic die Schuld für das ganze Blutvergießen in Bosnien erhielt und Serbien harte ökonomische Sanktionen als Folge auferlegt wurden, schreibt Wilcoxson.

Er vergleicht dies mit der USA/England Invasion des Irak unter der falschen Voraussetzung, dass der Irak Massenvernichtungswaffen entwickelt hatte.

Slobodan Milosevic wurde vom gesamten westlichen Journalistenklan verleumdet und so gut wie alle Politiker in jedem NATO-Land nannten ihn den „Schlächter vom Balkan“. Sie verglichen ihn mit Hitler und beschuldigten ihn des Völkermords. Sie benutzten gefälschte Bilder, um nicht nur die ökonomischen Sanktionen gegen Serbien zu rechtfertigen, sondern sogar die Bombardements der NATO 1999 von Serbien und im Kosovokrieg.

Slobodan Milosevic musste die letzten fünf Jahre seines Lebens im Gefängnis verbringen, und musste sich und Serben verteidigen gegen die falschen Anklagen wegen eines Krieges, von dem das Gericht jetzt zugibt, dass er ihn verhindern wollte.

Zehn Jahre nach seinem Tod gibt es zu, dass er unschuldig war.

Das Gericht hat nichts getan, um dieses Faktum zu veröffentlichen. Der Freispruch liegt begraben auf Seite 1303 von 2590 Seiten des Karadzic-Urteils, weil man damit rechnet, dass die meisten Menschen vermutlich sich nicht drum scheren, es zu lesen.

Es ist auch wichtig daran zu erinnern, dass Slobodan Milosevic unter sehr suspekten Umständen starb. Er starb an einer Herzattacke nur zwei Wochen, nachdem das Gericht sein Begehren abschlug, sich einer Herzoperation in Russland zu unterziehen. Man fand Rifampicin in seinem Blut, ein Medikament gegen zu hohen Bludruck, aber mit erhöhtem Risiko eines Infarktes, worüber man ihn nicht unterrichtete.

All dies gibt Anlass für den begründeten Verdacht, dass starke geopolitische Interessen Milosevic lieber tot sehen wollten vor dem Ende des Prozesses, bevor ihre bösen Lügen enthüllt würden.

Ein Telegramm des US-Außenministeriums, das Wikileaks enthüllte, bekräftigt, dass das Gericht den Gesundheitszustand von Milosevic mit dem Personal der US-Botschaft in Den Haag diskutierte ohne seine Zustimmung.

Hier kann das Urteil als Pdf runtergeladen werden.


Quelle und Kommentare hier:
http://einarschlereth.blogspot.com/2016/08/milosevic-posthum-freigesprochen.html