Jüdische Gemeinde Deutschland: „130.000 Juden kriegen wir schnell ausgeflogen“

von Birgit Stöger

Am Donnerstag fanden sich über 200 Menschen zum „Kippa-Tag“ zusammen, um gegen den  jüngsten Übergriffe auf Juden zu protestieren. Nahezu keiner der namhaften Politiker der Landeshauptstadt ließ sich blicken. Michael Szentei-Heise von der Jüdischen Gemeinde deutete die Möglichkeit der Evakuierung aller Juden aus Deutschland an.

Hintergrund der Solidaritäts-Kundgebung waren die jüngsten Übergriffe auf Juden in Nordrhein-Westfalen, berichtet das Internetmagazin nrw-direkt. Am Mittwoch vergangener Woche wurde ein 50-jähriger Professor aus den USA im Bonner Hofgarten angegriffen, weil er durch seine Kippa als Jude erkennbar war. Tatverdächtiger ist ein 20-jähriger Deutscher mit palästinensischer Abstammung.

Nur zwei Tage später wurde ein 17-Jähriger, der ebenfalls durch seine Kippa als Jude zu erkennen war, in der Düsseldorfer Altstadt von einer rund zehnköpfigen Gruppe junger Männer beleidigt und angerempelt. Die noch nicht ermittelten Täter wurden von dem Opfer als südländisch oder nordafrikanisch beschrieben. Auffällig dabei war, dass alle Täter bärtig sein sollen.

Volker Neupert von der Initiative „Respekt und Mut“ und Initiator der Veranstaltung erhielt starken Beifall, als er eine harte Bestrafung der Täter vom vergangenen Freitag forderte.

„Das gilt für islamistisch motivierte Täter genauso wie für Rechtsextreme oder sich anti-imperialistisch wähnende sogenannte Israel-Kritiker. Dies klar zu benennen hat nichts mit dem Schüren von Ressentiments zu tun; man muss die Dinge beschreiben, wie sie sind, schon aus Respekt vor denen, die solche Angriffe erleiden müssen.“

Es sei nicht egal, wer und woher die Täter sind und welche Motivation sie haben, so Neupert weiter. Mit dem Hinweis auf die stille Qual jüdischer Kinder und Jugendlicher, die jahrelang gemobbt werden, die die Schule wechseln müssen, um den antisemitischen Angriffen muslimischer Schüler zu entkommen, erinnerte der Initiator an die massenhaften Vorkommnisse dieser Art an Düsseldorfer Schulen .

Oberrabbiner Raphael Evers von der jüdischen Gemeinde erklärte, dass er sich seine derzeitigen Sorgen

„vor zehn Jahren in seinen Albträumen nicht hätte vorstellen können“.

Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Deutschland (JGD) beklagte ebenfalls die

„Angriffe auf als Juden erkennbare Menschen im Straßenbild.Wir erleben eine Zunahme des Antisemitismus, die auch ich nicht für möglich gehalten hätte.“

Szentei-Heise sprach davon, dass in Deutschland rund 130.000 Juden lebten. Mit den Worten „diese 130.000 kriegen wir in einer Woche ausgeflogen“, beendete er seine Rede. „Aber mir wird Angst und Bange bei dem Gedanken, dass Sie dann mit denen leben müssen, die das herbeigeführt haben.“ (SB)


Quelle und Kommentare hier:
https://www.journalistenwatch.com/2018/07/21/juedische-gemeinde-deutschland/