Geschichtsfälschungen der Alliierten immer offensichtlicher

Von Gerd Schultze-Rhonhof

Das Mysterium der weißen Blätter

Wichtige Vorgänge der Geschichte werden zeitnah am Geschehen in Akten zu Papier gebracht und 20 oder 30 Jahre später zu Dokumentensammlungen zusammengestellt, abgedruckt, veröffentlicht und so der Wissenschaft zur Verfügung gestellt. Der Autor hat bei seinen Arbeiten zur Zeitgeschichte oft von solchen gedruckten Sammlungen Gebrauch gemacht, um sich damit die Reisen in die Archive, in denen die jeweiligen Originalakten lagern, zu ersparen.

NSDAP-Dokument11Hin und wieder fielen dem Autor dabei Textstellen auf, die nach den Zeitumständen oder anderen Indizien so, wie gedruckt, nicht stimmen konnten. Irgendwann begann der Autor, sich solche verdächtige Stellen mit ihren Akten – und Dokumentennummern zu notieren, um sie beim nächsten Archivbesuch in den Originalakten zu überprüfen.

In aller Regel bekommt der Archivbesucher nur Fotokopien der Akten ausgehändigt. Doch auch Kopien können noch den Leser täuschen. Der Autor bat jedes Mal um die Originale, und er bekam sie vorgelegt: Aktenordner mit 60 oder 70 Jahre alten, bis ins Bräunliche vergilbten DIN A4 – Blättern, dem damals gängigen, billigen Schreibmaschinenpapier.

Nun kam die Überraschung.

In vielen Fällen war das Papier, auf dem die zweifelhaften Stellen standen, ein hellweißes Blatt. Manchmal stand oben auf der Seite „Abschrift“, manchmal fehlte der Vermerk. Es ist schon auffallend, dass hin und wieder ein einziges Blatt in mehrseitigen Dokumenten nicht dem Alterungszustand aller anderen Seiten entspricht. Da der Autor fast immer nur dort die weißen Seiten fand, wo er offensichtlich nicht Stimmendes vermutet hatte, lag für ihn der Verdacht nahe, dass hier nachträglich Textänderungen vorgenommen und die entsprechenden Seiten ausgetauscht worden waren.

Es fragt sich, warum das bisher offensichtlich kaum jemandem aufgefallen ist. Die Akten, um die es geht, lagen bis 1956 zum Teil in den USA und zum Schluss alle in England. Als sie dann an Deutschland ausgehändigt worden sind, waren die Papiere gerade 20 Jahre alt, und der Alterungsprozess der originalen, nicht ausgetauschten Blätter war offensichtlich noch nicht so weit fortgeschritten, dass ein Unterschied zu den ausgetauschten Papieren aufgefallen wäre.

So mussten die deutschen Historiker, die diese Akten unmittelbar nach der Rückgabe ausgewertet und über sie geschrieben haben, nicht über die offensichtlich ausgetauschten Blätter stolpern. Jetzt, nach weiteren 50 Jahren, ist das billige Schreibmaschinenpapier der 30er Jahre so stark vergilbt, und sind die ausgetauschten Blätter noch so gut erhalten, dass man den Unterschied nicht übersehen kann.

Zwei Beispiele sollen im Folgenden demonstrieren, wie hier die spätere Geschichtsschreibung von denen, die die deutschen Akten bis 1956 in Verwahrung hatten, „schon in den Quellen“ manipuliert werden sollte.

Erntehelfer aus der Tschechoslowakei

Die Originalakten zu den Geschehnissen in der Tschechoslowakei von 1937 liegen im Archiv des Auswärtigen Amts in Berlin. Sie enthalten zwischen anderen Berichten über Sudetendeutsche und Slowaken ein Schriftstück, das dort nach dem Datum auch scheinbar hin gehört.

Dieses Schreiben, datiert auf den 3. März 1937 und ausgefertigt in Berlin, berichtet, dass der stellvertretende Parteivorsitzende der Sudetendeutschen Partei Konrad Frank zum Reichsführer der SS Heinrich Himmler beordert worden sei. Himmler habe ihm befohlen, sofort 25.000 sudetendeutsche Knechte und 40.000 Mägde als Arbeitskräfte nach Deutschland umzusiedeln. Auf den Einwand Franks, dass die Tschechoslowakei ein souveräner Staat sei, und eine solche Umsiedlung deshalb nicht zu machen sei, habe Himmler erwidert, dass die „Sudetendeutschen ja im übrigen in nicht allzu ferner Zeit sowieso zum Reich kämen.“ Das Schreiben schließt mit der Bitte um eine Stellungnahme des Reichsaußenministers.[I] Der bemerkenswerte Satz in diesem Text vom 3.3.1937 ist, dass

„die Sudetendeutschen ja … in nicht allzu ferner Zeit sowieso zum Reich kämen.“

Der Satz wirkt wie ein Beweis dafür, dass der spätere Anschluss der Sudetenlande in Berlin schon Anfang 1937 eine beschlossene Sache gewesen sei.

Die Spur, die hier gelegt wird, ist falsch und das Schreiben eine schlecht gemachte Fälschung. Das fragliche Blatt ist schneeweiß und hat ein Wasserzeichen, das sonst nirgends in den Akten auftaucht. Das Schreiben weist weder einen Kopf mit dem Verfasser auf, noch eine Unterschrift. So ist seine Echtheit kaum zu überprüfen. Einige Zeilen des Textes sind von Hand rot unterstrichen, als wäre das Schreiben vom Empfänger gelesen und bearbeitet worden, doch die beim Lesen üblicherweise angebrachte Paraphe fehlt. Auch eine Antwort oder Stellungnahme des Ministers ist im Ordner nicht zu finden.

Selbst der Inhalt dieses Schreibens ist nicht stimmig. Ende Februar 1937 gibt es in Deutschland noch immer über 1,5 Millionen Arbeitssuchende[II] und fast 63.000 arbeitslose Landarbeiter.[III] Selbst von den fast 63.000 beschäftigungslosen Landarbeitern im Januar 37 sind zu Jahresende noch immer über 34.000 arbeitslos.

Ein Dauerzuzug von 65.000 Arbeitskräften aus dem Ausland wäre 1937 kontraproduktiv gewesen. Stattdessen verhandelt das Auswärtige Amt wenig später tatsächlich mit der Tschechoslowakei um 3.000 Saisonarbeitskräfte.

Der Erfinder dieses Schreibens hat die wirtschaftliche Lage zu der Zeit nicht richtig recherchiert, aber wohl gewusst, dass der Bedarf an Landarbeitern wieder zunahm.

So hat der Verfasser die falsche „Botschaft“, dass die Deutschen schon im März 1937 die Absicht hatten, der Tschechoslowakei die Sudetenlande abzunehmen, in das Thema „Arbeitskräfte“ eingepackt. Er hat als Überbringer den Reichsführer der SS gewählt, dem ohnehin einjeder alles zutraut.

Aber Himmler war zu der Zeit dienstlich weder mit Wirtschaftsfragen noch mit den Problemen der Auslandsdeutschen befasst. Als Absicht des Erfinders dieser „Botschaft“ kann vermutet werden, ein frühes Indiz für deutsche Kriegsschuld in die Originalakten des Jahres 1937 zu platzieren. Diese Akten befanden sich während des Nürnberger Prozesses in amerikanischem und danach bis 1956 in englischem Gewahrsam.

Görings Flugplatzwünsche in der Slowakei

Am 19. Oktober 1938 machen der slowakische Ministerpräsident Monsignore Tiso und sein Stellvertreter Dr. Ferdinand Durčansky ihre Antrittsbesuche in Berlin. Durčansky hat bei der Gelegenheit Gespräche mit Außenminister von Ribbentrop und Reichstagspräsident und Luftfahrtminister Göring. Nach dem nur kurzen Protokoll der Unterredung mit Göring wirbt Durčansky – wie schon bei von Ribbentrop – für eine unabhängige Slowakei in Anlehnung an Deutschland. Göring äußert, dass das Deutsche Reich die „Bestrebungen der Slowaken auf Selbständigkeit in geeigneter Weise unterstützen“ werde.

Dem folgt in dem Protokoll eine Einlassung Görings, die wieder einmal etwas Rätselhaftes in der Aktenlage darstellt. Nach dem Protokolltext sagt Göring zum Schluss der Unterredung:

„Flughafenbasis in Slowakei für Luftwaffe im Einsatz gegen Osten sehr wichtig.“

Der Satz wirkt zusammenhanglos an den übrigen Gesprächstext angefügt. Gerade deswegen leuchtet er als Menetekel an der Wand, legt Göring hier doch erstmals offen, dass er sich schon im Oktober 1938 gedanklich mit einem Krieg im Osten auseinandersetzt.

Östlich der Slowakei liegt nur die Sowjetunion und, wenn man es allegorisch nimmt, auch Polen. Dies wäre, wenn das Dokument stimmt, der erste Hinweis, dass ein Spitzenpolitiker des Dritten Reichs die Absicht eines späteren Angriffs in Richtung Osten offenlegt.

Inhaltlich fällt auf, dass der Göring-Satz nicht zu allen anderen Gesprächsinhalten passt. Die einschlägige Fachliteratur lässt vielmehr darauf schließen, dass sich Göring 1938 als „Beauftragter des Vierjahresplans“ mit Durčansky ausschließlich über Wirtschaftsfragen unterhalten hat, [IV], und dass er sich gedanklich erst recht spät mit einem Einsatz seiner Luftwaffe gegen die Sowjetunion befasst hat. [V] Formal fällt auf, dass die Aufzeichnung des Gesprächs weder Ort noch Datum der Besprechung noch den Protokollführer erkennen lässt. Das Papier trägt weder Unterschrift noch Namenszeichen.

Nimmt man statt der gedruckten und veröffentlichten Version des Gesprächsprotokolls in den „Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik“ das „Original-Papier“ im Archiv des Auswärtigen Amts in Berlin zur Hand, fallen zwei weitere Eigentümlichkeiten auf. [1][VI]

Das „Original“ trägt den Vermerk „Abschrift“, was in der gedruckten Version ausgelassen ist. Solch eine Unterlassung ist beim Aktenabdruck äußerst ungewöhnlich. Da das so genannte Original eine Abschrift ist, ist es durchaus möglich, dass das ursprüngliche Besprechungsprotokoll, durch Görings inkriminierenden Satz erweitert worden ist. Es ist auch möglich, dass das ganze Gespräch erfunden worden ist.

[1]Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Akte R 29932, Blatt 210058

Das Fehlen von Orts- und Zeitangaben und der Unterschrift lässt das vermuten. Die zweite Eigentümlichkeit, die bestätigt, dass das „Original“ kein Original ist, ist wieder der Zustand des Papiers. Es ist hellweiß, während die sonstigen Blätter im ganzen Aktenordner stark vergilbt sind. Dies „Dokument“ mit Görings verräterischem Satz ist offensichtlich zu einer Zeit dem Ordner beigeheftet worden, als das 1938 gebräuchliche Schreibpapier und das Papier des „Dokuments“ noch gleich weiß waren, so dass der Pfusch zunächst nicht sofort aufgefallen ist. Das „Dokument“ vom Durčansky-Besuch vom Oktober 1938 bei Göring ist höchstwahrscheinlich wieder eine Fälschung. Die Botschaft, die es überbringen soll, heißt: Göring hat schon im Oktober 1938 an einen Angriff gegen Polen oder die Sowjetunion gedacht.

Der anonyme Verfasser dieser Botschaft hat sie geschickt in das Thema „Staatsbesuch Tiso und Durčanskys“ eingepackt und das „Dokument“ dann unverdächtig zum Protokoll des Tiso – Durčansky – Ribbentrop – Gesprächs geheftet. Als Absicht des Erfinders dieser „Botschaft“ kann vermutet werden, ein frühes Indiz für deutsche Kriegsschuld in die Originalakten des Jahres 1938 zu plazieren. Diese Akten befanden sich während des Nürnberger Prozesses in amerikanischem und danach bis 1956 in englischem Gewahrsam. Eine Fälschung aus deutscher Feder nach 1956 kann der Autor nicht ausschließen, aber erhält sie für äußerst unwahrscheinlich.

Schlußbemerkung

Die Entschlüsse, die Sudetenlande an Deutschland anzuschließen und die Sowjetunion anzugreifen, reifen bei Hitler und in seiner Umgebung nachweisbar erheblich später als das die „weißen Blätter“ suggerieren. Mit den 65.000 sudetendeutschen Landarbeitern, die Himmler angeblich schon im März 1937 hatte haben wollen, verlegt der Fälscher den Zeitpunkt der ersten Äußerung aus Hitlers Umfeld, dass die Sudetenlande Deutschland angeschlossen werden sollen, um acht Monate nach vorn. Hitlers eigene erste Aussage dazu stammt aus dem Gespräch, das mit dem berühmten Hoßbach-Protokoll vom November 1937 überliefert worden ist.

Mit Görings angeblicher Bemerkung vom Oktober 1938, dass die slowakischen Flugplätze für den Einsatz der Luftwaffe nach Osten wichtig wären, verlegt der Fälscher den ersten Hinweis auf Überlegungen aus dem Umfeld Hitlers, die sonst erst aus dem Juli 1940 stammen, um 20 Monate nach vorn.

Wenn es da nicht die Parallele der auffälligen weißen Blätter in vielen solcher Fälle gäbe, wäre der massive Verdacht der Fälschung höchstwahrscheinlich gar nicht aufgekommen!

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[I]Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Akte R 103654, Blatt 068
[II]Reichsarbeitsblatt Arbeitsministerium 1937, Teil II, Seite 141
[III]Statistisches Jahrbuch Deutsches Reich 1938 , Seite 371
[IV]Martens, Stefan Hermann Göring, „Erster Paladin des Führers“ und „Zweiter Mann im Reich“, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn, 1985, Seite 167
[V]MGFADR u. 2. WK, Band 4, Seiten 282f
[VI]Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Akte R 29932, Blatt 210058

Buch: “Der Krieg der viele Väter hat”      ISBN 978-3-7892-8336-9

Bemerkung: Je länger der Krieg und Kriegsereignisse zurück liegen, umso mehr wird der Lüge Platz gemacht. Denn nach wie vor sind die kompletten Kriegsziele nicht erreicht! Demnächst wird es sicher eine Sensation geben; vielleicht erinnern Sie sich noch daran: Im vergangenen Jahr wurde in Polen ein “Nazi-Zug” nach mehr als 70 Jahren in einem Bergstollen gefunden. Man deutete schon darauf hin, daß es sich dabei um das sogenannte “Nazi-Gold” und eine Unmenge von Akten handle.

Wem würde es nun wundern, wenn dort Akten “gefunden” werden, die alles bisher böse Dargestellte “untermauern”. Sozusagen der niedergeschriebene “Holocaust” und jede andere schurkige Sache … was man den Nazis ja noch so alles anlastet, wo es aber keine wirklichen Beweise gibt!

Leute, es sind mehr als 70 Jahre vergangen!

Diejenigen, die uns unsere Freiheit nehmen, uns ausquetschen wie eine Zitrone, hatte Zeit – viel Zeit, um perfekte Fälschungen anzufertigen! Wir werden diese Fälschungen mit Sicherheit nicht, oder nur schwer als solche entlarven können. Gerade in der Revision der Geschichte ist Eile geboten, bevor die Lügen vollständig plaziert sind!


Quelle und Kommentare hier:
https://morbusignorantia.wordpress.com/2016/01/07/geschichtsfaelschungen-immer-offensichtlicher/