Die Ura Linda Chronik: Noch immer ein heißes Eisen?

von K.-Laura Bräuer

Ist Professor Herman Wirth noch immer verdächtig, weil er eine Chronik übersetzte, die in anderen Teilen der Welt gut und gängig ist? Müssen wir uns einer Diktatur über unser Denken noch immer beugen, oder dürfen wir – endlich – auch Texte lesen und in unsere Vorstellungswelt einbeziehen, da ja keine festen Vorstellungen mehr geboten werden?

Aus der Flut gerettet: Die Ura Linda StudienAuf einer Tagung, die uns zu den Externsteinen ins Lipper Land führte, hörte ich zum ersten Mal von dieser ältesten Geschichte. Und wahrhaft alt muss sie sein, weil sie von Dingen berichtet, die sich vor der Sintflutzeit, vor den zu Göttern erhobenen Menschen, vor der Entstehung des Stammes der Kelten und ihrer Druiden, abgespielt hat.

Da wird von einer Kultur gesprochen, deren ethische Forderungen so hoch angesetzt sind, dass wir nur davon träumen können. Da wird der Abstieg der Ethik-Verwirklichung genauestens beschrieben. Und es werden Erklärungen angeboten über Dinge, bei denen unser heutiges Wissen bisher im Dunkeln tappte.

Die Annahme, dass es keine schriftlichen Aufzeichnungen aus der grauen Vorzeit gäbe, und die ans Lächerliche streifenden Erklärungen, warum das so sein müsse, sind nun wohl beiseite geräumt.

Besonders interessant ist der Kampf dieser niederländischen Findung in unserer westlichen Wissenschafts-Clique. Was war es denn, was uns dieser Fund wegnahm? Etwas, das uns so lieb ans Herz gewachsen war – unsere alten Götter, oder die christliche Religion? Oder beides? Die Empörung unserer Universitätsprofessoren, deren Lehrauftrag wackelige Beine bekam?

Was es auch immer gewesen sein mochte, wir haben es uns ja noch nie leicht gemacht, wenn es darum ging, überkommenes Wissen zu ändern, wenn es neue Fakten gab. Es sollte eben alles wirklich nachgeprüft und durch Querverbindungen erhärtet sein, ehe es seinen Weg in die Hörsäle fand.

Heute ist das etwas leichter, weil wir es schon fast gewohnt sind, Lehrmeinungen zu ändern. Frau Berta Voigts, die ja lange Zeit in Afrika gelebt hat und deren Familie dort noch immer aktiv ist, schickte mir die Nachricht, dass Adriaan Snyman einen Vortrag
über dieses Buch hielt, dessen Grundlage ein in Südafrika veröffentlichtes Buch Die Oera Linda Boek in Afrikaans, also in der dortigen Landessprache, war.

Seine Beobachtung, dass die Sprache der Buren in Südafrika dem Friesischen äußerst ähnlich ist, und dass diese Sprache uralt ist, lässt ganz überraschende Rückschlüsse zu, die aber bereits in der Chronik selbst als logisch und nachvollziehbar dargestellt werden.

Ich möchte hier eines der Vorworte zitieren, damit man verstehen kann, was da so Aufregendes zutage gekommen ist:

Diese Bücher musst Du mit Leib und Seele wahren. Sie umfassen die Geschichte unseres ganzen Volkes und unserer Ahnen. Vergangenes Jahr habe ich sie aus der Flut gerettet mit Dir und Deiner Mutter. Aber sie waren nass geworden: Dadurch fingen sie nachher an, zu verderben. Um sie nicht zu verlieren, habe ich sie auf ausländischem Papier abgeschrieben. So wenn Du sie erben wirst, sollst Du sie auch abschreiben. Deine Kinder desgleichen, damit sie nimmermehr verloren gehen.

Geschrieben zu Ljuwert,

nachdem Atland versunken ist, das dreitausendvierhundertundneunundvierzigste Jahr, das ist nach der Christen-Rechnung das zwölfhundertsechsundfünfzigste Jahr. Hidde zugenannt Ura Linda (Über die Linden).

Meine ganz persönliche Freude, die ich empfand, als ich davon erfuhr, die Texte las und tief in mir ein Echo davon widerklang, als müsste es so und nicht anders gewesen sein, drängte mich, auch vor diesem Forum darüber zu sprechen. Mehr Menschen die
Möglichkeit zur Ergänzung ihres Suchens zu verhelfen.

Eben ein in Vergessenheit zurücksinkendes Wissen wieder hervor zu holen. Die Diskussion mit neuen Fakten zu bereichern. Es geht ja dabei nicht um das Aufwärmen an einem edlen Öfchen, sondern darum, Mut zu gewinnen.

Erfahrungen, die in uns gespeichert sind, zu aktivieren und uns einmal mehr der Mitverantwortung bewusst zu werden, die unser eigenes, persönliches Denken im Gesamtgefüge ausmacht.


Quelle und Kommentare hier:
http://www.ura-linda.de/