Die Deutschen – ein verlorenes Volk? (I)

Von Max Erdinger

Die Flutung Deutschlands mit Immigranten aus dem islamischen „Kultur“kreis und die Tatsache, daß sich kein wirklich effizienter Widerstand dagegen bildet, sowie die Tatsache, daß Widerstand, der sich bildet, sofort gnadenlos niedergeknüppelt wird, ist dem Umstand geschuldet, dass ein an sich unpolitisches Volk von einer sehr politischen Minderheit in Geiselhaft genommen worden ist, die heute das gesamte Denken diktiert.

In der ihm eigenen, apolitischen Bequemlichkeit übernimmt der Deutsche dieses Denken kritiklos und erklärt es lakonisch mit dem Zeitgeist, mit dem Fortschritt, dem Lauf der Dinge, dem man sich eben nicht entgegenstellen kann, oder, um dem Ganzen den Geschmack einer fundierten, eigenen Meinung zu geben, nicht entgegenstellen soll.

Wer viel mit dem „einfachen Volk“ zu tun hat, sich mit Fritze Meier oder Lieschen Müller unterhält, respektive ihnen einfach zuhört bei ihren Meinungsäußerungen, der kommt unweigerlich zu dem Schluß, daß Demokratie für Deutschland mindestens vergebliche Liebesmüh´ ist. Der Pessimist, der „nichts anderes als ein ausgelernter Optimist ist“ (Franz Josef Strauß), kommt womöglich noch zu einem drastischeren Urteil, wenn er Lieschen Müller reden hört. Lieschen sagt so Dinge wie: „Der Trump, der Putin, der Orban und der Erdogan gehören alle in einen Sack gesteckt und dann gehört mit dem Knüppel drauf gedroschen. Man erwischt immer den richtigen.“ Klar, – Lieschen Müller und Fritze Meier lesen, wenn überhaupt, deutsche Zeitungen. Wahrscheinlicher ist, daß sie deutsches Fernsehen anschauen. Was sie ganz genau wissen, das ist, daß sie Demokraten sind. Ihrem Verständnis von Demokratie nach ist Demokrat, wer eine Meinung hat und sie auch äußert.

Den wenigstens Deutschen ist bewußt, daß „Demokratie“ nicht zwangsläufig mit „Massen- & Mediendemokratie“ übersetzt werden muß. Die antike attische Demokratie z.B., die immer wieder von der Tyrannis abgelöst worden ist, war eine Demokratie der Eliten. Die Masse der alten Griechen hatte in dieser Demokratie nichts zu melden. Die rote Diktatur sozialistischer Kleingeister im östlichen Teil Deutschlands von 1949 – 1990 war alles andere als eine Demokratie und hieß dennoch so: Deutsche Demokratische Republik.

Eine Frage, die sich in Deutschland niemand zu stellen scheint, ist die, ob die Demokratie den Keim der Tyrannis nicht bereits in sich trägt und ob das – wenn ja – ein grundsätzlicher Webfehler der Demokratie sein könnte. Demokratisch gewählt wurde beispielsweise auch der Reichskanzler Adolf Hitler. Fünf Minuten später war er Diktator.

So viel steht fest: Mit der jungfräulichen Demokratie der Bonner Republik und mit dem Grundgesetz des Jahres 1949 hat das Staatsgebilde der Bundesrepublik Deutschland 2017 kaum noch etwas zu tun. Demokratie schafft sich demokratisch selbst ab, sie mutiert in einem Erosionsprozess zu etwas anderem. Hierzulande ist sie auf jeden Fall zu einer Demokratiefassade degeneriert, hinter der weitgehend unsichtbar alles mögliche Undemokratische fröhliche Urständ´ feiert . Damit das ungestört so weitergehen kann, wird „Demokratie“ in den Sonntagsreden der dazu Berufenen wie eine Monstranz hochgehalten. Der apolitische Demokratiegläubige muß schließlich „zu sehen bekommen“, was er als existent voraussetzen soll. Wenn ihm die Kanzlerin so schöne Begriffe wie „Demokratie“, „Meinungsfreiheit“, „Rechtsstaat“ und „Menschlichkeit“ in die Gehörgänge schmiert, glaubt der Demokratiegläubige aus dem „einfachen Volk“, daß es tatsächlich das sei, was ihn gerade am Trommelfell juckt. Daß ihm die Kanzlerin recht zweckgerichtet einfach ein Sedativum in die Ohren geschmiert haben könnte, damit sein Hirn im Zustand der Betäubung das denkt, was es soll, – der Glaube an soviel Hinterfotzigkeit gefällt dem deutschen Gewohnheitsdemokraten nicht. Er spürt das Kitzeln auf dem Trommelfell, klickt seinen zerebralen „Gefällt mir-Button“ und ist sich nicht im Geringsten darüber im Klaren, daß es seine höchst eigenützigen Motive sind, die ihn so funktionieren lassen.

Sein ganzes Leben in seinem millionenfachen Vorkommen – also das aller Fritze Meiers und Lieschen Müllers – fußt auf der Illusion einer Arbeitsteilung von Volk und Volksvertretung zur Erreichung gemeinsamer Ziele. Daß seine „Volksvertreter“ ganz andere Pläne haben könnten, als die, die ihnen der Demokratiegläubige unterstellt, mag er sich lieber nicht vorstellen. Auf gar keinen Fall würde er einem solchen Verdacht nachgehen, so er ihn hätte, und nach Indizien für seine Erhärtung suchen. Instinktiv weiß er, daß zu viel Wissen über die Zustände in seiner Demokratie geeignet wären, ihn in grundsätzliche Zweifel an seiner Lebensplanung zu stürzen. Es hängt oft viel zu viel daran, daß die Dinge so zu sein hätten, wie sie dargestellt werden.

Wenn der deutsche Volksdemokrat beispielsweise Staatsdiener ist oder wenn er finanziell vom Wohlwollen seiner Kundschaft abhängt; wenn er in Zwängen steckt wie zum Beispiel dem, daß er sein Häuschen abbezahlen und seine Kinder ernähren und ausbilden muß, dann würde es sein ganzes Leben umkrempeln, wenn er sich in der heutigen Bundesrepublik dazu entschlösse, seine Demokratie gegen ihre Abschaffer und Feinde zu verteidigen. Als Staatsangestellter würde er womöglich Arbeit und Einkommen samt Pensionsanspruch verlieren, als Unternehmer die Kundschaft und als Familienvater die Ressourcen, die er benötigt, um als Familienvater zu funktionieren.

Die Bundeskanzlerin weiß das alles genau. Ihr Liebingsphilosoph ist der Australier Peter Singer, den sie kultisch verehrt. Singer predigt einen sogenannten Präferenzutilitarismus, der das als unabänderliche Realität behauptet, was ich gerade beklagt habe. Die zentrale These des Singerschen Präferenzutilitarismus ist, daß alles menschliche Denken ein abstrahierender Versuch sei, das eigene Wollen zu rechtfertigen. Wenn man das weiß und sich vergegenwärtigt, welche ihrer diametral sich gegenüberstehenden Positionen Angela Merkel bereits wortreich „gerechtfertigt“ hat, braucht man sich über die „Gefällt mir/Gefällt mir nicht-Demokratie“ der Gegenwart nicht mehr zu wundern. Besser wird sie davon freilich nicht, daß man sich nicht mehr zu wundern braucht.

Die „demokratische“ Baustelle

Daß alle Macht vom Volke auszugehen habe, ist ein zentraler Glaubenssatz der sogenannten deutschen Demokratie. Realiter ist es aber so, daß das Volk von seinen eigenen „Volksvertretern“ als einzige hässliche Unvollkommenheit begriffen wird, die ständiger Verbesserung – sprich: Erziehung – bedarf. Die ethnische Verdünnung der verdächtig sauren Nazimasse ist nur eine von mehreren Erziehungsmaßnahmen. Nicht erst seit dem letzten evangelischen Kirchentag und den unsäglichen Äußerungen der Frau Kässmann wissen wir, daß jeder Deutsche mit deutschen Ahnen als Naziverdächtiger betrachtet zu werden hat. Dementsprechend unbeliebt ist die Idee des Volksentscheids bei der politischen Klasse.

Es geht nicht darum, daß das Volk entscheidet, sondern darum, daß es sich in der Illusion wohlfühlt, es hätte etwas zu entscheiden. Man verweist gerne auf die Wahlberechtigung des deutschen Demokraten und tut so, als sei es der Gipfel der demokratischen Vollkommenheit, daß sich der Souverän alle paar Jahre zwischen ein paar verschieden großen Haufen stinkender Volksvertretung entscheiden darf. Dabei geht es aber nur um verschiedene Geruchsnoten des prinzipiell immerselben Gestanks. Wer an die bevorstehende Bundestagswahl 2017 denkt und daran, daß ihr Ausgang bereits heute schon feststeht, könnte es eigentlich besser wissen. Es besser zu wissen ist aber unbequem, weil mit dem Verdacht behaftet, daß es eine demokratische Pflicht geben könnte, diesen Zuständen tätig abzuhelfen.

So sitzt der deutsche Demokrat also wie der Gartenzwerg im Grünen und kommentiert allenfalls die „große demokratische Baustelle“, die vor seinen eigenen Augen zur Monstrosität heranwächst, immer in der Hoffnung, daß es ihm schon gelingen werde, für den Rest seines Lebens sein eigenes Süppchen weiterzukochen.

Ich habe mir oft überlegt, wie ich einem Volk seine Umerziehung verkaufen würde, wenn ich dabei zu beachten hätte, daß das Volk von seiner Umerziehung nichts mitbekommen darf, weil es sonst dagegen revoltieren würde. Erste Erkenntnis: Es muß langsam passieren. Wer wissen will, wie langsam genau, dem sei ein fünfstündiges Interview ans Herz gelegt, das Günter Gaus im Jahre 1967 mit Rudi Dutschke geführt hat. Bei Youtube kann er es sich hier in fünf Teilen ansehen.

Um die zweite Erkenntnis zur demokratischen Baustelle in erträglicher Kürze auszuformulieren, muß ich bildhaft werden. Betrachten wir die Demokratie als ein riesiges Baugrundstück, mindestens so groß wie das Tempelhofer Feld in Berlin. So, wie es da liegt, entspricht es der deutschen Demokratie aus dem Jahr 1949. Ich will dieses ganze riesige Grundstück nun mit einem einzigen riesigen Gebäude überbauen, von dem ich weiß, daß es eigentlich nur eine kleine Minderheit von meinesgleichen überhaupt will. Das ist mir aber egal, weil ich mich sowieso für klüger halte, als diese Masse von untertänigen Demokratiesimulanten. Wie gehe ich also vor?

Ich fange mit einer kleinen Baustelle in einem entlegenen Eck des riesigen Grundstücks an und beobachte die Reaktionen. Zufrieden stelle ich fest, daß die Masse der Passanten erfreut sagt: „Oh, schaut mal, auf dieser riesigen Brachfläche wird etwas Kleines gebaut. Wie schön!“ Als nächstes lege ich noch eine kleine Baustelle an – und zwar im gegenüberliegenden Eck des Riesengrundstücks. Die nächste setze ich genau in die Mitte zwischen den beiden bereits vorhandenen. Dann die nächste und so weiter. Immer achte ich darauf, daß die noch möglichen, maximalen Distanzen zwischen den einzelnen Baustellen gewahrt bleiben. Glucksend konstatiere ich, daß das Wohlwollen der Passanten noch immer ganz bei mir ist. Es geschieht etwas. Fortschritt geschieht! Eine schnuckelige Siedlung von lauter einzeln stehenden Häusern entsteht.

Wenn die ersten zu mäkeln anfangen, die einzelnen Grundstücke würden immer kleiner und die Häuser würden allmählich verdächtig nahe beieinander stehen, versuche ich es mit Beschwichtigung – und wenn das nichts mehr hilft – mit Beschimpfung, Bedrohung und Einschüchterung. Miesmacher, die den anderen interessierten und wohlwollenden Passanten Zweifel ins Hirn pflanzen, kann ich jetzt nicht brauchen. Später zwar auch nicht, aber später werden die Miesmacher auch nichts mehr ändern können. Wenn die ganze Masse der bisher wohlwollenden Passanten anfängt, sich gegen mich zu wenden und den Miesmachern hinterherzulaufen, ist es zu spät für sie. Mit wenigen Handgriffen verbinde ich die einzelnen Kleingebäude zu der riesigen Monstrosität, die ich von Anfang an im Sinn hatte. Jeder Widerstand ist jetzt zwecklos. Das ganze Demokratiegelände ist überbaut.

Genau so ist die politische Klasse in der Verkleidung des Volksvertreters vorgegangen. Sie hat nie das Volk vertreten – jedenfalls seit der rot-grünen Koalition ab 1998 nicht mehr – sondern an seiner Umerziehung gearbeitet, um erst einmal ein ganz bestimmtes Volk heranzuzüchten, welches sie dann eventuell auch zu vertreten gedenkt. Aber erst dann.

Ihre verschiedenen Kleinbaustellen auf dem großen Demokratiefeld trugen und tragen jeweils individuelle Bezeichnungen. Die eine hieß Feminismus, die nächste Ökologismus, wieder eine Political Correctness, eine andere hieß Internationale Solidarität, die Baustelle von der Gleichheit von allem mit jedem hatte den schönen Namen „die Menschen“ – und ganz viele Baustellen hatten bei ihrer Bezeichnung ein „Anti-“ vorne dran: Anti-Chauvinismus, Anti-Rassismus, Anti-Patriarchismus, Anti-Nationalismus, Anti-Diskriminierung, Anti-Dies und Anti-Das.

Meine Monstrosität aber, auf die ich so stolz bin und die ich den Demokratiesimulanten erfolgreich aufs Auge gedrückt habe, – die hat den schönsten Namen von allen: „Neue Welt“. Nein, nicht Amerika. Meine Neue Welt ist bevölkert vom „Neuen Menschen“. Volk war gestern.

Zu den einzelnen Baustellen und wie sie in der Monstrosität „Neue Welt“ zusammenwirken werden, gibt es schon morgen den zweiten Teil von „Die Deutschen – ein verlorenes Volk?“


Quelle und Kommentare hier:
http://www.journalistenwatch.com/2017/06/11/die-deutschen-ein-verlorenes-volk-i/