Chinesisches Star-Wars Lasergewehr: Furchtbare Endzeitwaffe oder nur Angeberei?

Der Beitrag in der China Morning Post zeigt das Titelfoto eines „SWAT-Team“-Polizisten, der durch die Zieleinrichtung eines Gerätes schaut, das ein wenig an die alten, bleischweren JVC-Filmkameras erinnert, die bei Kameraleuten den liebevollen Namen „Eisenschwein“ genossen. Nur in schicker, glatter und mit größerem „Objektiv“. In China soll das Ding unter dem Namen Laser-AK47 als futuristische Superwaffe gefeiert werden.

Das, was man zu Zeiten der Hexenverbrennungen noch mühsam mit Scheiterhaufen und Inquisitionsprozessen abarbeiten musste, das schaffen die tragbaren, chinesischen Laserkanonen in Sekunden: Lebendige, menschliche Körper zu Kohle zu verwandeln, im Fachjagon „karbonisieren“. Dennoch wird das ZKZM-Laser Angriffs-Gewehr als „non-lethal“ (nicht tödlich) klassifiziert. Wenn das stimmt, was als Eigenschaften angepriesen wird, dürfte das eine eher verharmlosende Einstufung sein angesichts des in China üblichen Umgangs mit nicht gesetzeskonformen Mitbürgern.

Umweltfreundlich und damit geradezu „grün“ ist die neue Wunderwaffe auch: Sie wird mit wiederaufladbaren Lithium-Batterien betrieben, wie sie auch in Smartphones verwendet werden. Damit sind ca. 1.000 „Schuss“ á zwei Sekunden möglich. Das Gewehr erzeugt einen für das menschliche Auge unsichtbaren Energiestrahl, der verlustfrei durch Fensterscheiben dringt und eine sofortige „Karbonisierung“ menschlicher Haut und des darunterliegenden Gewebes verursacht. Je nach Einwirkungszeit reicht die „Karbonisierungen“ des Körpergewebes von oberflächlich bis ins Körperinnere. Der Laser-Energiestrahl durchdringt Kleidung in Sekundenbruchteilen. Trägt die Zielperson Kleidung aus brennbaren Fasern, verwandelt sie sich innerhalb von einer Sekunde in eine menschliche Fackel. Soviel zu „non lethal“.

Bei Geiselnahmen könne man durch ein Fenster die Ziele mühelos treffen und (zeitweise) kampfunfähig machen, so dass Einsatzkräfte die Situation unter Kontrolle bringen können.

Das schicke Teil sei auch sehr nützlich bei verdeckten Operationen. Der Laserstrahl sei energiereich genug, durch Tanks zu dringen und den Brennstoff darin zur Explosion zu bringen. Damit kann man, so der Beitrag, die Treibstofflager von Luftwaffenstützpunkten in die Luft jagen. Da das Lasergewehr weder einen sichtbaren Strahl noch ein Geräusch erzeugt, ist auch weder auszumachen, ob es ein Angriff oder ein Unfall war, noch aus welcher Richtung der Angriff kam.

Die Schmerzen seien unerträglich, sagt einer der Entwickler der Waffe, der bei Feldversuchen mit einem Prototyp des Lasergewehrs vom Xian Institut für optische und Präzisions-Mechanik der chinesischen Akademie der Wissenschaften dabei war. Das klingt gruselig. Welche Feldversuche waren das, bei denen man festgestellt hat, dass die Schmerzen unerträglich sind?

Vor zehn Jahren noch, so schreibt die China Morning Post, wäre eine Waffe mit diesen Möglichkeiten noch ein Requisit für Science-Fiction-Filme gewesen.

Die 15 mm-Kaliber Waffe wiegt drei Kilogramm, was ungefähr so viel ist, wie eine AK47 und hat eine Reichweite von 800 Metern. Sie kann auf Autos, Boote und Flugzeuge montiert werden.

Der Prototyp wurde von der chinesischen Technologie-Firma „ZKZM Laser“ gebaut, einem Unternehmen des Instituts in Xian. Ein Vertreter des Unternehmens bestätigte, dass „ZKZM Laser“ nun einen Produktionspartner sucht, entweder mit Lizenz zur Waffenproduktion oder aus der Sicherheits- oder Rüstungsindustrie, um in die Serienproduktion zu gehen. Bei einer entsprechen großen Serie könne der Stückpreis der Waffe bei etwa 15.000 US-Dollar liegen.

Man sei sich bewusst darüber, dass eine solche Waffe natürlich missbraucht werden könne. Daher werde die Produktion streng überwacht werden. Endkunden für die Waffe sollen nach Beteuerungen des Unternehmenssprechers ausschließlich Chinas Polizei und Militär sein. Die Frage, ob denn die offizielle Polizei grundsätzlich in jedem Fall darauf verzichten wird, diese Waffe im Fall von Demonstrationen und Protesten einzusetzen, um die Anführer aus sicherer Entfernung wegzubraten, wird im Beitrag typisch chinesisch beantwortet:

Die Polizei könne natürlich schon die Waffen gegen „illegale Proteste“ einsetzen, indem sie beispielsweise die Banner schon von Weitem in Brand steckt. Es sei auch denkbar, Kleidung oder Haare der Anführer anzuzünden. Ein wirklich äußerst subtiles, humanes Mittel, die „Redner in ihrem Sprachrhythmus zu stören und ihre Überzeugungskraft zu beeinträchtigen“.

Der Artikel der China Morning Post kann sich einen Seitenhieb auf die Amerikaner nicht verkneifen: Die USA hätten 2009 einen Versuch gestartet, ein tragbares Lasergewehr zu entwickeln. Als Resultat sei aber etwas herausgekommen, das man „lediglich gegen Nudisten“ hätte einsetzen können. Der Laserstrahl habe nicht einmal ein T-Shirt durchdringen können.

Ganz ohne kritischen Widerhall bleibt die Meldung der China Morning Post aber nicht. Die fantastischen Fähigkeiten der Sci-Fi-Wumme werden in verschiedenen Beiträgen angezweifelt. Um rein rechnerisch die benötigte Energie für 1000 Zwei-Sekunden Laserstrahlen bereitzustellen, die in 800 Metern Entfernung instantan Kleider und Gewebe verbrennt, müsste die Lithiumbatterie der Waffe einige Hundert Pfund wiegen, führen die Skeptiker ins Feld. Auf einem Weg von 800 Metern würde der Laserstrahl von Staub und Wasserpartikeln in der Luft so stark zerstreut, dass er einen Großteil seiner Leistung verlöre.

Möglich. Vielleicht haben die Chinesen aber auch eine Technik erfunden, die das Problem löst. Es ist ja auch wissenschaftlich errechnet und bewiesen worden, dass Hummeln nicht fliegen können.


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