China und Taiwan: “Wiedervereinigung“ zur Not mit Gewalt?

von N8Waechter

Wie am heutigen 2. Januar 2019 von den Spottdrosseln vermeldet wird, habe Chinas Präsident Xi Jinping in den Raum gestellt, er strebe die Wiedervereinigung des gerne als abtrünnig bezeichneten Taiwans mit der Volkrepublik China an, man wolle jedoch keine Garantie für Gewaltfreiheit abgeben und behalte sich vor, “alle erforderlichen Mittel zu ergreifen“.

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen antwortete im Zuge ihrer Neujahrsansprache, dass ihr Land nicht bereit sei, seine Souveränität aufzugeben oder Zugeständnisse hinsichtlich der Autonomie zu machen“.

Weiter heißt es in dem Artikel:

Der Streit um den Status Taiwans geht auf den Bürgerkrieg in China zurück, als die Truppen der nationalchinesischen Kuomintang nach ihrer Niederlage gegen Maos Kommunisten nach Taiwan flüchteten. Seit Gründung der Volksrepublik 1949 betrachtet Peking die Inselrepublik, die selbst demokratische Wahlen abhält, als abtrünnigen Landesteil und droht mit einer Rückeroberung.

Da dies der einzig angebotene geschichtliche Hintergrund ist, lohnt es sich durchaus, den “Streit um den Status Taiwans“ ein wenig genauer zu beleuchten.

Was ist Taiwan?

Manchen mag durchaus überraschen, was eine Datenkrake-Suche mit dem Begriff “Taiwan“ zutage fördert. Bedienen wir uns an dieser Stelle zunächst einmal dem angebotenen Netzverweis zu Wikipedia mit dem Titel: “Republik China (Taiwan)“. Dort heißt es in der Einleitung:

Die Republik China (chinesisch 中華民國, Pinyin Zhōnghuá Mínguó, IPA (hochchinesisch) [ʈ͡ʂʊ́ŋxu̯ɑ̌ mǐnku̯ɔ̌], weithin bekannt als Taiwan), in der Schweiz und in Österreich amtlich Taiwan (Chinesisches Taipei), auch Taiwan (ROC) bzw. Republik China auf Taiwan genannt, ist ein Inselstaat in Ostasien.

Auch wenn landläufig stets von “Taiwan“ die Rede ist, handelt es sich dabei also um die “Republik China“, nicht zu verwechseln mit der “Volksrepublik China“, welche gemeinhin als “China“ bezeichnet wird. Doch was ist was? Um sich hier einer Antwort anzunähern, bedarf es eines Blicks in die “zeitgenössisch“ überlieferte Geschichte.

Geschichte

Demnach war das Kaiserreich China 221 v. Chr. von Qin Shihuangdi gegründet worden, welcher mehrere Königreiche unter seine Herrschaft gebracht und zum Kaiserreich vereint hatte. Weiter heißt es:

Das Kaiserreich bestand (mit Unterbrechungen) 2132 Jahre lang bis zur Ausrufung der chinesischen Republik durch Sun Yat-sen am 1. Januar 1912; der letzte Kaiser Aisin Gioro Puyi dankte am 12. Februar 1912 ab. Yuan Shikai, der erste Präsident der Republik China, machte sich 1915 selbst zum „Kaiser von China“. Dieses schon 1916 wieder abgeschaffte „Kaiserreich“ und spätere Restaurationsversuche sind geschichtlich von geringer Bedeutung.

“… geschichtlich von geringer Bedeutung.“ – ein Irrtum.

Puyi aus der Sippe Aisin Gioro, Neffe des im Sterben liegenden Kaisers Guangxu, wurde von seiner Tante Cixi im Alter von nur 2 Jahren als Thronerbe eingesetzt und war ab dem 2. Dezember 1908 Kaiser von China.

“Fortan lebte der Kind-Kaiser getrennt von seinen leiblichen Eltern als gottähnliche Person in der Verbotenen Stadt“,

heißt es … ein 2-jähriges Kind als König der Könige, neben seinem Status als höchste Personifizierung Gottes.

Das Kaiserreich stand zu diesem Zeitpunkt bereits unter erheblichem Druck, sowohl von Innen, als auch von Außen. Wikipedia:

Eine mehrere Jahrzehnte lang anhaltende politische, ökonomische und moralische Krise sowie der zunehmende Souveränitätsverlust Chinas führte dazu, dass sich ein großer Teil der intellektuellen Elite des Landes, der keine Karrierechancen mehr für sich sah, von den chinesischen Traditionen und vom Konfuzianismus als Staatsdoktrin lossagte und westliche und nationalistische Ideologien übernahm.

Der japanische Sieg über Russland 1905, also über eine europäische Großmacht, förderte diese nationalistischen Tendenzen erheblich.

Einsetzende Industrialisierung, Reform des Glaubens, national-egoistische Ansprüche lokaler Fürsten, dieselbe Schablone, wie einige hundert Jahre zuvor in Europa.

Es kam zur Revolution und zur Absetzung des Kind-Kaisers am 12. Februar 1912 sowie der Ausrufung der Republik. Puyi verblieb in der Verbotenen Stadt und ein kurzzeitiger Militärputsch zur Wiedereinführung der Monarchie scheiterte 1917. Nach mehreren Jahren unter japanischem Einfluss übernahm Puyi als Vasall Japans die Macht in Mandschukuo, bis er 1945 von den Sowjets abgesetzt und festgenommen wurde.

Derweil versank China in Chaos und Bürgerkrieg, ausgefochten vor allem zwischen den Kuomintang unter Chiang Kai-shek und den Kommunisten unter Mao Zedong und zugleich führte die Republik China Krieg mit Japan. Hauptschauplatz war über weite Teile die Mandschurei, wo die Kuomintang mit US-Unterstützung die Oberhand hatten, bis es im Herbst 1945 zu einem Waffenstillstand mit den Kommunisten kam.

In der Folge wurde von diesen jedoch ein landesweiter Guerillakrieg geführt und der Waffenstillstand hintergangen, was letztlich zu erheblichem Nachschub an Material (aus der UdSSR) und der Wende des Bürgerkrieges führte. Die Mandschurei fiel an die Kommunisten, wie auch der Rest des Landes, während sich Chiang Kai-shek mit der Kuomintang und rund 2 Millionen Zivilisten nach Taiwan (ehemals Formosa) absetzte.

Mao Zedong rief am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China aus und Chiang Kai-shek richtete sich unter Notstandsgesetzgebung (welche erst Mitte der 1980er Jahre aufgehoben wurde) auf Taiwan ein. In der Folge kam es zum Taiwan-Konflikt, in welcher die USA deutlich Position bezogen, was sich im Zuge ihrer Feldzüge in Korea und Vietnam als Vorteil erwies (auch wenn die USA im Grunde genommen beide Kriege verloren).

Alte Rechnungen

Vordergründig heißt es stets, dass die USA in Asien gegen den Kommunismus vorgegangen seien und deshalb tatsächlich Schutzmacht der Republik China auf Taiwan war und ist. Doch ist wichtig zu verstehen, dass die Kuomintang unter Chiang Kai-shek das chinesische Staatsgold gegen US-Treasury-Bonds “verliehen“ hatten, womit Roosevelt seinerzeit seinen “New Deal“ finanziert hatte.

Dieses Staatsgold ist jedoch nie zurückgegeben worden, hier sind noch alte Rechnungen offen (Stichwort “Alte Verbindlichkeiten“).

Das Theaterstück zwischen den USA und der Volksrepublik China hat derweil einen übergeordneten Charakter. Die anstehende Wiedervereinigung Koreas gehört ebenso in diese Szenerie, wie der angebliche Konflikt im Südchinesischen Meer und auch die Tatsache, dass die USA im Zuge der Annäherungen an die Volksrepublik China etwa Mitte der 1980er Jahre beginnend maßgebliche Wirtschaftsinteressen dort hatte und äußerst lukrativ umzusetzen wusste.

Welches ist das “richtige“ China?

Der Versuch der Beantwortung dieser Frage ist schwierig. Einen wichtigen Hinweis finden wir jedoch in der Zusammensetzung der ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates, wo bis zum Jahre 1971 die “Republic of China“ einen ständigen Sitz hatte. Weshalb dieser Sitz an die “People‘s Republic of China“ übergegangen ist, bedarf tiefergehender Nachforschungen.

In jedem Fall ist diese Veränderung anders zu werten, als die Übergabe des ständigen Sitzes von der Sowjetunion an Russland im Jahre 1991, wobei auch hier, neben der Auflösung der UdSSR, andere Dinge eine wichtige Rolle spielen.

Dass “Taiwan“ überhaupt noch Bestand hat, dürfte zum größten Teil mit den Verbindlichkeiten zusammenhängen, welche die USA nach wie vor hat. Selbstverständlich spielen auch geopolitische Aspekte hierbei eine Rolle, doch ist es durchaus wichtig, die Ereignisse in und um “Taiwan“ im Auge zu behalten, denn sollten sich die USA tatsächlich nicht länger als »Weltpolizei« betrachten, dann wird dies gewiss auch Folgen für die Republik China haben.

Alles läuft nach Plan …

Der Nachtwächter

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Quelle und Kommentare hier:
http://n8waechter.info/2018/12/donald-trump-auf-geheimer-mission/