Bierchen mit Ben – „der Einsatz in Afghanistan hat mir die Augen geöffnet“

von Young German

Draußen fröstelt es. Aber Ben und ich haben es gut und sitzen im Warmen. Der Irish-Pub beglückt uns mit einer hübschen Bedienung und dem typischen Gesöff. Der Mann vor mir, nennen wir ihn mal Ben, arbeitet heute als Kindererzieher in Berlin und ist damit glücklich geworden. Wir sitzen zusammen, lachen und reden natürlich nur über Politik (und Frauen).  Hier könnt ihr unser kleines, etwas informatives und mehr unterhaltsames Gesprächsprotokoll lesen.

(mitgeschrieben, leicht sprachlich angepasst für den Lesefluss)

YG: Wie gefällt es dir in Berlin eigentlich? Du bist ja aus einem anderen Bundesland hergezogen.

Ben: Geile Stadt, extrem gut für junge Leute, die feiern wollen und es gibt hier Arbeit. Problem ist nur, dass du im Westen wesentlich mehr verdienst, WENN du einen Job findest. Mir hat’s die Stadt sehr angetan und ich kann mir vorstellen hier länger zu bleiben – nur nicht für immer.

YG: Im Alter mit der Familie aufs Land?

Ben: Hm. Wenn es klappt, ja. Die Immobilienpreise hier sind der Wahnsinn.  Nur in Berlin kommt alles zusammen, was gut und was schlecht ist. Letztens bin ich gegen 2 Uhr an der Warschauer Straße unterwegs gewesen. Afrikanische Drogendealer, feierwütige Deutsche und Touristen und ein Typ, der plötzlich aus der Ecke geschossen kam und wenige Meter vor mir zwei Frauen verbal belästigte. Dazu der ganze Müll hier! Das kennst aus den beschaulichen Kleinstädten des Südens nicht. Was ich sagen will: Kinder will ich hier nicht großziehen.

YG: Aber du arbeitest mit Kindern! Bist Erzieher, nach der Bundeswehr den BFD in Anspruch genommen und dorthin gewechselt. Wie kam es denn dazu?

Ben: Ich hab dir ja erzählt, wo ich in Afghanistan im Einsatz war. Wenn du so viele Nahtoderfahrungen hinter dir hast, dann wird dir klar, was WIRKLICH wichtig im Leben ist.

YG: Inwiefern?

Ben: Mir wurde einfach klar, was ich vom Leben will. Und mit 20+ in der afghanischen Pampa sterben, gehörte nicht dazu. Mit 19 war ich dumm, orientierungslos und wusste nicht wohin mit mir. Da bin ich halt zur Bundeswehr, weil die Gelegenheit günstig war. Zwei Jahre später stand ich dann in Kunduz und uns flogen die Menschenteile um die Ohren. Das verändert einen Menschen. Ich will eine Familie gründen, Kinder haben und richtig mein Leben genießen. Und mir wurde auch klar, wie schön es in Deutschland eigentlich ist und was für ein geniales Land wir haben – trotz allem was hier abgeht.

YG: Das hab ich schon öfter gehört, dass viele in der Fremde die eigene Heimat zu schätzen gelernt haben. Kinder will ich auch, mindestens zwei! Nur schwierig hier in Berlin die passende Frau dafür zu finden.

Ben: Was ist denn mit dieser einen Studentin (xxx)? Ist das nicht mehr?

YG: Das ist schon lange vorbei.  Aber lass uns nicht über DIE reden. Hat dich der Einsatz politisiert?

Ben: Politisch war ich schon immer; Richtung SPD als ich jünger war. Mittlerweile jedoch sage ich von mir, dass ich eher in Richtung Afd tendiere. Etwas anderes kannste nicht mehr wählen in unserem Land. Da sprachen wir ja bereits drüber… So wie es jetzt läuft, verwandelt unsere Regierung Deutschland in eine große Version von Afghanistan. Bombenanschläge, Vielehen und Kinderfickerei inklusive. Das ganze Programm, aber das kannst du den meisten Berlinern hier nicht klarmachen. Voll erschreckend, wie leicht man sich in den Großstädten wie Berlin vom eigenen Land abnabeln kann. Jeder hat seine eigene Blase hier, aus der auf gar keinen Fall rauskommen will. Wenn ich auf Arbeit mal Merkel kritisiere, werde ich von den Kolleginnen schräg angeschaut. Die finden Merkel super, wählen aber sonst DIE LINKE oder die Grünen.

 YG: Ein ulkiges Phänomen. Berlin, eine soziale Bubble, vor allem für jene Leute, die etwas Geld haben. In Berlin gibts ein heftiges soziales Gefälle und erst vor einer Weile bin ich durch eine Straße gelaufen, nahe Friedrichstraße, wo schicke neue Eigentumswohnungen und Büros gebaut wurden. Dort kamen sie dann heraus, einen Frappuchino in der einen Hand, das Handy in der anderen Hand! Journalisten, Anwälte, Politikberater. Zumindest sahen die so aus, als gehörten die zu den Firmenbüros dort. Schmale Männerbeine, dicker Schal und ungepflegter blonder Stoppelbart. Dazu eine dicke Brille und weiche Gesichtszüge. Einer wie der andere – eine kleine uniforme Truppe. Ganz seltsames Erlebnis.

Ben: Und diese Typen bringen ihre Kinder…

YG: Wenn sie welche haben –

Ben: Eben. Die bringen ihren Jonas und Tim dann zu mir in den Waldorfkindergarten! Der Junge hat dann seltsamerweise fünfzig Allergien, zwei Lebensmittelintoleranzen und mindestens eine Persönlichkeitsstörung. Ich übertreibe jetzt etwas …aber die Realität ist nicht weit davon entfernt. Du hast ja mal einen Artikel geschrieben, wo du diese Verweichlichung der Männer …

YG: Joko und Klaas werden euch nicht verteidigen?

Ben: Ich glaube das war er, ja. So ist es halt! Ich meine – ich bin seit 2015 hier und verwette meinen Hund darauf, dass mir schon mehrere ehemalige IS-Terroristen über den Weg gelaufen sind. Was hier für Kroppzeug frei rotieren darf, geht auf keine Kuhhaut mehr! Ich meine was für blinde Dummbeutel müssen hier in den Behörden arbeiten, wenn die eindeutige Gefährder nicht einsperren können?! Letzte Woche saß ich in der U6 in Richtung Tegel und beim Aussteigen brüllte ein Syrer den anderen Syrer auf Arabisch etwas zu und hob diesen typischen ISIS-Finger dabei. Das war eine extrem laute Auseinandersetzung, wo der eine den anderen immer wieder wüst beschimpfte und dabei die Kopfab-Bewegung an seinem Hals machte.

YG: Haste nichts gemacht?

Ben: War nicht mein Bier. Solange die sich hier gegenseitig abstechen, ist mir das egal. Aber solche Barbaren laufen auch in der Provinz herum – mittlerweile! Es ist fast so, als hätten wir Afghanistan IMPORTIERT. Ich besuchte 2017 ja meine Eltern nahe Freiburg auf dem Dorf und halte an der Tanke. Und da lungerten sie herum, Taschenmesser in der Hand, Handy und wasweißichnoch. Ein halbes Dutzend Afghanen standen vor einem Café bei der Tanke, wo sie freies W-Lan hatten.

YG: Und wissen nichts mit sich anzufangen. In Berlin verteilt es sich ziemlich gut, weil es eine große Stadt ist. Aber je nach Größe der Stadt, konzentrieren sich diese Jungs um den Bahnhof und ich kenne die eine oder andere Frau, die todernst sagt, dass sie nicht mehr am Abend über den Bahnhof gehen will. Aber wie sagte ein Vertreter unserer Regierung? Deutschland geht es so gut wie nie!

Ben: Haha, ja. Witz. Auch immer dieses Gerede von «Wir haben Arbeitsplätze geschaffen!» – ja was sind denn das für Arbeitsplätze? 400.000 Billiglohnjobs und hier kriege ich als Erzieher gerade genug, um meine Miete zu zahlen. Wenn morgen meine Waschmaschine in Arsch geht, bin ich richtig gefickt. Meine Freundin und ich haben keinerlei Rücklagen, obwohl wir BEIDE in normalen Ausbildungsberufen tätig sind. Letztes Jahr hatte sie eine Kiefer-OP und das übernahm die Kasse nicht. Da ging alles drauf, was wir angespart hatten und dann denkst dir nur, wie das mal mit deiner Rente aussehen soll!

YG: Jetzt hörst du dich schon an wie ein böser Rechtspopulist. Dabei ist doch klar: «Die Rente ist sicher»! – «Wir schaffen das!»  – hast du nicht gehört, was unsere Regierenden gesagt haben? Der Bundeswehr geht es auch gut, sagte von der Leyen. Aber ich weiß genau was du meinst. Schau dich mal um hier in den Cafés, Bars und so weiter. Studenten, junge Leute, teilweise über 30 und schon mit Masterabschluss. Trotzdem hocken die auf Jobs mit Mindestlohn, Leben von der Hand in den Mund und kommen irgendwie nicht vorwärts. Ich saß heute mit einem Freund beim Vapiano zum Essen. Junge Studenten, Migranten aus Schwarzafrika und so weiter. Teilweise Mädels und Jungs über 30 vom Aussehen her, die am Empfang stehen und für 8 Euro oder so schuften.  Eine Freundin von mir hat 150 Bewerbungen im letzten Jahr verschickt, mit einem Abschluss in Amerikastudien. Wo kam sie unter? In einer NGO in Berlin, die sie schlecht bezahlte und noch schlechter behandelte und dann nach Ablauf des befristeten Arbeitsvertrages rauswarf – denn das war Projektarbeit. Sie hat gerade genug verdient, um sich nicht durch die Miete zu verschulden und steht nun mit 29 vor der Wahl ob sie auswandert oder ihr Glück in einer anderen deutschen Stadt versucht. Das ist nicht das Schicksal aller, nein. Aber denk mal nach, wie das in zehn Jahren hier sein wird. Was ist mit den  Millionen neuen Bürgern hier, von denen dann womöglich 300.000 dann auf den Arbeitsmarkt drängen, wenn die erstmals einen positiven Asylbescheid kriegen? Wo kommen die unter? Du kennst unsere Alterspyramide – die steht auf dem Kopf, genau falsch herum! Was das in den nächsten Jahrzehnten für einen sozialen Druck aus unsere Generation ausüben wird, können sich die meisten Leute hier noch nicht vorstellen.

Ben:  Ja, wir jungen Leute arbeiten uns in die Altersarmut hinein. Das war mir schon vor einigen Jahren klar. Damals hab ich noch SPD und Linke gewählt. Aber die betreiben auch nur Augenwischerei in der Hinsicht. Die Leute hier wissen einfach nicht zu schätzen, was sie an Deutschland haben und deshalb verschleudern sie so sorglos ihre Zukunft hier. Afghanistan hat mir die Augen für das ganze Elend in der Welt geöffnet – und Deutschland hilft sich selber nicht, wenn es das Elend dieser Welt hierher importiert!

YG: Shit will hit the fan. So wie es läuft, fliegt uns die ganze Scheisse bald um die Ohren. Das muss eigentlich jeder erkennen, der sein Gehirn nicht jeden Tag mit einem Glätteisen massiert. Aber das kannste den meisten jungen Leuten hier nicht erklären: Altersvorsorge, Zukunftsplanung und so weiter. Die denken selten daran, was in zwanzig oder dreißig Jahren mit ihnen sein könnte. Die werden einfach vor den Ruinen ihrer Träume stehen und wir mit ihnen. Wahrscheinlich. Diese Regierung verkauft die Zukunft der Jugend in diesem Land.

Ben: Mein Papa ist ja ein Studentenrebell in den 80ern gewesen, gegen NATO-Doppelbeschluss, Krieg und Aufrüstung. Ein der ersten Grünen auch bei uns in der Gegend. Seit 2015 ist dieser Mann ein bitterböser Feind der Merkel-Regierung. Weil warum? Weil solche Sachen wie NetzDG, Grenzöffnung und so weiter für ihn Warnzeichen eines zunehmend autoritäreren Staates sind.

YG: Dann blieb er sich ja wenigstens ideologisch treu. Gibt es ja mit vielen DDR-Bürgerrechtlern, die heute auf Demonstration der AfD zu finden sind.

Ben: Ja und da haben wir es ja wieder. Die Jugend heute rafft nicht, wie gut sie es hier haben. Es ist ein SEGEN am frühen Morgen nicht weggesprengt zu werden, wenn man zur Schule oder zum Sport geht. Und es ist ein Privileg für die Frauen hier im Land, wenn sie sich wie die Partynutten anziehen und ohne Belästigungen durch die Stadt laufen können. Und kein Typ  sie dumm anquatscht oder anfässt. Das geht jetzt verloren.

YG: Kennst das Buch von Michel Houellebecq? Unterwerfung.

Ben: Ich hab davon gehört. Es geht um ein islamisiertes Frankreich?

YG: Es geht um ein fiktives Frankreich in den 2020ern, das so viel Existenzmüdigkeit angestaut hat, dass es sich freiwillig islamisiert und die Transformation zu einer islamischen Republik vollzieht. Es gibt sich einfach auf und bis auf einige Einzelkämpfer, beispielsweise die Identitären und der Front National, leistet keiner Widerstand. Bei der Islamisierung helfen die Geheimdienste, Behörden, die Bürokraten und Politiker, die am System noch profitieren.

Ben: Das wirst du jetzt vielleicht nicht gerne hören. Aber das ist keine Fiktion, sondern wird so kommen. Ich will dir mal was sagen. Als ich noch zur Schule ging in meiner Heimatstadt, da ging die CDU mit Slogans wie: «Illegale Asylbewerber konsequent abschieben!» und «Massenzuwanderung ist keine Lösung!» in den Wahlkampf auf dem Land. Daran erinnere ich mich noch SEHR gut, weil wir das in der Schule heiß diskutierten.  Alle hassten wir die CDU natürlich , weil doof und rechts und sowieso.  Und wir hatten damals schon so unsere Probleme mit kriminellen Banden, Ausländern und dem Islamismus. Heute ist alles hundertfach schlimmer geworden und die CDU will nichts mehr davon wissen, kann sich nicht erinnern und weiß überhaupt nicht warum ihr die Wähler weglaufen! Schwarzgrüne Partei sag ich.

YG: Wollen wir nicht über das Schönes reden?

Ben: Schlag was vor.

YG: Ich hab vorhin einen Euro gefunden.


Hat dir der Beitrag gefallen? Wir auf YOUNG GERMAN stecken viel Arbeit und Herzblut in unsere Artikel und wollen uns dauerhaft als alternatives Medium etablieren. Du kannst dich bei uns bedanken, indem du auf Facebook, Twitter oder Minds.com dein „Like“ hinterlässt, uns einen Kaffee spendierst oder ein monatlicher Unterstützer auf Patreon wirst. Mit deiner Hilfe wollen wir wachsen und ein unabhängiges alternatives Medium zu den Massenmedien anbieten!


Quelle und Kommentare hier:
http://younggerman.com/index.php/2018/02/28/bierchen-mit-ben-der-einsatz-in-afghanistan-hat-mir-die-augen-geoeffnet/