Versuchter Ackermann-Anschlag: Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen

von Jochen Hoff

Es ist schon etwas seltsam. Immer dann wenn deutsche Bürger die Staatsanwaltschaft ansprechen und zur Verfolgung von reichen oder mächtigen Firmen oder Privatpersonen auffordern erklärt sich diese postwendend für nicht zuständig. Das ist aber sofort anders, wenn es darum geht die Reichen und Mächtigen zu beschützen. Dies macht der Fall Ackermann wieder einmal überdeutlich:

Die Bundesanwaltschaft hat wegen des versuchten Sprengstoffanschlags auf Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die Ermittlungen übernommen.

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Es besteht deshalb der Anfangsverdacht der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Mit den polizeilichen Ermittlungen hat die Bundesanwaltschaft das Bundeskriminalamt in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landeskriminalamt beauftragt.

Wie bitte. Was soll den da noch ermittelt werden? Die Fakten liegen doch bereits vollständig auf dem Tisch:

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei setzte sich der Sprengsatz unter anderem aus etwa 50 Gramm explosiven Zündmittels sowie einer funktionstüchtigen Zündvorrichtung zusammen. In dem Brief befand sich außerdem ein in italienischer Sprache verfasstes Selbstbezichtigungsschreiben der „Federazione Anarchica Informale (FAI)“. Nach den bisherigen Erkenntnissen sind der linksextremistischen Vereinigung im Zeitraum der Jahre 2004 bis 2010 mehrere Anschläge auf Institutionen der Polizei und der öffentlichen Verwaltung in Italien zuzurechnen.

Außerdem soll die Gruppierung bereits im Jahr 2003 einen rechtzeitig entschärften Sprengsatz an den damaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank Jean-Claude Trichet versandt haben.

Es gibt keinen Grund für Ermittlungen, es sei denn, man traut dem Bekennerschreiben nicht. Ansonsten gibt es keinen Fall. Bei einem normalen Bürger würde da nicht einmal die Spurensicherung noch anrücken, weil das zu teuer wäre. Aber es handelt sich ja um den Chef der allmächtigen Deutschen Bank, um Josef Ackermann für den Angela Merkel ja den Geburtstags im Kanzleramt ausrichtete und den ein deutsches Gericht mit einer Millionen Geldbuße laufen ließ, damit der Gute nicht als vorbestraft gilt, obwohl bei gleicher Sachlage jeder Andere auf Jahre in den Knast gegangen wäre.

Dieses Deutschland ist schon ein seltsames Land und seine Justiz ist noch viel seltsamer. Aber auch die Medien scheinen immer noch nichts begriffen zu haben. Sie erwähnen die Ermordung von Alfred Herrhausen, dem ehemaligen Chef der Deutschen Bank und schwafelnd weiter von einer Täterschaft der RAF die längst widerlegt ist. Irgendwie scheint dieses Attentat auf Ackermann gerade richtig zu kommen. Es lenkt von rechten Morden ab und gibt den Staatsanwaltschaften und der politischen Polizei die Möglichkeit einen großen Schlag gegen die Linke zu führen, also das zu tun, was diese Herrschaften eigentlich schon immer am liebsten getan haben.

Aber tatsächlich hat ein „Opfer“ Ackermann auch noch einen weiteren Wert. Einige Politiker sprechen ja schon davon, dass man die Bankster nicht dämonisieren dürfe, was nichts anderes bedeuten soll, als dass man den Abzocker und vermutlichen Kriminellen Ackermann nicht kritisieren darf. Er durfte zwar Deutschland und vor allem die Menschen in Deutschland ausbeuten und der Weltwirtschaft mit seinen falschen Gewinnvorgaben und irrsinnigen Geschäften schwersten Schaden zufügen, aber man darf ihn nicht einmal kritisieren. Welch ein Verdrehung der Tatsachen.

Die einzige Frage die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist die Frage ob es eine Berechtigung für das Attentat gibt. Leute wie Ackermann benutzen Gewalt, wenn auch häufig über den Umweg staatlicher Gewalt, um ihre Ziele durchzusetzen. Damit stellt sich die Frage der Gewaltanwendung eigentlich schon nicht mehr. Wenn man nicht Gewalt generell als Mittel zur Veränderung ablehnt, gibt es also keinen Grund über die Anwendung von Gewalt gegen Ackermann lange zu diskutieren.

Tatsächlich zeigen aber die RAF Morde, dass die Diskussion nicht so einfach ist, weil neben den berechtigten Zielobjekten auch immer Unschuldige zu Opfern werden. Jemand der einen Typen wie Ackermann bewachen muss, ist unschuldig. Man kann von diesen Leuten nicht verlangen, dass sie ihren Job aufgeben nur weil ihr Chef so ist, wie ein Ackermann eben ist. Das gilt in viel größerem Maße noch für die Hilfskraft die die Briefe an den großen Josef öffnet und arrangiert.

Politische Attentate, wie auch das Stauffenberg Attentat auf Hitler dienen weniger dem Zweck einen Gegner zu erledigen als ein politisches Manifest zu veröffentlichen:

„‚Das Attentat muss erfolgen, denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat'“, zitiert Teufelchen breit grinsend den berüchtigten Einsatzbefehl des Generalmajors Henning von Tresckow. „So ein Satz kann auch nur von einem deutschen Offizier stammen, der ostelbischer Junker ist. Daran stößt du dich doch in erster Linie.“

„Teufelchen, aber nur zum Teil, es ging augenscheinlich in erster Linie um Politik und um die Reservierung von guten Plätzen für die Zeit nach Hitler. So beeindruckend der persönliche Mut Einzelner gewesen ist, mich stört die Zielsetzung ein bisschen und ich bin froh, dass der deutsche Widerstand auch die Namen der Geschwister Scholl und anderer kennt, die nicht auf eine Regierungsübernahme schielten. Fünftausend Tote für ein zweifelhaftes politisches Manifest sind mir einfach zu viel.“

Tatsächlich werden nach dem Ackermann Attentat in Deutschland sicher keine Linken erschossen, aber einige werden ihre Zukunft und jegliche Hoffnung verlieren, weil jeder, auch der dümmste Ermittlungsansatz von der Justiz dazu benutzt werden wird, um auf der linken Seite verhaften, verklagen und verurteilen zu können. Insofern ist das vielleicht berechtigte Attentat auf Ackermann ein Bärendienst und noch dazu nicht wirklich mutig ausgeführt. Wenn man zu dem Schluss kommt, ein solches Attentat sei nötig, dann wird man sich selber opfern müssen um das Ziel zu erreichen. Will man sich selbst nicht opfern, ist das Ziel auch nicht so wichtig, ein Anschlag also Unsinn.

Gerade jetzt wo Ackermann seinen Rückzug bereits angekündigt hat und verschwinden wird, ist ein Attentat unsinnig. Es wirkt ja nicht als Bestrafung sondern wird jetzt dazu führen, dass der Täter Ackermann sich zum Opfer stilisieren kann und darf. Das ist wirklich unerträglich und dafür sollte man die Attentäter kräftig in den Hintern treten, wenn man sie zu greifen bekommt.


Quelle und Kommentare hier:
http://duckhome.de/tb/archives/9694-Versuchter-Ackermann-Anschlag-Bundesanwaltschaft-uebernimmt-Ermittlungen.html