CHANCENLOS – SEIT 1878

von alphachamber

Die emotionellen Reaktionen auf die Auswirkungen der EU-Politik und auf die Einwanderungsprobleme sind erstaunlich. Etwa, als wenn man mit Vollgas gegen eine Wand rast und sich über den Schaden wundert. Dabei ist es schwer festzustellen, inwiefern die Politiker eine Katastrophe bewusst herbeiführen, Realitätsverleugnung begehen, ihre Fähigkeiten überschätzen, oder ob tatsächlich nur schlichte Dummheit regiert.

Die Öffentlichkeit ist empört. Die einen darüber, dass Deutschland sich nicht – ähnlich einem befallenen Organ – total den Bedürfnissen des Parasiten unterwirft. Die anderen agieren als kriminelle Brandstifter. Beide Extreme verhalten sich irrational und schaden gleichermaßen ihrer Gesellschaft. Entweder ist man im Willkommenskomitee, auf der politisch korrekten Linie, menschlich und „gut“ – oder ablehnend und rassistisch, also rechtsradikal. Im Kampf der Dogmas hat die Vernunft keine Stimme.

Diskussionen darüber, warum dies so ist, werden leider nicht geführt. Wie meistens der Fall, hält die Geschichte den Schlüssel. Sie verheißt nichts Gutes. Sie vermittelt ein besseres Verständnis über die deutschen Probleme, aber ändern lässt sich kaum etwas. Eine neue Chance käme nur nach dem kompletten Zusammenbruch des Systems und seiner Strukturen.

Wenn Sie die Geschichte durch Fakten zurückverfolgen, gleiten Sie am Seil der Kausalitäten ungehindert ab, bis 1878, der Zeit des Berliner Kongresses. Dort begannen die Umstände, welche zum WK I. führten.

Die Schriftführer des Versailler Vertrags, ein fanatisches, von Hass-und Revanche erfülltes Frankreich unter Clemenceau, sekundiert von England und Belgien, vergifteten die Keime der Weimarer Republik und vorprogrammierten den Weg in den Faschismus und WK II. Lord Cecil, britischer Minister des Auswärtigen Amts, sah den Entwurf des Vertrags und warnte seinen Premier Lloyd George:

„…dass [der Vertrag] weder großzügig noch gerecht war und er einen kurzen Frieden erwarte“.

Historiker sind in einer ähnlichen Situation wie Klimatologen und Ökonomen. Ohne staatliche Förderung und Unterstützung, eignet sich ihre Tätigkeit kaum zum Broterwerb. Öffentliche Anerkennung und Positionen in einflussreichen Komitees erhält man nicht durch Verbreitung von Fakten, sondern durch politische Anpassung.

Damit den Deutschen der ganze Demut,- Schuld- und Sühne-Komplex nach WK II. verkauft werden konnte, musste ihnen auch die Alleinschuld am WK I. „nachgewiesen“ werden.

Erstens, um die Bedingungen des Versailler Vertrags selbst zu rechtfertigen; zweitens, um eben den Schluss zu verhindern, dass das Dritte Reich und WK II. direkt aus der Maßlosigkeit der Sieger und ihrer völkerrechtswidrigen Behandlung des Kapitulanten hervorgingen.

An dem Thema der deutschen Schuld am WK I. haben zahlreiche Autoren verdient und es zu Ansehen gebracht. Mit Deklarationen wie: „Die Schuldfrage ist noch nicht eingehend erforscht“ versuchen sich neue Generationen von Historikern eine Karriere zu sichern. Die gleiche Akademiker-Klasse, die sich über die angeblich letzten Worte von Jesus sicher scheint, rätselt noch an der Entstehung des ersten Großen Krieges.

Die Literatur im zeitlichen Umfeld ist – im Gesamten genommen – klar und schlüssig. Die Werke sind antiquarisch zu erstehen, oder in Bibliotheken einzusehen. „Die Schlafwandler“ ist eines der neueren beachteten Bücher über WK I. Der australische Autor und Historiker Christopher Clark „…lehnt es ab einen Schuldigen zu benennen“. In einer Rezension im ‘Spiegel’, schreibt Holger Afflerbach:

„Die meisten Historiker gehen von einer Hauptverantwortlichkeit Deutschlands aus. Sie werden sich fragen müssen, ob diese Rolle Deutschlands nicht überdacht werden müsse.“ (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-88754330.html)

Die Untertreibung des Jahrzehnts!

Einschlägige Dokumente zeigen eindeutig, dass damals niemand „schlafgewandelt“ ist. Russland, Frankreich, Serbien (und später auch England) warteten nach dem Berliner Kongress nur auf die richtige Gelegenheit für einen Angriff. Der mit allen Mitteln der politischen Intrige betriebene französisch-russische Zweibund war der Anfang vom Ende des europäischen Friedens. Die Berichte von Ernst von Reventlow (‘Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914’) decken sich in wesentlichen Punkten mit Dokumenten von Diplomaten des neutralen (sicher nicht deutschfreundlichen) Belgiens. Hier einige Zitate aus ihren Depeschen:

Der belgische Gesandte in London, Baron Solvyns, 1. Aug. 1891:

„Der Dreibund (Deutschland, Italien, Österreich-Ungarn) ist eine von Natur aus untätige Vereinigung, in dem Sinne, dass er sich auf die Defensive beschränkt und sich sorgsam vor gewagten Unternehmungen hütet. Das französisch-russische Bündnis hat einen anderen Charakter…denn wenn es die Hoffnungen nicht enttäuschen will, muss es aggressiv sein.“

Der belgische Gesandte zu Berlin, Baron Greindl, 15. Okt. 1893:

„…es gibt nichts Gemeinsames (zwischen Frankreich und Russland) außer dem Hass gegen Deutschland, dem man nicht verzeihen kann, dass es die Vormacht in der Welt geworden ist, wie Frankreich es war und Russland es zu werden träumt.“

Über das Wehrgesetz Wilhelm II. schrieb Greindl zuvor:

„Die Annahme des Wehrgesetzes ist nicht nur für Deutschland unerlässlich, sondern für ganz Europa. Deutschland muss nach innen und außen stark sein, im Interesse der Erhaltung des Friedens, dessen stärkste, wenn nicht einzige Stütze es ist.“

England intrigierte teils direkt, teils noch im Hintergrund, als lachender Dritte in einem möglichen Konflikt. Dem britischen ‘Balkankomitee’ standen dazu unbegrenzte Mittel zur Propaganda in Serbien und Mazedonien zur Verfügung. Die offene Feindseligkeit Englands formte sich nach der Krüger-Depesche und deutschen Handelserfolgen und Konzessionen im Ausland (Sir Peter Mitchell, ‘Saturday Post’ 1. Feb. 1896: „Germania esse delendam“).

In der Pariser Friedenskonferenz 1919 übergab der Chef der deutschen Delegation, Graf von Brockdorff-Rantzau den Alliierten umfangreiche Dokumente zur Erklärung des Kriegseintritts seiner Regierung und zur Beurteilung der Schuldfrage.

Kein Aktenstück wurde mit einer ernsthaften Prüfung gewürdigt. Die anderen Kriegsteilnehmer die auf der Seite der Mittelmächte kämpften (Österreich, Türkei, Bulgarien) kamen relativ ungeschoren davon. Von den Oberhäuptern, sollte nur der Deutsche Kaiser mit seinem Stab vor ein Militärgericht (Art. 227/228 des Versailler Vertrags).

Nach anfänglichen Forderungen zur Auslieferung der restlichen Kriegsverbrecher (‘Probeliste’), führte schließlich ein Verzicht der Alliierten zu den Leipziger Prozessen (1921-1927) durch die man noch hoffte, die „brutale und rechtswidrige“ Kriegsführung der Deutschen einem internationalen Publikum vorzuführen.

Es gab 890 Beschuldigte – meist niedere Dienstgrade und U-Boot Kommandeure – am Ende eröffneten nur 17 Verfahren, mit 10 Schuldsprüchen und 7 Freilassungen. Die negativen Erfahrungen der Siegermächte in diesen Tribunalen, flossen in die Vorbereitung der Nürnberger Prozesse 1945-49.

Friedrich Ebert, SPD-Ikone und als damaliger Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragten, begrüßte die heimkehrenden Truppen:

„Eure Taten und Opfer sind ohne Beispiel. Kein Feind hat uns überwunden. […] Erhobenen Hauptes dürft ihr zurückkehren. Nie haben Menschen Größeres geleistet und gelitten als ihr […].“

Lesen Sie über den Ruhrkampf (1923-25), die Reparationsforderungen, Sanktionen, Demütigungen und die Wirtschaftskrise, dann versuchen Sie einen anderen Weg zu zeichnen als entweder in den Kommunismus oder in die Diktatur.

Adolf Hitler wurde im Saal der Pariser Friedenskonferenz gezeugt und seine ‘Steigbügelhalter’ waren weder der ehrenhafte Hindenburg noch ein ‘wahnsinniges’ deutsches Volk, sondern Clemenceau und Lloyd George.

Nach dem WK II. hatte Deutschland als einziges Land seinen Bestand als souveräne Nation endgültig verspielt. Der ‘Morgenthau-Plan’ war nie eine ernsthafte Bedrohung des Nachkriegsdeutschlands. Mit diesem Konzept hätte der Amerikaner jüdischer Herkunft seine Alliierten um das größte Geschäft aller Zeiten gebracht und seine zionistischen Brüder um Milliarden an Wiedergutmachungszahlungen. Der ‘Marshall-Plan’ war viel praktischer.

Wichtig war nur, dass man den Deutschen wieder ein paar Werkbänke hinstellte, unter strengen Regeln produzieren und wiederaufbauen ließ und ihnen eventuell ein paar Privilegien einräumte – wie Vertrauenshäftlinge im Knast. Seit Mitte der 60er Jahre haben wir Freigang auf Bewährung– die elektronischen Fußfesseln blieben den Deutschen zweckmäßigerweise erhalten.

Die Psychologie wird bestätigen, dass der Geist eines Probanden unter ständiger Kontrolle und Abhängigkeit, sich erheblich unterscheidet von dem einer wirklich freien, selbstverantwortlichen und souveränen Person.

Und hier befinden wir uns an der Stelle, wo zumindest einige Erklärungen zu finden sind, für die seltsame Politik und schizophrene Haltung der Deutschen gegenüber ihren gesellschaftlichen Herausforderungen.

Der Parlamentarismus und das Parteiensystem verhindern das Heranwachsen fähiger Staatsmänner. Der Drang zum Machterhalt unterwirft die Politiker den alliierten Vorgaben und ihrem Klientel. Der Staat verschafft sich vermeintliche Handlungsfreiheit durch reaktiven Interventionismus.

Moralische Werte und kulturelle Traditionen werden willkürlich neu definiert und per Gesetze an die politische Korrektheit angepasst. Die Gesellschaft lässt sich spalten. Diejenigen, die konform handeln und ‘denken’ (wenn hier die Übertreibung erlaubt ist), halten sich für die ‘Guten’. Sie fordern – unter anderem – ungehinderte Einwanderung, Lernen und Leisten auf dem kleinsten gemeinsamen sozialen Nenner, lebenslange Einkommenssicherung für den Verdienst geboren zu sein und eine Mischgesellschaft ohne Klassen und Gendergrenzen: „Bei Colorado ist halt für jeden was dabei!“.

Der Widerspruch liegt natürlich darin, dass die geschmähten deutschen kulturellen Traditionen und konservativen Werte überhaupt erst die Grundlagen schafften, aus denen die selbstherrlichen Projekte der neuen Humanisten finanziert werden können.

Diejenigen, die ihre Selbstachtung durch Wohlfahrt, Nächstenliebe und Umverteilung gewinnen müssen, erkennen nicht, dass ihre eigenen Vorstellungen dem Wohl ihrer Gesellschaft nicht gleichzusetzen sind.

Sie bezichtigen Andersdenkende des Egoismus – dabei sind sie es selbst, die für ihren Gewaltmarsch zum Thron des moralischen Olymp, bei der Masse ihrer Mitbürger die Spesen kassieren. Es fehlt die Einsicht, dass es keine reichen Länder gibt, sondern Länder, in denen wohlhabende Menschen wohnen. Mit der Parole: „Wir sind doch so ein reiches Land“ wird die Prämisse verbreitet, die jedem selbsternannten Wohltäter den rechtlichen Zugriff auf die Mittel anderer verschaffen soll.

Das Dilemma ist, dass alle Handlungen außerhalb emotioneller Stimuli, also Handlungen, die auf konzeptionellen Denkprozessen, der Vernunft und Differenzierung basieren, mit reaktionärer Gefühlslosigkeit gleichgesetzt werden – die Vernunft als Ursache der Gefühlslosigkeit. Vernunft verhindert irrationales Handeln, sie hinterfragt, fordert Argumente und verlangt nachweisbare Prinzipien.

Sie ermutigt – ja zwingt – zum Ausbruch aus dem Kreis der emotionellen Erwartungen.

Seit 1918 wurde den Deutschen, mit der 12-Jährigen Unterbrechung des Nationalsozialismus, fortlaufend ihre Schuld eingehämmert und führte zur Bildung eines neuen Volkscharakters: Das Verlangen nach ewigem Büßen und Brav-sein.

Die Schuldreflexe sind bei der jüngeren Generation schon größtenteils genetisch angeboren und erzeugen reflex-gesteuerte Demut und Trauerausbrüche. Diejenigen, die durch richtige Erziehung und Einsatz ihres Gehirns von der Erbschuld unberührt blieben, werden mit hysterischer Aggression vor die Wahl gestellt: Entweder Gutmensch, oder kein guter Mensch – die ewige Verdammnis ins rechte Reich der Unbelehrbaren, Revanchisten, Revisionisten, Rassisten und Antisemiten. Der Weg zur würdevollen Selbstständigkeit wird so geschickt auf immer verschlossen. Die Chance auf eine Alternative war dem Deutschen nie gegeben.


Quelle und Kommentare hier:
https://huaxinghui.wordpress.com/2015/09/13/chancenlos-seit-1878/