Scheideweg

von Zigorio

Es ist in Worten nicht mehr zu beschreiben, wie Europa und allen voran Deutschland zerstört wird. Mir fallen jedenfalls keine straffreien Begriffe mehr ein. Einzig was ich noch spüre bei dem ganzen Desaster ist zuerst Wut und dann eine große Traurigkeit.

Scheideweg3Es tut weh wie Jahrhunderte an Erfahrung, Bildung, Kultur und menschliches Miteinander aufgrund krimineller Machenschaften seitens der Politik und Wirtschaft Stück um Stück demontiert wird.

Und es geht weiter. Ich habe den Glauben an eine Wandlung zum Guten oder sonst ein Wunder verloren. Da nützen auch die vielen Optimisten, wahren Muslime, ehrbare Ausländer und staatsloyale Einheimische nichts mehr.

Der Zug ist abgefahren.

Das trojanische Pferd platziert. Mir bleibt nur noch zu entscheiden, bleibe ich hier und schaue mir den ganzen Untergang der zentraleuropäischen Kultur aus der ersten Reihe an, packe ich meine sieben Sachen und suche mir ein schönes Plätzchen weit weg von Europa oder mache ich gleich ganz Schluss da, egal wo ich hingehe, mich überall ein anderes Desaster erwartet.

Entweder verstrahlte Erde, Wasser und Luft oder schleichende Verseuchung durch Glyphosat, Frack-Fluid oder einfach nur durch inhaltslose, krankmachende Nahrungsmittel.

Wir können wirklich Stolz sein auf unsere Fähigkeit, jegliches langfristiges und nachhaltiges Agieren komplett aus unseren Hirnen verbannt zu haben. Die paar Ökos, welche sich ihre Umweltverträglichkeit mit kiloweise Tofu erkaufen, sind genauso erbärmlich wie diejenigen, die den ganzen Mist produzieren und dafür über Leichen gehen.

Ich hab‘ so die Schnauze voll.

Täglich muss ich meinen inneren Moralapostel zurechtrücken, damit ich nicht selber auf die Pauschalisierung gegen Unschuldige reinfalle. Und der ganze Scheiß braucht verbraucht wahnsinnig viel Energie, menschliche Energie.

Wenn ich heute einen Tag durchlebe und laufend mit Meldungen, Bildern und Geräuschen von Brutalität, Erniedrigung, Tot, Misshandlung und so weiter bombardiert werde, bin ich am Abend entweder Traurig, demoralisiert oder stinksauer.

Kommt ganz drauf an, welche mediale Würzmischung menschlicher Perversionen meine Gedankengänge erreichen und vor allem in welcher Zusammensetzung, respektive Konzentration.

Meine Leistungsfähigkeit zum Aufrechterhalten eines gesunden Menschenverstandes kommt jedenfalls in letzter Zeit immer öfter an seine Grenzen. Und daher, aus reinem Selbstschutz mache ich mir Gedanken, wo ich meine Zukunft sehe, in einem kriegerischen Umfeld, an einem verseuchten Sandstrand oder im Himmel.

Ich habe, ehrlich gesagt, keine Lust meine Hirnwindungen mit traumatischen Kriegserlebnissen zu füttern. Ich habe den Tsunami in Asien erlebt, ich war damals Tauchlehrer in Khao Lak, und nage noch heute an den Erlebnissen. Von daher habe ich keine Lust, mehr desgleichen zu erleben.

Egal wie Menschen zu Tode kommen oder traumatisiert werden, das zu sehen, zu spüren und leider auch zu riechen ist etwas vom Schlimmsten, was einem Menschen widerfahren kann. Auch diese Tatsache ist wenig ermutigend wenn man bedenkt, wie viele traumatisierte Menschen in dieser Zeit auf der Welt Leben und es werden täglich mehr. So viele Sozialarbeiter hat vermutlich nicht mal unsere Galaxis.

Einzig die Fähigkeit des Menschen bleibt, sich aus dem Chaos erstärkt zu erheben und alles wieder aufzubauen, was er in seiner Dummheit zerstört hat. Aber auch hier bekommt die Hoffnung einen Dämpfer. Der Mensch steht zwar wieder auf, aber er macht die gleichen Fehler immer wieder, solange bis keiner mehr übrig bleibt, seine Dummheit genetisch zu verschleudern. Erst dann wird Ruhe herrschen.

Es wird heute wirklich immer schwieriger einen Weg zu finden, der mir einen Glauben und Hoffnung lässt. Das Einzige was mich noch aufrecht gehen lässt ist die Überzeugung, dass ich meinen gesunden Menschenverstand, mein Gerechtigkeitsempfinden und mein Mitgefühl bis jetzt bewahren konnte. Und ich hoffe, dass viele andere das auch noch können.

Ich denke, wir alle stehen am Scheideweg der menschlichen Zivilisation. Bin gespannt wo sich die Menschen wieder mit einem Lächeln begegnen können…hier, am Sandstrand oder im Himmel.


Quelle und Kommentare hier:
http://www.nachrichtenspiegel.de/2016/01/11/scheideweg/