Was Deutschland und der ganzen Welt nottut
Die Feststellung der Wahrheit und die Wiederherstellung der Ehre Deutschlands und des deutschen Volkes.
Die Haß- und Greuelhetze, die während des Krieges gegen Deutschland und das deutsche Volk tobte, war nur ein Anfang gegenüber der Greuelhetze und Haßpropaganda einer bestimmten Gruppe von Menschen, die die haß- und rachetrunkenen Sieger nach errungenem Siege gegen Deutschland losließen.
Mit 1945 brach die Hölle gegen Deutschland los.
Professor Dr. Friedrich Grimm berichtet über die furchtbare seelische Wirkung des über Deutschland hereinbrechenden Haß- und Racheorkans in jenen Tagen:
»Das niederschmetternde Erlebnis, das wir Deutschen, ich glaube alle Deutschen, in diesen Tagen nach dem Zusammenbruch haben auf uns nehmen müssen, war die Greuelpropaganda der Gegner, mit der wir damals erstmalig in diesem Umfang Bekanntschaft machen mußten, oder besser gesagt, damit wie mit einem Kübel voll Unrat geradezu übergossen wurden.
Dieses Erlebnis wirkte erschütternd auf ein Volk, das so rechtlich und menschlich denkt und fühlt, wie das deutsche, das auch in den beiden letzten Kriegen, die unsere Generation heimgesucht haben, in seiner Mehrheit bestrebt war, selbst dem Feinde gegenüber, die Gesetze von Recht und Menschlichkeit zu achten.
Ich war auf diese Prüfung vorbereitet; denn ich hatte in den letzten Monaten vor dem Zusammenbruche täglich die Schweizer Presse gelesen. Ich hatte mit Sorge festgestellt, daß die deutschen Stellungnahmen nicht mehr beachtet wurden. Ich ahnte also, was uns bevorstehen würde. Trotzdem war auch ich erschüttert über die Wucht der Greuelpropaganda, die dann über uns hereinbrach.
Das fing schon in Tiengen an, (Lager, in das Grimm gebracht worden war), als mir Kapitän Loquin die Greuelbilder von Oradour und Buchenwald vorlegte. (1945 wurden Greuelbilder in vielen Millionen als Flugblätter verbreitet.) Das wurde auch in Waldshut fortgesetzt. Es fehlte aber auch in Donaueschingen nicht, wo mir der sehr wohlmeinende Chef des Sicherheitsbüros verschiedene Flugblätter mit aufreizenden Schlagzeilen und Greuelbildern vorlegte. Ich bemerkte, wie sehr auch die Offiziere von Donaueschingen von diesen Veröffentlichungen beeindruckt waren.
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›Dazu müssen Sie Stellung nehmen!‹, so sagten sie. ›Das dürfen Sie nicht leicht nehmen. Das ist es, was uns alle, aber auch die ganze Welt gegen Sie aufbringt.‹
In Donaueschingen konnte ich zum ersten Male ein paar ruhige Gegenbemerkungen machen. Man hatte mir ein Flugblatt gegeben, das die Zustände im Lager Schirmeck im Elsaß behandelte. Es sollten da 13.000 Insassen gewesen sein. Sie sollten bis auf einige wenige alle umgekommen sein und zuerst zu scheußlichen Experimenten der medizinischen Fakultät Straßburg gedient haben.
Unter den Insassen wurden auch hohe französische Generäle und zwei geistliche Würdenträger, die Bischöfe von Clermont-Ferrand und von Münster genannt. Ob sie zu den Überlebenden gehörten, wurde nicht gesagt.
Nun hatte ich – wenige Tage vor meiner Festnahme – in einer Baseler Zeitung den amtlichen amerikanischen Bericht gelesen, wonach die amerikanischen Truppen den Bischof von Münster in Telgte bei Münster wohlauf angetroffen hätten. Er habe die amerikanischen Journalisten enttäuscht, denn er habe sich weniger über die Nationalsozialisten beschwert, als über die unmenschlichen Leiden, die die englisch-amerikanischen Fliegerangriffe über die Zivilbevölkerung von Münster, Frauen, Greise und Kinder, gebracht hätten. Dies berichtete ich dem Kommandanten von Donaueschingen und er wurde daraufhin nachdenklich.
In Lindau hatte ich dann ein Erlebnis, das für meine persönliche Einstellung zum Greuelkomplex von entscheidender Bedeutung wurde. Eines Morgens meldete sich bei mir ein französischer Kommandant, der sich als Universitätsprofessor aus Montpellier vorstellte. Er begann ein hochgeistiges Gespräch …
Plötzlich kam er auf die Greuel zu sprechen: Oradour-Buchenwald. Wie ich mich dazu stelle?
Ich erwiderte:
›Da rennen Sie bei mir offene Türen ein. Ich bin deutsch-französischer Rechtsanwalt, Rechtslehrer und Vizepräsident der deutsch-französischen Gesellschaft. Aus all diesen Gründen bin ich für das Recht, für den Ausgleich, für die Verständigung. Ich nehme es mit all dem sehr ernst. Ich verurteile das Unrecht wie Sie, viel stärker noch als Sie. Nicht nur um des Unrechts an sich willen, für das es keine Entschuldigung gibt, sondern als Deutscher, weil es den deutschen Namen entehrt …
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Über die Verurteilung der Greuel als solcher herrscht also Einverständnis. Aber da gibt es noch zwei Dinge. Die muß man auseinanderhalten: Die Greuel selbst als Tatsachen, und die Art, wie davon in der Propaganda Gebrauch gemacht wird.
Greuel und Greuelpropaganda sind zweierlei. Die Greuel verurteile ich. Die Greuelpropaganda aber auch, auch um der Gerechtigkeit willen und für unser Volk.‹
Der Kommandant machte Einwendungen. Es sei doch alles sehr seriös. Vor mir lag ein Flugblatt von Schirmeck mit dem Greuelbericht über den Bischof von Münster.
Ich sagte:
›Ich habe monatelang die Entwicklung der Greuelpropaganda in der Schweiz verfolgt. Jedes besetzte Gebiet kam dran, in einem bestimmten Turnus: Norwegen, Dänemark, Holland, Belgien, Frankreich. Filme wurden gedreht: ›Wie lange noch?‹ mit schrecklichen Bildern. Zuerst waren es Hunderte von Toten, dann Tausende, dann Zehntausende, dann Hunderttausende!
Ich war erschüttert über diese Zahleninflation und dachte mir: An die Millionen wird man doch wohl nicht kommen. So viele Menschen (wie da von den Deutschen umgebracht worden sein sollen) gibt es ja gar nicht!‹
Mein Gegenüber wurde unruhig.
Ich fuhr fort:
›Ich verurteile die Taten; aber ich wehre mich dagegen, daß aus so traurigen Vorkommnissen Giftwaffen gemacht werden, die den Haß verewigen sollen. Ich wehre mich gegen die Übertreibungen, Verallgemeinerungen und Lügen. Sie wissen doch, wie es im vorigen Kriege war. Wir kennen die Veröffentlichungen des Northcliffe-Büros, das Buch von Klotz (ehem. französischer Finanzminister): ›De la guerre à la paix‹, worin er die Erfindung des Greuelmärchens von den abgehackten Kinderhänden erzählt und vor allem das klassische Buch über Greuelpropaganda von Ponsonby ›Die Lüge im Kriege‹, in dem die ganzen Methoden der Greuelpropaganda des vorigen Krieges offenbart werden. 1 Ganze Behörden hat es gegeben, die nichts anderes fabrizierten, als Greuelbilder, Leichenbilder und Leichenhaufen, durch Photomontage zusammengestellt.‹
Da sprang der Kommandant auf: ›Ich sehe, ich bin an einen Fachmann geraten. Ich bin gar kein Professor aus Montpellier. Ich bin vom Contre-espionnage-Bureau. Seit einigen Monaten tue ich nichts als das:
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- Vgl. hiezu auch die ausführlichen Enthüllungen in: Justinus, Frankreich erwache! 2 Bände, Diskus-Verlag, Leipzig, 2. Band, S. 113 bis 130, ferner Scheidl: Geschichte der Verfemung des deutschen Volkes.
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Greuelpropaganda. Das war die entscheidende Waffe in diesem Kriege; damit haben wir den totalen Sieg erfochten.‹
Ich erwiderte: ›Jawohl, Sie haben den totalen Sieg. Nun aber wird es Zeit, daß Sie diesen Kampf einstellen!‹
›Nein‹, rief nun der Kommandant aus. ›Jetzt fängt es erst richtig an! Wir werden fortfahren, jahraus, jahrein! Wir werden diese Propaganda noch steigern, bis in der Welt der letzte Funke der Sympathie für Deutschland ausgelöscht, und das deutsche Volk selbst so restlos zerknirscht sein wird, daß es sich nie wieder erheben kann!‹
Damit stand er auf. Ich konnte ihm nur noch die Worte nachrufen: ›Dann werden Sie eine große Verantwortung auf sich laden!‹«
Schon im und nach dem Ersten Weltkriege hatte man mit allen Mitteln der Lüge und Propaganda versucht, das deutsche Volk zu verfemen. Damals haben sich die Deutsche Regierung und das deutsche Volk gemeinsam tatkräftig und entschieden zur Wehr gesetzt. 1 Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Greuelpropaganda-Behauptungen durch den Untersuchungsausschuß der verfassunggebenden deutschen Reichsversammlung und des Deutschen Reichstages untersucht und das Ergebnis der mehrjährigen Untersuchungstätigkeit (1919–1927) wurde in einem großen Werke niederlegt 2 und die infame Verleumdung – wenigstens die offizielle – des deutschen Volkes dadurch zum Schweigen gebracht.
Auch die Behauptung, als wären nur auf deutscher Seite Kriegsgreuel vorgekommen, wurde gründlichst widerlegt. Das Internationale Rote Kreuz in Genf forderte nach dem Ersten Weltkrieg alle Landesverbände des Roten Kreuzes zur Untersuchung der Kriegsgreuel und zur Berichterstattung über das Ergebnis der Untersuchung auf. Man hoffte, Deutschland damit entscheidend zu treffen. Nach Einlangen des Berichtes des Deutschen Roten Kreuzes wurde diese Untersuchungsaktion schleunigst abgeblasen.
Gegen die Greuellügenhetze des Zweiten Weltkrieges wurde nichts unternommen. Im Gegenteil: Man ist noch am Werke, an der Ermordung des deutschen Namens eifrigst mitzuwirken und durch eine nicht abreißende Kette von Kriegsverbrecherprozessen die These vom deutschen Verbrechervolk nachhaltigst zu stützen.
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- Über die Entlarvung der infamen Greuellügenpropaganda im Ersten Weltkrieg, vgl. Scheidl: Geschichte der Verfemung des deutschen Volkes, Band I.
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- Völkerrecht im Weltkrieg.
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Aber nichts geschah von Amtswegen dagegen. Weder von seiten der Bundesregierung, noch des Bundestages, noch von anderer offizieller Seite wurde etwas unternommen, um die Wahrheit festzustellen. Im Gegenteil! Zahlreiche Deutsche, darunter hohe und höchste Beamte, überstürzten sich, die Greuelbehauptungen alle demütig und widerspruchslos als wahr und erwiesen hinzunehmen, trotzdem das deutsche Volk in Gefahr war, in diesem Meer von Unrat, das da über sein Haupt ausgegossen wurde, zu ersticken.
Ja, noch mehr! Sie überboten sich in der Weiterverbreitung der Greuelbehauptungen und in Selbstbeschuldigungen. 1
Man verteidigte sich nicht nur nicht, man besorgte willfährig die Geschäfte der Todfeinde des deutschen Volkes und führte und führt noch – fast zwei Jahrzehnte nach beendetem Kriege – massenweise Strafprozesse und Kriegsverbrecherprozesse durch, deren Wirkung letzten Endes für die ganze Welt nur die sein konnte, der ganzen Welt immer wieder aufs Neue zu beweisen, daß das deutsche Volk ein Verbrechervolk ist.
Einer erschütternden Mitteilung des Bundesjustizministeriums entnehmen wir folgende ungeheuerliche Bilanz:
In der Bundesrepublik waren bis zum 31. März 1961 12.715 Personen wegen sogenannter »Kriegsverbrechen” angeklagt worden. Deutsche Gerichte verurteilten bis zum Inkrafttreten des Grundgesetzes (1949) zwölf Beschuldigte zum Tode. (Die Urteile wurden aber nicht vollstreckt, da die Todesstrafe abgeschafft ist.) 68 Angeklagte wurden zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. 5.178 Beschuldigte zu zeitlich begrenzten Freiheitsstrafen und viele andere zu Geldstrafen. Eine hohe Anzahl der Angeklagten (über ein Drittel) – insgesamt weit über 4.000 – mußte freigesprochen werden. In weiteren 2.500 Fällen mußte das Verfahren überhaupt eingestellt werden.
Alliierte Militärgerichte verurteilten mehr als 5000 Deutsche, vornehmlich Soldaten, darunter 806 zum Tode.
Wer hat jemals von einem Kriegsverbrecherprozeß irgendwo in der Welt gegen alliierte Kriegsverbrecher gehört? Wann und wo hat jemals in Deutschland eine Untersuchung oder gar eine Verhandlung gegen einen alliierten Kriegsverbrecher wegen an Deutschen begangener Kriegsverbrechen stattgefunden?
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- Vgl. dazu Geschichte der Verfemung Deutschlands – Die deutschen Selbstbesudler.
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Die Sieger haben Deutschland verboten, solche Untersuchungen und Verhandlungen gegen alliierte Kriegsverbrecher durchzuführen: denn allein schon durch solche Kriegsverbrecherprozesse gegen alliierte Kriegsverbrecher wäre die Durchführung der deutschen Kriegsverbrecherprozesse unhaltbar geworden.
Denn sie hätten der ganzen Welt offenbar gemacht, daß die Anderen nicht nur ebensolche, ja noch viel schwerere und zahlreichere Kriegsuntaten begangen und noch viel schwerere Schuld auf sich geladen haben.
Man hätte wenigstens mit gleichem propagandistischen und publizistischen Mitteln, durch Presse und Buch, Rundfunk, Film und Fernsehen alles tun müssen, die alliierten Untaten auf diese Weise gebührend anzuprangern, nachdem die brutale Macht der Sieger ihre ordentliche rechtliche Untersuchung und gerichtsmäßige Verfolgung verbot. Das einseitige Reden von deutschen Untaten und das gleichzeitige Verschweigen allen Unrechts der Anderen ist nichts als eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Irgend etwas hätte geschehen müssen! Aber nichts wurde und nichts wird heute noch unternommen, um Deutschland gegen die maßlose und hemmungslose Greuelpropaganda zu schützen und zu verteidigen.
Der bewußte Verzicht der deutschen Regierungen nach 1945 auf jeden geistigen Widerstand gegen Übertreibung, Lüge und Verleumdung trifft jeden Patrioten schwer. Noch tiefer aber treffen die zahllosen ungeheuerlichen Selbstbeschuldigungen, aus welchen Motiven sie immer erfolgen. Der in Deutschlands Politik und Publizistik bis zum Exzeß getriebene Verzicht auf die Darlegung des deutschen Rechtsstandpunktes gegenüber den Siegerhandlungen ist tief beunruhigend.
Deutschland schweigt
»Durch Schweigen zu sündigen, wo protestiert werden müßte, macht aus einem Volk von Männern ein Volk von Feiglingen.«
(Abraham Lincoln)
Für die deutsche Staatsführung mag dieses dauernde Hinausschieben der schließlich doch unvermeidlichen Verteidigung der deutschen Ehre, die Unterdrückung der Feststellung der geschichtlichen Wahrheit augenblicklich bequem sein; aber die unvermeidliche Auseinandersetzung der Haß-, Rache- und Greuelhetze wird durch das dauernde
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Hinausschieben nicht einfacher, sondern immer schwieriger und kompliziert. Der Zeitverlust erwies sich immer als verhängnisvoller.
Es hat sich erwiesen, daß die Greuelpropaganda immer ärgere und immer übertriebenere Formen annimmt, je wehrloser sich Deutschland dagegen zeigt. Je länger und beharrlicher Deutschland schweigt, umso hemmungsloser und übertriebener wurden und werden die Greuellügen. Angesichts des Fehlens jedes Widerstandes, jeder Kontrolle und Zurechtweisung werden die Greuellügner und Verleumder immer dreister. Die Greuellügen hätten niemals dieses Ausmaß annehmen können, wenn die Berufenen den Mut besessen hätten, dieser Hetze von Anbeginn an fest und entschieden entgegenzutreten. Als die Hetzer und Lügner sahen, daß wir wie gelähmt schwiegen, schwoll ihnen der Kamm und ihre Übertreibungen und Erfindungen wuchsen von Tag zu Tag bis ins Phantastische. Und weil Deutschland schwieg und immer noch schweigt und weil sie in der ganzen Welt unwidersprochen blieben, sind sie inzwischen der ganzen Welt als wahr und wirklich in Fleisch und Blut übergegangen. Die Lügenhetze hat auf allen Linien gesiegt.
Mit jedem Tage wird es schwieriger, Wahrheit und Recht im Falle Deutschland zur Geltung zu bringen. Vor allem wird die Welt, wenn man endlich daran gehen wird, der Wahrheit ihr Recht zu erkämpfen, allen so verspäteten Veröffentlichungen und Stimmen mit größter Skepsis begegnen und mit Recht fragen: Warum erst jetzt?
Einer feindseligen – im besten Falle teilnahmslosen – Welt eine im Lauf der Jahrzehnte zu Stein gewordene Überzeugung zu nehmen, ist ein Unternehmen, vor dessen Schwierigkeit und Langwierigkeit jedem bange werden kann. Zu viel ist auf diesem Gebiete zu lange versäumt worden.
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