von Hadmut Danisch
Oder so ähnlich.
Über Presse, Journalismus und Absaufen.
Scheint, als würde das Jahr 2019 heiter, erfrischend und erholsam – für alle die, auf die die Presse ständig eindrischt. Alte weiße Männer zum Beispiel.
Tja, sieht aus, als ob die Strategie der Presse, auf die einzuschlagen, die noch Zeitung lesen (gelesen hatten), und sich auf die Seite derer zu schlagen, die es mit dem Lesen nicht mehr so haben, schon gar nicht gegen Geld, geschäftsstrategisch nicht aufgegangen ist.
Meedia meldete heute gleich in drei Artikeln, dass sich die DuMont Mediengruppe von allen Zeitungen (irgendwo hieß es auch: Regionalzeitungen) trennen wolle (ACHTUNG: von DuMont nach derzeitigen Pressemeldungen noch nicht bestätigt, die sagen nichts dazu).
Aus dem ersten:
Regionalmedien, Druckereien und zentrale Services sowie Anzeigenblätter – von all dem möchte sich die DuMont Mediengruppe trennen. Dies berichtet der Branchendienst Horizont am Dienstagmorgen. Die Informationen beruhen auf Unterlagen der Goetzpartners Corporate Finance GmbH in München, die von potenziellen Interessenten “unverbindliche Angebote” einholen möchte.
Der Ur-Artikel, aus dem sie das haben, war wohl dieser hier aus Horizont.net hinter Paywall. Zumindest im frei zugänglichen Aufmacher liest sich das eine Kleinigkeit anders:
Keine vier Jahre nach dem Tod des Verlegers Alfred Neven DuMont soll die Mediengruppe zerschlagen werden. Die Gesellschafter wollen sich von allen Regionalmedien trennen. Von dem mehrere Jahrhunderte alten Traditionsunternehmen bliebe kaum etwas übrig.
Das liest sich für mich wie Hedge-Fond-Heuschrecken: Aufkaufen, zerkloppen, und in Einzelteilen wieder verkaufen.
Etwas würziger ist der zweite Artikel von Meedia: Wenn Journalismus zur Bad Bank wird: Was der Räumungsverkauf bei DuMont für das Zeitungsgeschäft bedeutet
Heißt: Journalismus ist auf Ramsch-Niveau angekommen, gilt als betriebswirtschaftliche Belastung. Alles andere hätte mich bei der Qualität dann auch gewundert.
Die Nachricht als solche überrascht Insider nicht, allenfalls der Zeitpunkt. Gerüchte waberten schon seit Monaten, und der Name DuMont fiel dabei immer öfter. Jetzt, im Februar 2019, ist es soweit: Mit der Kölner Mediengruppe will der erste deutsche Traditionsverlag sein Zeitungsgeschäft komplett abstoßen. In einer Branche, die nach außen noch so selbstbewusst auftritt, ist Panikstimmung angesagt.
Tja, hätten’se mal früher Panik bekommen, dann hätten sie vielleicht mal aufgehört, solchen Mist als „Journalismus” zu progandieren und ihren eigenen Hals gerettet. Wer aber seit Jahren sieht, dass es bergab geht, und sehenden Auges mit dem Mist weitermacht, dem gehört’s dann auch nicht anders. Hat so ein bisschen was von der Leiche, die auf ihrer Beerdigung im Sarg beim Zuschaufeln plötzlich Panik vor dem Sterben bekam. Ja, damit kommst’e zu spät, sprach der Pfarrer. Darum hätt’ste Dich früher kümmern müssen.
Nicht einmal vier Jahre hat es gedauert, bis das verlegerische Erbe von Alfred Neven DuMont nach dessen Tod zur Disposition steht – oder besser gesagt das, was davon noch übrig ist.
Was man davon übrig gelassen hat. In gewisser Weise besteht Journalismus ja auch nur noch aus Plünderung des Arbeitgebers, weil sie ein Gehalt verlangen und Produktionskosten verursachen, es aber zu ihrem persönlichen politischen Aktivismus missbrauchten und kein Geld mehr erwirtschafteten. Im Prinzip haben Journalisten ihren Arbeitgeber und damit ihren Arbeitsplatz selbst verheizt. Was enorme Dummheit voraussetzt. Denn welcher nur halbwegs verständige Mensch wurde so den Ast abfackeln, auf dem er sitzt?
Was natürlich auch auf unternehmerisches Versagen zurückgeht. In jeder halbwegs intakten Firma von der Größe eines Zeitungsverlages gibt es Controller, die überprüfen, welche Geschäftsbereiche Plus und welche Minus machen und wofür man Geld verplempert. Die hätten eigentlich schon frühzeitig warnen müssen, dass fast alle Journalisten längst mehr kosten als sie einbringen. Man hat die dann teilweise auf Provision gesetzt, sie also nur noch per Anteil an den Einnahmen bezahlt, aber ihnen einfach mal wie in jeder ordentlichen Firma zu sagen, dass sie teuren Mist produzieren und jetzt mal wieder ordentlich arbeiten oder gehen müssen, kam niemand in den Sinn. Wäre von Geisteswissenschaftlern dann wohl auch zuviel verlangt, so zu arbeiten, dass sie ihre eigenen Kosten reinholen.
DuMonts für viele irritierend wenig medienaffiner CEO Christoph Bauer hat dem Niedergang kein entschlossenes Gesamtkonzept entgegenzusetzen gehabt, das über wiederkehrende Kostenrunden hinausging. Dem seit Oktober 2013 agierenden Vorstandschef mangelte es an Mut und Visionen. Der – laut eigener Vita – Experte im “Change Management” suchte sein Heil in der Digitalisierung, nur offenbar nicht in der des Journalismus, wie man aus heutiger Sicht feststellen muss. Damit war das einst so einflussreiche Zeitungsimperium DuMont früher als andere Königslande der Verlegerwelt reif für den finalen “Change”, raus aus allem, was der Vierten Gewalt einst heilig war. Zeitungs-Journalismus als Bad Bank im Medienhaus-Business.
Was sich nunmal auch nicht nach fähigem Unternehmertum anhört. Würde mich mal interessieren, wieviel sie dem gezahlt haben. 2014 hieß es noch, der solle DuMont „zukunftsfähig” machen. Hat wohl nicht geklappt. Ob er daran schuld ist, wäre zu diskutieren. Heutige Journalisten profitabel zu machen wäre wie einer Sau das Fliegen beizubringen. Die sind ja eigentlich nicht mehr mitarbeitertauglich, alle nur noch durchgeknallt. Vermutlich wird er nach vier Jahren CEO aber genug auf der Kante haben.
Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands spricht von einem “verlegerischen Offenbarungseid” und sieht die Politik in der Pflicht, Verantwortung für “Meinungsvielfalt und Qualitätsjournalismus” zu übernehmen.
Ah ja. Jetzt sind die Verleger dran schuld, und die Politik soll es richten (=zahlen). Weil „Meinungsvielfalt und Qualitätsjournalismus”. Nur dass es das schon lange nicht mehr war. Es gab nur noch eine Einheitsmeinung und qualitativ ist deutscher Jouranalismus inzwischen der letzte Müll. Und da war Relotius nur eine Winzigkeit.
Denn die Branche ist insgesamt in Aufruhr. “Jeder redet mit jedem”, fasst ein Vorstand eines großen Verlagshauses die aktuelle Situation auf Entscheiderebene zusammen. Während am Markt auf Produktebene zwischen den Häusern teils erbitterte Rivalität herrscht, wird hinter den Kulissen um Optimierungen und Marktbereinigungen gerungen. DuMont ist dabei ein Baustein, aber lange nicht der einzige. In den kommenden Monaten erwarten führende Manager eine ganze Reihe von Einstellungen und Übernahmen. “Der Markt ist in Bewegung, jedem ist klar, dass jetzt gehandelt werden muss”, so ein Insider. Nach Jahren der (aus Sicht der Zeitungsverlage oft eher moderaten und kalkulierbaren) Auflagen-Erosion sei seit Mitte vergangenen Jahres ein massiver Einbruch der Anzeigenumsätze hinzugekommen. Dieser sowie die künftigen Mehrkosten bei der Zustellung verdüstere die Aussicht auf einen profitablen Betrieb der Titel zusehends, heißt es aus vielen Häusern.
Im Prinzip Insolvenzverschleppung. Wandelnde Untote. Sterbeverzug.
Man hat jahrelang die Leser als zahlende Kunden in die Flucht geschlagen, weil man dachte, man könnte auch von den Werbeeinnahmen leben und die Auflage durch Verschenken der Zeitung fingieren. Deshalb haben die auch so auf den Lesern herumgetrampelt, die Arroganz zu glauben, dass man sie nicht bräuchte. Das hat auch ein Weilchen funktioniert, aber irgendwann kamen die Werbekunden dahinter, dass das alles nur noch Betrug ist, dass die nur noch so tun, als hätten sie Auflage. Ich hatte ja im Blog schon einige Artikel dazu, dass die Firmen, die Werbung schalten, inzwischen die Schnauze voll haben und sich dort längst rumgesprochen hat, was das für ein Schwindel ist.
Und als die Branche eigentlich schon kaputt war und man sich wirklich sehr viel Mühe hätte geben müssen, um das Geschäftsfeld zu retten und besten Journalismus zu machen. Was aber machen sie? Pro Quote. Haben sich angereichert mit leistungsunfähigen Quotenfrauen, die nichts anderes getan hatten als feministisch zu keifen. Dass sich die weibliche Presse immer mehr um die Ausscheidungen des Südpols zu drehen scheint, habe ich beschrieben.
Die brutale Wahrheit lautet: Kaum jemand wird es gelingen, sich dem Markttrend gänzlich zu entziehen. Aber jene, die glaubten, der Gefahr vor allem mit einem wuchtigen Tritt auf die Kostenbremse ausweichen zu können, sind als Erste mit ihrem Latein am Ende und reihen sich ein ins Feld der Verlierer oder der “Konsolidierten”, wie sie der BDZV-Präsident nennt. Wer die DNA seines Geschäfts nicht verstanden hat und wessen vorderste Handlungsmaxime der eigene Bonus nach der nächsten Jahresbilanz scheint, ist als Change Manger in Medienhäusern der Digitalzeit nicht nur auf lange Sicht eine denkbar schlechte Wahl. Die Einschläge kommen schneller und härter, als es die schillernden Business-Pläne der selbsternannten Mover & Shaker vorgaukeln. Effizienz ist im modernen Verlagsgeschäft unabdingbar, aber ohne Relevanz fehlt schlicht die Geschäftsgrundlage.
Relevanz.
Egal, wie sehr man den Laden auf Effizienz trimmt, man macht kein Geschäft, wenn die Journalisten nur Mist schreiben und die Leser beschimpfen. Was steht denn in der Presse der letzten Jahre? Gefühlt hauptsächlich dummes Gekeife, Feminismus, Einschlagen auf alte weiße Männer, Hetzjagd gegen Rechts, Nazi, Pegida, Sachsen in der Endlosschleife. Wer, dachten die eigentlich, soll ihnen diesen Schwachsinn noch abkaufen?
Zu viele Manager haben den Raubbau an ihrem Geschäftsmodell über Jahre sehenden Auges in Kauf genommen, Redakteursstellen gestrichen und am Produkt gespart, um die Rendite zu sichern.
Tja. Mainstream, Political Correctness, Frauenquote, Migrationsjubel, und den Umsatzverlust durch Schrumpfung ausgleichen.
Ich frage mich, wie doof man dafür sein muss.
Nehmt mich mal als Maßstab. Ich habe doch von der Branche und dem Geschäft doch nun wirklich originär keine Ahnung die über allgemeines Laienwissen hinausgeht. Ich bin Informatiker und habe mit Journalismus und eigentlich auch mit Betriebswirtschaft zumindest im Berufsprinzip nichts am Hut. Ich habe keine Ahnung, wie so eine Redaktion läuft und funktioniert (allerdings inzwischen ziemlich Ahnung davon, wie sie nicht funktioniert), aber das schon seit Jahren im Blog geschrieben, dass es genau so kommen wird.
Wenn ich das schon als Laie und Außenstehender erkenne, warum konnten sie selbst es dann nicht?
Die Premium-Inhalte, von denen in Interviews der Führungskräfte und auf Kongressen immer wieder die Rede ist, sind häufig längst Mangelware.
Premium-Inhalte. So, so.
Was in der Startup-Szene, auf die viele Verleger neidisch schielen, ein No-Go wäre, ist in der Medienwelt leider Realität: Das Produkt gerät aus dem Fokus, der unabhängige Journalismus verliert die Priorität. Wenn es so weiter geht, darf man sich über weitere Branchen-Schlagzeilen wie die vom Ausverkauf bei DuMont nicht wundern.
Habe ich schon oft gesagt: Die Medien sind die einzige Branche, die wirklich darauf pfeift, ob ihr Produkt bei Kunden beliebt ist.
Natürlich jammert jetzt auch der SPIEGEL. Lest Euch mal diesen dumme Aussage durch:
Allein, außer den Journalisten selbst spürt den Niedergang kaum jemand. Die Blätter erscheinen ja weiter. Wer sie kaufen will, der kann das. Es machen bloß immer weniger.
Die Leute sollen angeblich selbst nicht merken, dass sie keine Zeitung mehr kaufen.
Ich glaube, es war umgekehrt. Die Journalisten waren die einzigen, die nicht merkten, was für einen Mist sie produzierten.
Das Jahr 2019 wird für den Journalismus noch viele solcher schlechten Nachrichten bereit halten. Die Anzeigenmärkte brechen weg. Die Tageszeitungen verlieren Abonnenten. Und nur wenigen Häusern gelingt es, digitale Angebote zu machen, für die die Leser bereit sind, zu bezahlen.
In den kommenden Jahren werden Zeitungen verschwinden. Es werden Titel eingestellt und Redaktionen nicht mehr berichten. Und diese Lücke werden nicht mehr nur Journalisten zu spüren bekommen. Sondern Stadträte, über deren Arbeit niemand mehr berichtet.
Das machen die dann halt selbst.
Schauen wir in den dritten Meedia-Artikel:
Das traditionsreiche Medienhaus DuMont will sich offenbar von sämtlichen Regionalzeitungen trennen. Das wäre der letzte Schritt des Unternehmens im Zeitungsgeschäft nach einem teilweise dramatischen Niedergang der Blätter. Ein Blick auf die verkauften Auflagen laut IVW bescheinigt den Titeln ein Minus von 43,5% bei Abos und Einzelverkauf in nur zehn Jahren. Vor allem die drei Boulevardzeitungen befinden sich im freien Fall. […]
Die Berliner Zeitung ist inzwischen bei 50.552 Abos und Einzelverkäufen angekommen, die Hamburger Morgenpost bei nur noch 38.393. Zahlen, bei denen sich allmählich die Existenzfrage stellt.
Es ist also die Frage, ob sich dafür überhaupt noch ein Käufer findet, oder ob die den Laden nicht einfach zu machen.
War ne verdammt kurze Frauenquote.
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