Krise trifft Deutschland am härtesten

von Claus Vogt

Die Wirtschaftsaussichten für 2019 sind düster: Wenn die Börsen-Blase platzt, trifft es Deutschland am härtesten. Und der DAX hat ein Abo aufs Tabellenende.

In den vergangenen Wochen sind die Aktienmärkte nicht nur in Deutschland, sondern weltweit unter Druck geraten. Warnsignale gab es reichlich, einige davon habe ich hier besprochen. Für GEOLITICO-Leser kamen die Kursrückgänge also nicht überraschend.

Wie in der Frühphase einer Baisse üblich, ist die Anlegerstimmung auch jetzt noch von großer Sorglosigkeit geprägt. Die Prognosen für 2019 sind wie üblich bullish und verströmen Börsen-Zuversicht. Die realwirtschaftliche Entwicklung habe sich zwar etwas verschlechtert, heißt es, von einer Rezession könne aber keine Rede sein, deshalb seien die Kursrückgänge nicht gerechtfertigt.

Extrem hohe Überbewertung der US-Börse

Nun hat die Vergangenheit aber immer wieder gezeigt, dass die Aktienkurse nicht erst dann fallen, wenn die Rezession in aller Munde ist. Wenn Krisenmeldungen die Schlagzeilen bestimmen, befindet sich eine Baisse gewöhnlich schon in ihrer letzten Phase, die zugegebenermaßen zumeist die spannendste ist und deshalb in Erinnerung bleibt. Der größte Teil der Kursverluste hat jedoch schon zuvor stattgefunden.

Die Börsenberichterstattung bietet jetzt verschiedene Erklärungen für die Börsenschwäche der vergangenen Wochen. Einer der wichtigsten Punkte kommt dabei allerdings nur sehr selten zur Sprache: die extrem hohe Überbewertung der US-Börse.

Tatsache ist, die fundamentale Bewertung des US-Aktienmarktes hat in diesem Zyklus nach allen bewährten Kennzahlen der Fundamentalanalyse ein Niveau erreicht oder sogar überschritten, das in der langen Geschichte der US-Börse zuvor nur zwei Mal gesehen wurde, und zwar in den Jahren 2000 und 1929. Im ersten Fall ging es anschließend mit dem NASDAQ Index und dem DAX um über minus 70% nach unten, im zweiten Fall verlor der Dow Jones Industrial 89 Proeznt.

Hier erkennt man die extreme fundamentale Überbewertung der US-Börse. Quelle: St. Louis Fed

Die Schwäche des DAX ist alarmierend!

Der DAX hat sich im internationalen Vergleich besonders schwach gezeigt. Das in zweifacher Hinsicht bemerkenswert: Erstens deutet es darauf hin, dass Deutschland besonders schwere Zeiten bevorstehen. Im Hinblick auf den desolaten Zustand der EU und die riesigen TARGET-2-Kredite in Höhe von fast einer Billion Euro, die Deutschland durch die Hintertür der EZB vor allem an Italien und Spanien vergeben hat, kann man sich leicht vorstellen, auf welche Probleme Deutschland zusteuert.

Zweitens zeigt die Finanzmarktgeschichte, dass Märkte, die sich am Anfang einer Baissephase durch Schwäche hervortun, im Laufe der Baisse schwach bleiben. Deshalb sollten sich Investoren und Anleger darauf einstellen, dass die deutsche Börse das hintere Tabellenende auf absehbare Zeit nicht verlassen wird.

Im Jahr 2018 hat an den Aktienmärkten eine Baisse begonnen, und diese Baisse hat 2019 noch sehr viel Platz nach unten. Investoren und Anleger sollten sich jetzt darauf einstellen, damit sie nicht unvorbereitet von Entwicklungen überrascht werden, die aufgrund der hohen Überbewertung und der schwerwiegenden Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre eigentlich gar keine Überraschungen sind. Und wer Spaß an der Börse hat, sollte sich auf die kommenden Monate sogar freuen. Denn erstens kann man auch mit fallenden Kursen Geld verdienen, und zweitens gehen große Krisen stets mit ebenso attraktiven Gewinnchancen Hand in Hand.


Quelle und Kommentare hier:
https://www.geolitico.de/2018/12/30/krise-trifft-deutschland-am-haertesten/