von Rosita
Sechs Millionen Menschen haben ein Video gesehen, in dem eine Französin sich über die hohen Spritpreise beschwert. Die Behörden rechnen am Wochenende mit landesweiten Protesten. Und Macron gibt sich zerknirscht.
Mit einem Video gegen die hohen Spritpreise auf Facebook hat sich die 51 Jahre alte Jacline Mouraud an die Spitze einer landesweiten Protestbewegung gesetzt. Damit bringt die Bretonin die französische Regierung in Bedrängnis.
Für Samstag haben zahlreiche Bürgergruppen zu landesweiten Straßenblockaden aufgerufen. Gelbe Warnwesten (gilets jaunes) sind das Erkennungszeichen der wütenden Autofahrer, die sich über die sozialen Netzwerke organisieren.
„Hetzjagd auf Autofahrer“
Eine „Hetzjagd auf Autofahrer“ beklagt Jacline Mouraud in ihrem vier Minuten und 38 Sekunden langen Handyvideo, das auf Facebook mehr als sechs Millionen Mal angeklickt wurde. „Vor zehn Jahren habt Ihr uns dazu gebracht, Diesel zu kaufen, weil sie als umweltfreundlicher galten“, klagt die dreifache Mutter mit dem grauen Pagenschnitt. Nun missbrauche Präsident Emmanuel Macron die Fahrer als Goldesel.
Die Wut der Bretonin richtet sich nicht nur gegen die hohen Spritpreise – fast 1,90 Euro kostete der Liter Diesel diese Woche an Zapfsäulen in Frankreich, der Liter Super sogar 1,98 Euro. Sie richtet sich vor allem gegen den erklärten Willen Macrons, die Dieselsteuer zum 1. Januar zu erhöhen.
Offiziell begründet die Regierung die Angleichung an die Benzinsteuer mit ökologischen Gründen und der Abgasaffäre um Volkswagen und Co. Die Opposition wirft Macron dagegen vor, die Autofahrer zu melken, um die leeren Staatskassen zu füllen – 15 Milliarden Euro jährlich kann der Fiskus nach Angaben der französischen Konservativen zusätzlich erwarten.
Neues Geschirr für den Elysée-Palast?
All das, um neues Geschirr für den Elysée-Palast zu kaufen oder ein teures Schwimmbad für den Präsidenten zu bauen, empört sich Mouraud in ihrem Video. Die Akkordeonspielerin und freischaffende Hypnose-Therapeutin wird derzeit von Fernsehsender zu Fernsehsender durchgereicht, um ihre Kritik an Macron vorzutragen. Seitdem haben viele Franzosen eine gelbe Warnweste auf ihr Armaturenbrett gelegt, wie die 51-Jährige in ihrem zehn Jahre alten Volvo.
Mouraud ist das Gesicht einer Bewegung, die sich dem Zugriff der Behörden entzieht. „Es ist schwierig, denn es gibt keine gewerkschaftliche Organisation“, klagt Innenminister Christophe Castaner. Die Regierung rechnet für Samstag mit Massenprotesten, obwohl offiziell kaum Demonstrationen angekündigt sind.
„Die Leute wissen gar nicht, wie sie die anmelden sollen, sie haben keine Erfahrung mit Demos“,
sagt der Sprecher einer Polizeigewerkschaft.
Harte Nuss für die Polizei
Wie viele Franzosen wo und wann Straßen blockieren werden, weiß niemand.
„Es ist eine harte Nuss. Die Präfekten wissen nicht genau, wie viele zusätzliche Polizisten sie anfordern müssen“, sagt ein Beamter.
Präsident Macron gab sich zuletzt ungewohnt zerknirscht: Er empfinde „Respekt und Achtung“ für die wütenden Autofahrer, sagte er bei einem Fernsehauftritt zur besten Sendezeit. Aber er rief auch zu Misstrauen auf:
„Es gibt viele Leute, die diese Bewegung missbrauchen wollen“,
sagte er mit Blick auf Populisten zur Linken wie zur Rechten.
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