von Hadmut Danisch
Im Propaganda-Schlepptau der 15-jährigen schwedischen synthetischen Öko-Jeanne d’Arc Greta Thunberg haben vergangenen Freitag in verschiedenen Städten Deutschlands Schüler die Schule geschwänzt, um für Klimaschutz zu demonstrieren. Da sie es morgen vermutlich wieder tun werden, ist wohl ein Kommentar von mir fällig.
Mal abgesehen davon, dass man nur sehr wenig in der Birne haben kann, wenn man sich in einem selbst für Leute, die das ein Leben lang als Beruf machen, nur schwer zu beurteilenden Thema hinter einer 15-Jährigen Wohlstandstussi versammelt, die das ganz sicher nicht durchblickt, weil nicht durchblicken kann, und bisher nichts gebracht hat, außer vor einem leeren Saal ein paar Zeilen fremden Textes von einem Blatt abzulesen, und es doch sehr auffällt, dass das alles orchestriert und gesteuert ist, und jeder, der sich so steuern lässt nur vom dummen Ende der Gesellschaft stammen kann, will ich da auch inhaltlich mal etwas sagen.
Als ich damals in dem Alter war, hat morgens mein Wecker geklingelt. Der hat noch geklingelt, denn ich hatte so einen mechanischen Blechwecker, den man jeden Abend aufziehen musste und der dann morgens nichts anderes tat, als kurz aber heftig entsetzlichen blechernen Lärm zu verursachen. Strom hat er nicht gebraucht.
Dann habe ich das Licht angemacht und mich geduscht. Das brauchte etwas Strom. Gefrühstückt habe ich zuhause nicht. Manchmal unterwegs ein Brot. Ich bin, wie viele meiner Klassenkameraden, morgens mit dem Fahrrad zur Schule, zwischen 8 und 12 Kilometer (ich war auf zwei verschiedenen Schulen).
Dann saßen wir in der Schule. Nichts mit Multimedia und so. Es gab in der Schule genau einen Videorekorder, auf dem wir einmal in meiner ersten Schule, und dann nochmal in meiner anderen Schule einen Film gesehen haben. Sonst gab es da nichts. Strom haben wir verbraucht, wenn der Lehrer das Licht im Klassenzimmer angeschaltet hat. Eher selten. Es war geheizt, aber nicht sehr. Wir haben uns warm angezogen. Der Lehrer hat mit Kreide an die Tafel geschrieben. Oder in Erdkunde mal die uralten Landkarten aus dem Fundus mitgebracht und aufgehängt. Der BIO-Lehrer hatte Gummi-Stempel, mit denen er rumgegangen ist und all die Schema-Zeichnungen einfach in die Schulhefte gestempelt hat.
Apropos Kleidung. Unsere Kleidung kam nicht aus Billiglohnländern China oder Bangladesh. Wir haben sie nicht um die halbe Welt eingeflogen oder per Schiffsdiesel angeschippert, weil wir uns hier zu fein sind, in der Fabrik Kleidung zu nähen und lieber an dier Universität 17 Semester Nutzloses studieren. Unsere Kleidung kam aus Deutschland. Zugegeben, ein Teil davon kam, wie wir viel später erfahren haben, aus dem Billiglohnland DDR. Das kennt Ihr nicht mehr, das war sowas ähnliches wie Bangladesh, aber viel näher. Und das Zeug wurde aus der DDR weder mit dem Flugzeug, noch mit dem Riesenschiff geliefert.
Es war überhaupt ganz anders mit der Kleidung. Bei uns hat man damals alte Kleidung geflickt, wenn sie kaputt war. Wir hatten noch solche Aufnäher auf den Knien und anderen durchgescheuerten Stellen, es war bei uns normal, solche Flicken auf der Kleidung zu haben. Es war auch keine Markenkleidung. Nichts, wofür Werbung gemacht wurde. Ab und zu mal was von C&A. Wir haben es getragen, bis es wirklich kaputt war oder nicht mehr passte. Und wenn es nicht mehr passte, haben es die jüngeren Geschwister aufgetragen.
Heute ist es umgekehrt. Heute kaufen sie sich neue Hosen und machen sie erst mal kaputt, um darin modisch auszusehen. In Berlin sieht man Frauen in langen Jeans praktisch nur noch mit Rissen im Kniebereich. Natürlich stets mit Handy, oft mit Coffee-to-go.
Wir haben draußen gespielt. Bei mir war das der Altrhein. Wir haben uns da wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn herumgetrieben, und zwar stromlos und klimaneutral. Elektrofahrräder und sowas gab’s nicht. Als wir 16 waren, hatte einer in der Klasse ein Mofa.
Wir hatten auch ansonsten nicht viel Spielzeug, das überhaupt Strom verbraucht hat. Nahezu alles, was mit Freizeit zu tun hatte, war rein mechanisch. Hulla-Hoop-Ringe, Federball, Tischtennis und sowas. Wir sind wie die Bekloppten auf Hüpfbällen ge … ge … naja, eben gehüpft. Im Winter haben wir Schnee geschippt und Schneemänner gebaut. (Ja. Wirklich. Nur Schneemänner. Keine Schneefrauen. Und niemand hat’s gestört.) Wir hatten ein paar Sachen, die Batterien brauchten. Spielzeugkräne, Schiffeversenken und sowas. Aber fast nichts, was ein Netzteil hatte.
Auch wenn wir uns in der Schulklasse getroffen haben, haben wir eigentlich kaum Strom verbraucht. Der Punkt ist nämlich: Wir haben uns noch persönlich getroffen. Und dann haben wir irgendwas unsicher gemacht. Vielleicht sind wir auch mal ins Kino, aber insgesamt ziemlich klimaneutral.
Auch Fernsehen konnte man damals nicht so viel. Es gab drei Programme, und die wurden gegen 17.00 ein- und kurz nach Mitternacht wieder abgeschaltet. Ernsthaft. Da kam dann nichts im Fernsehen außer Rauschen oder dem Testbild. Ich hatte mit 15 einen eigenen Fernseher, weil ich einen alten, gebrauchten, kaputten Schwarz-Weiß-Fernseher vor dem Müll gerettet und repariert hatte (die Dioden im Brückengleichrichter waren durch). Den hatte ich dann bis ins 7. oder 8. Semester im Studium. (Dafür hatte ich mir im Studium eine neue Kenwood-Stereoanlage geleistet, um mir die damals brandneuen CDs anhören zu können, die ich jetzt, rund 30 Jahre später, übrigens immer noch in Betrieb habe. Steht im Wohnzimmer. Merkt man auch nicht, die sehen nämlich immer noch genauso aus, aber Gäste wundern sich, warum das Ding keine Fernbedienung hat.)
Internet und Handys und sowas hatten wir nicht. Gab es damals noch nicht. Ich hatte mein erstes Handy mit 30, und mit dem konnte man nichts anderes als Telefonieren, und das wollte man nicht mal, weil zu teuer. Wir haben damals beim Gehen auf den Straßen noch nach vorne gesehen. Heute bekommen Achtjährige einen Heulkrampf, wenn sie während des Unterrichts das Handy weglegen sollen. Oder wenn das Handy nicht auf dem neuesten Stand ist. Und natürlich haben sie alle Fernseher und Videospiele und sowas im Kinderzimmer.
Ohne Whatsapp und Facebook geht es natürlich auch nicht, Google und Youtube sowieso, und Fernsehen guckt man nicht mehr über Antenne, Netflix oder sowas muss es schon sein. Und schon vor 10 Jahren hat mir mal ein Schüler erzählt, dass er das gar nicht kennt, Hausaufgaben alleine zu machen. Der sitzt zwar alleine zu hause, ist dabei aber in der Chatgruppe mit seinen Kumpels und tickerten da online jeden Gedankengang durch wie ein Borg-Kollektiv.
Heute müssen sich alle permanent synchronisieren, ständig twittern und schnattern, alles geht nur noch elektronisch. Wir haben damals Mädels noch persönlich angemacht (und die fanden das auch richtig so), heute braucht man Tinder und sowas. Wir haben uns einfach so getroffen, ohne dazu irgendwen zu brauchen. Heute brauchen die mindestens drei Großrechenzentren in Übersee, volle Mobilfunkabdeckung und Handys mit der Rechenleistung eines Universitätsrechenzentrums von vor 20 Jahren in der Hosentasche, um sich überhaupt zu finden.
Und cool ist man natürlich nur, wenn mal alles irgendwie online und in der cloud oder noch besser in der Blockchain macht und mit Bitcoins zahlt.
Keines der heutigen Kinder macht sich bewusst, dass da eine weltweite und extrem energiedurstige Infrastruktur läuft, um ihre Luxusbedürfnisse zu erfüllen. Dass ihr Whatsapp und Facebook und Instagram einen irren Aufwand an Routing, Telekommunikation, Speicher und Rechenleistung braucht und da in den Rechenzentren hunderttausende von Rechnern unter Vollast arbeiten. Sie kommen sich so cool vor, weil sie mal auf dem Handy wischen, aber sie verstehen nicht, was dahinter steckt. Es heißt bei Pseudointellektuellen und Chaos-Verkündern, der Flügelschlag eines Schmetterlings könnte das ganze Klima ändern. Das stimmt nicht. Es ist nicht der Flügelschlag eines Schmetterlings. Es ist das Wischen eines Kindes auf dem Handy.
Neulich ging das so durch die Medien. Unser Fräulein-Wunder Lisa und Lena, mit 20 oder 30 Millionen Followern. Versteht mich nicht falsch, ich finde die toll. Bildhübsch, unglaubliche Mimik-Talente, wie ich schon schrieb. So modern, so die Leichtigkeit, mit der die so ganz locker leicht Karriere machen. Hat irgendwer mal gefragt, welchen Stromverbrauch und welchen Umweltimpact zwei 16-jährige Mädels haben, die dann – sorry, so hübsch und lustig sie auch sind – doch nicht mehr machen als Grimassen zu schneiden, und das an 30 Millionen Leute individuell per Internet zugestellt wird? Schon mal so gesehen?
Zu meiner Zeit hat nur etwa ein Drittel der Schüler Abitur gemacht. Ich habe keinen einzigen aus meiner Grundschule auf meinem Gymnasium wiedergesehen, weil nur ein Drittel bis die Hälfte überhaupt auf das Gymnasium ging (wovon einige aufgaben und auf andere Schulen wechselten), ich davon als einziger auf das Altsprachliche, davon noch eine ganze Reihe von Leuten nach der Zehnten mit der mittleren Reife abging, und das Abi dann auch nicht alle bestanden. Und von denen gingen nicht alle an die Uni. Was haben die alle gemacht? Die sind Handwerker, Arbeiter und sowas alles geworden.
Heute kriegt jeder ein Abi, geht an die Uni und lässt sich von den Geisteswissenschaften entweder in Professuren oder Hartz IV einpflanzen. Was dazu führt, dass Arbeit immer teuer wird, weil es immer weniger Leute gibt, die arbeiten. Heute hat das Sicherheitspersonal an Flughafen per Streik durchgesetzt, 20 Euro pro Stunde zu bekommen. Wohlgemerkt, Leute ohne jegliche Berufsausbildung, die nur ganz kurz angelernt werden, und dann trocken und warm da stehen.
Das führt dazu, dass wir alles, was beweglich ist, irgendwo in Fernost produzieren und uns per Flugzeug oder Frachtschiff anliefern lassen. Und für das, was hier ist, immer mehr Leute importieren, die wir hier dann mit exzessiver Landwirtschaft ernähren müssen.
Wir haben eine junge Generation, die einen irrsinnigen und internationelen Versorgungsaufwand verursachen und erwarten, für die man aus allen Kontinenten der Welt zuliefern muss, um sie zufrieden zu stellen. Arbeit in Fernost, Öl aus dem nahen Osten, Rechenzentren in Amerika, Landwirtschaft und Bodenschätze aus Australien und Neuseeland, Müllentsorgung in Afrika, um der Generation Internet alles zuliefern zu können.
Die schwedische Öko-Kartoffel steht gerade überall in der Presse, weil sie nicht fliegt, sondern mit dem Zug fährt. Aus ökologischen Gründen. Hat das mal irgendwer gegengerechnet, wieviel Energie verbraten wird, um online darüber zu berichten? Würde mich nicht wundern, wenn die ökologisch bessere Variante gewesen wäre, einfach in den Flieger zu steigen und die Klappe zu halten. Wozu wird die überhaupt gerade in die ganze Welt eingeladen, wenn sie doch eh nur vom Blatt abliest? Die lassen sich eine 15-Jährige aus Schweden in die ganze Welt kommen, damit die vom Blatt abliest und sagt, wir sollen die Umwelt schonen? Geht’s noch?
Leute, die heute zeitgeistig-mordern leben, brauchen die gesamte Erde als Maschine und Infrastruktur, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, und halten sich dann für ökologisch, weil sie „vegan” essen und demonstrieren gehen.
Diese Leute kommen sich so sauber vor, weil sie nie im Dreck, sondern mit dem iPhone gespielt haben und Elektroautos gut finden. Aber letztlich verlagern sie alles nur auf andere, was nichts besser macht, aber zusätzlich Transportaufwand verursacht. Zu unserer Zeit damals haben manche gegen Kernkraftwerke demonstriert. Man hat sie mit dem Spruch „Wozu Kernkraftwerke? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose!” verspottet. Ganz real war, dass wir unsere Kernkraftwerke abgeschaltet und dafür dann den Strom aus dem benachbarten Ausland eingekauft haben, wo er auch mit Kernkraftwerken produziert wurde, die aber viel schlechter kontrolliert wurden.
Das Handy hat die Rolle der Steckdose übernommen.
Früher hat man sich selbst den Lebensunterhalt erarbeitet. Und damit auch gesehen, was man an Dreck so produziert. Heute wollen sie alle bedingungsloses Grundeinkommen. In Form einer sauberen digitalen Überweisung auf das Konto. Der Dreck entsteht woanders, man sieht das dann nicht. Man sagt sich dann, das würden die Maschinen für uns erarbeiten. Maschinen brauchen Energie. Aber man sieht sie nicht.
Man wischt halt drauf rum, aber sieht nie, dass da eine weltweite Maschine dahintersteckt.
Diese dummen, dummen Kinder gehen auf die Straße und demonstrieren gegen die Alten, und sie merken nicht, dass sie selbst am Schlimmsten sind, weil sie schon im Kinderalter einen Energieausstoß haben wie wir damals im Erwachsenenalter oft nicht, und sie hoffnungslos verzogen und verwöhnt sind. Die haben alle Handys in der Tasche und verabreden sich dann auch per Handy zur Demo.
Und sie kommen sich dabei so toll, so vegan, so sauber, so Opfer anderer Leute vor.
Dumme, dumme Kinder.