Hier ein erschütternder Beitrag von Thomas Wawerka:
„Volker Münz hat gestern im Bundestag eine Schulklasse empfangen, die eigentlich aus Markus Frohmaiers Wahlkreis kam – aber da dieser zur Zeit als Wahlbeobachter in Russland weilt, sprang mein Chef ein. Es gab eine anderthalbstündige Diskussion, die mich so entsetzt hat, dass ich wirklich & wahrhaftig zitterte.
„Der Westen ist schuld an der Radikalisierung der Muslime.“
„Nur die wenigsten Opfer muslimischer Gewalt sind Christen.“
„Leute werden aus Frust und Perspektivlosigkeit zu Terroristen und Extremisten, das müssen wir verstehen.“
„Wir Deutsche müssen uns integrieren, damit keine Parallelgesellschaften entstehen.“ – „Flüchtlinge kommen, weil sie bei uns arbeiten wollen, aber weil wir nichts für sie tun, weil die Gesellschaft sie ablehnt, kommt es zu Problemen.“ …
Es gab noch einige weitere ähnliche Aussagen, die allesamt ruhig, höflich, ein bisschen verlegen und ungelenk (wie Teenies in einer 11. Klasse halt sind), aber im Ton tiefster Selbstverständlichkeit vorgetragen wurden.
Diese Selbstverständlichkeit hat mich so erschüttert – es ist bei den Jugendlichen offenbar nicht einmal mehr der Gedanke vorhanden, dass es sich anders verhalten könnte. Dass man eine Position unter mehreren Alternativen einnimmt und sie durchsetzen muss. Nein – für sie scheint es diese Alternativen schlicht nicht mehr zu geben.
Sie sind die „neuen Menschen“ der „neuen Weltordnung“,
perfekt zugerichtet, abgerichtet und zufrieden damit.
Was US-Psychologen nach dem Krieg mit der „reeducation“ begonnen haben, was die 68er-Ideologen übernommen und (bei allem Antiamerikanismus) treu und exakt fortgeführt haben, ist in diesen Jugendlichen offensichtlich zur Vollendung gekommen.
Die Frage nach dem „Eigenen“ und „Nicht-Eigenen“ stellen sie nicht mehr, kennen sie nicht mehr; alles wird in einem Rahmen höchst abstrakter und formalistischer Vorstellung von „Gerechtigkeit“ bedacht und behandelt, ohne dass diese „Gerechtigkeit“ auch nur mit einem von ihnen irgendetwas zu tun hätte. DIESE Generation wird ganz gewiss nichts reißen. Es ist unser Kampf. Wenn wir keine Wende einleiten, wird es keine geben – von dieser Generation ist nichts zu erwarten, außer die perfekte Opferrolle und der höfliche Dank dafür.
Volker Münz hat die Diskussion sehr gut bestritten.
Ich war zu konsterniert, warf lediglich ein, dass die Zahl der Christen im Nahen Osten von 96 % auf 4 % gesunken sei und fragte, was sie denn meinten, was mit den Leuten passiert wäre. Antwort: „Die sind nach Europa ausgewandert. Deswegen ist Europa christlich geworden. Daran sieht man ja, dass Europa schon immer von Zuwanderern profitiert hat.“
Darauf vermochte ich schlicht nichts zu erwidern.
Es wäre vielleicht gut gewesen, wenn ich meinem Erschrecken Ausdruck verliehen hätte, aber auch dazu sah ich mich nicht in der Lage. Ich war resigniert und deprimiert und hatte das tiefe, lähmende Gefühl, einer verlorenen Generation gegenüberzusitzen.“