Die US-Geheimdienstgemeinde als Auslöser für den Kollaps

von Dmitry Orlov

In den heutigen Vereinigten Staaten wird der Begriff „Spionage“ außerhalb bestimmter Zusammenhänge kaum noch verwendet. Ab und zu spricht man noch von Industriespionage, aber im Hinblick auf die eigenen Bemühungen der Amerikaner, die Welt jenseits ihrer Grenzen zu verstehen, bevorzugen sie den Begriff „Intelligence“. Das kann eine intelligente Wahl sein, oder auch nicht, je nachdem wie man die Dinge sieht.

Erstens ist die „Intelligence“ der USA nur vage mit dem Spiel der Spionage verbunden und wie es traditionell gespielt wurde und in Ländern wie Russland und China immer noch gespielt wird. Spionage bedeutet, strategisch wichtige Informationen zu sammeln und auszuwerten und sie nur den relevanten Entscheidungsträgern auf seiner Seite zu übermitteln und dabei die Tatsache, dass sie sammeln und validieren, vor allen anderen verborgen zu halten.

In früheren Zeiten hätte ein Spion, wenn er entdeckt wurde, versucht, auf eine Zyanidkapsel zu beißen; heutzutage betrachtet man Folter als unfein und erwischte Spione warten geduldig darauf, dass sie in einem Austausch freikommen. Eine ungeschriebene, allgemeingültige Regel für Spionage-Swaps ist, dass sie leise durchgeführt werden und dass diejenigen, die freigelassen werden, nie wieder gestört werden, weil dies die Verhandlungen über künftige Austausche erschweren würde.

In den letzten Jahren haben die Geheimdienste entschieden, dass es eine gute Idee ist, Gefangene zu foltern, aber sie haben meist unschuldige Zuschauer gefoltert, nicht professionelle Spione, und diese manchmal gezwungen, Dinge wie „Al-Qaida“ zu erfinden. Es gab keine solche Sache, bevor der US-Geheimdienst das als Marke unter islamistischen Terroristen populär machte.

Kürzlich dachte der britische Geheimdienst, der eine Art Mini-Me für Dr. Evil ist, der wiederum der Geheimdienst-Apparat der USA ist, es sei eine gute Idee, sich eines ihrer eigenen Spione zu bedienen, Sergei Skripal, ein Doppelagent, der nach einem Gefangenenaustausch aus einem russischen Gefängnis freikam. Sie haben ihn mit einer exotischen Chemikalie vergiftet und versuchen seitdem, ohne jeden Beweis die Schuld auf Russland zu lenken. Es ist unwahrscheinlich, dass es zu weiteren Spionage-Swaps mit Russland kommen wird, und jeder britische Spion, der in Russland arbeitet, sollte vielleicht eine gute alte Zyanidkapsel erhalten (denn das angeblich so superstarke Novichok-Zeug, das die Briten in ihrem „geheimen“ Labor in Porton Down aufbewahren, funktioniert nicht so richtig und tötet nur zu 20%).

Es gibt noch eine weitere ungeschriebene und allgemeingültige Regel für die Spionage im Allgemeinen: Was auch immer passiert, es muss von den Gerichten ferngehalten werden, denn die Aufklärung vor Gericht würde die Staatsanwaltschaft zwingen, Quellen und Methoden preiszugeben und sie in das öffentliche Register aufnehmen. Eine Alternative ist, geheime Tribunale abzuhalten, aber da diese nicht unabhängig überprüft werden können, da man dem Verfahren und den Beweisen nicht folgen kann, bringen sie keinen großen Mehrwert.

Ein anderer Maßstab gilt für Verräter. Hier ist es akzeptabel, sie durch die Gerichte zu schicken und es dient einem hohen moralischen Zweck, da hier die Quelle die vor Gericht stehende Person ist und die Methode – der Verrat – ohne Schaden verbreitet werden kann. Aber diese Logik gilt nicht für richtige, professionelle Spione, die einfach ihre Arbeit tun, auch wenn sie sich als Doppelagenten erweisen. In der Tat, wenn die Spionageabwehr einen Spion entdeckt, so ist es nur professionell zu versuchen, ihn als Doppelagenten zu rekrutieren, oder, wenn das nicht gelingt, zu versuchen, den Spion als Kanal für die Injektion von Desinformation zu verwenden.

Die Amerikaner haben ihr Bestes getan, um diese Regel zu brechen. Vor kurzem beschuldigte Sonderermittler Robert Mueller ein Dutzend russische Agenten, die in Russland arbeiten, sie hätten den Email-Server des DNC gehackt und die Emails an WikiLeaks weitergegeben. Dabei ist dieser Server nirgends zu finden (er wurde verschlampt), während die Zeitstempel auf den Dateien, die auf WikiLeaks veröffentlicht wurden, zeigen, dass sie durch Kopieren auf einen USB-Stick erlangt wurden und nicht über das Internet gesendet wurden. Das war also kein Hack, sondern ein Leck, Und das konnte von niemandem gemacht werden, der aus der Ferne in Russland arbeitet.

Außerdem ist es für US-Beamte ein sinnloses Vorhaben, russische Staatsbürger in Russland anzuklagen. Sie werden niemals vor einem US-Gericht stehen, denn in der Russischen Verfassung gibt es folgende Klausel:

„61.1 Ein Bürger der Russischen Föderation darf nicht aus Russland ausgewiesen werden oder an einen anderen Staat ausgeliefert werden.“

Mueller kann ein Gremium aus Verfassungsrechtlern einberufen, um diesen Satz zu interpretieren, oder er kann ihn einfach lesen und heulen. Ja, die Amis tun ihr Bestes, um das ungeschriebene Gesetz gegen das Schleppen von Spionen durch die Gerichte zu brechen, aber ihr Bestes ist bei weitem nicht gut genug.

Allerdings gibt es keinen Grund zu glauben, dass russische Spione sich nicht in den DNC-Mailserver hätte hacken können. Er lief wahrscheinlich mit Microsoft Windows, und dieses Betriebssystem hat mehr Löcher als ein Gebäude im Zentrum von Rakka, Syrien, nachdem die Amis die Stadt in Schutt und Asche gelegt hatten, einschließlich vieler Zivilisten.

Auf die Frage von Fox News nach diesem angeblichen Hacking hatte Putin (der in seiner vorherigen Karriere als Spion gearbeitet hat) Schwierigkeiten, ein ernstes Gesicht zu bewahren und genoss den Moment ersichtlich. Er wies darauf hin, dass die gehackten/durchgesickerten Emails ein klares Muster von Fehlverhalten zeigten: DNC-Mitarbeiter hatten sich verschworen, den Wahlsieg von Bernie Sanders bei den Demokratischen Vorwahlen zu stehlen, und nachdem diese Informationen bekannt wurden, mussten sie zurücktreten. Sollt es ein russischer Hack gewesen sein, dann haben die Russen mit ihrer Arbeit die amerikanische Demokratie vor sich selbst gerettet. Also, wo bleibt die Dankbarkeit? Die Liebe? Ach ja, und warum sind die DNC-Täter nicht im Gefängnis?

Da es zwischen den USA und Russland ein Abkommen zur Zusammenarbeit bei strafrechtlichen Ermittlungen gibt, bot Putin an, die von Mueller angeklagten Spione zu befragen. Er bot sogar an, Mueller bei den Vernehmungen dabei zu haben. Aber im Gegenzug wollte er US-Beamte befragen, die einem verurteilten Verbrecher namens Bill Browder geholfen haben könnten.

(Anm.d.Ü.: Ich kann jedem nur empfehlen, den wunderbaren Film „The Magnitsky Act“ von Nekrasov über Bill Browder anzusehen! https://www.bitchute.com/video/lQ3qEwX66pIL/

Dieser William Browder sollte jetzt in Russland eine neunjährige Haftstrafe verbüßen und hat im übrigen reichlich Geld für Hillary Clintons Wahlkampf gespendet. Daraufhin verabschiedete der US-Senat eine Resolution, um Russen die Befragung von US-Beamten zu verbieten. Und anstatt einen Antrag auf Befragung der 12 russischen Spione zu stellen, stellte mindestens ein US-Beamter den sinnlosen Antrag, sie stattdessen in die USA zu bringen. Nochmal – welchen Teil von Art. 61.1 verstehen sie nicht?

Es mag schwer sein, der Logik von US-Beamten zu folgen, aber nur, wenn wir uns an die traditionellen Definitionen von Spionage und Spionageabwehr halten (im US-Sprachgebrauch „Intelligence“) – die darin bestehen, validierte Informationen bereitzustellen, um fundierte Entscheidungen über die beste Art der Landesverteidigung zu treffen. Aber wenn wir uns von solch kuriosen Vorstellungen verabschieden und die Realität dessen akzeptieren, was wir tatsächlich erleben, dann ergibt alles einen perfekten Sinn: Der Zweck der „Intelligence“ ist nicht, Fakten herauszufinden oder mit ihnen zu arbeiten, sondern einfach, „Scheiße zu erfinden“.

Die „Intelligenz“, die US-Geheimdienste anbieten, ist alles andere als das. In der Tat, je dümmer umso besser, denn ihr Zweck ist es, unintelligenten Menschen zu erlauben, unintelligente Entscheidungen zu treffen. Tatsächlich halten sie Tatsachen für schädlich – sei es über syrische Chemiewaffen oder die Verschwörung, Bernie Sanders die Kandidatur zu stehlen, oder irakische Massenvernichtungswaffen oder den Aufenthaltsort von Osama bin Laden – denn Tatsachen erfordern Genauigkeit und Strenge. Während sie es vorziehen, im Reich der reinen Fantasie und der Schrullen zu verweilen. Dabei ist ihr eigentliches Ziel leicht erkennbar.

Das Ziel der US-Geheimdienste ist es, sämtlichen verbliebenen Reichtum der USA und ihrer Alliierten abzusaugen und so viel wie möglich davon in die Tasche zu stecken, während sie vorgeben, sie vor Phantomaggressoren zu verteidigen, indem sie nicht vorhandene (geliehene) Finanzmittel für ineffektive und überteuerte militärische Operationen und Waffensysteme verschwenden.

Wo die Aggressoren keine Phantome sind, da sind sie speziell organisiert, um jemandem zum Kämpfen zu haben: „gemäßigte“ Terroristen und so weiter. Ein wichtiger Fortschritt bei ihrer Kunst war die Umstellung von echten False Flags á la 9/11 auf gefälschte False Flags á la Chemieangriff in Ostghouta in Syrien (seither völlig diskreditiert).

Die russische Wahlmanipulationsgeschichte ist vielleicht der letzte Schritt in dieser Entwicklung: Keine New Yorker Wolkenkratzer oder syrische Kinder wurden bei der Zusammenstellung dieser gefälschten Geschichte verletzt und sie kann anscheinend für immer am Leben gehalten werden, allein durch die wütenden Anstrengungen zahlreicher zornbebender Lippen. Es handelt sich jetzt um einen Vertrauensbetrug. Wenn man von ihren erfundenen Märchen nicht beeindruckt ist, dann ist man ein Verschwörungstheoretiker, oder nach der letzten Interpretation ein Verräter.

Trump wurde kürzlich gefragt, ob er dem US-Geheimdienst vertraue. Er schwafelte herum. Eine unbeschwerte Antwort wäre gewesen:

„Was für ein Idiot bist du, um mir so eine dämliche Frage zu stellen? Natürlich lügen sie! Sie wurden mehr als einmal beim Lügen erwischt, und deshalb kann man ihnen nie wieder vertrauen. Um zu behaupten, dass sie derzeit nicht lügen, müsste man feststellen, wann sie mit dem Lügen aufgehört haben und dass sie seitdem nicht mehr lügen. Und das ist, basierend auf den verfügbaren Informationen, eine unmögliche Aufgabe.“

Eine ernstere, sachliche Antwort wäre gewesen:

„Die US-Geheimdienste haben eine unverschämte Behauptung aufgestellt: dass ich mit Russland zusammengearbeitet habe, um das Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2017 zu manipulieren. Die Beweislast liegt bei ihnen. Sie müssen ihren Fall noch vor einem Gericht beweisen, das ist der einzige Ort, an dem die Angelegenheit rechtmäßig geregelt werden kann, wenn sie überhaupt geregelt werden kann. Bis das geschieht, müssen wir ihre Behauptung als eine Verschwörungstheorie behandeln und nicht als Tatsache.“

Und eine knallharte, trockene Antwort wäre gewesen:

„Die US-Geheimdienste haben einen Eid geschworen, die US-Verfassung zu achten, wonach ich ihr Oberbefehlshaber bin. Sie berichten mir, nicht ich ihnen. Sie müssen mir gegenüber loyal sein, nicht ich ihnen gegenüber. Wenn sie mir gegenüber nicht loyal sind, dann ist das ein ausreichender Grund für ihre Entlassung.“

Aber ein solch realitätsnaher, bodenständiger Dialog schient nicht möglich. Alles was wir hören sind gefälschte Antworten auf gefälschte Fragen, und das Ergebnis ist eine Reihe von Fehlentscheidungen. Basierend auf gefälschter Intelligence haben die USA fast das ganze Jahrhundert in sehr teuren und letztlich vergeblichen Konflikten verbracht.

Dank ihrer Bemühungen haben der Iran, der Irak und Syrien einen kontinuierlichen Halbmond aus religiös und geopolitisch ausgerichteten Staaten geformt, die Russland freundlich gesinnt sind, während in Afghanistan die Taliban wieder aufleben und gegen ISIS kämpfen – eine Organisation, die dank der amerikanischen Bemühungen im Irak und in Syrien zustande kam.

Die Gesamtkosten der Kriege belaufen sich für die USA in diesem Jahrhundert bisher auf $4.575.610.429.593. Geteilt durch 138.313.155 Amerikaner, die einen Steuerbescheid ausfüllen (ob sie tatsächlich Steuern bezahlen, das ist eine andere Frage). Das macht etwas über $33.000 pro Steuerzahler. Wenn Sie in den US Steuern bezahlen, dann ist das Ihre Rechnung für die „Patzer“ der verschiedenen US-Geheimdienste.

Die 16 US-Geheimdienste haben zusammen ein Budget von 66,8 Milliarden Dollar, und das scheint eine Menge zu sein, bis man erkennt, wie überaus effizient sie sind. Ihre „Fehler“ haben das Land fast das 70fache ihres Budgets gekostet. Bei einem Personalstand von über 200.000 Mitarbeitern hat jeder von ihnen den US-Steuerzahler im Schnitt fast 23 Millionen Dollar gekostet.

Diese Zahl ist völliger Irrsinn! Der Energiesektor hat mit rund 1,8 Millionen Dollar pro Mitarbeiter das höchste Einkommen. Valero Energy sticht mit 7,6 Mio. Dollar pro Jahr hervor. Mit 23 Millionen Dollar pro Person ist der US-Geheimdienst dreimal besser als Valero. Hut ab! Damit ist die US-Geheimdienstgemeinde der mit Abstand beste und effizienteste Kollaps-Treiber, denn man sich vorstellen kann.

Es gibt zwei mögliche Hypothesen, warum das so ist:

Erstens könnten wir die Behauptung wagen, dass diese 200.000 Menschen grob inkompetent sind und dass die Katastrophen, die sie auslösen, zufällig sind. Aber es ist schwer vorstellbar, dass grob inkompetente Menschen es dennoch schaffen, im Durchschnitt 23 Millionen Dollar pro Stück in Richtung einer Reihe vergeblicher Unternehmungen ihrer Wahl zu leiten. Noch schwieriger ist die Vorstellung, dass solche inkompetenten Menschen Jahrzehnte lang Fehler machen dürfen, ohne dass sie für ihre Fehler zur Verantwortung gezogen würden.

Eine andere Hypothese, und die ist weitaus plausibler, ist, dass die US-Geheimdienstgemeinde einen wunderbaren Job zum Bankrott des Landes erledigt hat und es in einen finanziellen, ökonomischen und politischen Zusammenbruch treibt, indem sie das Land zwingt, sich in einer endlosen Serie kostspieliger und vergeblicher Konflikte zu engagieren – die größte einzelne und ununterbrochene Tat eines großen Diebstahls, den die Welt noch nicht gesehen hat. Wie das eine intelligente Sache für sein eigenes Land sein soll, nach jeder erdenklichen Definition von Intelligenz, darüber könnt ihr selber nachdenken.

Wenn wir schon dabei sind, dann könnt ihr vielleicht auch eine verbesserte Definition von „Verrat“ finden: etwas Besseres als:

„Eine skeptische Haltung gegenüber absurden, unbewiesenen Behauptungen derjenigen, die als notorische Lügner bekannt sind.“


Quelle und Kommentare hier:
https://www.theblogcat.de/uebersetzungen/us-intelligence/