von WiKa
Muc-Muc: München soll die neue und geheime Hauptstadt Deutschlands werden. Allerdings hat Seehofer das offiziell nie so gesagt, aber in Sachen Sicherheit ist das inzwischen unverkennbar. Neuer Landesvater und Haus-Revoluzzer Söder hat schon mal all jenen Kräften den Kampf angesagt, die soweit rechts sind, dass sie schon wieder links sind. Und mit der in Kürze folgenden Errichtung eines bayrischen Polizeistaates (PAG), soll die bajuwarische Vorbildwirkung für Rest-Deutschland im großangelegten Feldversuch erprobt und hervorgehoben werden.
Eines der wesentlichsten Qualitätsmerkmale eines gut funktionierenden Polizeistaates ist zwingend die Abwesenheit von Kriminalität. Und wenn die dennoch mal irgendwo auftaucht, dann muss sie zumindest aus Gründen der Staatsräson soweit verborgen werden, dass der Polizeistaat nicht in seinem Ansehen beschädigt wird. Die neuerlichen statistischen Zirkusnummern aus dem BMI (Bundesmysterium des Innern), unter der Leitung des hellsichtigen Innenausmisters Seehofer, gelten als Lakmustest für den frisch zu errichtenden Polizeistaat der Bananenrepublik Deutschland. Da muss man schon mal die unansehnlichsten Fakten ein wenig weglügen wegretuschieren, damit alles passt. An dieser Stelle durfte der Voll-Horst sich offiziell freuen und dazu seine neue Statistik-Posaune auspacken: „Deutschland ist sicherer geworden“ … [DIE•FÄLLT]. Aber wie immer, ist dabei sehr viel Glaubenssache.
Wegen dieses überbordenden Blitzerfolges kommen sehr viel unangenehme Fragen und stark abweichende Meinungen dazu auf. Damit befassen sich unterschiedliche Publikationen. Eine beachtenswerte kritische Stimme ist die folgende: Polizeiliche Kriminalstatistik 2017 ❖ Kriminalstatistik spiegelt reale Lage nicht wider … [DpolG]. Der Polizeigewerkschaft darf man getrost einen hautnahen Bezug zur Realität vorwerfen. Das ergibt sich schon aus der beruflichen Verortung ihrer Mitglieder, die letztlich den der Statistik zugrundeliegenden Dreck immer wieder in die Hände gelegt bekommen. Das kann aber einen Theoretiker, wie den Innenminister, nicht erschüttern. Daraus erwächst dann schnell ein unangenehmer Verdacht.
Polizeistatistik muss Politbüro-Vorgaben genügen
Sobald man sich ernsthaft fragt, wie die mediale Vorbereitung auf diese überaus positive Entwicklung stattfinden konnte, wird man an dieser Stelle fündig. Nutzung der polizeilichen Kriminalstatistik für politische Zwecke … [Police-IT]. Dazu darf noch erwähnt werden, soweit es dem guten Zweck dient, in diesem Fall zur Erreichung der politischen Vorgaben, ist das Wort „Geheimnisverrat“ innerhalb des Polizeiapparates sofort tabu. So etwas kann nur greifen, wenn Polizisten polizeiinterne Missstände aufdecken. Eine weitere Maßnahme, durchaus als politisch motiviert zu betrachten, ist die Neudefinition der statistischen Grundlagen. Lebenspraktisch betrachtet bedeutet dies, man stellt die letzten intakten Quadratmillimeter eines gesunden Apfels da, die noch nicht von der Fäulnis erfasst sind, und schließt mit dieser kerngesunden Darstellung dann auf das Ganze.
Bedauerlicherweise kommt es immer wieder vor, dass bestimmte Leute innerhalb des Apparates sich gegen derlei Bevormundung zur Wehr setzen. Das endet nicht selten wie folgt: Chef Deutscher Kriminalbeamter muss gehen – zuvor hatte er Seehofers Kriminalstatistik in Frage gestellt … [Eva Herman]. Natürlich gehört die zuvor zitierte Quelle zum sogenannten „braunen Sumpf“, denn jeder systemkonform denkende Mensch würde sofort die Entfernung einer solchen Störquelle aus dem öffentlichen Dienst gutheißen. Alles andere wäre schließlich gelogen.
Statistik ist und bleibt eine hohe Kunst
Fazit: Die bedarfsgerechte Anpassung der Richtlinien für polizeiliche Statistiken ist der Dreh- und Angelpunk der Geschichte. Das kann man gut mit der Strahlenbelastung nach Atomkraftwerksunfällen vergleichen. In Japan sind nach Fukushima beispielsweise die Grenzwerte für die Unbedenklichkeit radioaktiver Strahlung deutlich erhöht worden. Und schwups gab es in der Region keinerlei gesundheitsgefährdende Strahlung mehr. Insoweit sollten vergleichbare Vorgehensweisen im Bereich der statistischen Auswertung von Straftaten die Sicherheit in Deutschland signifikant erhöhen. Nichts anderes ist da gerade passiert. Allein schon wenn die öffentliche Wahrnehmung von Kriminalität entscheidend eingedämmt werden kann, mindert es den Handlungsdruck der Regierung ganz ungemein. Das hilft niemandem mehr als den echten Verbrechern auf der Straße und den anverwandten Verbrechern innerhalb der Regierung. Für diese Gruppen ist es damit definitiv sicherer geworden.
Mit der Vorstellung seiner ersten Kriminalitätsstatistik konnte Seehofer, das hat sich gerade bewahrheitet, schon einmal richtig punkten. Zumindest eben bei den gutgläubigen Medien, die ja offenbar den Coup gut vorbereitet haben. So ein riesiger Wurf, bereits in den ersten Monaten seiner Amtszeit, ist überaus erstaunlich. Nie zuvor konnte ein Innenminister die Kriminalität in Deutschland in so kurzer Zeit so rasant eindämmen. Dazu auch auch noch ohne selbst einen Handschlag tun zu müssen. Man ist versucht von „magic Seehofer“ zu reden. Oder in dieser Konstellation doch lieber von „magic Horstela Merkhofer“? Wenn das jetzt lange genug in den Medien nur intensiv genug wiederholt wird, hat es automatisch Anspruch darauf alsbald als alleinige Wahrheit darzustehen. Und wer das glaubt, der wird sowieso selig.