Rund um das Städtchen Pomerode liegen bis heute die Höfe der Pioniere, die sich einst in den Bergen niederließen und das Land urbar machten: Sven Jaax hat sich mit einem Kamerateam des NDR auf die Spuren der Pommern gemacht und ist dabei auf spannende Geschichten und ungewöhnliche Menschen gestoßen. Da ist zum Beispiel Valli Hein, die von allen nur ‚Oma Valli‘ genannt wird.
Obwohl sie weit über 70 Jahre alt ist, bewirtschaftet sie noch ganz allein ihren Bauernhof. Dort wurde sie geboren, und dort will sie auch sterben. Weiter als 20 Kilometer ist sie noch nie von daheim weggewesen. ‚Wozu auch?‘, sagt sie, ‚zuhause ist es am schönsten‘.
Wenn sie vom Hausschlachten schwärmt, vom Maniok-Schneiden berichtet oder vom Strom, der erst vor vier Jahren ins Haus gelegt wurde, dann spricht sie ganz selbstverständlich Plattdeutsch. Und wenn es sein muß, auch mal Hochdeutsch. Aber alles ‚Brasilianische‘ ist der herzlichen alten Frau fremd geblieben.
Ebenso der rüstigen Rentnerin Kamchen, die in ihrer eigenen Autowerkstatt alte VW Käfer wieder aufmöbelt. Sie macht selbst rollende Schrotthaufen wieder flott für die Straße. Der ‚Pommer ist sparsam und will Qualität‘, sagt sie, ‚und das kriegt man in Pomerode‘.
Und dann gibt es zum Beispiel Suzanni Hepp, die rasende Pastorin. Die fleißige Gottesfrau betreut die Kolonisten auf den Berghöfen. Sie muß schon selbst in die Einöde fahren, denn ihre Schäfchen verlassen halt äußerst ungern ihre vertraute Umgebung. Suzanni Hepp vermittelt, wenn es zu familiären Konflikten kommt.
Wenn sich zum Beispiel die jüngste Generation der Deutschtümelei widersetzt, wenn die Enkelkinder ’normal‘ sein wollen – also brasilianisch, so wie all die anderen im Land. Mittlerweile ist Pomerode zum Ausflugsziel für Brasilianer aus allen Teilen des Landes geworden. Besonders am Wochenende kommen die Besucher, um die ’seltsamen Siedler‘ anzusehen und im ‚ Café Torten Paradies‘ ein Stück echte pommersche Sahnetorte zu essen.“