Der Schmied der Freiheitskriege – Gerhard Johann von Scharnhorst

Erst als zum Jahreswechsel 1812/13 Napoleons Nimbus der Unbesiegbarkeit vor den Toren Moskaus zerbrach, das Signal von Tauroggen die Befreiungskriege einleitete und als schließlich die Monarchen nach dem geflügelten Wort „… und als sie alle riefen, da kam der König auch“ sich doch noch auf die Seite ihrer Völker schlugen, brach der Sturm der deutschen und europäischen Selbstbefreiung los.

Als Napoleon im Juni 1815 gegen die von Wellington und Blücher geführten alliierten Truppen die vernichtende Niederlage von Waterloo erleidet, ist einer seiner größten Widersacher bereits rund 2 Jahre tot: Dennoch hat Gerhard von Scharnhorst ganz entscheidenen Anteil am späten Triumph über den französischen Imperator.

Noch vor dem Ausbruch des Krieges hatte Scharnhorst in einer Denkschrift an den König die Schaffung einer „Nationalmiliz“ sowie einen „Nationalkrieg“ angemahnt. Diese Pläne so weit wie möglich umzusetzen ermöglichte ihm seine Berufung zum Chef der „Militärreorganisationskommission“ und in andere hohe Funktionen, die er zum Teil verdeckt ausfüllte, da er Napoleon verdächtig geworden war. Neben der Schaffung eines Massenheeres sind Neuerungen in der Organisation und der Kampftechnik nur einige von vielen Punkten der Militärreformen gewesen, an denen Scharnhorst an erster Stelle beteiligt war. Als Vorbild diente den Reformern der Kampf der spanischen Freischärler gegen die französischen Besatzer.

Landwehr gegen Napoleon – 1813: Geburt einer Volksarmee
In den Befreiungskriegen ging das preußische Militär einen Schritt, der vorher undenkbar schien: Ganz normale Bürger wurden zur „Landwehr“ einberufen, die der regulären Armee zum Sieg verhelfen sollte. Im Februar 1813 wurden freiwillige Jäger-Abteilungen gebildet und die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Am 17. März – einen Tag, nachdem der König Frankreich den Krieg erklärt hatte – erließ er eine Verordnung, mit der in ganz Preußen „eine allgemeine Landwehr aufs Schleunigste errichtet und ein Landsturm eingeleitet“ wurde.

Alle Männer vom 17. bis zum 40. Lebensjahr, die nicht in anderen Heeresteilen dienten, sollten nun Teil der Landwehr werden. Die Truppen wurden nur kurz ausgebildet, für die Schießübungen waren pro Mann nur 10 bis 20 Patronen vorgesehen. Ihre ersten Einsätze zeigten, dass sie der Kampfsituation nur unzureichend gewachsen waren. Daher wurden im Juli die Landwehrregimenter in das stehende Heer, die Linienarmee, eingegliedert, um durch engeren Anschluss an die kampferprobten Einheiten die Disziplin der neuen Truppen zu stärken.

Das Gros der Kommandeure rekrutierte sich aus ehemaligen Armeeoffizieren sowie erfahrenen Angehörigen der Linienarmee. Ohne die Landwehr hätte Preußen wohl nicht über Napoleons Truppen triumphiert. Von den 73.000 Preußen der alliierten Nordarmee gehörten 40.000 der Landwehr an. Am 27. August 1813 waren es vor allem kurmärkische Landwehrregimenter, die zusammen mit russischen Kosaken das französische Korps Girard bei Hagelberg vernichteten.

Wenige Tage später rieben die Kavalleristen des 3. Pommerschen Landwehr-Regiments bei Dennewitz Napoleons Bataillone auf. Auch an den Siegen der von Blücher kommandierten Schlesischen Armee an der Katzbach und bei Wartenburg hatten die Landwehrregimenter entscheidenen Anteil.

Heldenstadt Leipzig: Mit der Erstürmung des Grimmaischen Tores am 19. Oktober 1913 gelang es dem Königsberger Landwehrbataillion als erstem alliierten Truppenkontigent, in die französisch besetzte Stadt einzudringen.

Scharnhorsts „Bürgersoldaten“ haben viel dazu beigetragen, die deutsche Bevölkerung im Laufe des 19. Jahrhunderts in die Landesverteidigung einzubinden.

„Alle Bewohner eines Staates sind geborene Verteidiger desselben.“ – (Scharnhorst in seinem Entwurf für die Verfassung einer Reservearmee, 31. August 1807)

Meist ohne die Unterstützung ihrer Souveräne entwickelte sich der Widerstand Einzelner, die auf eigene Faust zum Kampf gegen Napoleon aufriefen und nicht selten mit dem Tode bezahlten. Hier sei nur an den mutigen Andreas Hofer oder den tapferen Major Ferdinand von Schill erinnert.


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