Von The Saker für The Unz Reveiw
Übersetzt von wunderhaft
Das war eine interessante Woche für Rußland. Zunächst, und anders als ich selbst erwartet hatte, ist Julia Skripal erlaubt worden eine auf Video aufgezeichnete Stellungnahme abzugeben, in dem man sie eine Erklärung auf Englisch und Russisch schreiben sah. Dies ist weit von der auch für Großbritannien geltenden, grundlegenden Verpflichtung entfernt beiden Skripals konsularischen Beistand zu gewähren, aber es ist ein Zeichen dafür, daß die Briten letztlich beginnen den Druck zu spüren. Dies ist nur ein kleiner erster Schritt, aber Gott sei Dank für die kleinen Dinge im Leben. Nun lassen Sie uns hoffen, daß der Druck, beide Skripals freizulassen, nicht nachläßt.
Zweitens hat das Wirtschaftsforum in St. Petersburg begonnen, das ein großer Erfolg zu werden verspricht: mit 14.000 Teilnehmern, einschließlich vieler westlichen Spitzenvertreter aus Unternehmen und selbst aus der britischen Oligarchie (zur großen Verzweiflung der Times). Da sich nun der „Wirtschaftsblock“ der russischen Regierung fest in den Händen der Atlantischen Integrationisten befindet, und selbst Alexei Kudrin erklärt, daß der Einfluß der Wirtschaftssanktionen nur 0,5% des russischen BIP tangiert und vor dem Hintergrund der durchgedrehten Arroganz der VS ( siehe Pompeos 12-Punkte-Ultimatum an den Iran oder Trumps plötzliche Absage seines Treffens mit Kim), ergibt sich die tiefe Sorge europäischer Investoren, daß Rußland eine Insel verhältnismäßiger Stabilität und Berechenbarkeit zu sein scheint. Es stellt sich heraus, daß sich in Rußland Milliarden Dollar verdienen lassen. Wer hätte das gedacht?
Drittens hat, für all das Säbelrasseln der NATO während der letzten Jahre, ein ehemaliger Oberbefehlshaber der Alliierten in Europa (SACEUR), General Breedlove, zu Protokoll gegeben, daß die NATO keineswegs in der Lage ist gegen Rußland zu kämpfen [Wenn das Flinten-Uschi wüßte… / Anm. d. Übers.]. Die baltischen Kleinstaaten und die Schweden können sich weiterhin auf eine russische Invasion vorbereiten, jedoch verliert dieser Unsinn bei EU-Politikern zunehmend an Attraktivität.
Schließlich sah sich der Präsident Bulgariens gedrängt nach Moskau zu fliegen, um Rußland um einem Neustart des „Bulgarian Stream“ zu bitten. Ja, genau den „Stream“, den Bulgarien auf Druck der EU abgesagt hatte. Die Logik der Bulgaren ist einfach und unbestreitbar: Wenn die Deutschen ihren eigenen „Stream“ geöffnet bekommen, dann auch wir. Das macht Sinn.
Sicher, es gab da diese jüngste Dummheit der Holländer, die nun behaupten, daß es ein „Russe“ war, der MH17 abgeschossen hat. Ich weiß nicht warum sie sich nicht dafür schämen, mit diesem letzten Unsinn gerade jetzt ans Licht zu treten. Vielleicht handelt es sich um die verzweifelte Hoffnung einiger kalten Hardcore-Krieger der NATO, aber beim derzeitigen politischen Klima bleibt das weitgehend unbeachtet.
Wo der Schlüssel zu all dem liegt? Können Sie die Punkte miteinander verbinden?
Wie Roger Waters in seinem Song, Perfect Sense: “Can’t you see? It all makes perfect sense, expressed in dollars and cents, pounds shillings and pence. Can’t you see? It all makes perfect sense“. Alles dreht sich um Geld.
Zweifelsohne wird es Menschen geben, die an diesen Entwicklungen ihre große Freude haben, denn schließlich könnte das der Beginn einer (für beide Seiten) dringend benötigten Annäherung zwischen Rußland und der EU sein und eine Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen, könnte, bei den rapide steigenden Energiekosten, die Mittel für zur Durchsetzung von Putins ambitionierten inneren Reform- und Entwicklungsprogramm liefern. Was gibt es daran also nicht zu feiern?
Nun, das hängt von Ihren Werten ab.
Wenn Sie möchten, daß die russische Ökonomie in die Märkte und Finanzwelt des Westens integriert wird, wenn Sie glauben, daß der richtige Weg für die Entwicklung der russischen Wirtschaft im liberalen Kapitalismus des Westens besteht und wenn sie glauben, daß in Rußland keine zionistische Lobby existiert, dann haben Sie sicherlich Grund zur Freude und, in der Tat, haben den viele (einschließlich meines Freundes, Alexander Mercouris in The Duran)
Wenn Sie jedoch meinen, daß Moral und Ethik immer über so genannten „pragmatischen“ Erwägungen stehen sollten, wenn sie meinen, daß der richtige Weg für Rußland darin besteht ihrem eigenen Zivilisationsmodell nachzugehen und wenn Sie der Meinung sind, daß es in Rußland eine sehr einflußreiche und hoch toxische zionistische Lobby gibt, dann haben Sie Grund zur Sorge.
In einer idealen oder zumindest weniger verrückten Welt sollte diese Wahl weniger krass ausfallen, aber in einer Welt, in der die Neocons die absolute Kontrolle über die VSA haben und die VS-Außenpolitik in Büros des Likud in Jerusalem entschieden wird und in der Israel und die VSA sich bei der Bombardierung Syriens (selbst heute) ablösen, wird ebendiese Wahl zu treffen sein.
Sicherlich gibt es bis zu einem gewissen Grad bereits offensichtliche, inoffizielle Absprachen über Militäroperationen in Syrien zwischen den VS und Rußland sowie auch zwischen Israel und Rußland. Und wie ich bereits vielfach erklärt habe (selbst wenn einige das Gegenteil behaupten), hat Rußland keine wie auch immer geartete Verpflichtung zu irgend jemandes Gunsten im Nahen Osten zu kämpfen. Allerdings sollten Rußland, zumindest meiner Meinung nach, die möglichen Konsequenzen ihrer Untätigkeit abwägen und nicht wegen der Interessen Syriens oder des Irans, sondern wegen ihrer eigenen, russischen Interessen.
Die inoffizielle Vereinbarung zwischen Rußland und den Anglo-Zionisten ist sinnvoll, aber nur kurzfristig. Langfristig jedoch birgt sie viele mögliche Gefahren.
- Ersten bitten die Israelis den Iran förmlich um einen bedeutenden Gegenschlag. Und sie tun allen in ihrer Macht stehende, um die VSA zu einem Angriff auf den Iran zu bewegen. Wie lange mag der Iran das noch über sich ergehen lassen? Wie lange können die (hoffentlich existierenden) rationalen Köpfe die „Geisteskranken“ noch im Pentagon behalten? Erzählen Sie es mir, ich weiß es nicht.
- Die durch die Entscheidung der VS, ihre Botschaft (gemeinsam mit ein paar Vasallenstaaten) nach Jerusalem zu verlegen, optimistisch gestimmten Israelis haben ihr öffentliches Bild, das bereits seit vielen Jahren dem eines Tierkadavers am Straßenrand gleicht, grundsätzlich aufgegeben und sich dazu entschieden noch groteskere Formen der Gewalt als üblich anzuwenden, um die Palästinenser für die Dreistigkeit ihrer bloßen Existenz zahlen zu lassen. Diese Anstieg der Gewalt erzeugt ein großes Maß an Spannungen in der muslimischen Welt und der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Khaminei hat bereits sämtliche muslimischen Länder dazu aufgerufen Israel zu verurteilen. Er benutzte hierfür eine sehr präzise Sprache (Hervorhebung hinzugefügt): „Es sind die muslimischen Staaten, die hiergegen (das Massaker an den Palästinensern) Stellung beziehen sollten. Die muslimischen Staaten sind es, die sich erheben sollten, es jedoch nicht tun, weil sie sich selbst vom Quran entfernt haben und nicht an das Heilige Buch glauben. Durch Gottes Gnade wird Palästina von den bösartigen Feinden befreit werden. Al-Quds (Beir-ul Moqaddas) ist die Hauptstadt von Palästina, und die VS und ihre Lakeien können nicht das Geringste gegen die Wahrheit und die göttliche Tradition bezüglich Palästinas tun.“ Die Bedeutung dieser Worte sind klar: Es ist eine vom Quran selbst bestimmte islamische Pflicht nicht mit der zionistischen Macht zu kollaborieren, und diejenigen, die diesen Befehl nun mißachten handeln wie Ungläubige. Das schließt die Saudis und all ihre Verbündeten mit ein. [Hierzu empfehle ich die Lektüre der gestern hier veröffentlichten Übersetzung / Anm. d. Übers.] Wie lange noch wird sich die derzeitige Pattsituation, bei dieser Art von Sprache (die enorme Unterstützung im Großteil der muslimischen Welt erfährt und nicht nur unter Schiiten), allein auf Syrien beschränken? Sagen Sie es mir, ich weiß es nicht.
- Wie ich auch immer wieder gesagt habe, interpretieren die Anglo-Zionisten jeden deeskalierenden Schritt Rußlands als Zeichen der Schwäche, selbst wenn er von einem ehrlichen Wunsch nach Konfliktvermeidung getragen und pragmatisch ist und sogar wenn er dem beiderseitigen Wohle dient. Die Ukro-Nazis im Donbass haben eine Taktik, die sie „Bockspringen“ nennen, bei der sie gewöhnlich hier und dort einige Häuser in der neutralen Zone angreifen, und so die Novo-Russen unter einem, mehr oder weniger, konstanten Strom von Artillerieangriffen und Terroranschlägen halten. Sie tun daß um zu versuchen den Beschuß unterhalb jener Schwelle zu halten, deren Überschreiten einem Totalangriff auf Novo-Rußland führen würde, welcher sich, nach ihren eigenen Worten, in nicht allzu ferner Zukunft ereignen wird. Diese Art „Bockspringen“ bei „unbedeutendem Beschuß“ ist exakt das, was das Empire gegen Rußland in Syrien und und anders wo durchführt. Der einzige Unterschied ist, daß die anglo-zionistischen Führer Rußland keinen Großangriff versprechen. Vertrauen sie auf ihr Wort? Ich bestimmt nicht.
Hier handelt es sich nicht um das, was ich unbedeutende Umstände nennen würde, die sich schlicht ignorieren lassen, und der Zweck von Analysen ist nicht Trost, sondern Verständnis. Geheimdienstarbeit basiert auf drei Komponenten, den Schund-„A´s“: Aquise, Analyse und Akzeptanz. Zuerst bekommen sie die Rohdaten, dann bereiten Sie diese auf (hauptsächlich durch Bewertung der Quelle und der Information selbst) und dann präsentieren Sie sie denjenigen, die sie benutzen werden. Meist liegt das Problem beim dritten „A“, was der Fall ist, wenn Entscheidungsträger unzufrieden mit der erhaltenen Information sind und dann Druck auf das zweite „A“ (die Analyse) ausüben. In Extremfällen kann das dazu führen, daß eine völlig vertrauenswürdige Quelle im 2. „A“ herabgestuft wird.
[Anmerkung: In jedem von uns wohnt der natürliche Wunsch „unsere“ Mannschaft gewinnen zu sehen, und nuancierte Beweise sind leicht fehl zu interpretieren. Für die Unehrlichen ist es ein Klacks jede Kritik oder Besorgnis als „Betrug“ darzustellen (wir alle wissen, wie es Cassandra erging) Und dann gibt es bestimmt jene, denen jeder nuancierte Beweis zu komplex für die Bearbeitung ist und die einfach nicht über genügend Intelligenz verfügen, um eine ausgewogene These zu verstehen. Jubeln macht Spaß. Ehrliche Analyse erfordert oft Mut
Ich empfehle, daß wir beide Extreme vermeiden. Einerseits den hirnlosen Jubel und andererseits die Mutlosigkeit, denn beide sind ähnlich toxisch und beide werden in strategisch-psychologischen Operationen der Anglo-Zionisten genutzt, um Rußland im Allgemeinen und Putin sowie seine eurasisch souveränistischen Unterstützer im Besonderen zu schwächen. Die Worte Christi, „und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8:32), hat eine tief gehende spirituelle Bedeutung, aber sie können auch wörtlich genommen werden, und Er hat niemals gesagt, daß die Wahrheit bequem sein würde. In unserem Fall sind Sie, die Leser, das dritte „A“ und meine Rolle ist nur auf den ehrlichen Umgang mit dem ersten und zweiten „A“ beschränkt.Für unabhängige Analysten, wie mich, existiert kein Grund das zu tun, was die CIA beim Irak getan hat: Mit diesen Worten Christis als Motto eine hoffnungslos politisch korrekte „Analyse“ abzuliefern. Bestimmt werde ich, anders als die Leute von der CIA nicht dafür bezahlt (außer von Ihnen, in Form von Spenden) einer engen politischen Agenda zu folgen, noch bedarf ich der finanziellen Unterstützung irgendwelcher Oligarchen.
Weil ich die Dinge, so wie ich sie sehe, beim Namen nenne, weiß ich jedes Mal im Voraus, wann mir das eine Flut an Kritik und Haß-Mails von Leuten einbringt, die eine ganz besonderen politische Agenda verfolgen (ich habe das hier detailliert erklärt, schauen sie es sich an!). Das Empire verwendet den Begriff „Rand-Extremist [-extrem, -Extremismus / Anm. d. Übers.], während in der Blogosphäre meist der Begriff „realitätsfremd“ verwendet wir, jedoch ist das Ziel dasselbe: eine völlige Zurückweisung. Wenn Sie das nächste Mal diese Art von Sprache sehen, fragen Sie sich nicht nur, welche Argumente sie (wenn überhaupt) enthält, sondern auch nach dem cui bono –wer profitiert hiervon und warum. Dann denken Sie noch einmal an die oben zitierten Worte von Jesus Christus :-)].
Ich denke, daß Paul Craig Roberts grundsätzlich recht hat, wenn er sagt, daß das Empire an allen Fronten gegen Rußland eskaliert, selbst wenn ich seinen Pessimismus nicht teile (aber ihn auch nicht abtue!). Erstens kann, da Trump sich zu einem fanatischen Likudnik entwickelt hat, Putins Plan einer „Annäherung“ an die EU, ungeachtet aller schauspielerischer Einlagen der NATO, durchaus funktionieren. Das werden wir bald sehen, da Europa nun vor der krassen Entscheidung steht, sich entweder den immer weiterführenden Sanktionen der VSA gegen den Iran anzuschließen oder nicht. Und „nicht“ bedeutet de facto sich Rußland in ihrer Unterstützung des Iran anzuschließen.
Was wird sich also durchsetzen? Das Duckmäusertum und die Unterwürfigkeit der europäischen Führer oder ihre Gier?
Solange sich dies alles im Bereich der Wirtschaft abspielt, wird Rußland wahrscheinlich ihren derzeitigen Balanceakt zwischen ihren eigenen kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen im Westen und ihren langfristigen Wirtschaftsinteressen im Rest der Welt fortsetzen. Sollte der Iran jedoch von irgendeiner Gruppe anglo-zionistischer Staaten angegriffen werden, dann wird Rußland sich entscheiden müssen. Bestenfalls werden sich die Atlantischen Integrationisten so verhalten wie sie es bezüglich Georgien und der Krim getan haben, wegschauen und mitspielen, während die Eurasischen Souveränisten das tun, was sie bei beiden dieser Vorfälle getan haben: umgehend Maßnahmen ergreifen. Das bedeutet nicht einen Krieg zu Gunsten des Irans auszufechten oder den Iran zu unterstützen, sondern die Bereitschaft dem Iran auf allen Ebenen hinsichtlich eines kurzen Krieges zu helfen. Das ist, was Rußland in Syrien getan hat.
Obwohl ein großer Unterschied zwischen dem Iran und Syrien besteht: Die russische Öffentlichkeit hat Putins Argument unterstützt, daß es besser ist die Takfiris „da drüben“ zu bekämpfen als „hier“. Aber die Russen werden wahrscheinlich nicht alle Risiken des Krieges unterstützen (ganz zu schweigen von dem Krieg an sich), solange er Rußlands nationale Interessen nicht direkt berührt. Hierüber sind die Russen gespalten.
Einige Menschen, wie ich auch, denken, daß der Iran, wenn nicht ein unverzichtbarer so doch zumindest ein wesentliche Partner (und hoffentlich, Verbündeter) Rußlands im gesamten erweiterten Nahen Osten ist. Auch handelt es sich um ein Land, das wahre, echte Souveränität erreicht hat und daher zumindest bis zu einem gewissen Grad einen Präzedenzfall für den Rest des Planeten darstellt (das ist der tatsächliche Grund für den Haß der Anglo-Zionisten auf und seine Furcht vor dem Iran, nicht irgendwelche nicht existierenden militärischen Waffenprogramme). Andere meinen, daß der Iran schlicht ein nützlicher Partner ist, der beschäftigt werden sollte, aber daß die Iraner eine zu verschiedene Agenda verfolgen, um wirklich zu einem verlässlichen Partner Rußlands zu werden (oft entspricht das dem Gefühl in Teheran). Dennoch denke ich, unabhängig von den Zweifeln auf beiden Seiten, daß der Iran für Rußland unverzichtbar ist, weil der Iran erreicht hat, wonach Rußland immer noch sucht: volle Souveränität. Kein Land, das wahrhaft souverän werden will kann dem Iran verweigern in jeder erdenklichen Art zu helfen.
Dann existiert da noch das „untergeordnete“ Völkerrecht, dem sich weder die VSA noch Israel verpflichtet fühlen, und das sie beide regelmäßig und in aller Offenheit, vergnügt verletzen. Dieser Umstand ist schrecklich und ein sehr gefährlicher Präzedenzfall für den gesamten Planeten und ja, ein weiterer Faktor, den Rußland nicht ignorieren kann.
Und dann gibt es Palästina.
Ob es Ihnen gefällt oder nicht (mir gefällt´s nicht) haben sich Rußland und die EU, vorerst, entschieden, um es mit den berühmten Worten von Yehuda Bauer zu sagen, „Zuschauer“ zu sein. Einige von von uns werden das leugnen (viel Glück damit), einige werden es marginalisieren und einige werde es aus pragmatischen Gründen hinweg erklärern. Wer liegt richtig?
Nun, noch einmal, all das hängt von Ihren Werten ab.
Solange Sie glauben, daß die Palästinenser zu verurteilen sind, oder ob sie glauben, daß das, was ihnen angetan wird deren Problem ist, nicht das Ihre, oder ob Sie denken, „laßt die Araber oder die Moslems das lösen“ – ist alles gut.
Aber wenn Sie an grundlegende Begriffe, wie Richtig und Falsch, glauben, wenn Sie glauben, daß Rassismus und Völkermord (selbst wenn er in Zeitlupe geschieht) jedem Menschen zuwider sein sollte, dann nein, dann können Sie mit der russischen Haltung gegenüber Palästina nicht einverstanden sein.
Der Iran hat sich entschieden in dieser Frage eine moralische Haltung einzunehmen. Rußland hat sich, seit vielen und aus vielen, ein schließlich guten Gründen (wie ich hier detailliert beschrieben habe), für eine „pragmatische“ entschieden. Das jedoch ändert nichts an der Tatsache, daß das Dreieck, Israel-Palästina-Iran eine essentiell spirituelle, ethische, moralische und zivilisatorische Herausforderung für Rußland darstellt, eine die sie nicht ignorieren kann und die höchstwahrscheinlich ihre Zukunft bestimmt. Früher oder später wird Rußland eine Wahl treffen müssen, selbst wenn es die ist, weiterhin Zuschauer zu bleiben.
Dasselbe kann für Novo-Rußland gesagt werden. Rußland kann den Donbass nicht ewig bluten lassen und obwohl Rußland Novo-Rußland in der Vergangenheit umfangreich geholfen hat, kann die Tatsache, daß der Donbass immer noch blutet nicht für alle Zeit bestehen bleiben.
Im Fall des Donbass ist das Problem offensichtlich: Wenn Rußland die täglichen Angriffe der Ukro-Nazis beendet, wird das Empire sich wegen „eines russischen Angriffs“ die Seele aus dem Leib brüllen (sie werden vorgeben ihre so genannte Doktrin der „Schutzverantwortung“ (R2P*) niemals entwickelt zu haben), was das Verhältnis zwischen Rußland und der EU in Frage stellen wird. Daher der derzeitige russische Balanceakt.
Das sind harte und schmerzhafte Entscheidungen für Putin. In der Vergangenheit hat er enormen Mut und Willenskraft bewiesen, wenn Rußlands Interessen auf dem Spiel gestanden sind, und ich hoffe und glaube, daß er das wieder tun wird. Ob sich Putin und der Rest von Rußland sich dafür entscheidet, daß moralische, ethische und spirituelle Werte Bestandteile der „unverzichtbaren Interessen Rußlands“ sind und diese über „pragmatischen“ Überlegungen stehen müssen oder das Gegenteil der Fall ist, wird die Zukunft zeigen. Und vielleicht werden sie zu demselben Schluß gelangen, wie ich, daß moralische, ethische und spirituelle Werte pragmatische Überlegungen sind, und das eine scheinbare Wahl zwischen ihnen eine Illusion darstellt.
Diese Wahl wird die Zukunft Rußlands und die ihrer zivilisatorischen Sphäre ebenfalls entscheiden.
The Saker
Der Sohn eines niederländischen Vaters und einer russischen Mutter hat die meiste Zeit seines Lebens in der Schweiz verbracht, wo er nach seinem im Jahr 1984 angetretenen Militärdienst bei einer Abteilung für Elektronische Kriegführung als Sprachspezialist für den Schweizer Nachrichtendienst und bei der Schweizer Luftwaffe gearbeitet hat. Dann reiste er in die USA, wo er einen Bachelor im Fach „Internationalen Beziehungen“ an der School of International Service (SIS) der American University und einen Master-Grad in Strategischen Studien von der Paul H. Nitze School for Advanced International Studies (SAIS) an der Johns Hopkins University erhielt. Anschließend hat er für den Schweizer Nachrichtendienst als ziviler strategischer Berater und Analyst gearbeitet. Daraufhin nahm er eine Stelle beim Institut der Vereinten Nationen für Abrüstungsforschung (UNIDIR) an, wo er sich auf friedenserhaltende Maßnahmen und Operationen spezialisierte. Sein letztes Werk dort befaßte sich mit psychologischen Operationen und den Geheimdiensten bei der Friedenserhaltung und kann hier heruntergeladen werden.Andrei Raevsky spricht fließend Russisch, Französisch, Englisch, Spanisch und Deutsch.
Quelle: http://thesaker.is/it-all-depends-on-your-values/