Mystische Stätten bei Willebadessen
Begleitet uns bei einer mystischen Reise zu den heiligsten Plätzen unserer sächsisch-germanischen Ahnen rund um die Karlsschanze bei Willebadessen.
1. Der „kleine Herrgott“, eine sächsische Opferstätte
In der Nähe der Karlsschanze soll Kaiser Karl bei der Einführung des Christentums ein Steinkreuz errichtet haben, dessen Trümmer noch zu sehen und unter dem Namen der ,,kleine Herrgott“ bekannt sind. Diese Bezeichnung deutet aber darauf hin, daß die Sachsen nach der erzwungenen Annahme des Christentums verächtlich vom „kleinen Herrgott“ sprachen, wenn sie am Kreuze vorbei weiterhin zu ihrem ,,großen Gott “ Wodan pilgerten, um ihm Opfer darzubringen.
2. Der heilige Opferstein „fauler Jäger“
Im Eggegebirge, nicht weit von Willebadessen, steht bei der Karlsschanze ein Opferstein, der „Faule Jäger“ genannt. Er ist 6 m hoch und hat 24 m Umfang. An dieser Stelle soll von den heidnischen Sachsen ihr oberster Gott Wodan angebetet worden sein. Zu festgesetzten Zeiten trafen hier aus der ganzen Gegend die alten Sachsen ein und brachten Opfer dar. Nach Beendigung der Feier lagerten die Männer im Walde und würfelten, bis der Abend kam. Die Jünglinge führten Tänze auf zwischen Schwertern und Spießen, die in die Erde gesteckt waren. Mit der Ausbreitung des Christentums hörten diese Opferfeste auf. Im Anfang aber blieben noch viele Sachsen ihrem früheren Gotte treu und fanden sich zuweilen im heiligen Walde wieder ein, um nach altem Brauch zu beten und zu opfern. Die Erinnerung an Wodan ist erhalten geblieben. Aus Wodan ist der „Hakelbernd“ (Mantelträger) oder der „wilde Jäger“ geworden. Als riesenhafter Reiter, der einen breiten Schlapphut und einen weiten, gefleckten Mantel trägt, reitet er an der Spitze eines gespensterhaften Heeres durch die Luft, besonders in der Zeit der „heiligen zwölf Nächte“. Er schwingt eine lange Peitsche und ist von wütenden Hunden begleitet, die ein fürchterliches Geheul ertönen lassen. Wenn ein in der Nähe vorüberziehender Wanderer sich vor dem schauerlichen Zuge schützen will, muß er rufen: „Hallo, hallo, Wod, Wod, – Bergauf, Bergab, ein Mann in Not!“ Oft ist der „wilde Jäger“ auch allein und kehrt manchmal gegen Mitternacht in einer Schmiede ein, um sein Roß zu beschlagen. Dann steigt er wieder in die Lüfte und verschwindet in Nebel und Wolken.
Eine andere Sage erzählt, der Stein solle den Namen „Fauler Jäger“ erhalten haben, weil sich dort ein Wachtposten vom Feinde überrumpeln ließ.
3. Die Drudenhöhle, Unterkunft der germanischen Seherin Wala und vermutlicher Standort der Irminsul.
Wenige Meter vom Faulen Jäger entfernt führt unterhalb des Felsens ein steiler Abstieg zur “Gertrudskammer“, auch “Drudenhöhle“ genannt, hinab.
Die unterhalb eines Klippenhanges unter einer horizontal eingekerbten Felsnase gelegene Höhle oder Aushöhlung ist durch Verwitterung und Auswaschung des Osning-Sandsteins entstanden. Der Sage nach war die Höhle die Klause der Eremitin Gertrud; vielleicht aber auch ein sächsisches Naturheiligtum, das von der “Weisen Wala“, einer Druidin bewohnt war.
Schuchardt sah hier – wie auch andere Autoren – den Ort der Irminsul, dem großen Heiligtum der Sachsen. Die geographische Lage und die beeindruckende Form der Felsen stützen diese Annahme. Die Nutzung als heiliger Ort geht vermutlich aber noch weiter auf der Zeitschiene zurück. Auch Jacob Grimm vermutete hier den Standort des sächsischen Heiligtums. Im Zusammenhang mit dem „Kleinen Herrgott“ gibt es entsprechende Erzählungen, die darauf hinweisen.
4. Die „Karlsschanze“, eine sächsische Wallburganlage zum Schutz der heiligen Stätten.
Die Karlsschanze ist das markanteste Bodendenkmal der mittleren Egge und eine der schönsten und größten vorgeschichtlichen Burgen Westfalens. Die Befestigung führte ursprünglich den Namen Behmburg, stammt aus der heidnischen Zeit der Sachsen und bildete den letzten aber vergeblichen Schutz im Kampf gegen die vordringenden Römer und Franken. Erst im 17. Jahrhundert wurde sie in Karlsschanze umbenannt. Der Ringwall umschließt eine ovale, 350 x 250 Meter große Kuppe, die durch weitere mächtige Vorwälle und Gräben geschützt wurde. Die Fundamente einer Mauer, die auf dem Hauptwall errichtet war, sind noch heute gut nachweisbar. Mit ihrer Größe und einer Gesamtlänge der Wälle von fast 3 Kilometern entsprach die Karlsschanze ihrer wichtigen Lage am Schnittpunkt des alten Eggeweges mit dem bequemen Pass Kleinenberg-Willebadessen (Sintfeld-Wesergebiet).
Texte: „Naturpark Eggegebirge und südlicher Teutoburger Wald“