von Willy Wimmer
Die Bilder vom Gipfeltreffen in Singapur wühlen die Welt auf. Alles, was man bislang aus der diplomatischen Welt kannte oder zu kennen glaubte, schien bei diesem Turbo-Gipfel außer Kraft gesetzt. Es war nicht die Begegnung, die am Ende eines längeren Prozesses diplomatischer Verhandlungen stand. Mit dem Paukenschlag von Singapur fängt ein Prozess diplomatischer Verhandlungen an, dessen Ausgang durchaus fraglich zu sein scheint.
Allerdings sollte nicht übersehen werden, dass die in Singapur gemachten Vorschläge weit im Vorfeld mit China und Russland abgesprochen worden waren. Präsident Trump und Machthaber Kim Jong-un konnten vielleicht nicht anders, als mit diesem Paukenschlag zu beginnen. In beiden Staaten hat man trefflich und zum eigenen Vorteil von der Konfliktlage in Korea gelebt und leben können. Im übrigen macht ein Block auf die tatsächlichen Machtverhältnisse in Washington jedem objektiven Betrachter klar, dass mehr als hundert Jahre alte Geschäfts-und Militärmodelle bestimmend sein wollen.
Die intensive Berichterstattung durch die globalen Medienhäuser wie BBC, CNN, RT und Al Jazeera war so facettenreich, wie man sie im deutschen Fernsehen nur erträumen kann. Es war in erster Linie ein Ansturm der medialen Bedenkenträger, die sich zur Kritik aufschwangen. Sie haben vermutlich nicht bedacht, dass vor Wochen noch eine immanente Kriegsgefahr gegeben war. Alles, was gesagt wurde, stimmte in sich. Das galt für die Frage von Bündnisverlässlichkeit ebenso wie für die Menschenrechtslage in Nordkorea und andere Probleme auch.
Die Reihenfolge der von Trump und Kim angesprochenen Themenfelder bestimmt die vor uns liegende Zukunft und irgendwie ist das auch gut so. Die Fernsehbilder brachten über Korea und Asien hinaus Nachrichten, die sensationell genannt werden können. So brachte CNN am deutschen Nachmittag ein Interview mit dem ehemaligen Clinton-Minister Bill Richardson, vor allem zu der Frage der Beendigung der Korea-Kriegsspiel-Manöver auf südkoreanisch-amerikanischen Seite. So wies Herr Richardson auf eine Grundeinstellung des amerikanischen Präsidenten Trump in Zusammenhang mit der Auslandsstationierung amerikanischer Truppen hin.
Dabei brachte Herr Richardson klar und deutlich die Möglichkeit ins Spiel, dass Präsident Trump alleine schon aus Kostengründen die amerikanischen Soldaten aus Deutschland abziehen werde oder könne.
Die Kostenfrage sei für Präsident Trump dominierend, wie sich auch darin zeige, dass er bei dem Gipfeltreffen in Singapur den Abzug der amerikanischen Truppen aus Korea angesprochen hatte. Für das Jahr 2019 sollen die britischen Soldaten aus Deutschland abgezogen werden. Ein guter Zeitpunkt, Normalität in Deutschland herzustellen.
Willy Wimmer, Staatssekretär des Bundesministers der Verteidigung, a. D.