Wir fordern das Großdeutschland zurück!

von MZW

Großdeutschland ist ein Begriff, der hauptsächlich in der Zeit des Deutschen Bundes geprägt wurde. Damals stand die großdeutsche Lösung unter Einschluß des Teiles von Österreich, der zum Bund gehörte, gegen die kleindeutsche unter Ausschluß österreichischer Gebiete und alleiniger Führung Preußens, zur Diskussion.

Durch den Deutschen Krieg 1866 und den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde die Entscheidung zugunsten eines kleindeutschen Reiches gefällt. Von 1938 bis 1945 wurde die großdeutsche Lösung verwirklicht, jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder rückgängig gemacht und fortan durch verschiedenste Maßnahmen verhindert.

In seiner 1808 verfaßten Schrift „Deutsches Volksthum“[1], 1810 in Lübeck publiziert, skizzierte Friedrich Ludwig Jahn erstmals seinen entschiedenen völkischen Nationalismus, zu dem er während der französischen Besatzung gekommen war und den er mit scharfen Angriffen auf die „Ausländerei“ und die „Verwelschung“ verband:[2]

„Unglückliches Deutschland! Die Verachtung deiner Muttersprache hat sich fürchterlich gerächt. Du warst schon länger dir unwissend durch eine fremde Sprache besiegt, durch Fremdsucht ohnmächtig, durch Götzendienst des Auslandes entwürdigt. Nie hätte dein Überwinder so vielfach in einem andern Lande gesiegt, wo die Vergötterung seiner Sprache nicht mitgefochten … Diese Sprache hat deine Männer betört, deine Jünglinge verführt, deine Weiber entehrt. – Deutsche, fühlt wieder mit männlichem Hochsinn den Wert eurer edeln lebendigen Sprache, schöpft aus ihrem nieversiegenden Urborn, grabet die alten Quellen auf, und lasset Lutetiens[3] stehende Lache in Ruhe!“

Großdeutschland oder Großdeutsches Reich im Jahr 1942
Großdeutschland oder Großdeutsches Reich im Jahr 1942

Hier vertrat Jahn die Ansicht, Deutschland solle eine größere Rolle in Europa einnehmen; dies sei auch möglich, wenn man sich auf die Einheit der Deutschen besinne. Als Ziel nannte er ein „Großdeutschland“, zu dem auch die Schweiz, Holland und Dänemark gehören würden. Hauptstadt solle die neue Stadt Teutonia werden, die in Thüringen gegründet werden solle, wo sich die Fernstraßen aus den dann deutschen Grenzstädten Genf, Memel, Fiume, Kopenhagen, Dünkirchen und Sandomir treffen würden.

Im Zuge der deutschen Revolution 1848/49 kam die Frage auf, ob ein zukünftiges Deutsches Reich oder eine Deutsche Republik die österreichischen Gebiete beinhalten sollte oder nicht. Dabei drehte sich die Frage jedoch nicht nur um die deutsch besiedelten Gebiete, auch das mehrheitlich tschechisch besiedelte Böhmen wurde von der Mehrzahl der Großdeutschen als deutsches Gebiet gesehen – eine Nicht-Aufnahme Böhmens und Mährens in einen deutschen Nationalstaat wäre undenkbar gewesen. Es setze sich schließlich die kleindeutsche Lösung unter Führung Preußens durch, der preußische König lehnte jedoch die Kaiserkrone, die man ihm anbot, ab. Kurz danach wurde die Revolution durch die Reaktion beendet.

1866 wurde durch die Schlacht bei Königgrätz schließlich der Weg zu einer kleindeutschen Lösung unter Preußen frei, Österreich wurde auf mehrere Jahrzehnte „aus Deutschland hinausgedrängt“. Der großdeutsche Gedanke nahm in der Folgezeit stark ab, hielt sich aber vergleichsweise stärker in Österreich als im Reich.

Nach der Zerstückelung der Habsburg-Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg durch die Feindmächte Deutschlands wurde die großdeutsche Idee wieder aktuell, da der kleine Rest Österreichs als nicht lebensfähig galt und auch das Reich große Gebietsverluste erlitten hatte. Die Feindmächte verhinderten die Durchsetzung des Willens der Regierungen Deutschösterreichs und des Deutschen Reiches sowie des deutschen Volkes aus ihrem machtpolitischen Kalkül heraus.

1938 wurde die Idee eines Großdeutschlands durch den Beitritt Österreichs zum Deutschen Reich verwirklicht; bis 1945 war daher die offizielle Staatsbezeichnung auch Großdeutsches Reich. Das Großdeutsche Reich entsprach in seiner Abmessung etwa der Germaniens (ohne dessen nordgermanischen resp. skandinavischen Siedlungsraum).

Da 1945 die Sieger willkürlich die gültigen deutschen Grenzen auf den Stand von 1937 setzten, war Österreich kein Teil des Reiches mehr, und der deutsche Staat trägt seitdem wieder den Namen Deutsches Reich.

Im deutschen Volk hat sich im Zuge von Umerziehung und Neusprech die falsche Vorstellung eingebürgert, der Begriff „Großdeutschland“ würde generell für die Epoche des Nationalsozialismus stehen und findet daher seine Verwendung meist mit den deutschen Reichsgrenzen ab 1939. Der Begriff, der an sich lediglich die Zugehörigkeit der österreichischen Gebiete zu einem deutschen Nationalstaat darstellt, wird daher oftmals fälschlicherweise als Synonym für deutsche Annexionsbestrebungen dargestellt. Die linke Parole „Nie wieder Großdeutschland!“ bezieht sich daher nicht auf die großdeutsche Lösung, sondern auf eine fragwürdige Neudefinition des Begriffes.

Ebenso ist der Begriff „Großdeutschland“ nicht zwingend an bestimmte Grenzen oder geschichtliche Epochen gebunden – man könnte daher also auch einen möglichen Zusammenschluß der Bundesrepublik Deutschland mit der Republik Österreich als Schaffung einer „Groß-BRD“ sehen – wenn auch ein großer Teil der deutschen Landen nach wie vor besetzt wäre. Oftmals wird der Begriff auch fälschlicherweise für Ostdeutschland verwendet.

Das Großdeutsche Reich (kurz: Großdeutschland) war seit dem 26. Juni 1943 die amtliche Bezeichnung des Deutschen Reiches. Maßgebend für den Amtsgebrauch war der Erlaß RK 7669 E des Reichsministers und Chefs der Reichskanzlei, Hans Heinrich Lammers, vom 26. Juni 1943.

Die seit dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich verwendete Bezeichnung nahm Bezug auf die aus dem 19. Jahrhundert stammende Reichsidee der „großdeutschen Lösung“.

Bei den Gebietserweiterungen im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurden keine staatsrechtlichen Verträge abgeschlossen und die Gebiete wurden nur formell Teil des Deutschen Reiches, was darauf schließen läßt, daß die Grenzen des Reiches nicht bindend sein sollten. Im Altreich blieb die Gliederung in Länder bestehen. Die neuen Gebiete wurden meist in Reichsgaue unterteilt.

Gebietszuwachs des Deutschen Reiches nach der Eingliederung des Sudetengebietes:

Großdeutsches Reich, Verwaltungsgliederung 1944
Großdeutsches Reich, Verwaltungsgliederung 1944
  • 15. und 16. März 1939: Einmarsch in die Resttschechei (Übriggebliebener Teil der Tschechoslowakei nach Rückkehr der deutschen Gebiete zum Reich und Unabhängigkeitserklärung der Slowakei) und Bildung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ als integraler Bestandteil des Deutschen Reiches mit Sonderrechten (Schutz der tschechischen Sprache und Kultur)
  • 23. März: Rückgabe des Memelgebietes von Litauen aufgrund vertraglicher Einigung
  • 26. Oktober 1939: Eingliederung der früheren reichsdeutschen und zwischenzeitlich polnisch verwalteten Gebiete in das Deutsche Reich; Bildung der neuen Reichsgaue Danzig-Westpreußen und Wartheland und Erweiterung der preußischen Provinzen Ostpreußen (neuer Regierungsbezirk Zichenau) und Schlesien (neuer Regierungsbezirk Kattowitz). Das Generalgouvernement (restlicher vom Deutschen Reich besetzter Teil Polens) blieb unter besonderer Verwaltung und wurde nicht Teil des Deutschen Reiches.
  • 18. Mai 1940 (nach dem Westfeldzug): Wiedereingliederung der an Belgien zwangsabgetretenen Gebiete Eupen und Malmedy in das Deutsche Reich
  • 1. Juni: Eingliederung von zehn bisher zu Belgien gehörende Gemeinden in das Deutsche Reich
  • 2. August: Unterstellung der Gebiete Luxemburg, Lothringen und Elsaß unter besondere Zivilverwaltung
  • 14. April 1941: Unterstellung vormals jugoslawischer Gebiete in Slowenien unter die Militärverwaltung eines Chefs der Zivilverwaltung (CdZ). Die CdZ-Gebiete Kärnten und Krain sowie Untersteiermark wurden formell nicht Teil des Deutschen Reiches, aber faktisch wie Reichsgebiete behandelt.
  • 1. August: Bildung des Bezirks Bialystok nach dem Einmarsch in die Sowjetunion (Unternehmen Barbarossa). Dieses CdZ-Gebiet wurde formell nicht Teil des Deutschen Reichs, aber faktisch wie Reichsgebiet behandelt.
  • 1. August: Bildung des Distrikts Galizien nach dem Einmarsch in die Sowjetunion, Anschluß dieses CdZ-Gebietes an das Generalgouvernement, das fortan faktisch wie Reichsgebiet behandelt wurde

Der Begriff „Großdeutsches Reich“ wird von den meisten Bewohnern der Bundesrepublik durch die Umerziehung als negativ empfunden, in sämtlichen Veröffentlichungen wird der Begriff meist auch noch in Anführungszeichen gesetzt, wie es auch beim Begriff „Anschluß Österreichs“ bereits der Fall ist. Oftmals auch wird der Begriff heute mit der angeblichen völligen Germanisierung und Annexion Osteuropas bis zum Uralgebirge gleichgesetzt, womit man die Tatsache verschleiern will, daß Österreich nach wie vor ein deutsches Land ist, als auch den großdeutschen Gedanken ersticken. Leider wird der Begriff nur oftmals fälschlicherweise in Bezug auf die deutschen Ostgebiete verwendet, obwohl Großdeutschland sich auch auf ein Deutschland unter Einbeziehung Österreichs bezieht.

Verschwiegen wird in diesem Zusammenhang heute auch meist die Tatsache, daß die Opposition gegen den Nationalsozialismus um Henning von Tresckow und Claus Graf Schenk von Stauffenberg für den Fortbestand des Großdeutschen Reiches und der Großdeutschen Idee handelte. Pläne für die Neugliederung Großdeutschlands lagen von den Verschwörern bereits vor, das Reich hätte auf den Grenzen von 1914 basiert, Deutsch-Österreich und das Sudetenland hätten diesem Post-NS-Staat mitangehört, die besetzten polnischen, französischen und tschechischen Gebiete wären gemäß dem Selbstbestimmungsrecht der Völker wieder abgetreten worden. [4]

Quellen

  1. ↑ Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  2. Deutsches Volksthum, S. 199 f.
  3. ↑ Der antike Name von Paris.
  4. ↑ Marie Therese Hug Prinzessin von Preußen (Hrsg.): Von der Maas bis an die Memel. 2000 Jahre Kampf um Deutschlands Einheit und Freiheit, 1990, S. 292

Quelle und Kommentare hier:
https://www.mzw-widerstand.com/wir-fordern-das-grossdeutschland-zurueck/