Wie Arbeitslose Arbeitslose mit Schweinefrass eindecken … ein Blick hinter die Kulissen der “Leistungsgesellschaft”

Von Eifelphilosoph

Schon mal über Arbeit nachgedacht? Ich bin ja schon etwas älter als der Bundesdurchschnitt, ich habe noch Menschen kennengelernt, die richtig arbeiten mussten. Waren fiese Zeiten damals. Sechs-Tage-Woche, jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit – zwanzig bis fünfundzwanzig Kilometer, und dann mit Schaufel und Schubkarre Straßen, Kanäle und Bahnstrecken bauen. Muss hart gewesen sein – erst recht im Winter. Das gleiche gab´s auch “unter Tage” – rund um die Uhr. Fürchterliche Hitze, Staub, Dreck – und dann noch beständig die Gewissheit, das jederzeit “etwas passieren konnte” und man die Sonne nie mehr wieder sah.  Und wurde gut bezahlt. Es war auch notwendig, endlich mal wieder richtig zu arbeiten: Deutschland hatte wieder mal einen Krieg verloren, wieder einmal hatte die Politik versagt – obwohl sie ja gut dafür bezahlt wird, unsere Verwaltung für uns zu organisieren. Mehr und mehr hat die Politik aber Spaß an “regieren” gewonnen, anderen Leuten das Leben zu vermiesen ist für Soziopathen halt viel schöner als Menschen das Leben zu erleichtern.  Eigentlich sollte die Politik dafür sorgen, das es uns immer besser geht, das niemals mehr von deutschen Boden aus Krieg geführt wird, das Hunger, Obdachlosigkeit, Alters- und Kinderarmut für immer vom Antlitz der Erde verschwinden. Dafür werden die Leute gut bezahlt. Zum Beispiel die im Landtag von Nordrhein-Westfalen:

dort haben sich Abgeordnete jetzt erstmal 500 Euro mehr gegönnt und kommen für Nichtstun auf 10726 Euro pro Monat. Die Begründung? Nun – sollte man mal mit 60 nicht wiedergewählt werden, könnte man ja Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben. Andere Arbeitslose müssen schon viel früher mit 374 Euro im Monat auskommen – nämlich jene, die aufgrund des Versagens von Politik und Wirtschaft mit Anfang 50 vor dem Aus stehen. Das geht jetzt vielen Telekommitarbeitern so – aus internen Kreisen hat die Redaktion des Nachrichtenspiegels erfahren, das dort gerade jetzt gezielt die über fünfzig-jährigen Mitarbeiter ausgesondert werden. Deutschland will kein Gammelfleisch mehr auf einem ordentlichen Arbeitsplatz herumliegen sehen.

Jetzt höre ich aber schon ein Stöhnen auf den hinteren Rängen: wie kann man nur Abgeordnete als Arbeitslose bezeichnen? Nun – aus der Sicht eines Schachtmeisters im Kanalbau oder eines Hauers vom Pütt tun die eigentlich nichts als den ganzen Tag im Warmen und Trockenen sitzen, kriegen lecker Essen und Trinken und saftige Diäten. Diese “Diäten” heißen bei Beamten “Alimente”. Wir Bürger zahlen das einigen ausgesuchten Mitbürgern, weil wir sie von ihrer Erwerbsarbeit befreit haben, damit sie sich um unsere Verwaltung kümmern sollen. Dieses Prinzip trifft übrigens auch auf viele andere Berufsgruppen zu – schauen wir mal bei Yahoo nach: die fünf best bezahltesten Berufe in Deutschland:

Pilot steht da auf Platz 1: 8000 – 15000 Euro streicht der im Monat ein. Wofür? Er geht seinem Hobby nach – dem Fliegen. Das braucht eigentlich kein Mensch, dieses “Fliegen”, immer weniger können sich das noch leisten … aber da wir ein reiches Land sind, kann man sich solche Luxusbeschäftigen erlauben.

Platz 2: der Arzt. Geht seiner Berufung nach – dem Heilen.  Jahrtausendelang kamen wir ohne Ärzte aus – und oft leben wir besser und länger, wenn wir den Kontakt zu ihnen meiden. In Marroko stehen Ärzte nachts auf dem Markt und verkaufen Potenzmittel auf Tapeziertischen – das einzige, was gesunde Menschen interessiert. Wirklich krank … ist ja – im Ernst – selten jemand. Wenn man aber ein reiches Land ist, kann man sich auch solche Arbeitslosen leisten.

Platz 3: Unternehmensberater. Unverzichtbar für … äh … ja, was eigentlich? Stimmt: für die Steigerung der Kapitalrendite – sprich: die Steigerung der Arbeitslosigkeit. Wir sind so reich, das wir uns sogar so etwas erlauben können.

Platz 4: Grafiker und Designer. Früher nannte man das “Werbefritzen”.  Sogar mit Bildchen malen kann man heutzutage reich werden – für andere ist es nur ein Hobby.

Platz 5: Anwalt. Unverzichtbar dort, wo die Menschen aus Langweile anfangen, sich über Äste und Hundekot zu streiten.

Was haben alle Berufe gemeinsam? Richtig – alles Arbeitslose.  Sogar richtig nutzlose Arbeitslose. Man stelle sich einfach mal vor, ein Pilot würde eine Bruchlandung mit einer Maschine machen, die nur mit Kollegen, Ärzten, Unternehmensberatern, Grafikern, Designern und Anwälten voll ist – eine einsame Insel im Pazifik käme mir da in den Sinn. Nehmen wir dann an, es wären alle gesund heruntergekommen … was dann?

Wieviele Tage überleben diese Arbeitslosen auf dieser Insel? Und … wenn wir jetzt einige Hartz-IV-Abhängige auf der Nachbarinsel aussetzen – wer überlebt länger?

Das wäre ein Dschungelcamp, oder? Schreiner, Maurer, Bauern, Bergleute und Werkzeugmacher gegen die anderen Arbeitslosen: was wäre das für ein Spaß.

Die Wirklichkeit ist jedoch weniger lustig. In Wirklichkeit fliegen Piloten Unternehmensberater in alle Länder ein, damit sie dort ihre von Grafikern gestalteten Ratschläge loswerden, gut betreut von Ärzten, die darauf achten, das sie sich ja nicht in irgendeiner Art und Weise ihre Gesundheit angreifen und gut unterstützt von Rechtsanwälten, die dafür sorgen, das die ganze Bande nicht auf irgendeine Anklagebank kommt.

Und wer bezahlt das alles – mit Geld und seiner Gesundheit? Nun – die anderen Arbeitslosen. Menschen, die genauso arbeitslos im Warmen und Trockenen herumsitzen und ihre Papiere herumschieben – nur mit dem Unterschied, das sie viel viel weniger Geld dafür bekommen. Früher haben sie das System mit ihrem Geld bezahlt  – in Form von übertriebenen Steuern und überhöhten Preisen – und sobald das nicht mehr geht, bezahlen sie eben mit ihrer Gesundheit.

Über den Prozess wacht eine weitere Gruppe Arbeitsloser: die Politiker. Sie sorgen dafür, das die Opfer von Piloten, Ärzten, Unternehmensberater, Designern und Anwälten nicht merken, wohin die Reise geht. Dafür dürfen sie ihr Gehalt selber bestimmen. Aktuell hätten sie gerne, das all jene, die sowieso schon wenig Geld haben, noch länger arbeiten gehen, damit die anderen Arbeitslosen weiter ihre Kapitalrenditen steigern können, siehe Welt:

Die Europäische Kommission schlägt vor, das Renteneintrittsalter in allen europäischen Ländern erheblich anzuheben: Die Behörde empfiehlt, “dasRentenalter mit der Steigerung der Lebenserwartung abzugleichen”.

Das ist ein wichtiger Aspekt, zeigt er doch, wie genau das “Bezahlen mit Gesundheit” dann von statten geht. Wir arbeiten bis zum Umfallen – dafür sorgen die Unternehmensberater schon. Sie haben ja auch dafür gesorgt, das die Nahrungsmittelproduktion für das Volk rationalisiert wird: Schaben, Motten, Mäusekot gehören deshalb zu unserem “täglich´ Brot”.

Ebenso verarscht man uns mit Schrottprodukten:

Zahlreiche Industrieerzeugnisse, die wir tagtäglich nutzen, sind in ihrer Lebensdauer künstlich beschränkt. Immer mehr Verbraucher wollen die kurzen Lebenszyklen ihrer Elektrogeräte nicht mehr hinnehmen. Und tatsächlich gibt es Möglichkeiten, sich in kleinen Schritten dagegen zu wehren.

Auch hier waren “Unternehmensberater” gleich zu Anfang mit dabei. Sie waren zur Abstimmung der konzertierten Aktion in allen Betrieben unverzichtbar, sind ein wichtiges Steuerinstrument zur Gleichschaltung geworden – wäre ja undenkbar, wenn auf einmal eine Firma aus der Reihe tanzt und Dinge tut, die dem Bürger wirklich effektiven Nutzen bringen. Besser ist, die Firmenchefs meiden jede Art von Arbeit (wie der Rest der “Leistungsträger” auch) und steigern einfach kurzfristig den Erfolg durch Massenentlassungen – die Dauerwerbebotschaft jeden erfolgreichen Unternehmensberaters:

Nokia Siemens gibt München auf, Thyssen-Krupp den Edelstahl. Manchmal hat eine Sparte bei einem neuen Eigentümer zwar eine bessere Zukunft, doch viele Konzernchefs machen es sich zu leicht. Sie werden für die Entwicklung von Unternehmen bezahlt – und nicht für deren schrittweise Abwicklung.

Eine weitere clevere Idee von Unternehmensberatern war der Einsatz von Praktikanten: was ließen sich hier die Gewinne steigern – Piloten, Ärzte, Unternehmensberater, Designer und Anwälte brauchten gleich mehrere Konten, um die Gewinne verbuchen zu können:

Fünf Monate lang arbeitete sie Vollzeit für ein amerikanisches Modemagazin – und erhielt keinen Cent. Miete, Essen, Fahrtkosten finanzierte Xuedan Wang, 28, selbst. Jetzt will sie gerechten Lohn. Falls ihre Klage Erfolg hat, könnte das zum Präzedenzfall für ein Heer unbezahlter Praktikanten werden. 

Nun – wenigstens war Xuedan Wang nicht arbeitslos – soll sie doch dankbar sein für diese Ehre, anstatt ihre Arbeitgeber zu verklagen. Demut, Opferbereitschaft und Gehorsam sind Tugenden, die die neuen Herren der Welt von ihren Sklaven verlangen – eine Armee von Arbeitslosen wird dafür um die Welt gejagt, um diese Botschaft in jeden noch so kleinen Betrieb hineinzupressen – unterlegt mit schönsten Bildern.

Die Diener der neuen Herren hingegen lassen es sich gut gehen – siehe Handelsblatt:

Dunkle, holzgetäfelte Wände mit den Wappen Londoner Kaufleute, Ölporträts, Kronleuchter und Bleiglasfenster schmücken die Banketthalle der Eisenhändlergilde in der Londoner City, deren Tradition bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Am Kopf der Tafel, vor einer beleuchteten Prachtvitrine mit wuchtigen Silbertellern und Pokalen, sprach Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder gestern Abend vor rund 150 handverlesenen, festlich gekleideten Gästen aus der Finanzbranche, der Politik und Vertretern deutsch-britischer Organisationen.

Da treffen sich hochdotierte Arbeitslose und feiern den gelungenen Coup: durch Deregulierung der Finanzmärkte und Umbau des Sozialstaates ganz viel Geld in Bewegung gebracht zu haben, das man wunderschön an andere Arbeitslose (Piloten, Ärzten, Unternehmensberater, Designer, Anwälte, Politiker) verteilen konnte. Die leisten zwar nichts Großartiges, aber führen das viel zu viele Geld brav wieder an die Anlageberater ab, die es dann den Banken bringen.

Natürlich: wenn so viele Arbeitslose weit über ihre Leistung hinaus bezahlt werden, bricht das Kartenhaus irgendwann zusammen – so wie jetzt aktuell in Griechenland – mit drastischen Folgen für die Bevölkerung, siehe Spiegel:

Zwar hat Griechenland traditionell eine der niedrigsten Selbstmordraten in Europa – doch die Entwicklung ist dramatisch: Seit Beginn der Krise hat sich die auch die Quote nahezu verdoppelt.

Da wird einem schon mulmig, wenn jetzt von “Hilfen für Portugal” die Rede ist: die Finanzbranche möchte wohl auch dort die Suizidraten steigern.

Sangen die Rolling Stones einst von den hart arbeitenden Menschen als dem Salz der Erde, so müsste man heute von dem Industriezucker der Erde singen … jener Form von Zucker, die süß schmeckt, aber dem Körper alle Energie entzieht:

Weißer, raffinierter Zucker ist erstens einer der erfolgreichsten Säurebildner überhaupt. Zweitens ist Industriezucker eine Droge, die abhängig macht und immer höhere Dosierungen einfordert – das werden Sie spätestens ab morgen deutlich am eigenen Leib zu spüren bekommen. Drittens stellt er eine wohlschmeckende Nahrung für viele unerwünschte Bakterien dar, viertens ist er ein Zell- und Darmgift. Fünftens gilt er als Vitamin- und Mineralstoffräuber (vorranig z.B. beim Knochenkalk), sechstens ist er bekanntermaßen einer der Haupt- verursacher von Karies. Er wird zudem für die Entstehung vieler Herz- und Gefäßleiden sowie Magen- und Darm- krankheiten verantwortlich gemacht. Selbstverständlich spielt er auch eine Rolle bei der Entstehung der Zuckerkrankheit.

Toll, oder?

Aber das Bild von dem Vitamin- und Mineralstoffräuber passt halt zu den Arbeitslosen, die jetzt gerade das ganz große Rad drehen, den Menschen die die Renten, das Geld und die Lebenszeit rauben, um selber bis zum Abwinken im Luxus schwelgen zu können.

Vielleicht wäre es weise, nur noch jene Menschen für Regierungs- Verwaltungs- und Abgeordnetenjobs zuzulassen, die infolge einer Berufskrankheit sowieso nicht mehr richtig arbeiten können.

Früher wurden die Kriegsversehrten auch gern in der Verwaltung eingesetzt … und nicht die jungen gesunden, die noch richtig arbeiten konnten.

Wir hätten dann in führenden Positionen dieser Gesellschaft endlich Menschen, die noch wissen, was Arbeit eigentlich ist – und warum man Geld dafür bekommt. Das würde uns dann wohl letztendlich die Rente mit 80, den Schweinefrass und steigende Selbstmordraten ersparen.


Quelle und Kommentare hier:
http://www.nachrichtenspiegel.de/2012/02/10/wie-arbeitslose-arbeitslose-mit-schweinefrass-eindecken-ein-blick-hinter-die-kulissen-der-leistungsgesellschaft/