Wer hätte das gedacht?

von Alexander Berg

Zum finalen Abschluss kommt die Auflösung aus 2013, als die Person vom Unternehmen „Finanzamt“ in Müs unter Anwendung des §127 StPO, Abs. 1 festgenommen werden sollte, deswegen jedoch floh, was dann zu einem riesigen Medien-Tamtam hochstilisiert wurde.

Zur Erinnerung:

„(1) Wird jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt, so ist, wenn er der Flucht verdächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen. Die Feststellung der Identität einer Person durch die Staatsanwaltschaft oder die Beamten des Polizeidienstes bestimmt sich nach § 163b Abs. 1.“

Der beobachtete Ablauf ist in meinem Beitrag: „Tilsiter und Edamer – Illegale Vollstreckung der Firma „Finanzamt Fulda“ mit Polizeiaufgebot in Müs“ näher beschrieben.

Vor einigen Tagen sprach ich mit einem Juristen über den damaligen Fall. Er stellte fest, dass ich selbst gar nicht an der Tat beteiligt gewesen bin.

Es wäre unsinnig gewesen, sagte ich, dies in dem Moment vor „Gericht“ darlegen zu wollen, da offensichtlich erkennbar war, dass es nur um die Statuierung eines Exempels ging.

Bei näherer Betrachtung hätte sogar niemand in irgendeiner Weise bestraft werden dürfen, weil die Nutzung von Gesetzen nicht nur Juristen vorbehalten ist, sondern jeder sich – positiv-rechtlich (also, alte Ordnung) – daran zu orientieren hat.

Hinweis: Ich schreibe dies hier absichtlich aus innersystemischer Sicht. Das positive Recht selbst hat für mich keine Bedeutung mehr – egal wie sehr man mir nachzustellen versucht, da ich das alles mittlerweile abgelegt, indem ich das System, seine Mechanismen und seine Verfechter in Frage gestellt habe.

Als damals „Blau-Weiß-Wiesbaden“ antanzte und während der Festnahme tatsächlich die besagten zwei „A10“ vorbeiflogen, fragte irgendjemand nach, wer denn derjenige sei, der das Ganze denn zu verantworten hätte und man nannte seitens der Polizeibediensteten den Namen des „Staatsanwaltes“.

Der wurde am nächsten Tag natürlich angerufen und dieser sagte, er habe damit nichts zu tun. Verantwortung hat etwas mit Würde zu tun, wenn ich mich da recht an Gerard Menuhin erinnere. Das andere nennt sich im Übrigen „Glaubhafte Abstreitbarkeit“.

„Die Situation einer glaubhaften Abstreitbarkeit (auch glaubhafte Bestreitbarkeit; englisch plausible deniability) liegt vor, wenn eine Person oder eine Organisationseinheit ein Mitwissen bzw. eine Mitwirkung an moralisch verwerflichen oder strafbaren Vorgängen innerhalb ihres Einflussbereichs überzeugend dementieren kann und ihr somit keine Verantwortlichkeit nachgewiesen werden kann, unabhängig vom tatsächlichen Wahrheitsgehalt dieses Dementis.“ Wikipedia

Das sich in der Gerichtsveranstaltung abspielende Szenario, erinnerte somit mehr an ein Standgericht.

Die Umdeutung des Ablaufes in Verbindung mit dem 127er StPO durch den Richter, sein Konstruieren einer dürftigen Begründung: dass die Handlung der Person des Unternehmens „Finanzamt“ ja bereits abgeschlossen gewesen sei und es sich somit um „Freiheitsberaubung“ handele, zeigte den wesentlichen Charakter der ganzen Arie.

So wie alle „drauf“ waren, hätte es sowieso niemanden wirklich interessiert, weil es darum ging, nur ein paar Schuldige zu finden.

Während in der „Veranstaltung“ von allen Seiten „der übliche Senf“ hinzu gegeben wurde, war ich fleißig damit beschäftigt die Teilnehmer, ihre Verhalten und ihre Motivationen in ihren Rollen zu beobachten (Richter, Kollegen, Strafverteidiger, Staatsanwalt, Aussagenden &c.)

Ich schwieg darüber den Sachverhalt zu erzählen, da ich bereits einen Beitrag (siehe oben) darüber im Internet veröffentlicht hatte, der alsdann auch teils vorgelesen wurde – dies aus der Sicht der Rolle eines Käsebrötchen kauenden Beobachters. Ich will mich hier nicht und Unschuld waschen, da es auch keine Schuld gibt. Ich näherte mich der Person, um fragte sie, ob sie etwas zu trinken haben wolle, was sie jedoch ablehnt.

Schmunzelnder Weise muss ich dazu sagen, dass der in der Eigenschaft eines Finanzbeamten Argumentierende mich zunächst als „Reichsbürger“ betitelte und alsdann – ich verwende mal den Begriff jenes Menschen mit der Eigenschaft eines „Richters“– als „Spiritus Rector“ (führender Geist) der ganzen Veranstaltung sah. Huhuhuh…

Heute werde ich als „Terrorist“ bezeichnet. Es muss ja einen geben, der schuldig sein soll. Es sind im Kern jedoch nur Projektionen aus Sicht verletzter und verängstigter „Iche“. Und da ich immer gesagt bekomme, dass niemand das mit der Projektion versteht:

„Durch das Erfinden eines äußeren Feindes erschaffen wir uns gewöhnlich reale Feinde. Und das wird dann zu einer realen Gefahr für das „Ich“, obwohl es auch dessen Schöpfung ist.“ Dr. Peter Fonagy, PH.D., FBA

So herrscht jetzt auf der anderen Seite der verdreht gelernte Umgang mit der Angst:

„Das Sinnesorgan Angst, zuständig für die Signalisierung noch unklarer Bedrohungen, ist zwar unangenehm, jedoch vital notwendig und daher kerngesund; nur am falschen Umgang mit Angst (zum Beispiel Abwehr, Verdrängung) kann man erkranken…“ Deutsches Ärzteblatt, 2002

Das macht mir nichts aus, denn hat es mir nur gezeigt, wie weit Menschen ihre geschaffene Illusion zu verteidigen bereit sind. Denn auch hier ist erkennbar:

„Menschen verteidigen notwendigerweise ihr eigenes „ich“. Wir nennen das: „ohne Grenzen“. Sie werden lügen, betrügen, stehlen, morden. Sie werden alles tun, was notwendig ist, um das aufrechtzuerhalten, was wir „die Grenzen des Ichs“ nennen.“ Andrew Samuels, Ph. D.

Wie heißt es so schön? Am Tun wird man sie erkennen.

Durch die stattgefundene Umdeutung tritt auch der Sachverhalt der Willkür und Versuch der Systemerhaltung klar zu Tage. Und… es zeigt sich so die Schwäche des Rechtssystems, seiner Gesetze und Verfechter:

„Das Recht ist fragwürdig, die Macht ist unverkennbar und fraglos. So konnte man die Macht nicht mit dem Recht verleihen, weil die Macht dem Recht widersprach und behauptete, es sei ungerecht und sie wäre es, die das Recht sei. Und da man nicht machen konnte, daß das, was recht ist, mächtig sei, macht man das, was mächtig ist, zum Recht.“ (Blaise Pascal, 1623-1662, Fragment Nr.298) Zitat aus „Der verborgene Pascal“ von Theophil Spoerri, Seite 132)

 

„Es ist gefährlich dem Volke zu sagen, daß die Gesetze nicht gerecht sind, denn es gehorcht ihnen nur, weil es glaubt, daß sie gerecht sind. Deshalb muß man ihm gleichzeitig sagen, daß man ihm gehorchen muß, weil sie Gesetze sind, wie man den Vorgesetzten gehorchen muß, nicht weil sie gerechte Leute, sondern weil sie Vorgesetzte sind. Wenn es gelingt, dies verständlich zu machen und daß hierin die eigentliche Definition der Gerechtigkeit besteht, dann ist man jeder Auflehnung zuvorgekommen.“ (Blaise Pascal, 1623-1662, Fragment Nr.326) Zitat aus „Der verborgene Pascal“ von Theophil Spoerri, Seite 133)

Im vorliegenden Fall wurde das Fluchtverhalten der Person (als Vollstreckungsbeamtin) des „Finanzamtes“ vom Richter passend in Richtung 239 StGB umgedeutet, wobei der Aspekt des Rechtes als Mittel der Macht klar zum Vorschein kam: alleine schon wegen des fehlenden räumlichen Geltungsbereiches!

Die fluchtartige Entziehung vor der Festnahme (nach §127 StPO) stellt keinen Abbruch einer Vollstreckungsmaßnahme dar, um in der Gegenhandlung so eine „Freiheitsberaubung“ rechtfertigen zu wollen.

Ich empfinde nach wie vor keine Schuld, denn sie ist nur eine Erfindung der Autorität („verletztes Ich“) zur Unterwerfung. Ich unterwerfe mich jedoch keinem Menschen. Schuldzuweisung dient als Werkzeug der Macht und ist im Kern nur ein Verdrängungskonzept, dass sie sich selbst gegen Veränderung (und erkennen der Illusion) zu schützen versucht. In dem Fall das System selbst. Selbst Gewalt ist nur Mittel der Unterdrückung, das Recht eindeutig als Werkzeug zum Machtmissbrauch enttarnt.

Meine Erfahrungen in diesem Leben zeigen, dass nur allzu schnell Schuldige ausgemacht werden, denen man aufgrund des eigenen Unglaubens dann auch keinen Glauben schenkt, um den „geäußerten Zustand“ aufrechterhalten zu wollen, um sich letztlich so auch über andere erheben zu wollen.

Und so beschloss ich vor langer Zeit: Alle dürfen so denken, wie sie mögen, was sie meinen denken zu wollen – über wen auch immer. Was zählt ist die Entwicklung des Menschen hin zum Lebensprozess, der eine Abkehr von der alten Weltordnung notwendig macht. Am ende erntet jeder das, was er gesät hat. Es sei denn… über den Lösemechanismus mag jeder mal selbst nachdenken… es gibt einen.

„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutungen, die wir den Dingen verleihen.“ Epiktet, Version 2.0

Was jene erleben, ist stets nur ihr eigener Spiegel. Während die einen dagegen kämpfen (Verdrängungsverhalten) entwickeln sich an den Herausforderungen – jene, wie mich.

Niemand hat über den anderen zu urteilen – schon gar nicht, wenn er selbst ein „verletztes Ich“ mit sich herumträgt.

Im Kern lässt das, was man als „Neoliberalismus“ bezeichnet, schön grüßen. Der dann funktioniert, wenn die Menschen auf der einen über das Wesen von Vernunft und Gewissen aufgeklärt werden, was auch gleichzeitig das Ende der (Be)Deutungshoheit der alten Ordnung offiziell einläutet.

Während also die Wissenschaft unter künstlichen Bedingungen den Menschen in seinem Verhalten und seinen Motivation zu verstehen versucht, ist eine reale Umgebung wohl doch das beste Test- und Lernszenario. Was meinen Sie?

So würde ich heute aus klassischer Sicht sagen: „Sie waren Teilnehmer (m)eines gesellschaftlichen Experimentes.“

Die „Nummer“ habe ich im Übrigen auch in einem anderen Fall geschoben, als das „Finanzamt“ 32.000 Euro erfand (ich hatte in dem Jahr noch nicht einmal mehr Hartz-IV) und „mit Polizei bepackt“ von mir „leider“ nur 26,04 Euro bekam, und so alle Teilnehmer zu Statisten wurden. Liebe Jungens und Mädels? Durchgefallen.

Abschließend mag ich Ihnen, lieber Leser, den Ursprung meiner Motivation darlegen. Denn ich denke ja auch viel über meine Vergangenheit und Erfahrungen nach. Es geht im Kern ja „nur“ um Entwicklung und nicht um bezahlte Beschäftigung mit Symptomen, wie dies nicht nur in der klassischen Schulmedizin und unter anderem im Rechtssystem der Fall ist (Ganz besonders bei der Gestaltung und Handhabung von Organisationen).

Wir lebten damals in einer kleinen Wohnung hier in Fulda. Ich war so im Alter von vier bis fünf Jahren. Ein Tages kam mein Vater von der Baustelle (wir bauten zu der Zeit ein Haus) nach Hause und brach in Tränen aus, weil die Eingangstreppe aus Beton sich unter dem starken Regenfall abgesenkt hatte.
Ich nahm ihn in dem Arm und sagte mir, dass so etwas, was meinem Vater widerfuhr nie passieren dürfe, dass ihm so etwas ausmacht. Es war ein sehr klarer Gedanke.
Wenn auch ich heute erkenne, dass jeder seine eigene Entwicklung hat und man niemanden von etwas überzeugen muss, was jener selbst in sich nicht erkennt oder nicht selten: erkennen will.

Es gibt viele Momente, die mich geprägt haben und wenn ich eines nicht ausstehen kann, wenn von Gerechtigkeit gesprochen, jedoch dem Gegenteil belohnt nachgegangen wird. Weil Gerechtigkeit überall gesucht wird, nur nicht dort, wo sie als Erscheinungsform auftritt: zwischen bedingungslosem Geben und bedingungslosem Empfangen – der Vernunft.

Und da es nichts bringt, die „Ungerechten“ nur ausfindig zu machen und bestrafen zu wollen, was nur eine Verdrängung der eigenen Entwicklung wäre, stelle ich lieber das System im offenen Raum in Frage, was diese Phänomene erst ermöglicht. Dann haben alle etwas davon.

Der Hinweis, das System in Frage zu stellen findet sich auch im Film „Spotlight“, der 2016 zum besten Film des Jahres ernannt wurde und sich mit der Pädophilie in der Kirche beschäftigt.

Es gibt keine anderen Schuldigen, nur um den eigenen Denk- und Entwicklungsprozess, der letztlich stets zur Infragestellung (Inquisition) des Systems (den eigenen Konditionierungen) führt, weiter umschiffen zu wollen.

Denken Sie bei „umschiffen“ einfach an die „Titanic“ und nicht an „herumpissen“. Denken Sie auch daran, dass Rettungsringe aus purem Gold und hohe Wände Ihnen nicht weiterhelfen werden. Das Leben kommt immer mit einem Lächeln um die Ecke und verändert Sie, ob Sie es wollen oder auch nicht. Es sei denn, Sie verdrängen ganz toll. Davon werden Sie aber nur bekloppt.

P.S. Ich bedanke mich an dieser Stelle auch rückwirkend beim Hessischen Rundfunk, für die unverblümte Veröffentlichung meines Gesichtes im Fernsehen.

Sie haben mir in meiner Gesamtbetrachtung sehr weitergeholfen. Sie müssen sich auch nicht entschuldigen. Wie gesagt: Es gibt keine Schuld – nur die Aufgabe sich selbst zu entwickeln.

Und auch keinen Rundfunkbeitrag mehr, da es dafür auch keine Rechtsgrundlagen gibt. Da schau her! Grins.

Mir genügt es, wenn das System seine (Be)Deutungshoheit verliert, was es bereits reichlich zur Schau stellt: um zu lernen, wie es nicht funktioniert und man damit auch wieder erkennt, wie es anders funktioniert.

„Wahrheit ist das, was funktioniert.“ Radikaler Konstruktivismus, Ernst von Glaserfeld

Ihnen allen ein schönes Leben.

Ihr Alexander [Berg], offiziell staatenlos seit 10.04.2012


Quelle und Kommentare hier:
http://blog.berg-kommunikation.de/wer-haette-das-gedacht/