Unzerstörbarer Tiger (Bericht von Leutnant Zabel vom Februar 1943)

von Mathias Ueck

Bildbeschreibung der Tigerfibel :

„Dieser Tiger (des Leutnant Zabel) erhielt im Südabschnitt in 6 Stunden:
227 Treffer Panzerbüchse
14 Treffer 5,7 cm und 4,5cm und
11 Treffer 7,62 cm.
Keiner ging durch!“

„Für die Qualität der Panzerung des “Tiger“ sprach der D656/27 (Dienstvorschrift) – „die Tiger-Fibel“ vom 1.August 1943 und der im Zusammenhang abgebildete Panzerkampfwagen VI „Tiger“. Er hatte während der Kämpfe im Kursker Bogen im Juli 1943 innerhalb von sechs Stunden 227 Panzerbüchsen- und 25 Artillerietreffer erhalten und war trotz zahlreicher Schäden im Laufwerk mit eigener Kraft noch 60km weit gefahren.“
(Wolfgang Fleischer, Waffen Arsenal Panzerkampfwagen Tiger in der Truppe, Highlight Band 19, S.32 inkl. 2er Fotos des Tiger)

Die in der Tigerfibel genannten Beschußschäden finden ihre Quelle in der Schilderung des Leutnant Zabel, Kampfgruppe „Sander“, anläßlich eines Angriffs am 10./11.Februar 1943 auf eine Kolchose, westlich von Sserernikowo. Die Einheit ist in diesem Bericht nicht genannt.

Meine Buchquelle: „Die Deutsche Panzertruppe“ von Jentz, S.34/35.
Hier exklusiv der Gefechtsbericht des Leutnant Zabel, Ostfront 1943:

„Am 10. und 11. Februar 1943 sah sich die Kampfgruppe „Sander“ bei einem Angriff auf eine Kolchose westlich von Sserernikowo plötzlich einer weitüberlegenen Streitmacht gegenüber.

Die Tiger im vorn eingesetzten Zug zogen die Masse des feindlichen Feuers auf sich. Das Feuer von Panzern, Panzerabwehrgeschützen und Infanterie mit Panzerbüchsen auf größter Kampfentfernung kam überwiegend aus der rechten Flanke und von vorn.

Zu Beginn des Angriffs wurde mein Tiger an der Frontseite der Wanne durch eine 7,62 cm Pak getroffen. Die Kettenglieder die mit einer Stahlstange an der Frontplatte der Wanne befestigt waren, wurden abgeschossen. Wir hörten ein dumpfes Geräusch und fühlten einen leichten Stoß innerhalb des Tigers. Gleichzeitig sahen wir auf dem Boden vor und seitlich vom Tiger viele Fehlschüsse dicht neben und einschlagen.

Kurz danach erhielt ich an der Kommandantenkuppel einen Treffer von einer 4,5 cm Pak. Die Halterungen des Winkelspiegels flogen weg. Der Winkelspiegel selbst schweißte sich fest, aber eine Durchsicht wurde durch den Einschlag von Geschoßsplittern unmöglich gemacht.

Ein zweiter Treffer an der Kuppel schlug Halterungen vom Turmdach lose. Im selben Moment umgab eine Hitzewelle und eine Wolke aus beißendem Rauch die Besatzung.

Zwei Treffer von 4,5 cm Panzerabwehrgranaten und 15 weitere Treffer anderer Panzerabwehrgeschosse wurden nach dem Gefecht an der Kuppel gezählt.

Die Ladeschützenluke, die irgendwie klemmte und deshalb offen stand, erhielt mehrere Treffer von Panzerbüchsen, die einige Halterungen abschlugen.

Andere Schüsse trafen die Luke und verklemmten die Scharniere, so daß sie nach dem Gefecht nur mit Hilfe einer Brechstange geöffnet werden konnten.

Der Feind überschüttete an beiden Tagen den Tiger mit Maschinengewehrfeuer. Die Nebel-Abwurfvorrichtung an beiden Seiten des Turmes wurden durchlöchert, wobei die Nebelkerzen gezündet wurden.

Dieser Nebel sickerte im Kampfraum ein und wurde so dicht und hinderlich, daß die Besatzung kurzzeitig außer Gefecht gesetzt wurde. Je mehr der Tiger sich der Kolchose näherte, desto größer wurde die Intensität des feindlichen Abwehrfeuers.

Jeder Treffer am Tiger wurde von einem scharfen Geräusch, einem leichten Schlag, einer beißenden Rauchwolke, einem gelb flimmerndem Blitz und einer Detonation begleitet.

Die Nerven der Besatzung waren auf das Höchste gespannt. Wir schenkten Hunger, Durst oder Zeit keine Beachtung. Obwohl der Angriff über 6 Stunden dauerte, dachte die Besatzung, daß nur eine kurze Zeit vergangen wäre.

Nachdem eine weitere 7,62 cm Panzerabwehrgranate die Rohrblende traf, rissen die Rohrvorholer ab, die Rohrbremse begann Flüssigkeit zu verlieren und die Kanone blieb in der hintersten Stellung. Die Erschütterung, verursacht durch weitere Treffer, beschädigte die Funksprechanlage, eine Betriebstoffleitung und den Gangwählhebel beim Fahrer.

Der Motor fing Feuer, als die Abdeckung, die den Auspufftopf schützt, abgeschossen wurde. Das Feuer wurde jedoch rasch gelöscht. Eine Sprenggranate, die von der Seite auf den Tiger geworfen worden war, wurde als eine dumpfe Explosion, begleitet von Hitze und Rauch, die den Tiger und die Besatzung umgab, wahrgenommen.

Wir zählten 227 Treffer von Panzerbüchsen, 14 Treffer von 5,7 cm und 4,5 cm Paks und 11 Treffer von 7,62 cm Paks. Die rechte Kette und das Fahrwerk waren schwer beschädigt. Einige Laufrollen und ihre Schwingarme waren durchlöchert. Das Leitrad hatte sich aus seiner Montierung gelöst. Trotz aller Schäden gelang es dem Tiger, noch weiter 60 Kilometer mit eigener Kraft zurückzulegen.

Die Treffer hatten das Aufreißen einiger Schweißnähte zur Folge was verursachte, daß der Betriebstofftank zu lecken begann. Die Ketten hatten einige Treffer erhalten, doch insbesondere diese behinderten Fahrfähigkeit des Tigers nicht.

Zusammenfassend kann man sagen, daß die Panzerung des Tiger der intensivsten Beschießung widerstehen kann. Die Besatzung kann sich in das Gefecht mit dem sicheren Wissen begeben, daß sie durch hinreichende Panzerung, die auch das gut gezielte Panzerabwehrgeschoß abhält, umgeben ist.“


Quelle und Kommentare hier:
https://verschwiegenegeschichtedrittesreich.wordpress.com/2019/02/04/unzerstoerbarer-tiger-bericht-von-leutnant-zabel-vom-februar-1943/