Unheilige Klima-Inquisition: Schwört ab, ihr Leugner!

von Max Erdinger

Was haben die italienische und die amerikanische Umweltpolitik gemeinsam, was die Herren Meuthen, Trump und Orbán? Gutgekleidete Herren von großem Sachverstand bestechen auf die Frage nach der Relevanz von Umweltpolitik mit der gemeinsamen Antwort: Es gibt Wichtigeres. Die Medienkritik.

Im Tagesspiegel gibt es in der Rubrik „Rechtspopulisten“ einen Artikel mit dem Titel: „Das Netzwerk der Klimaleugner„. Da merkt man gleich, woher der Wind weht.

Die frommen Klimagläubigen sehen sich durch ein Netzwerk geistig Gesunder in ihrem Recht auf freie Religionsausübung beeinträchtigt.

Deswegen ist Mutti Merkel auch traurig über die renitenten Buben aus der AfD, dem Waisenhaus und Budapest. Das ist aber noch nicht das ganze Drama. Es kommt ein gekränktes Weltmutterherz dazu, beklemmende Angst bemächtigt sich Angelas moralgestählter Führer*Innenbrust.

Wie steht sie denn da, wenn es diesen menschengemachten Klimawandel gar nicht gibt? – Kein Klimawandel? Keine Klimapolitik? Und dann den ganzen Medienrummel dazu? Da kann man doch bloß verlieren!? – Kommt überhaupt nicht in die Tüte. Wie soll sie das der Göring-Eckardt erklären, dem Habeck? Sie wird aus der Freundesliste von Greenpeace fliegen. Umweltpolitik muß sein.

Menschheit. Planet. Retten.

Letzteres am dringendsten für das eigene Geltungsbedürfnis der Nachwelt gegenüber. Man möchte einen würdigen Grabstein haben. Man wird immerhin einmal Bundeskanzlerin gewesen sein. Das ist unabhängig davon schon etwas Bedeutsames, daß man viel Mist baute, als man Kanzler*In gewesen ist. Errare humanum est. Schöne Grüße, die menschliche Gesellschaft der Menschen. Und der Frauen, auch. Ganz besonders.

Vor der Nachwelt dazustehen als jemand, der die Frage nach dem menschengemachten Klimawandel noch immer als Meinungsfrage begriffen hat, und nie als Faktenfrage, – … da wird es schwierig für das Selbstbewußtsein im prämortalen Ich. Das ehrende Angedenken jener dereinstigen Nachfahren müsste die Kanzler*In/ div.  glatt ausblenden, um nicht für den Rest seines/ihres Lebens/div. dem Trübsinn anheim zu fallen.

Deswegen gibt es für die deutsche Regierung den Klimawandel, den menschengemachten. Zu viele Leute leben viel zu gut davon, daß es ihn gibt. Da kann es den Klimawandel nicht auf einmal nicht mehr geben. Deswegen gibt es auch eine Klimapolitik. In der Klimawirtschaft, bei Klimabehörden und Klimaämtern sind viele Leute scheinbeschäftigt. Mit Schwachsinn zwar, aber immerhin. Soll man denen sagen, daß sie den Schwachsinn bleiben lassen -, ihre Siebensachen packen und in der Nase nach dem Grünen popeln sollen? Und was wäre dann erst gebacken?

Das ist ein Aspekt, der im Artikel des Tagesspiegel zum Thema Rechtspopulisten und Klimaleugner deutlich zu kurz kommt. Wie liegen denn die Interessen bei der Frage nach der Existenz eines menschengemachten Klimawandels? Wie sieht´s denn aus mit der unterstellten Freiheit der Protagonisten auf der politischen Bühne, etwas anderes zu behaupten, als daß es ihn gibt und daß deswegen Klimapolitik betrieben werden muß? – Ganz schlecht sieht es da aus.

Schlußfolgerung

Auf jeden Fall steht fest, daß die Annahme naiv ist, es würde bei der Frage nach dem menschengemachten Klimawandel um faktisch richtige Antworten gerungen. Es geht darum, ob sich ein imaginärer, hochprofitabler Klimawandel per Klimapolitik in reale, klingende Münze verwandeln läßt, und in wessen Porzellanschweinchen die Münze am Ende klingelt. Außerdem geht es inzwischen um die wissenschaftliche und damit auch um die gesellschaftliche Reputation derjenigen, die bisher behauptet haben, daß es einen menschengemachten Klimawandel gibt, welcher die Klimapolitik notwendig macht.

Der Tagesspiegel

Oben im Artikel gibt es ein Foto quer über die ganze Seite. Es zeigt abbrechende Eismassen, die schön fotografiert ins Meerwasser plumpsen. Von einem Gletscher sollen sie angeblich abgebrochen sein. Bildunterschrift:

Zeichen des Klimawandels: schmelzende Gletscher“.

Hallo? Will ich unter dem Bild lesen, wofür das, was ich sehe, ein Zeichen sein soll? Ich will lesen:

„Abbrechendes Eis, das ins Wasser fällt“.

Punkt. Wofür das ein Zeichen sein könnte, überlege ich mir selbst. Was kommt denn als nächstes? Bild von der lila Kuh mit der Unterschrift

Zeichen der Indoktrination: Rindfleisch besteht aus Schokolade.“ ?

Die AfD

Wir befinden uns in der Sitzung des Umweltausschusses im Bundestag vergangene Woche. Es gibt eine Sachverständigenanhörung zur Einschränkung der CO2-Emissionen bei Nutzfahrzeugen. Der Naturschutzbund ist dabei, ein Vertreter der IG Metall, sowie ein Professor für Fahrzeugtechnik.

Und dann ist da Professor Horst Lüdecke, 75 Jahre alt, vom „Europäischen Institut für Klima & Energie“, kurz Eike.“, schreibt der Tagesspiegel.

Merkt er was? Das ist Framing. Der Tagesspiegel-Autor erzählt von einer Sitzung und wer dabei gewesen ist. Die könnte er der Reihe nach aufzählen, den Prof. Lüdecke mittendrin nennen, wenn er will. Aber er will nicht. Er will hier die eine, die Mehrhheitsseite aufbauen – und der dann den Häretiker gegenüberstellen. Der Häretiker ist der Leugner. Prof. Lüdecke und sein Verein:

Der Verein leugnet seit mehr als zehn Jahren den menschengemachten Klimawandel

Iirre. Anders ausgedrückt: Seit mehr als zehn Jahren sagt Prof. Lüdecke, was seit mindestens zehn Jahren allgemein akzeptiert sein sollte:

Es gibt keinen menschengemachten Klimawandel.

Nicht aber die Mehrheit irrt, sondern der Professor leugnet. – „und die AfD hat ihn eingeladen“ – , was wiederum soviel heißt wie: Die AfD ist nicht bei der Mehrheit, denn sie hat den Leugner eingeladen. „Leugner“ und „Lüge“ sind miteinander verwandt. Aber darum geht es gar nicht in erster Linie.

Es geht um die transportierte Botschaft: Mehrheit ist Wahrheit, Minderheit ist Leugnung. Aber gut: Die AfD hatte also – auch – Herrn Professor Lüdecke zu einer Sitzung eingeladen, in der es nicht um Mehrheiten ging, sondern um wissenschaftliche Fakten. Auffällig ist die Zurückhaltung des Tagesspiegels beim Eifer zur Widerlegung der faktischen Tatsachen, wie sie von Herrn Prof. Lüdecke in jener Sitzung vorgetragen worden waren.

Stattdessen: AfD und Lüdecke sind „Außenseiter“ (um nicht zu schreiben „Aussätzige“), ganz so, ob das hinsichtlich der Frage nach einem menschengemachten Klimawandel irgendeine Relevanz hätte. Der Tagesspiegel perpetuiert den Glauben an das Allwissen der Mehrheit, nicht den an die Macht des Faktischen. Und wenn man beim Tagesspiegel nicht zu vernagelt ist, um das zu bemerken, dann wird man´s wohl mit Absicht so geschrieben haben.

In der Sitzung

Der Tagesspiegel:

Dass Lüdecke hier im Ausschuss sitzt und Zweifel streut, gehört zur Strategie der Rechtspopulisten“.

Aha. Die AfD hat ihn nicht eingeladen, um Fakten zum Klimawandel zu erörtern, sondern weil sie einer Strategie folgt. Und der Tagesspiegel-Autor wird augenblicklich zum strategischen Erklärbären.

Zu beiden der jüngsten Sachverständigenanhörungen zu Klimathemen habe die AfD Klimakrisenleugner eingeladen, berichtet die Ausschussvorsitzende Sylvia Kotting-Uhl„. –

Oha! Es handelt sich bei der AfD also um Wiederholungstäter. Das sind Serien-Klimaleugner.

Anstatt ernsthaft das Thema zu diskutieren, hätten diese die menschengemachte Klimakrise und den Bedarf für Klimaschutz infrage gestellt„.

Nein – doch – oooh!

„Es fehlt ihnen die Ernsthaftigkeit“, ist wirklich eine nette Strategie zur Verantwortungsverschiebung. Unverschoben: Wir denken gar nicht daran Fakten gegen unsere zivilreligiösen Überzeugungen ernstzunehmen.

Das sind abstruse Scheindebatten. Die AfD stiehlt uns unsere Zeit“, klagt die Grünen-Politikerin.“.

So steht es in der Zeitung. Die Einen gackern also Bullshit – und die Erleuchteten behindert das auf ihrem Weg ins klimapolitische Paradies. Wozu Fakten diskutieren, wenn man von der Moral des eigenen Glaubens auch angetan sein kann, ohne sich dabei von Fakten die gute Laune verderben zu lassen

Na eben. Daß eine Grünen-Politikerin jemals etwas aus eigenlegitimatorischen Gründen gesagt haben könnte, wird man wohl ins Reich der Spekulationen verweisen müssen.

Es ging in der Sitzung um wissenschaftliche Fakten zum menschengemachten Klimawandel, nicht um Befindlichkeiten oder Mehrheitsverhältnisse. Was die AfD und die „Klimaleugner“ vorgetragen hatten, wurde im Artikel zwar – und das ist löblich – korrekt wiedergegeben. Daß das in dieser Sitzung irgendjemand aus der „Mehrheit“ faktisch widerlegt hätte, geht aus dem Artikel im Tagesspiegel nicht hervor. Umso verwerflicher ist der ellenlange Schnack über Mehrheiten, wer mit wem in der EU zusammen wofür und wogegen gestimmt hat, was nach den EU-Wahlen zu „befürchten“ sein wird – und pi-pa-po – die Frage war: Besitzt Klimapolitik irgendeine Relevanz hinsichtlich der Realität?

Was ist nun die Gefahr?

Wenn es in Deutschland nichts gibt, vor dem man warnen, weswegen man etwas fordern, oder wofür man ein Zeichen setzen könnte, – und wenn man trotzdem als Überblicker erscheinen will -, dann muß man eine Gefahr formulieren, die so hinterfotzig um die Ecke kommt, daß man allein deswegen schon der Held ist, weil man sie als erster erkannt hat. Daß man sie gerade erst erfunden hat, weiß ja keiner.

Eine der größten Gefahren für den Klimaschutz ist aus Alexander Carius’ Sicht aber nicht, dass populistische Klimaskeptiker stärker werden. „Sondern dass demokratische Parteien der Mitte ihre Argumente und ihre Sprache übernehmen, um ihren Wählern zu gefallen.“ Wie so eine Diskursverschiebung funktioniert habe man in der Flüchtlingsdebatte gesehen.“, zitiert der Tagesspiegel Herrn Alexander Carius, den Geschäftsführer vom …. moment …. „Think Tank“  … denk stänk`.

Und wieder haben wir so ein Mehrheitsproblem. Die Parteien der Mitte könnten übernehmen, was eine zunehmende Zahl von „die Menschen“ als richtig erkannt hat: Nämlich, daß Klimapolitik nichts als heiße Luft ist, die zwar allem und allen möglichen dient, nicht aber der „Rettung des Weltklimas“.

Problem: Wenn sie das zugeben, dann sind sie erledigt.

Darum geht´s. Das ist die Gefahr.


Quelle und Kommentare hier:
https://www.journalistenwatch.com/2019/02/26/unheilige-klima-inquisition/